Lebensdaten
1853 – 1913
Geburtsort
Jena
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Germanist ; Literaturhistoriker ; Professor in Berlin ; Rektor der Universität Berlin ; Präsident der Goethe-Gesellschaft ; Literaturwissenschaftler ; Hochschullehrer ; Schriftsteller ; Literarhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118608746 | OGND | VIAF: 10144782939267692111
Namensvarianten
  • Schmidt, Franz Erich
  • Schmidt, Erich
  • Schmidt, Franz Erich
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Zitierweise

Schmidt, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608746.html [08.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Oskar (1823–86), 1849 ao. Prof. f. Zool. in J., 1872 o. Prof. in Straßburg (s. ADB 32; ÖBL; NDBA), S d. Eduard Adolph (1794–1875), Pfarrer in Torgau, Axien/Elbe u. Klein Wanzleben, u. d. Sophie Cecilie Ramus, aus Hamburg;
    M Friederike Maria ( 1889), T d. Franz Anton Koller (1775–1844), Tunz- u. Gymnastiklehrer in Schulpforta (s. NND 22, 1846);
    Ur-Gvv Christian Gottlieb (1755–1827), aus Bernsdorf (Sachsen), zuletzt Sup. in Weißenfels (s. Meusel, Gelehrter Teutschland; NND 5, 1829);
    1880 Walborg (Wally) (1857–1936), aus Würzburg, T d. Adolf Strecker (1822–71), Prof. f. Chemie in Straßburg (s. ADB 36; Pogg. I-III), u. d. Lina N. N.;
    2 S, 1 T Hilde ( 1919, Werner Richter, 1887–1960, o. Prof. f. Germanistik in B., Allentown, Pennsylvania, u. Bonn, Präs. d. DAAD, s. NDB 21); Tante-v d. Ehefrau Sophie Strecker (* 1829, Jacob Moleschott, 1822–93, Prof. d. Physiol. an d. Sapienza in Rom, s. NDB 17).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums der Admonter Benediktiner in Graz kam S. 1864 nach Jena, wo er in die von dem Herbartianer Karl Volkmar Stoy (1815–85) geführte Erziehungsanstalt eintrat. 1868 setzte er seine Ausbildung in Schulpforta fort. Nach dem Abschluß 1871 studierte S. Klassische Philologie in Graz, Jena und Straßburg. Hier vollzog sich durch die Bekanntschaft mit Wilhelm Scherer (1841–86) die Wende S.s zur Neueren dt. Literaturgeschichte. 1874 mit der Dissertation „Reinmar von Hagenau und Heinrich von Rugge, Eine literaturhistorische Untersuchung“ (1874) bei Scherer promoviert, habilitierte er sich ein Jahr später in Würzburg mit „Heinrich Leopold Wagner, Goethes Jugendgenosse, Nebst neuen Briefen und Gedichten von Wagner und Lenz“ (1875, ²1879). 1875-77 war S. Privatdozent in Würzburg, 1877-80 als Nachfolger Scherers Extraordinarius in Straßburg. 1880 wechselte er an die Univ. Wien (Nachfolge Karl Tomaschek, 1828–78), wo er ein Jahr später ein Ordinariat für Neuere dt. Literaturgeschichte erhielt. Auf Empfehlung Scherers amtierte S. seit 1885 als Direktor des neu begründeten Goethe-Archivs in Weimar, wo er Goethes „Urfaust“ (1887, ⁸1915) herausgab. Nach Scherers Tod übernahm S. 1887 das Ordinariat für Neuere dt. Literaturgeschichte in Berlin und eröffnete dort das Germanistische Seminar als dessen erster Direktor (Dekan 1899/1900, Rektor 1909/10). Hier vollendete er sein wissenschaftliches Hauptwerk „Lessing, Geschichte seines Lebens und seiner Schriften“ (2 Bde., 1884/92, ⁴1923, Nachdrr. 1967 u. 1983), das ihn als überzeugten Anhänger der von Scherer inaugurierten historisch-philologischen und biographischen Forschung in der neueren dt. Literatur ausweist. Dies belegen auch seine Mitherausgeberschaft von „Goethes Werken“ im Rahmen der sog. Weimarer „Sophien-Ausgabe“ seit 1887 sowie die von ihm geleitete Werkedition „Heinrich von Kleist“ (1904-05, ²1936-38). Letzteres wie auch zahlreiche Studien zur Gegenwartsliteratur in dem Sammelband „Charakteristiken“ (2 Bde., 1886/1901, ²1902/12) und die große Anzahl an Literaturkritiken zeigen S. zudem als entschiedenen Förderer moderner Literatur von der nachklassischen Zeit bis zum Naturalismus der Jahrhundertwende (v. a. Gerhart Hauptmanns). Dies schloß den geselligen Verkehr in literarischen Salons in Wien und Berlin genauso ein wie den freundschaftlichen Umgang mit Schriftstellern (wie Theodor Storm, Paul Heyse, Theodor Fontane). Durch sein großes Engagement als Hochschullehrer und Wissenschaftsorganisator war S. Repräsentant seines Faches in der Öffentlichkeit des Kaiserreichs. Zu der Vielzahl seiner prominenten Schüler zählen Julius Petersen, Friedrich Gundolf, Georg Minde-Pouet, Alfred Kerr und Arthur Eloesser.

  • Auszeichnungen

    o. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss., Berlin (1895);
    preuß. Geh. Reg.rat (1904);
    Präs. d. Goethe-Ges. (seit 1906);
    Roter Adlerorden (1900);
    kgl. Kronenorden III. Kl. (1908);
    Komtur d. Hohenzollerschen Hausordens (1910).

  • Werke

    Weitere W Richardson, Rousseau u. Goethe, Ein Btr. z. Gesch. d. Romans im 18. Jh., 1875 (Nachdr. 1924);
    Lenz u. Klinger, Zwei Dichter d. Geniezeit, 1878;
    Btrr. z. Kenntnis d. Klopstock. Jugendlyrik aus Drucken u. Hss. nebst ungedr. Oden Wielands, 1880;
    Wilhelm Scherer, Kl. Schrr., 2 Bde., 1893 (hg. mit K. Burdach);
    Gedächtnisrede auf Karl Weinhold, 1902;
    Heinrich v. Kleist, Lb., 1908;
    Jh.feier d. Kgl. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Berlin, 1911;
    Reden z. Lit.- u. Univ.gesch., 1911;
    Briefe:
    Wilhelm Scherer – E. S., Briefwechsel, Mit e. Bibliogr. d. Schrr. v. E. S. hg. v. W. Richter u. E. Lämmert, 1963|(W-Verz.; P ; Bibliogr
    , S. 325-62);
    Theodor Storm – E. S., Briefwechsel, in Verbindung mit d. Theodor-Storm-Ges. hg. v. K. E. Laage, 1972; Konrad Burdach – E. S., Briefwechsel, 1884–1912, hg. v. A. Ziegengeist, 1998 (P);|

  • Nachlass

    Nachlaß: DLA Marbach; Goethe- u. Schiller-Archiv Weimar; Archiv d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss.; Archiv d. HU zu Berlin; Staatsbibl. Berlin; Archiv d. Univ. Wien.

  • Literatur

    K. O. Conrady, Germanistik in Wilhelmin. Zeit, Bemerkungen zu E. S. (1853-1913), in: Lit. u. Theater in Wilhelmin. Zeit, hg. v. H.-P. Bayerdörfer u. a., 1978, S. 370-98;
    W. Höppner, Die ersten Ordinarien am Germanist. Seminar, E. S., in: Wiss. Zs. d. HU zu Berlin, Ges.wiss. Reihe 36, 1987, H. 9, S. 778-81;
    ders., Wilhelm Scherer, E. S. u. d. Gründung d. Germanist. Seminars an d. Berliner Univ., in: Zs. f. Germanistik 9, 1988, S. 545-57;
    ders., in: Wiss.gesch. d. Germanistik in Porträts, hg. v. Gh. König u. a., 2000, S. 107-14;
    V. Ufertinger, Der Germanist E. S. – Philologie u. Repräsentation im Kaiserreich, in: G. Bey (Hg.), Berliner Univ. u. dt. Lit.gesch., Stud. im Dreiländereck v. Wiss., Lit. u. Publizistik, 1998, S. 39-52;
    ders. (Bearb.), E. S., 2002;
    BJ 18, S. 154-77;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes, 1963, S. 41, ebd., 1988, S. 137-40;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy;
    Internat. Germanistenlex. (W, L).

  • Porträts

    Foto, Abb. in: F. Behrend, Gesch. d. dt. Philol. in Bildern, 1927. S. 59;
    Porträtgraphik, Foto, in: Porträtslg. d. Univ.bibl. Berlin;
    Öl/Lwd. v. H. Lietzmann, 1908;
    Radierung v. H. Struck, 1909 (alle HU Berlin);
    Bronzerelief v. A. v. Hildebrand, 1912 (zerstört), Abb. in: A. Haas, Adolf v. Hildebrand, Das plast. Portrait, 1984, S. 188;
    Foto, Abb. in: Mitt. d. Marbacher Arbeitskreises f. Gesch. d. Germanistik, 2001, H. 19/20, S. 65.

  • Autor/in

    Wolfgang Höppner
  • Zitierweise

    Höppner, Wolfgang, "Schmidt, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 182-183 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608746.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA