Lebensdaten
1891 – 1977
Geburtsort
Jüterbog (Mark Brandenburg)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Strafrechtslehrer ; Rechtshistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118759590 | OGND | VIAF: 9934088
Namensvarianten
  • Schmidt, Ludwig Ferdinand Eberhard
  • Schmidt, Eberhard
  • Schmidt, Ludwig Ferdinand Eberhard
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Zitierweise

Schmidt, Eberhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118759590.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Curt (1860–1929), Dr. med., prakt. Arzt in J., zuletzt in Berlin-Südende;
    M Margarethe Mann (1862–1945);
    Berlin 1922 Elisabeth (1902–86), T d. Albert Aschoff (1868–1945), Dr. med., prakt. Arzt in Berlin, Prof., Sanitätsrat; 1.S Gerhard (1925–97), Dr. iur., Vors. Richter am OLG Stuttgart, apl. Prof. f. Dt. u. Nord. Kechtsgesch., Strafrecht u. Strafprozeßrecht an d. Univ. Freiburg (Br.) (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1996), 2 T (1 früh †) Gisela (1927–2005).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1909 am Melanchthon-Gymnasium Wittenberg und dem Militärdienst bei der Marine begann S. 1910 ein Rechtsstudium in Berlin (Referendarexamen u. Dr. iur. 1913). Nach achtmonatigem Kriegsdienst wurde er im März 1915 als garnisonsdienstunfähig entlassen. Während der Anfertigung seiner Habilitationsschrift arbeitete S. 1917-19 im Reichsamt des Innern. Als jüngster Schüler Franz v. Liszts (1851–1919), dessen Assistent er seit 1914 war, durchlief er in den folgenden Jahren eine glanzvolle akademische Karriere. Der Habilitation in Berlin (Fiskalat u. Strafprozeß, 1921) und Erteilung der Lehrbefugnis für Strafrecht, Strafprozeßrecht und preuß. Rechtsgeschichte (1920) folgten Ordinariate in Breslau (1921), Kiel (1926), Hamburg (1929, Rektor 1933/34), Leipzig (1935), Göttingen (1945) und – als Nachfolger Gustav Radbruchs – in Heidelberg (1948–1959, Rektor 1953/53). Nebenamtlich war S. 1929-35 Richter am Hanseat. Oberlandesgericht und 1939-45 Kriegsgerichtsrat an den Divisionsgerichten Dresden und Leipzig. Nach 1945 beteiligte er sich als Leiter der Kommission für Wirtschaftsstrafrecht beim Wirtschaftsrat (1947–49) sowie als Mitglied der Großen Strafrechtskommission (1954–59) an der Strafrechtsreform der Bundesrepublik Deutschland.

    S.s wissenschaftliches Lebenswerk zeugt von weit gespannten Interessen. Sein Arbeitsschwerpunkt lag zunächst auf Studien zur preuß. Rechtsgeschichte sowie der Fortführung des renommierten Lisztschen Lehrbuchs des Dt. Strafrechts (231921-261932). Daneben traten Abhandlungen zum Wehrstrafrecht, Strafvollzugsrecht und Medizinstrafrecht. In der Weimarer Republik setzte er sich für die Beseitigung der Todesstrafe ein (Die Justiz, II, 1926/27, S. 624 f.) Im Dritten Reich wandte er sich gegen die Beseitigung liberal-rechtsstaatlicher Verfahrensprinzipien (Staatsanwalt u. Ger., in: FS f. Eduard Kohlrausch, 1944, S. 261-318) und kritisierte die auf extensiver Interpretation des Straftatbestands „Wehrkraftzersetzung“ basierende reichsgerichtliche Rechtsprechung (Zs. f. Wehrrecht, VI. 1941/42, S. 314-23).

    Nach Kriegsende und Rückkehr aus amerik. Haft verfaßte S. innerhalb weniger Monate sein bekanntestes Werk, die „Einführung in die Geschichte der dt. Strafrechtspflege“ (1947, ³1965). Mit dieser Abhandlung, die zu den wichtigsten rechtshistorischen Schriften des 20. Jh. zählt, prägte er über Jahrzehnte das Bild der dt. Strafrechtsgeschichte. Als zweites Hauptwerk folgte der mehrbändige „Lehrkommentar zur Strafprozeßordnung und zum Gerichtsverfassungsgesetz“ (I, 1952, ²1964; II, 1957; III, 1960; 2 Nachtragsbde. zu II, 1967/70).

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss., Leipzig (1941), Heidelberg (1950), Wien (1955) u. d. Ak. gemeinnütziger Wiss., Erfurt (1943);
    Dr. med. h. c. (Göttingen 1951);
    Gr. BVK mit Stern (1971).

  • Werke

    Weitere W Die Kriminalpol. Preußens unter Friedrich Wilhelm I. u. Friedrich II., Diss. Göttingen 1914;
    Rechtsentwicklung in Preußen, 1923, ²1929;
    Strafrechtsreform u. Kulturkrise, 1931;
    Mil.strafrecht, 1936;
    Der Arzt im Strafrecht, 1939;
    Inquisitionsprozeß u. Rezeption, in: FS f. Heinrich Siber, 1940. S. 99-181;
    Justitia Fundamentum Regnorum, 1947;
    Persönl. Erinnerungen an Franz v. Liszt, in:|ZStW 81, 1969, S. 545-55;
    Strafprozeß u. Rechtsstaat, Strafprozeßrechtl. Aufss. u. Vortrr. (1952–1969), 1970;
    Btrr. z. Gesch. d. preuß. Rechtsstaates, hg. v. D. Merten u. C. H. Ule. 1980;
    Wege u. Ziele meiner Arb., Nachdr. in: W. Küper (Hg.), Heidelberger Strafrechtslehrer im 19. u. 20. Jh., 1986, S. 303-06 (P).

  • Literatur

    P. Bockelmann u. W. Gallas (Hg.), FS E. S., 1961 (W, P);
    K. Engisch, in: W. Küper (Hg.), Heidelberger Strafrechtslehrer (s. W), S. 285-88;
    R. Lange, E. S., Seine Stellung im Wandel d. strafrechtl. Denkens, ebd., S. 289-301 (P);
    Das Dt. Führerlex., 1934 (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1976;
    A. Laufs, in: Bad. Biogr. NF II, 1987, S. 239-41;
    M. Grüttner, Biogr. Lex. z. nat.soz. Wiss.pol., 2004;
    Hamburg. Biogr. III.

  • Autor/in

    Arnd Koch
  • Zitierweise

    Koch, Arnd, "Schmidt, Eberhard" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 181-182 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118759590.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA