Lebensdaten
1859 – 1918
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 116929944 | OGND | VIAF: 52454200
Namensvarianten
  • Morris, Max

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Zitierweise

Morris, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116929944.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph ( 1870), aus Danzig, Fremdsprachenlehrer in B.;
    M Helene Jacoby ( 1875), aus d. Anhaltischen;
    Schw Mathilde, führte M.s Haushalt; – vermutl. ledig.

  • Biographie

    M. besuchte als Pflegling der Auerbachschen Waisen- und Erziehungsanstalt das Sophien- und das Friedrichsgymnasium in Berlin. Seit 1878 studierte er an der Univ. Berlin Medizin. 1882 wurde er aufgrund der Dissertation „Über die Behandlung der febries intermittens mit Salicylsäure“ promoviert. 1883 erfolgte die Approbation. Danach war er 15 Jahre lang im Südosten Berlins als Arzt tätig. Im Sommer 1897 besuchte er als ärztlicher Begleiter des Forschungsreisenden Alfred Maaß die Mentawai-Insel Sikobo (Sumatra). Er erlernte die Sprache der Eingeborenen und zeichnete Märchen, Sagen und Rätsel in Lautschrift mit einer Sprachskizze und Wörterverzeichnissen auf; 1900 publizierte er das wissenschaftlich bearbeitete Material unter dem Titel „Die Mentawai-Sprache“. Neben|seiner ärztlichen Praxis widmete er sich Literaturstudien. Ein beginnendes Nervenleiden, das zu anhaltenden Schlafstörungen führte und den Arzt-Beruf erschwerte, aber auch eine ausgeprägte, durch die Jugendfreunde Richard Moritz Meyer und Otto Pniower befestigte Neigung zur Literatur bewirkten den Wechsel zur Literaturwissenschaft, die er sich fortan zur Lebensaufgabe machte. Eine besondere Vorliebe ließ Goethe zum Schwerpunkt seiner Forschungen werden. Die 1897 publizierten „Goethe-Studien“ (2 Bde., ²1902), die er Erich Schmidt und Pniower widmete, bilden den Kern seines literarhistorischen Werkes. Charakteristisch war die Aufmerksamkeit für Fragmente, Vorstufen und Paralipomena des „Faust“, die neben dem Text selbst im Zentrum seines analytischen Interesses standen. Umstritten wie folgenreich waren die mehrfach umgearbeiteten, stilistisch orientierten Untersuchungen zu „Goethes und Herders Anteil am Jahrgang 1772 der Frankfurter Gelehrten Anzeigen“ (1909), der zentralen theoretischen Zeitschrift des Sturm und Drang. Eine maßstabsetzende Edition legte M. mit der Neuausgabe von Michael Bernays' „Der junge Goethe“ (6 Bde., 1909–12) vor. Neben der Edition zahlreicher neuaufgefundener Texte eröffnete die gemeinsame Darbietung zeitlich zusammengehöriger poetischer Werke aller Gattungen mit zeitgleichen Briefen, Gesprächen und Lebensdokumenten einen neuartigen historischen Zugang zu Werk und Persönlichkeit Goethes vor der Weimarer Zeit.

    1905-09 war M. gemeinsam mit Hans Gerhard Gräf, Carl Schüddekopf, Julius Wahl und Max Hecker Herausgeber der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe von Goethes Werken; vorher hatte er mit Bd. 39 (1905) und 40 (1907) den Nachtrag zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften vorgelegt. M. lebte in diesen Jahren zeitweise in Weimar; den Weimarer Kollegen übergab er später seinen literaturwissenschaftlichen Nachlaß. Einzelnen Autoren der klassisch-romantischen Periode (Kleist, Arnim, Brentano) sind Werkausgaben bzw. Aufsätze gewidmet, die vor allem im „Goethe-Jahrbuch“ und in der „Chronik des Wiener Goethe-Vereins“ publiziert wurden. M.s vielfältige Rezensententätigkeit konzentrierte sich auf wissenschaftliche Periodika wie die „Jahresberichte für neuere deutsche Literatur“ und „Euphorion“. Während des 1. Weltkrieges arbeitete M. als Militärarzt. Sein Aufsatz „Vom genesenden Soldaten“ (in: „Therapie der Gegenwart“, Jg. 1915) fixierte Kriegsbegeisterung und -erfahrungen. In den letzten Lebensjahren verstärkten sich die körperlichen und psychischen Leiden. – Goethe-Medaille (1910); Dr. phil. h. c. (Leipzig 1915).

  • Werke

    Weitere W u. a. Heinrich v. Kleists Reise nach Würzburg, 1899. – Hrsg.: C. v. Brentano, Romanzen v. Rosenkranz, 1903;
    ders., Ausgew. Werke, 4 Bde., 1904;
    Goethes Schweizer Reise 1775, hrsg. v. K. Koetschau u. M. M., 1907;
    Ludwig Achim v. Arnims ausgew. Werke, 4 Bde., 1916.

  • Literatur

    J. Fränkel, Ein Goethe-Philologe (1918), in: ders., Dichtung u. Wiss., 1954, S. 233-38;
    H. G. Gräf, M. M. z. Gedächtnis, 1919, wieder in: ders., Goethe, 1924, S. 388-430;
    H. Bräuning-Oktavio, Hrsg. u. Mitarbeiter d. „Frankfurter Gelehrten Anzeigen“, 1966, S. 529 ff.;
    Sandoz AG (Hrsg.), Dr. med. M. M., Arzt u. Literarhistoriker, o. J. (P);
    Dt. Zeitgenossenlex., hrsg. v. F. Neubert, 1905;
    Goedeke IV, 2-4;
    DBJ II, Tl.;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Porträts

    F. Behrend, Gesch. d. dt. Philol. in Bildern, 1927, S. 66.

  • Autor/in

    Peter Müller
  • Zitierweise

    Müller, Peter, "Morris, Max" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 156-157 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116929944.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA