Lebensdaten
1848 – 1919
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kulturhistoriker ; Literaturhistoriker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 11903719X | OGND | VIAF: 68973728
Namensvarianten
  • Geiger, Ludwig Moritz Philipp
  • Geiger, Lazarus Abraham (eigentlich)
  • Geiger, Ludwig
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Zitierweise

Geiger, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11903719X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Abraham (1810–74), Dr., Rabbiner, Theologe u. Bahnbrecher d. jüd. Reformbewegung d. 19. Jh., Begründer d. „Hochschule f. d. Wiss. d. Judentums“ in Berlin (1872), an d. er als Dozent wirkte (s. W, L). S d. Michael Lazarus (s. Gen. 1);
    M Emilie (1808–60), T d. Kaufm. Seligmann Oppenheim (1775–1838) in Bonn u. d. Rabbiner-T Hanna Cohen;
    Groß-Om Salomon Hertz Oppenheim (1772–1828), Gründer d. Bankhauses in Köln;
    B Berthold (1847–1919), Dr. iur., Rechtsanwalt, Vorsitzender d. Anwaltskammer in Frankfurt/M., Leiter d. Versorgungsanstalt f. Israeliten;
    Vt Lazarus (s. 1);
    Berlin 1881 Martha Stettiner (* 1860);
    1 S, 4 T.

  • Biographie

    Nach schulischer Vorbildung zumeist in Frankfurt am Main studierte G. in Heidelberg, Göttingen, Bonn und Paris Geschichts- und Literaturwissenschaft und promovierte mit einer Dissertation „Über Melanchthons Oratio continens historiam Capnionis, Eine Quellenuntersuchung“ 1868 in Göttingen. 1870 zog er mit dem Vater nach Berlin, nahm zunächst an dessen Gründung einer Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums teil und habilitierte sich 1873 als Waitz-Schüler unter der Obhut Rankes an der Universität mit einer Schrift über Urteile griechischer und römischer Schriftsteller über Juden und Judentum. Neben seinen 67 Themen umfassenden Vorlesungen (außerordentliche Professor 1880) entfaltete er eine sehr vielseitige und fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit als Bücher-Autor oder -Herausgeber, als Organisator, Gründer und Leiter von mannigfachen Periodica. Dabei galt sein Interesse vor allem 3 Gebieten; der nachmittelalterlichen Epoche (Renaissance, Humanismus, Reformation), der Goethe-Philologie und der Geschichte des deutschen Judentums, deren Erforschung und Darstellung er maßgebend gefördert hat, nicht zuletzt durch die Herausgabe diesbezüglicher Zeitungen und Zeitschriften. Auch war er Gründer und immer wieder gewählter 1. Vorsitzender der (heute noch bestehenden) Gesellschaft für Theatergeschichte (seit 1902). - G.s wesentliche Leistung ist seine auf Breitenwirkung bedachte Tätigkeit als Goethe-Forscher, das heißt als Gründer und Herausgeber des Goethe-Jahrbuchs (1880-1913, seit 1885 im Auftrag der damals gegründeten Goethe-Gesellschaft). Sie fand ihr Ende durch tiefgreifende Umdispositionen in Führung und Richtung der Goethe-Gesellschaft, die nach dem Tode von Erich Schmidt (1913) eine neue Generation mit neuen Perspektiven in den Vordergrund brachte und ab 1914 das bisherige Goethe-Jahrbuch G.s unter Leitung von H. G. Graf als „Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft“ erscheinen ließ. Dabei ist es nicht ohne Spannungen abgegangen; von G.s Tode wurde später in keiner Weise Notiz genommen, die seinem „Dasein und Wirken“ auch nur entfernt hätte gerecht werden können. Heute sehen wir deutlicher das bedingte Verdienst der außerordentlichen Leistung G.s. Hat er doch in den Stadien einer wesentlich positivistisch forschenden Goethe-Philologie - wenn auch nicht als Sichter, so doch als Sammler - fast unvorstellbare Fakten-Mengen bereitgestellt, die ohne ihn nicht mehr verfügbar wären. Die Bedingtheit der Verdienste G.s liegt darin, daß der inhärente Positivismus seiner Wissenschafts-Auffassung nicht nur in der Goethe-Philologie, sondern auch in den anderen Disziplinen, die er pflegte, durchaus der Situation nach 1850 und bis 1914 entsprach, den Anforderungen der Folgezeit, deren anders bestimmten Erfahrungen und Erwartungen nicht mehr genügen konnte|.

  • Auszeichnungen

    Geh. Reg.rat (1908).

  • Werke

    Weitere W u. a. Gesch. d. Juden in Berlin, 2 Bde., 1871;
    Joh. Reuchlin, 1871;
    Petrarca, 1874;
    Renaissance u. Humanismus in Italien u. Dtld., 1882;
    Karoline v. Günderode u. ihre Freunde, 1895;
    Das junge Dtld. u. d. preuß. Zensur, 1900;
    Das junge Dtld., 1907;
    Goethes Leben und Schaffen, 1909;
    Die dt. Lit. u. d. Juden, 1910. - Hrsg.: Vj.schr. f. Kultur u. Lit. d. Renaissance, 1885/86, dann mit eingegangen in: Zs. f. vgl. Lit.gesch. u. Renaissance-Lit., NF, 1887-91 (mit Max Koch);
    Allg. Ztg. d. Judentums, Jg. 23 ff., 1912 ff. - Redakteur:
    Zs. f. d. Gesch. d. Juden in Dtld., 1886–92. - Zu V Abraham:
    Zahlr. Schrr. z. Theol. u. Gesch. d. Judentums, u. a. Urschr. u. Überss. d. Hl. Schr. in ihrer Abhängigkeit v. d. inneren Entwicklung d. Judentums, 1857, ²1928;
    Nachgelassene Schrr., 4 Bde., hrsg. v. Ludw. Geiger, 1875 f.;
    A. G.s Leben in Briefen, hrsg. v. dems., 1878;
    Hrsg.: Jüd. Zs. f. Wiss. u. Leben, 1863-74.

  • Literatur

    Btrr. z. Lit.- u. Theatergesch., Festgabe L. G., 1918 (darin W-Verz. [außer Zss.-Aufsätzen], Verz. d. Vorlesungen u. Übungen a. d. Unio. Berlin 1873-1918);
    A. Stern, L. G., Ein Lb., in: Beil. z. Allg. Ztg. f. d. Judentum, Nr. 83, 1919;
    DBJ II (Tl. 1919, L);
    Enc. Jud. VII (L);
    A. Zastrau, in: Goethe-Hdb. II², 1963. |

  • Quellen

    Qu.: Beachtenswerter|wiss. bibliothekar. Nachlaß (Berlin, Stadtbücherei Wilmersdorf). - L zu V Abraham: A. G., Leben u. Lebenswerk, hrsg. v. Ludw. Geiger, 1910 (Bibliogr.); Enc. Jud. VII (W, L).

  • Autor/in

    Alfred Zastrau
  • Zitierweise

    Zastrau, Alfred, "Geiger, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 144-145 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11903719X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA