Litzmann, Berthold
- Lebensdaten
- 1857 – 1926
- Geburtsort
- Kiel
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Literaturhistoriker ; Theaterhistoriker ; Schriftsteller ; Literarhistoriker ; Germanist
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 117066478 | OGND | VIAF: 47530282
- Namensvarianten
-
- Litzmann, Berthold
- B. L.
- Litzmann, B.
- Litzmann, Bertold
- Rich'uman, Pet'olt'ŭ
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck (SHBL) [1971-2011]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1985] Autor/in: Elschenbroich, Adalbert (1985)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Sächsische Bibliographie
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Verknüpfungen auf die Person andernorts
Aus dem Register von NDB/ADB
- NDB 3 (1957), S. 576* (Delbrück, Gottlieb Adelbert)
- NDB 4 (1959), S. 107 (Dreesen, Willrath)
- NDB 14 (1985), S. 544*
- NDB 14 (1985), S. 713 (Litzmann, Carl)
- NDB 23 (2007), S. 242 in Artikel Schmitt, Saladin (Schmitt, Saladin)
- NDB 23 (2007), S. 291 in Artikel Schneider, Friedrich (Schneider, Friedrich Karl Wilhelm)
- NDB 24 (2010), S. 442* (Simons, Walter)
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Genealogie
V →Carl (s. 1);
Vt Berthold Delbrück († 1922), Indogermanist (s. NDB III);
- ⚭ 1) 1886 (⚮ 1902) Else (1865- n. 1923), T d. →Hugo Ernst Heinr. Rühle (1824–88), Prof. d. Med. in Breslau, Greifswald u. Bonn (s. ADB 29) u. d. Dorothea Kästner, 2) Bonn 1907 →Grete (* 1875), Schriftstellerin (s. Kürschner, Lit.-Kal. 1932), T d. Baurats Alexander Herzberg in Berlin u. d. Elisabeth Hermann;
2 S aus 1) (1 ⚔). -
Biographie
L. wuchs in der kultivierten Atmosphäre einer geistig regen Professorenfamilie auf, die ihn sowohl in seinen künstlerischen Neigungen als auch in seinen politischen Anschauungen für sein ganzes Leben prägte. Nach dem Besuch der Kieler Gelehrtenschule (1865–75) begann er zunächst in Bonn, Kiel und Leipzig ein Studium der Rechtswissenschaften, wechselte jedoch 1877 zur Germanistik über. In Berlin wurde er Schüler →Wilhelm Scherers, von dem er großzügige Förderung erfuhr, obgleich er sich von Anfang an durch philologische Forschungsmethoden in der gestaltenden Arbeit des Literarhistorikers eher behindert glaubte. Das Auseinanderfallen von Philologie und Darstellung sprach seine Dissertation „Zur Textkritik und Biographie Johann Christian Günthers“ (1879) schon in ihrem Titel aus. Im Berliner Akademisch-literarischen Verein, dessen Leitung L. bald übernahm, befreundete er sich mit Ernst v. Wildenbruch. Zeitlebens hat er in Wildenbruch den bedeutendsten Repräsentanten der deutschen Gegenwartsliteratur gesehen, ihm eine enthusiastische Biographie (2 Bde., 1913–16) gewidmet und die Herausgabe des Gesamtwerks (Ges. Werke, 17 Bde., 1912–19) betreut. Zum Zeitpunkt des Berliner Kongresses begann L.s Bismarckverehrung. Schleswig-Holsteins Kampf gegen Dänemark, die Eingliederung in Preußen, der Deutsch-franz. Krieg und die Reichsgründung hatten jeweils sein sehr emotionales Nationalbewußtsein bestimmt, das ihn später zu aktiver Betätigung in der Nationalliberalen Partei, während des Weltkriegs und nach dem Zusammenbruch zeitweilig zur Heroisierung des Volkstumsgedankens führte.
1883 habilitierte sich L. in Kiel mit der Arbeit „Christian Ludwig Liscow in seiner literarischen Laufbahn“. Bereits für das nächste Semester vermittelte sein Vetter B. Delbrück die Umhabilitation nach Jena, wo L. erst einen Lehrauftrag, 1886 eine ao. Professur für neuere deutsche Literaturgeschichte erhielt. Zur Durchsetzung dieses Lehrgebiets als selbständiger Disziplin neben der German. Philologie hat L. Zukunftsweisendes geleistet. Nachdem er 1887 im Auftrag Frdr. Althoffs eine Denkschrift hierzu angefertigt hatte, wurde er von diesem 1892 auf ein neugeschaffenes Extraordinariat in Bonn berufen (1897 Ordinarius). Bis zu seiner Emeritierung 1921 ist L. in Bonn geblieben, die letzten Lebensjahre verbrachte er in München.
In engen Zusammenhang mit der neueren Literaturgeschichte, deren Grenzen er schon in seiner ersten Bonner Vorlesung bis an seine unmittelbare Gegenwart heranrückte, stellte L. die Theatergeschichte. Ihr verschaffte er mit seiner großen, unvollendet gebliebenen Biographie „Friedrich Ludwig Schröder, Ein Beitrag zur deutschen Literatur- und Theatergeschichte“ (2 Bde., 1890/94) die wissenschaftliche Legitimation. Der Aufbau aus Originaldokumenten ist für L.s Methode positivistischer Biographik kennzeichnend. In für sein persönliches Leben schweren Jahren übernahm er die Aufgabe, ein Lebensbild der ihm seit ihren Besuchen im Kieler Elternhaus vertrauten Clara Schumann aus Tagebüchern und Briefen zusammenzustellen (→Clara Schumann, Ein Künstlerleben, 3 Bde., 1902–08, I, ⁸1924, II, ⁷1924, III, ⁶1923). Das Hauptgewicht seiner Arbeit legte L. jedoch auf die Lehrtätigkeit. Er war vielleicht der erste Germanist, der ein Fachstudium nach didaktischen Gesichtspunkten für künftige Deutschlehrer organisierte. Zur Erwachsenenbildung im Sinne der Kunsterziehungsbewegung bestimmte Schriften (Goethes Lyrik, 1903, ⁴1921; Goethes Faust, 1904) trugen ihm eine ironische Abfertigung|durch →Erich Schmidt ein, auf die er mit der programmatischen Schrift „Meine Ziele im akademischen Lehramt“ (1905) antwortete. Die 1906 gegründete „Literarhistorische Gesellschaft Bonn“ vereinigte dagegen nur einen engen, ausgewählten Schülerkreis unter L.s Leitung zu monatlichen Vorträgen und Diskussionen. Literatur der Zeit beherrschte die Thematik. Gelegentlich waren auch Dichter zu Gast. L. hat immer versucht, Literaturwissenschaft und dichterische Produktivität einander zu nähern. So kam es seit 1920 zu freundschaftlicher Verbindung mit →Thomas Mann, in München zuletzt zu ständiger Anteilnahme an der Entstehung des „Zauberbergs“. Th. Mann hat L. auch die Grabrede gehalten und darin „die tiefste und beherrschendste Eigenschaft seiner Natur“ gepriesen: ein „Wohlwollen, das bei ihm wahrhaft zum Genie des Herzens, zum Genie der Liebe wurde“.
-
Werke
Weitere W Das dt. Drama in d. Iiterar. Bewegungen d. Gegenwart, Vorlesungen, 1894, ⁵1912;
Ibsens Dramen 1877-1900, 1901;
Der große Schröder, 1904;
Im alten Dtld., Erinnerungen e. 60jährigen, 1923. -
Reden: Zu Kaiser Wilhelms Gedächtnis, 1897;
Unser Abschied v. Bismarck, 1898;
Schiller u. d. dt. Drama d. Vergangenheit u. Zukunft, 1905;
E. v. Wildenbruch u. d. nat. Gedanke, 1914;
Bismarck u. wir, 1915. -
Hrsg.: Gedichte v. J. Ch. Günther, 1880;
Briefe v. Anna Maria v. Hagedorn an ihren jüngeren Sohn Christian Ludwig 1731/32, 1885;
Schröder u. Gotter, Eine Episode aus d. dt. Theatergesch., Briefe F. L. Schröders an Frdr. Wilh. Gotter 1777/78, 1887;
Hölderlins Ges. Dichtungen, 2 Bde., 1895;
Wildenbruch, Blätter v. Lebensbaum, 1910;
Clara Schumann - →Johannes Brahms, Briefe aus d. Jahren 1853–96, 2 Bde., 1927, ²1970;
Theatergeschichtl. Forschungen, 33 Bde., 1891-1922;
Mitt. d. Literarhist. Ges. Bonn, Jg. 1-11, 1906-17/18, darin v. L.: Briefe v. E. v. Wildenbruch aus d. J. 1878–80, hrsg. v. B. L., 4, 1909, H. 6, S. 139-66;
Detlev v. Liliencron, 6, 1911, H. 8, S. 169-89;
Von neuer Erzählkunst, 7, 1912, H. 7, S. 151-76;
Theodor Storm, Zwei Aufsätze, 11, 1918, H. ⅔, S. 31-75;
Schrr. d. Literarhist. Ges. Bonn, 10 Bde., 1906-11;
Bonner Forschungen, NF d. Schrr., 10 Bde., 1911-17;
Das Süddt. Theater 1, 1926, H. 1/2 (mit H. H. Borcherdt u. A. Kutscher). -
Zu Ehefrau Grete: Mittagsgewölk, 1908 (Lustspiel);
Am roten Brook, 1909 (Drama);
Media vita, 1915 (Novelle);
Das Erbe v. Redentin, 1918 (Erz.);
Die weiße Frau, 1921 (Drama). -
Hrsg.: Elis. v. Heykings Tagebücher aus vier Weltteilen 1886-1904, 1926 u. ö. -
Literatur
Festschr. f. B. L. z. 60. Geb.tag, hrsg. v. C. Enders, 1920;
O. Brües, in: Köln. Ztg. v. 19.10.1921;
ders., ebd. v. 16.10.1926 u. in: Alm. G. Grotesche Verlagsbuchhandlung 1926, S. 79 ff.;
H. H. Borcherdt, in: Die Einkehr, Beil. d. Münchener Neuesten Nachrr., 1926, Nr. 74;
C. Enders, in: Chronik d. Univ. Bonn, NF, 40, 1927, S. 33 ff.;
W. Schmidtbonn, An einem Strom geboren, 1935, S. 105 ff.;
Th. Mann, Abschied von B. L., in: Ges. Werke X, Reden u. Aufsätze 2, 1960, S. 438 ff.;
L. Schiedermair, Musikal. Begegnungen, 1948, S. 127 ff.;
H. Knudsen, Theaterwiss., 1950, S. 50 ff.;
F. Bonn, B. L., Sein wiss. Schaffen u. s. Stellung innerhalb d. Lit.wiss., 1951 (ungedr.);
ders., Ein Baustein z. Rehabilitierung d. Scherer-Schule, Zur 30. Wiederkehr v. B. L.s Todestag, 1956;
ders., B. L. u. s. Literarhist. Ges. in Bonn, in: Bonner Gesch.bll. 5, 1951, S. 123 ff.;
J. Kibelka, B. L., in: 150 J. Univ. zu Bonn 1818-1968, Bonner Gelehrte [3], Sprachwiss., 1970, S. 100 ff. (P);
P. Schmidt, Lit. d. Gegenwart als Forschungsgegenstand, B. L. u. d. Literarhist. Ges. Bonn (1906–18), in: Lit. u. Theater im Wilhelmin. Za., 1978, S. 424 ff.;
Kosch, Lit.-Lex. -
Porträts
Gem. v. R. Zeller, 1920, Abb. in: B. L., Im alten Dtld., 1923.
-
Autor/in
Adalbert Elschenbroich -
Zitierweise
Elschenbroich, Adalbert, "Litzmann, Berthold" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 714-715 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117066478.html#ndbcontent