Lebensdaten
1872 – 1933
Geburtsort
Kranzegg (Allgäu)
Sterbeort
Rosenheim (Oberbayern)
Beruf/Funktion
Literaturkritiker ; Essayist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118706195 | OGND | VIAF: 37710931
Namensvarianten
  • Hofmiller, Josef
  • Hofmiller, Josef Max Maria
  • Hofmiller, Joseph

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Zitierweise

Hofmiller, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118706195.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef ( 1913), Volksschullehrer, S d. Schusters Max;
    M Johanna ( 1920), T d. Gendarmerie-Brigadiers Dorsch u. d. Auguste Berger;
    Ottobeuren 1916 Hulda (* 1890, ev., seit 1932 kath.), T d. Otto Eggart, Säge- u. Schleifmühlbes. in Memmingen, u. d. Friederike Fackler;
    2 S (⚔), 1 T Hildegard (⚭ Rudolf Till, * 1911, Prof. d. klass. Philol.).

  • Biographie

    Von den Eltern, vor allem der Mutter, für den geistlichen Stand bestimmt, studierte H. in München zunächst am Georgianum Theologie, seit 1892 Neuere Sprachen an der Universität. Scherer und Erich Schmidt waren seine literaturwissenschaftlichen, Schopenhauer und Nietzsche seine philosophischen Leitbilder. Seine Studien über Nietzsche in Hardens „Zukunft“ (1895-1903), später durch eine Biographie (1933) wieder aufgenommen, spiegelten dessen Einfluß auf H.s Geistesentwicklung. Sein musikalisches Erlebnis fand Ausdruck im Aufsatz über Alexander Ritter (1895, in; „Gesellschaft“, Beilage zur „Allgemeinen Zeitung“). 1894 hatte er (ebenda) mit einem Angriff auf M. Zenger erstmals auf das literarische Leben seiner Zeit Einfluß zu nehmen versucht. 1894 trat H. in Freising eine erste Tätigkeit als Präfekt im städtischen Erziehungsinstitut an, die er bis 1898 ausübte. Seit 1895 war er Assistent, 1899-1902 Reallehrer an der Realschule Freising. Daneben arbeitete er seit 1899 – durch Karl Voll vermittelt – als Theater- und Musikkritiker der „Allgemeinen Zeitung“ (bis 1907, literarischer Mitarbeiter bis 1914). Nach Staatsexamen und Promotion zum Dr. phil. (München 1901) war H. 1902-07 Lehrer an der Luitpold-Kreisrealschule in München. Er war an der Gründung (1903) und an der Herausgabe der „Süddeutschen Monatshefte“ beteiligt, die er als Forum für seine Literatur- und Kulturkritik bis zu seinem Tode nutzte. Seit 1907 war H. wieder am Gymnasium in Freising. Die erste Sammlung seiner Literaturkritiken erschien 1909 als „Versuche“, gefolgt von „Zeitgenossen“ (1910). 1912 wurde er nach München versetzt, zunächst an die Maria-Theresia-Realschule, dann an das Ludwigsgymnasium (1914, 1921 Oberstudienrat). Nach seiner Heirat 1916 lebte die Familie mit H.s Mutter zusammen. Zum Militärdienst wurde er wegen seiner Kurzsichtigkeit nicht einberufen. Doch fanden die Kriegsereignisse ihren Niederschlag in H.s politischer Publizistik. 1925 wurde er nach Rosenheim versetzt, wo er – als Konrektor mit weniger Unterrichtsstunden belastet – seine literarische und literaturkritische Arbeit verstärkt fortsetzte (Mitarbeit unter anderem an „Der Kunstwart“, „Corona“, „Deutsche Zeitschrift“).

    H. war von dem hohen Wert national-bodenständiger Literatur und Kultur überzeugt und fühlte sich seiner süddeutschen Heimat verwachsen. Er war auch ein Kenner der europäischen Literatur, insbesondere der französischen („Franzosen“, 1928), die seine „Jugendliebe“ war, deren „Relativität“ er jedoch später betonte; sie bedeutete ihm „keinen Lebenswert mehr“. Seinen Kritiken liegt ein nahezu exakt einzugrenzender literarischer Kanon zugrunde, dessen Zentrum die Klassik Goethes bildet, der er die Prädikate „echt“, „stark“, „zuchtvoll“, „groß“ zubilligt. Die Naivität – für H. Voraussetzung alles Großen – fügt in diesen Kanon die Volks- und Heimatdichtung als „organisch gewachsen“ ein. In scharfer Gegenposition steht er zu „Gesuchtem, Gekünsteltem, Konstruiertem“, worunter er die meisten literarischen Richtungen nach Goethe – seien sie vom Ästhetizismus oder vom Naturalismus bestimmt – einreiht, die für ihn bloße Moden bleiben. Die Forderung nach „Lebenswerten“ mag seiner pädagogischen Intention zugeschrieben werden. Die Frage „Was ist deutsch?“ seiner Spätzeit bringt H. allerdings in die Nähe kämpferisch-nationalistischer Ideologien. Der Musikkenner und Barockliebhaber, der „Leser aus Leidenschaft“ ist seinen Freunden als eifriger Briefschreiber und guter Gesellschafter in Erinnerung geblieben. Trotz verlockender Angebote (nach Berlin als Gegenspieler Kerrs, ans Nietzsche-Archiv, auf einen literaturwissenschaftlichen Lehrstuhl nach Köln) blieb H. bayerischer „Schulmeister“ mit durchaus reformerischen Bestrebungen der praktischen Pädagogik. Seinen – oft subjektiven und von außerliterarischen Kriterien bestimmten – Kritiken, seinen Essays und seiner Prosa wird häufig stilistische Meisterschaft zugeschrieben.

  • Werke

    Weitere W u. a. Über d. Umgang mit Büchern, 1927, ²1948;
    Wanderbilder aus Bayern u. Tirol, 1928;
    Pilgerfahrten, 1932;
    Ges. Schrr., hrsg. v. Hulda Hofmiller (Ehefrau), 6 Bde., 1938-41 (Bd. 5 u. 6 Briefe [biogr. Anm.], P in I). -
    Überss. u. a. C. Tillier, Mein Onkel Benjamin, 1926;
    Prévost, Manon Lescaut, 1928. -
    Hrsg.: Bücher d. Bildung;
    Die schönsten Erzz. (Langen Verlag). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Marbach, Schiller-Nat.-Mus., u. b. T Hildegard Till (Buckenhof/Erlangen).

  • Literatur

    F. Krezdorn, J. H. als Publizist, Diss. München 1940;
    R.-R. Wuthenow, J. H. als Essayist, Diss. Heidelberg 1953 (W, L);
    Hulda Hofmiller (Ehefrau), Zur Biogr. J. H.s, in: Der Zwiebelturm 5, 1950, S. 97-101, 281-84;
    Kunisch;
    Kosch, Lit.-Lex. (W, L).

  • Autor/in

    Manfred Dehn
  • Zitierweise

    Dehn, Manfred, "Hofmiller, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 471 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118706195.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA