Lebensdaten
1863 – 1914
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Sarajewo
Beruf/Funktion
Erzherzog von Österreich-Este ; Thronfolger von Österreich-Ungarn
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118535005 | OGND | VIAF: 50016762
Namensvarianten
  • Franz Ferdinand von Österreich
  • Franz Ferdinand von Österreich-Este
  • Franz Ferdinand
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Zitierweise

Franz Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535005.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Erzhzg. Karl Ludwig (1833–96, s. ADB 51), S d. Franz Karl (1802–78), der zugunsten s. S Franz Joseph auf d. Thron verzichtete (s. ÖBL);
    Ov Kaiser Franz Joseph I. ( 1916, s. NDB V);
    M Maria Annunciata (1843–71), T d. Ferdinand II. (1810–59), Kg. Beider Sizilien, u. d. Erzhzgn. Therese (1816–67);
    (morganat.) Reichstadt 1900 Sophie (1868–1914, s. ÖBL unter Chotek), T d. Bohuslaw Gf. Chotek ( 1896, s. NDB III*);
    2 S, 1 T (führen d. Titel Hzg. u. Fürst v. Hohenberg).

  • Biographie

    Im Elternhause durch vorzügliche Lehrer in humanitären und militärischen Fächern unterrichtet, diente F. bei oberösterreichischen Dragonern, böhmischer Infanterie, dann als Oberst-Regimentskommandant bei ungarischen Husaren; hier schon lernte er magyarische Wesensart kennen, mit der er sich nicht zu befreunden vermochte. Nach dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf (1889) kam F. als Thronfolger in Betracht, ohne zunächst hierzu ausdrücklich ernannt zu werden. Wegen seiner angegriffenen Lunge unternahm er mehrere Seereisen, als größte 1892-93 eine Fahrt um die Erde. Heimgekehrt, übernahm er als Generalmajor die 38. Infanterie-Brigade in Budweis. Hier verschlechterte sich sein Leiden derart, daß er 4 Jahre lang in Südtirol, an der Adria, in Ägypten und am Mittelmeer ausschließlich kurgemäß leben mußte. Zäher Lebenswille, um von der Thronfolge nicht ausgeschlossen zu werden, förderte seine Genesung. Zum Feldmarschalleutnant befördert, wurde er am 29.3.1898 „zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls“ gestellt und 1899 zum General der Kavallerie befördert. – F. widmete sich mit Feuereifer seinen militärischen Pflichten, hob hiebei die bisher vernachlässigte Kriegsmarine und gewann rasch Einblick in das Völkerproblem der Doppelmonarchie. Er haßte die Magyaren, liebte auch die Tschechen und Polen nicht, bevorzugte dafür die von den Magyaren unterdrückten Rumänen, Slowaken und anfänglich auch die Kroaten. Von den Deutschen waren die Christlichsozialen sein politischer Stoßtrupp, während er die Alldeutschen ablehnte. Bei seinen Plänen für den Umbau des Reiches nach Regierungsantritt schwebte ihm zuerst ein Trialismus Wien-Budapest-Agram vor, dann – als er sich in den Kroaten getäuscht sah – die Aufgliederung der Monarchie nach ethnischen Gruppen. Die hiebei zu erwartenden staatsrechtlichen Schwierigkeiten ließen ihn dann einen Föderalismus von in sich national befriedeten Kronländern als vorteilhafter erscheinen. Schließlich kehrte er zum Dualismus zurück, wollte sich in Ungarn aber erst nach Gleichschaltung der nicht übereinstimmenden Ausgleichsgesetze von 1867 krönen lassen. – Außenpolitisch mißtraute er den Italienern, neigte einem Dreikaiserbündnis zu und hielt enge Freundschaft mit Kaiser Wilhelm II., wobei beide im Wunsche nach Erhaltung des Friedens übereinstimmten. Daher widerstrebte F. ein scharfes Vorgehen gegen Serbien, wie er auch die von General Conrad vorgeschlagenen Vorbeugungskriege ablehnte. – Am 17.8.1913 ernannte der Kaiser F. zum „Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht“. In dieser Eigenschaft fuhr er im Juni 1914 zu den Manövern nach Bosnien. Serbien, das in ihm fälschlich das Haupt der österreichischen Kriegspartei erblickte, fühlte sich durch den Besuch in Bosnien provoziert und organisierte mit bosnischen Serben ein Attentat, dem der Thronfolger samt seiner Gemahlin am 28.6. zum Opfer fiel. Es war höchste Tragik, daß dieser friedliebende Prinz, der der Donaumonarchie gar nicht mehr die Kraft für einen großen Krieg zutraute, durch seinen Tod den 1. Weltkrieg auslöste, an dessen Ende die Auflösung des Habsburgerreiches stand.

    Hätte F. als Nachfolger des Kaisers Franz Joseph den Thron besteigen können, so wäre nach der vom Erzherzog schriftlich abgegebenen Verzichterklärung Gräfin Sophie Chotek im Sinne eines für morganatische Ehen gültigen Familienstatutes in Österreich nur „Kaiserin-Gemahlin“ geworden, wobei die Nachkommen aus dieser Ehe von der Thronfolge ausgeschlossen gewesen wären. Dieser Verzicht galt trotz der in Ungarn weitherzigeren Rechtslage auch für die Länder der Heiligen Stephanskrone. Dieses veraltete, aus dem Jahre 1839 stammende Familienstatut war aber kein Gesetz, sondern nur ein Behelf des Obersthofmeisteramtes. Die Verzichtserklärung ruhte daher juridisch auf schwachen Füßen.

  • Werke

    Tagebuch meiner Reise um d. Erde 1892–93, 2 Bde., 1895 f.

  • Literatur

    A. v. Margutti, Vom alten Kaiser, 1921;
    F. Conrad v. Hötzendorf, Aus meiner Dienstzeit 1906–18, 5 Bde., 1921-25;
    P. Nikitsch-Boulles, Vor d. Sturm, Erinnerungen an Erzhzg. Thronfolger F. F., 1925;
    L. v. Chlumecky, Erzhzg. F. F.s Wirken|u. Wollen, 1929;
    Th. v. Sosnosky, in: DBJ I, S. 16-23 (L, Tl. 1924);
    ders., F. F., Der Erzhzg.-Thronfolger, 1929;
    V. Eisenmenger, Erzhzg. F. F., Seinem Andenken gewidmet v. s. Leibarzt, 1930;
    K. Bardolff, Soldat im alten Österreich, 1938;
    G. Franz, Erzhzg. F. F. u. d. Pläne z. Reform d. Habsburger Monarchie, 1943;
    R. Kiszling, Erzhzg. F. F. v. Österreich-Este, Leben, Pläne u. Wirken am Schicksalsweg d. Donaumonarchie, 1953;
    E. v. Glaise-Horstenau, in: NÖB III, 1926, S. 9-33 (L, P);
    ÖBL.

  • Porträts

    im Bes. v. Dr. Max Hzg. v. Hohenberg, Wien, u. im Heeresgeschichtl. Mus., Wien.

  • Autor/in

    Rudolf Kiszling
  • Zitierweise

    Kiszling, Rudolf, "Franz Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 364-365 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535005.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA