Lebensdaten
1822 – 1903
Geburtsort
Leer (Ostfriesland)
Sterbeort
Wien-Penzing
Beruf/Funktion
Historiker ; Publizist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118777459 | OGND | VIAF: 12396682
Namensvarianten
  • Klopp, Onno
  • Klopp, Anno
  • Klopp, O.
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Zitierweise

Klopp, Onno, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118777459.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wiard (1791–1833), Kaufm., Teilh. d. Fa. J. Bünting & Co. (Kolonial- u. Tabakwaren) in L., S d. Wilke (1748–99), Blaufärber u. Fabr. in L., u. d. Talle Onnen, aus ostfries. Bürgerfam.;
    M Klara Henriette Verford (kath.) aus Vechta;
    1848 Agnes Beckmann (1831–94, kath.) aus Osnabrück;
    2 S, 6 T, u. a. Wiard v. K. (1860-1948), Jurist, Schriftsteller, Biograph K.s (s. ÖBL, W, L).

  • Biographie

    Nach Studium der Geschichte, Philologie, Philosophie und evangelischen Theologie in Bonn, Berlin und Göttingen wurde K. 1845 in Jena promoviert und ging zunächst nach Osnabrück in den höheren Schuldienst, der ihn aber wenig befriedigte. Seine 3bändige Geschichte Ostfrieslands (1854–58) erregte wegen ihrer antipreußischen Haltung Unwillen bei den Ostfriesen, richtete aber gerade deswegen die wohlwollende Aufmerksamkeit Georgs V. von Hannover auf K. Der König beauftragte ihn 1861 mit der Herausgabe der Werke Leibniz' und ernannte ihn 1865 zum Archivrat mit der Funktion einer Art von Aufsicht über die hannoverischen Staatsarchive. Im Krieg von 1866 begleitete K. im Gefolge des Königs das hannoverische Heer bis Langensalza und reiste von da unter hoher Gefahr durch preußisch kontrolliertes Gebiet im Wagen nach Bamberg, um die Bayern zur Hilfeleistung für die Hannoveraner anzuspornen.

    Da ihm nach der preußischen Annexion Hannovers die Rückkehr dorthin verwehrt wurde, teilte K. fortan das Exil Georgs V. in Österreich, zunächst in Hietzing, dann in Penzing bei Wien, wo er bis zu seinem Tode als hannoverischer Hofrat wirkte. In den 1870er Jahren erteilte er dem späteren Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand Geschichtsunterricht. Entgegen einem beim Dienstantritt gegebenen Versprechen, von dem ihn der König trotz seiner Enttäuschung großzügig entband, trat K. 1873 zum Katholizismus über. K. war ein ungemein fruchtbarer Historiker und Publizist. Als leidenschaftlicher Gegner der zu seiner Zeit vorherrschenden kleindeutsch-preußischen Geschichtsauffassung und als großdeutscher Föderalist und Antiprotestant sah K. in Preußen das Böse an sich, verkörpert durch Erscheinungen wie Friedrich II. und Bismarck, betätigt durch Rechtsbrüche, Annexionen, Militarismus und Kulturkampf. K. war noch stärker Föderalist als K. Frantz und als Konvertit ein noch entschiedenerer Katholik als J. Janssen und L. Pastor. Auch die welfischen Politiker übertraf er bei weitem an Radikalismus. Seinen Haß gegen Preußen übertrug er auch auf das Deutsche Reich von 1871, das er als nicht existent betrachtete. So sind fast alle seine geschichtlichen Arbeiten von einseitiger Abneigung gegen Preußen- und Luthertum geprägt. Sein historisches Ideal war das von den katholischen Habsburgern beherrschte, föderativ strukturierte Reich des 16. und 17. Jahrhunderts

    Bleibende Bedeutung behielten von seinen zahlreichen Werken nur zwei: Die 11bändige Ausgabe der historisch-politischen und staatswissenschaftlichen Werke und Briefe von Leibniz (1864–84), die auch heute noch für weite Teile des Leibniznachlasses unentbehrlich ist. Die Edition des Riesenwerkes von Leibniz ging und geht weit über die Kraft des Einzelnen hinaus. Was aber damals ein Einzelner leisten konnte, hat K. geleistet. Das andere ist die 14bändige Darstellung „Der Fall des Hauses Stuart und die Succession des Hauses Hannover in Großbritannien“ (1875-88). Aber auch über diesen beiden monumentalen Werken liegt der Schatten von K.s Preußenfeindlichkeit: Staatsarchiv und Bibliothek zu Hannover waren ihm nach 1866 verschlossen, was für die Dokumentation jener großen Werke große Nachteile zeitigte. Auch war es für den fanatischen Konvertiten im Grund unmöglich, die der Erhaltung des Protestantismus dienende Entthronung der Stuarts in voller Unbefangenheit zu schildern. Er suchte zu beweisen, daß die Glorious revolution von 1688 sich weniger gegen den Katholizismus als gegen die französische Vorherrschaft gerichtet habe. – In seinen publizistischen Veröffentlichungen nahm er zu Fragen der Zeitgeschichte Stellung und trat für die Interessen des Hauses Hannover ein. K. war eine kämpferische Natur. Er machte in einem unbändigen Widerspruchsbedürfnis immer wieder gegen herrschende Anschauungen Front, auch wenn es ihm Nachteile einbrachte und Gegner schuf.

  • Literatur

    W. Klopp (S) O. K., e. Lb., in: Emdener Jb. 16, 1907, S. 1-181 (auch als Buch ersch., P);
    ders., O. K., Leben u. Wirken, hrsg. v. F. Schnabel, 1950 (W-Verz., erweiterte Fassung d. 1907 ersch. Biogr., vgl. dazu d. krit. Besprechung: „O. K. -
    redivivus?“ v. G. Schnath, in: Neues Archiv f. Niedersachsen 5, 1950, S. 170-73);
    H. Rothert, Allg. Hannov. Biogr. I, 1912, S. 175-86 (P);
    H. Reimers, in: Bll. d. Ver. f. Heimatschutz u. Heimatgesch. Leer, 1926, S. 112-20 (P);
    BJ VIII.

  • Autor/in

    Georg Schnath
  • Zitierweise

    Schnath, Georg, "Klopp, Onno" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 115-116 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118777459.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA