Lebensdaten
1852 – 1925
Geburtsort
Penzing bei Wien
Sterbeort
Bad Mergentheim
Beruf/Funktion
österreichischer Feldmarschall
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118676768 | OGND | VIAF: 32041224
Namensvarianten
  • Conrad von Hötzendorf, Franz Xaver Josef Graf
  • Hötzendorf, Franz Graf von
  • Hötzendorf, Franz Xaver Josef Graf von
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Conrad von Hötzendorf, Franz Graf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118676768.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Xaver (1793–1878), k. k. Oberst, S des Jos., gfl. Taaffescher Wirtschaftsrat (Sohn des 1815 geadelten k. k. Rechnungsrates Franz Anton [1738–1827]), u. der Barb. Postavek;
    M Barb. (1825 bis 1915), T des Zimmermalers Johannes Kübler (Sohn des aus Straubing stammenden Medailleurs Franz Kübler u. der Kutschers-T Marianne Lang) u. der Barb., T des Miederschneiders Franz Pfister;
    1) Lemberg 1886 Vilma (1860–1915), T des Geniedirektors u. k. u. k. Obersten August v. Le Beau, 2) Wien 1915 Virginia Agujari (- Karász), geschiedene v. Reininghaus (* 1879, ev.);
    4 S aus 1).

  • Biographie

    C. absolvierte die Theresianische Militär Akademie in Wiener Neustadt, wurde Jägeroffizier und kam dann in die Wiener Kriegs-(Generalstabs-) Schule. Als Generalstabsoffizier machte er die Okkupation von Bosnien-Herzegowina 1878-79 und die dortigen Kämpfe 1882 mit Auszeichnung mit. Nach verschiedenen Generalstabsdiensten, unter anderem als Lehrer an der Kriegsschule 1888-92 und am Stabsoffizierskurs, übernahm er 1895 das Kommando des 1. Infanterieregiments, das er zu einer Muster-Truppe ausgestaltete. Als Generalmajor führte er 1899-1903 die 55. Brigade in Triest und seit 1903 als Feldmarschalleutnant die 8. Infanteriedivision in Innsbruck. Reisen nach Deutschland, Frankreich, Italien, Rußland und nach den Balkanstaaten erweiterten die in allen Teilen Österreich-Ungarns erworbene Kriegs- und Friedenserfahrung. Besondere Bewährung als Truppenkommandant und als Parteikommandant bei den Gebirgsmanövern in Tirol und Kärnten lenkte die Aufmerksamkeit des Erzherzogs Franz Ferdinand auf Conrad von Hötzendorf, der auch als Verfasser militärischer Werke einen schon über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten und geachteten Namen hatte. So kam es zur Berufung zum Chef des Generalstabes der gesamten bewaffneten Macht am 18.11.1906, welchen Posten C. - seit 1908 General der Infanterie - am 3.12.1911 wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Außenminister von Aehrenthal mit dem Posten eines Armee-Inspektors vertauschen mußte. Doch schon am 12.12.1912 wiederberufen, blieb er - 1915 zum Generalobersten, 1916 zum Feldmarschall befördert - bis zum 1.3.1917 Generalstabschef, um hierauf die Führung der Heeresgruppe Conrad von Hötzendorf gegen Italien zu übernehmen. Am 15.7.1918 zum Obersten sämtlicher Leibgarden ernannt, blieb C. bis Kriegsende im aktiven Dienst. Der Feldmarschall war der meist- und höchstausgezeichnete General der österreichisch-ungarischen Wehrmacht: 1907 Wirklicher Geheimer Rat, 1909 Inhaber des 39. Infanterieregiments, 1917 Großkreuz des Maria Theresien-Ordens und Kanzler dieses Ordens, lebenslängliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses, 5facher Ehrendoktor österreichischer Hochschulen, vielfacher Ehrenbürger, Chef des königlich preußischen 5. Garde-Regimentes zu Fuß und Ritter des Ordens Pour le mérite mit Eichenlaub.

    Im Frieden stand C. von 1906-14 vor der Aufgabe, die im Vergleiche mit den übrigen Großmächten sehr rückständige Rüstung Österreich-Ungarns zu verbessern. Trotz des restlosen Vertrauens, das ihm Franz Joseph I. schenkte, und der energischen Unterstützung durch Erzherzog Franz Ferdinand konnte der Generalstabschef seine Aufgabe nur zum Teil lösen, weil er sowohl durch den Außenminister von Aehrenthal als auch durch die ungarische Politik in seinem Wirken behindert wurde. C. beobachtete mit wachsender Sorge die Lage, in der sich Österreich-Ungarn infolge des Nationalitätenkampfes befand. Die offen bekundeten Ansprüche Italiens und Serbiens auf österreichisches Gebiet belasteten schwer die außenpolitischen Beziehungen zu diesen Staaten. C. erblickte darin hinreichenden Grund, zu den Waffen zu greifen, um einer späteren, vielleicht dann nicht mehr zu beseitigenden Gefahr vorzubeugen. Dieser Präventivgedanke stützte sich auf tatsächlich vorhandene Kriegsursachen, die selbst Aehrenthal nicht verkannte. C. „bezeichnete es als Leichtsinn, einen ungerechtfertigten Krieg vom Zaune zu brechen, aber nichts anderes sei auch ein Versäumnis, wodurch dann ein Krieg unter elenden Chancen herbeigeführt werde“. Solche Auffassung, nur auf diesem Wege die Monarchie noch rechtzeitig retten zu können, stieß bei Aehrenthal auf schroffe Ablehnung, der, gestützt auf die Friedensliebe Franz Josephs I., eine derartige Politik als mit den Traditionen des Ballhausplatzes unvereinbar hielt und auch unabsehbare Rückwirkungen auf die internationale Lage befürchtete. Das Zerwürfnis zwischen C. und der außenpolitischen Leitung führte Ende 1911 zu seiner Abberufung, unter Aehrenthals Nachfolger, Graf Berchthold, nahm aber C. wieder seine frühere Stellung ein. In Ungarn wurde die dringende Erhöhung des Rekrutenkontingentes, die für die Rüstung ausschlaggebend war, seit 1902 durch Obstruktion vereitelt, und als endlich Graf Tisza 1912 mit außerparlamentarischen Mitteln das neue Wehrgesetz durchbrachte, konnte sich dieses bis 1914 nicht mehr auswirken, so daß die ohnehin schlechtgerüstete österreichisch-ungarische Wehrmacht ohne Reserveformationen in den Krieg ziehen mußte. Dies führte zu verlustreichen Rückschlägen, und nur der von C. verbesserten Organisation, Bewaffnung, technischen Ausrüstung und Ausbildung war es zu verdanken, wenn die gesteigerte Qualität der Truppen die Rüstungsmängel zum Teil überwand.

    Im ersten Weltkriege war C. der Generalstabschef des Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich, hinsichtlich Führung der Operationen jedoch mit weitgehender Vollmacht ausgestattet. Da der Kriegszustand mit Serbien-Montenegro und Rußland nicht gleichzeitig eintrat und die beiden Bundesgenossen Italien und Rumänien ausfielen, wurden die Aufmarschpläne empfindlich gestört, dennoch gelang es Conrad von Hötzendorf, Rußland mit der Hauptkraft Österreich-Ungarns entgegenzutreten, trotzdem die Politik die Streitkräfte am Balkan gegen C.s Absicht stärker hielt, als ursprünglich geplant war. Die Kämpfe gegen Rußland litten 1914 auch dadurch, daß infolge des Ausganges der Marneschlacht Deutschland nicht imstande war, stärkere Kräfte bald nach dem Osten zu bringen und Moltke seine zweite Zusage, im Osten unmittelbar mit dem Verbündeten zusammenzuwirken, nicht termingemäß erfüllen konnte. Immerhin vermochten C. und Hindenburg bis Jahresende 1914 im Osten eine geschlossene Front aufzurichten. Ihr Vorschlag jedoch, das Schwergewicht der Operationen alsbald nach dem Osten zu verlegen, fand nicht Falkenhayns Zustimmung. Dieser ermöglichte wohl 1915 durch Beistellung deutscher Truppen C.s Plan, bei Gorlice die Front zu durchbrechen und aufzurollen, nicht aber eine ausholende Doppelumfassung des Gegners, wie sie Hindenburg und C. befürworteten. C. wollte 1915 am Balkan nach der Niederwerfung Serbiens bis nach Saloniki vorstoßen, doch mußte er sich mit der Eroberung von Montenegro und Nord-Albanien begnügen, da Falkenhayn den Feldzug am Balkan als abgeschlossen betrachtete. Beiderseitige abweichende Auffassungen über die Fortsetzung der Operationen führten 1916 zum deutschen Angriff auf Verdun und zur österreichisch-ungarischen Offensive bei Asiago, welche Unternehmungen wegen der Brussilow-Offensive im Osten nicht ausreifen konnten. Nach gemeinsamer Abwehr des russischen Ansturmes kam es zur Bildung der Obersten Kriegsleitung, in welcher auf Veranlassung C.s Österreich-Ungarn mit speziellem Vetorecht ausgestattet wurde und daher, ähnlich der Regelung auf Seite der Entente, die Kriegsleitung auf das gegenseitige Einvernehmen angewiesen blieb. Sie führte erfolgreich den Feldzug gegen Rumänien, zu dem C. auch durch den von ihm angeregten und zeitgerecht vorbereiteten Donauübergang bei Sistow-Zimnicea wesentlich beitrug. An der Südwestfront konnte C. 1915/17 die Abwehr gegen Italien besonders am Isonzo erfolgreich einrichten, seine Anträge, dort einen gemeinsamen Entscheidungsschlag zu unternehmen, fanden bis Herbst 1917 weder Falkenhayns noch Hindenburgs Zustimmung. C.s Gedanke war, durch|Ausschaltung der schwächeren Gegner genügend starke Kräfte für den Hauptkriegsschauplatz im Westen rechtzeitig zu gewinnen. Am 1.3.1917 mußte C. als Chef des Generalstabes zurücktreten, da er mit dem vom 35 Jahre jüngeren Kaiser Karl I. eingeleiteten politischen Kurs nicht harmonierte. Als Kommandant der Heeresgruppe C. hielt er 1917/18 die Fronten in Tirol und Kärnten und wurde am 15.7.1918 nach der Junioffensive von diesem Kommando enthoben. An der Erfolglosigkeit dieser Offensive traf ihn keine Schuld, doch verlangte die öffentliche Meinung ein Opfer.

    In der Frage des U-Boot-Krieges trat C. 1917 an die Seite des deutschen Verbündeten. Mit Generaloberst von Moltke stand C. in vertrauensvollem Verkehr, von Falkenhayn trennten ihn grundsätzliche Unterschiede in Fragen der Kriegführung, mit Hindenburg und Ludendorff ergab sich eher ein durch gleichgerichtete Interessen an der Ostfront begünstigtes gedeihliches Zusammenarbeiten. Ludendorffs Streben nach weitgehender Unterordnung der österreichisch-ungarischen Wehrmacht unter die deutsche Oberste Heeresleitung stieß bei C. auf Widerstand. In der Kriegszielfrage erstrebte C. ausschließlich die Erhaltung der österreichisch-ungarischen Monarchie, dem Frieden glaubte er im Gegensatz zu Kaiser Karl I. nur durch militärische Erfolge nahekommen zu können. Dem Bündnis mit Deutschland absolut treu, achtete C. streng auf möglichste Ebenbürtigkeit in diesem Bündnis. In der Innenpolitik wünschte C. einen Umbau der Monarchie auf der Grundlage gleichberechtigter Nationen, woran es in Ungarn noch mangelte. Feldmarschall C., der von allen leitenden Militärs des 1. Weltkrieges am längsten im Amte verblieb, darf als sein Verdienst buchen, die österreichisch-ungarische Wehrmacht soweit ausgebaut und einheitlich erhalten zu haben, daß sie den 52monatigen Kampf an mehreren Fronten gegen Übermacht bis zum Ende in Ehren bestehen konnte.

    Als Verfasser taktischer und historischer Werke steht C. unter den Militärklassikern. Das Voranstellen der geistigen und moralischen Faktoren, die Pflege praktischen Könnens an Stelle ausschließlichen Drills und die Anlage völlig freizügiger Manöver kennzeichnen die angewendeten Ausbildungsmethoden. Maßgebende Kritiker stellen C. mit Hindenburg, Ludendorff und Foch in die erste Reihe der erfolgreichen Strategen des Krieges 1914 bis 1918. C. bewies im Planen der Operationen und in der Entschlußfassung Voraussicht, Zielsicherheit, Initiative und Kühnheit, er verstand es, am Entscheidungsort zeitgerecht genügend Kräfte einzusetzen, lehnte schematische Lösungen ab und paßte sich stets den vom Augenblick gestellten Aufgaben an. Er gab den strategischen Notwendigkeiten vor allen anderen den Vorzug, war hartnäckig in der Verfolgung richtig erkannter Absichten und verlor auch in kritischsten Lagen nie Zuversicht und Ruhe. Alle diese Eigenschaften wie auch das verständnisvolle Einfügen in die Notwendigkeiten des Bündniskrieges und das Gefühl für die engste Verbundenheit von politischen und militärischen Fragen geben C. das Profil eines großen Feldherrn. Da er immer bestrebt war, die äußerste Leistung aus seinen oft schlechtgerüsteten Truppen herauszuholen, wurde bisweilen der Vorwurf erhoben, es mangelte ihm die nötige „Erdschwere“. Gerade C. kannte jedoch als alter Truppenpraktiker sehr gut die Grenzen des Möglichen. Eher stimmt das Wort von der unzureichenden Menschenkenntnis, denn C. traf wohl eine ausgezeichnete Personenwahl für die höhere Führung und im Generalstab, verkannte aber den Wert der Propaganda, da er nicht annahm, daß die Menschen dieser so stark unterliegen könnten.

    In nationaler Beziehung fühlte sich C. bis 1918 lediglich als österreichisch-ungarischer Staatsbürger, sein Vaterland war das Habsburger-Reich, in dessen Grenzen ihm alle 12 Nationen gleichberechtigt und gleichwertig schienen. Österreicher durch und durch, bekannte er sich wohl ausdrücklich zum deutschen Kulturkreis, doch immer nur soweit, als dies mit seinem Österreichertum vereinbar blieb.

  • Werke

    u. a. (in Wien erschienen) 69 Schlachtfelder-Skizzen, nach d. Natur gezeichnet, 1891;
    Zum Studium d. Taktik, 2 T., ³1898/99;
    Taktik-Aufgaben, 3 H., 1892/96, ²1. H. 1897;
    Vorgang beim Studium unserer takt. Reglements, ²1895;
    Infanterist. Fragen u. d. Erscheinungen d. Boerenkrieges, 1903;
    Die Gefechtsausbildung d. Infanterie, ⁶1917;
    Aus meiner Dienstzeit 1906-18, 5 Bde. 1921/25;
    Mein Anfang, Berlin 1925 (P).

  • Literatur

    Von einem Österreicher, Unser Conrad, 1916;
    L. Pastor, C. v. H., 1916;
    E. v. Woinovich, FM. Gf. C, Wien 1918;
    A. v. Cramon, Unser österr.-ungar Bundesgenosse im Weltkrieg, 1920;
    W. Schüssler, C. v. H., in: Archiv f. Pol. u. Gesch. 5, 1925;
    M. v. Auffenberg-Komarow, FM. C. v. H., 1926;
    P. Fleck, C. v. H., 1926;
    K. F. Nowak, Der Weg z. Katastrophe, 1926;
    A. v. Wittich, FM. C, 1930;
    Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914-1918, hrsg. v. Österr. Bundesministerium f. Landesverteidigung u. v. Kriegsarchiv Wien, 8 Bde. u. 10 Erg. H., Wien 1929-1938;
    Gina C. v. H., Mein Leben mit C. v. H., 1935;
    E. v. Glaise-Horstenau, C. v. H., 1937;
    M. v. Hoen, F. Gf. v. H., 1937;
    A. v. Urbanski, C. v. H., Soldat u. Mensch, 1938 (P);
    F. Stöller, FM. Gf. C. v. R, 1942;
    O. Regele, FM. C., Auftrag u. Erfüllung, 1955;
    NÖB III, 1926 (P).

  • Porträts

    V. Scharf, 1917 (Slg. K. F. Nowak, Berlin);
    Abb. in: Gr. Deutsche im Bild, 1936, S. 472;
    Bilderslg. Kriegsarchiv Wien; Plaketten: A. Hartig, 1915 (Münzslg. Wien);
    C. M. Schwerdtner, 1916 (ebd.);
    Büsten im Heeresgesch. Mus. u. Kriegsarchiv Wien; Singer I.

  • Autor/in

    Oskar Regele
  • Zitierweise

    Regele, Oskar, "Conrad von Hötzendorf, Franz Graf" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 336-339 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118676768.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA