Lebensdaten
1798 oder 1797 – 1856
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Dichter ; Publizist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118548018 | OGND | VIAF: 34457918
Namensvarianten
  • Heine, Christian Johann Heinrich
  • Heine, Harry (bis 1825)
  • Heine, Heinrich
  • mehr

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Zitierweise

Heine, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548018.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Samson (Sigmund) (1764–1828), Tuch-Kaufm. in Düsseldorf, S d. Heymann (s. Gen. 2);
    M Betty (Peire) (1771–1859), T d. Gottschalk van Geldern (1726–95), Dr. med., Arzt in D., u. d. Sara Bock (Kaufm.-T aus Siegburg); Vorfahren d. M Jaspa Jos. van Geldern (1653–1727), jül.-berg. Hofkammeragent, Bankier u. Armeelieferant in Düsseldorf u. Mannheim, Lazarus van Geldern (1695–1769), jül.-berg. Hoffaktor;
    Ov Salomon (s. 2);
    B Gustav Frhr. v. H.-Geldern (1810–86), Zeitungsverleger (Wiener Fremdenbl.) u. Buchdruckereibes. in Wien, Maximilian (1807–79), Dr. med., russ. Staatsrat u. Leibarzt (s. BLÄ);
    Schw Charlotte (1800–99, Moritz Embden, 1789–1876, Kaufm. u. Makler in Hamburg);
    Paris 1841 Crescencia Eugenie (gen. Mathilde) Mirat (1815–83, kath.), aus Vinot Dep. S. et M.; kinderlos;
    Groß-N Robert Frhr. v. H.-G. (1885–1968), Völkerkundler.

  • Biographie

    H. wuchs in Düsseldorf auf, einer damals kleinen Residenzstadt, in der den Juden eine gewisse Gleichberechtigung mit den Christen zugebilligt war. Die französische Herrschaft im Rheinland, die mit Unterbrechungen 1795-1815 währte, wurde für ihn von großer Bedeutung. Durch sie wurde nicht nur eine Reihe noch bestehender Behinderungen für die jüdische Bevölkerung aufgehoben, es zog auch ein neuer freiheitlicherer Geist in die Stadt ein, der sich bis in die Schulstuben auswirkte. H.s Hinneigung zum französischen Geist und speziell zur Gestalt Napoleons wurde in dieser Zeit in ihm angelegt. Nach seiner Schulzeit begann er 1815 eine kaufmännische Lehrzeit zunächst in Frankfurt und dann in Hamburg unter Aufsicht seines Onkels Salomon. Da er im Grunde keine kaufmännische Fähigkeit und Neigung besaß, endete diese Periode 1819 mit dem Konkurs seines Manufakturwarengeschäfts „Harry Heine & Co.“. Er begann noch 1819 mit Unterstützung seines Onkels sein juristisches Studium in Bonn, das er in Göttingen und Berlin fortsetzte. Zeitweise hörte er neben seinen juristischen Vorlesungen eifrig philosophische und historische Kollegs. 1825 beendete er sein Studium mit der Erlangung der Doktorwürde vor der juristischen Fakultät in Göttingen. Kurz vor der Promotion trat H. in Heiligenstadt im Eichsfeld zur evangelischen Kirche über. Er folgte mit diesem Schritt dem Vorbild so vieler bedeutender Juden seiner Zeit, um sich aus der geistigen und sozialen Isolierung der Juden zu lösen und als gleichberechtigtes Glied am kulturellen und öffentlichen Leben seiner Zeit teilnehmen zu können. Er selbst nennt die Konversion das „Entreebillett zur europäischen Kultur“. – H.s verschiedentliche Versuche in den Jahren 1825–31, nach dem Abschluß seines Studiums einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen, als Advokat oder als Syndikus in Hamburg, als Professor in München oder Berlin, scheiterten alle. Diese beruflichen Mißerfolge hatten ihre Ursache wohl weniger in seiner jüdischen Abstammung als in einer Abneigung gegen seine extrem liberale und darum für diese Zeit politisch verdächtige Gesinnung.

    Nach ersten dichterischen Versuchen während seiner kaufmännischen Lehrzeit in Hamburg als Ausdruck der aufkeimenden unglücklichen Neigung zu seiner Cousine Amalie entstanden seine ersten bedeutenden schöpferischen Leistungen in seiner Bonner Studentenzeit (1819–20), zum Beispiel „Belsazar“ und die Tragödie „Almansor“. H. hatte in Bonn nach eigener Aussage die beratende und fördernde Hilfe seines Universitätslehrers A. W. Schlegel gefunden. Der eigentliche Durchbruch seines Dichtertums erfolgte aber erst in Berlin, wo er in den Salons von Rahel Varnhagen, Friederike Robert und Elise von Hohenhausen für sein Schaffen Anregung, wohlwollende Kritik und Anerkennung fand. 1821 erschien sein erstes selbständiges Werk, „Gedichte“, das er später überarbeitet in sein „Buch der Lieder“ aufnahm. 1823 folgten die „Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo“. Das gute Echo, das der 1. Gedichtband gefunden hatte, öffnete H. die Spalten einer Reihe bekannter Zeitschriften, in denen er nun ziemlich regelmäßig Gedichte, Rezensionen und kleinere Prosaartikel erscheinen ließ, etwa die „Briefe aus Berlin“ und „Über Polen“. Schon bei der Veröffentlichung dieser zum Teil recht kritischen persönlichen Erlebnisberichte mußte er die ersten Erfahrungen mit den Schikanen staatlicher Behörden machen.

    1826 erschien bei Julius Campe, der H.s Werk von da an durch alle schwierigen Zensurhindernisse hinweg treu verwaltet hat, der 1. Band der „Reisebilder“. Mit diesem Werk und dem im nächsten Jahre folgenden „Buch der Lieder“, das zu seinen Lebzeiten noch 13 Auflagen erleben sollte, wurde H. in der breiten Öffentlichkeit bekannt und als einer|der bedeutendsten Dichter der jungen Generation gefeiert. Doch schon bald meldeten sich die Gegenstimmen. Der leicht mokante Plauderton seiner „Harzreise“, der Bedeutendes und Banales, Gefühlvolles und ironisch Witziges scheinbar beziehungslos mischte, erregte wie die ironisch desillusionierenden Schlüsse mancher Gedichte die Kritik besonders konservativer Rezensenten. Die Kritik wurde mit dem Erscheinen jedes neuen Bandes der „Reisebilder“ und späterer theoretischer Schriften mit ihren deutlicher werdenden Angriffen auf die bestehenden Ordnungen in Staat und Gesellschaft immer schärfer. – In den 4 „Reisebilder“-Bänden (1826–31) brachte H. Berichte von Reisen im Harz (1824), nach England (1827) und Oberitalien (1828) sowie von einem Sommeraufenthalt an der Nordsee. Zu diesen echten Reisebildern stellte er im 2. Band das Werk „Ideen. Das Buch Le Grand“, das in lockerem Plauderton von einem romantischen Liebeserlebnis, von Jugenderinnerungen und seiner wieder erwachten Napoleonschwärmerei berichtet, die er in der Figur des französischen Kriegsveteranen, des Trommlers Le Grand, personifiziert. Der lockere Erlebnisbericht der „Reisebilder“ ermöglichte es ihm, Novellistisches, Anekdotisches mit kürzeren und längeren Abschnitten über Eindrücke aus dem Alltagsleben der bereisten Gegend zu mischen. Sogar pamphletartige Abschweifungen – wie die gegen Platen – sind ihm in dieser damals in der deutschen Literatur noch wenig bekannten Dichtungsform möglich. 1828 war H. einige Monate für den Verleger Cotta als Herausgeber von dessen Zeitschrift „Politische Annalen“ in München tätig, gab diese Arbeit aber aus Anlaß einer Italienreise auf, die ihn nach Lucca, Florenz und Venedig führte. Der Tod des Vaters rief ihn im Dezember 1828 aus Venedig wieder nach Deutschland zurück, wo er dann 1829/30 die letzten beiden „Reisebilder“-bände vollendete.

    Als bald nach der Pariser Julirevolution seine letzten Versuche in Hamburg, einen ihm zusagenden Beruf zu ergreifen, scheiterten, ging H. im Mai 1831 nach Paris, wo er bis zu seinem Tode bleiben sollte. Er hatte die Pariser Revolution begeistert begrüßt, erhoffte er sich doch von ihr die endgültige Befreiung der Menschen aus den staatlichen und gesellschaftlichen Fesseln, die Beseitigung der Vorrechte der privilegierten Stände und die Freiheit von Wort und Schrift. Er ging nach Paris, um von hier Berichte über das kulturelle und politische Leben in der französischen Hauptstadt zu schreiben, die er dann seit Ende 1831 in Cottas Augsburger „Allgemeiner Zeitung“ erscheinen ließ, aber schon Anfang 1832 auf Grund eines Einspruchs von Metternich einstellen mußte. Diese Berichte veröffentlichte er noch im gleichen Jahr geschlossen als „Französische Zustände“.

    In Paris war H. sehr schnell in der literarischen Welt bekannt geworden und fand Eingang in die Zirkel der geistigen und gesellschaftlichen Elite. Übersetzungen seiner Werke erschienen in den wichtigsten französischen Zeitschriften. In den Pariser Salons war er ein gern gesehener Gast und verkehrte freundschaftlich mit Balzac, dem älteren Dumas, George Sand, Musset, Alfred de Vigny, mit den Politikern Guizot und Thiers, mit den großen Bankiers Rothschild, Fould und vielen anderen. Diesen Kreisen wollte H. nun ein neues, zutreffendes Bild von den Deutschen, von ihrer Dichtung und Philosophie als Gegenstück zu den auf die jüngere Generation nicht mehr zutreffenden Eindrücken in den Schriften der Madame de Staël geben. So schrieb er eine Reihe von Aufsätzen über die Entwicklung der deutschen Dichtung für die Zeitschrift „L'Europe littéraire“ (Paris 1833), die er dann zwei Jahre später den Deutschen als „Die Romantische Schule“ vorlegte. Diesen Berichten folgte – auch zunächst für die Franzosen geschrieben – die „Geschichte der Religion und Philosophie“ in Deutschland. In seiner sehr eigenwilligen und persönlichen Deutung verkündet er in diesen Werken für die Dichtung das Ende der Romantik und für die Philosophie das Ende des Idealismus, für das er die Gedankenwelt seines Berliner Lehrers Hegel verantwortlich macht. Die Deutung beziehungsweise Umdeutung der Hegelschen Lehre etwa im Sinn der Hegelschen Linken war bei H. stark von den Saint-Simonisten beeinflußt, in deren Zirkeln er zeitweise sehr interessiert verkehrte. Besonders von ihren pantheistischen Ideen, ihrer Lehre von der Emanzipation des Fleisches fühlte er sich angezogen und vertrat, wie er es nannte, die Partei der Sensualisten gegenüber den Spiritualisten, der Hellenen gegenüber den Nazarenern. Diesen Vorstellungen, die allen seinen Werken bis Ende der 40er Jahre zugrunde liegen, entsagte er erst auf seinem letzten Krankenlager, wie aus Äußerungen im Nachwort zum „Romanzero“ und den „Geständnissen“ hervorgeht. Deren Glaubwürdigkeit, die wegen ihrer ironisierenden Sprache manchmal angezweifelt worden ist, wird durch die letzten Gedichte und manche Brief- und Gesprächsbemerkungen bestätigt. – Es ist bemerkenswert, daß H. diese und auch noch spätere|zunächst für die Franzosen geschriebene Werke trotz seiner guten Kenntnis der französischen Sprache immer deutsch konzipierte und auch die französische Übersetzung anderen überließ. Nur die nachträgliche Durchsicht und Überarbeitung der französischen Texte behielt er sich vor.

    Von den deutschen politischen Emigranten in Paris, die zu dieser Zeit zu Zehntausenden in Paris lebten, besonders von Ludwig Börne und dessen Kreis, löste sich H. schon bald. Mögen es anfangs zwischen ihm und Börne wohl mehr Charakter- und Temperamentsunterschiede gewesen sein, die beide trennten, vielleicht auch gewisse politisch-taktische Divergenzen, mehr als echte politische Gegensätze, so wuchsen sie sich im Laufe der 30er Jahre doch zu einer schroffen gegenseitigen Ablehnung aus, der H. schließlich 1840 in seinem Buch „Über Börne“ unverhohlen Ausdruck gab. Dieses Werk machte ihm gerade in dem ihm bisher nahestehenden Kreis der Liberalen viele Feinde. – 1835 wurden vom Deutschen Bundestag in Frankfurt H.s Schriften zusammen mit denen des „Jungen Deutschland“ verboten beziehungsweise unter strenge Zensur gestellt. H. wurde dadurch gezwungen, seine politisch-weltanschaulichen Gedanken nicht mehr so offen und aggressiv zu äußern, um nicht in ständigen Konflikt mit der Zensur zu geraten. Seine in diesen Jahren erscheinenden 4 Bände des „Salon“ (1834-40) sowie die selbständig veröffentlichten Werke „Shakespeares Mädchen und Frauen“ und die Don-Quixote-Ausgabe mit H.s längerem Vorwort bewegten sich auf politisch harmloseren Wegen. Dafür fließen in diesen Jahren neue rein dichterische Produktionen wieder reichlicher: die novellistischen Prosastücke „Florentinische Nächte“, die „Memoiren des Herrn von Schnabelewopski“ und der „Rabbi von Bacherach“, dazu eine Reihe neuer Liebesgedichte. – Die dichterische Gestaltung seiner Anschauungen im politischen und literarischen Streit gab H. in seinen beiden Versepen „Atta Troll“ (entstanden 1841/42, 1. Buchveröffentlichung 1847) und „Deutschland. Ein Wintermärchen“ (1844). Persönliche Erlebnisse – ein Aufenthalt im Pyrenäenbad Cauterets 1840 und eine Reise nach Hamburg 1843 – verflocht er mit Traumbildern und Begegnungen mit Sagen- und Märchengestalten zu epischen Reisebildern, in denen er voller Ironie ein Bild Deutschlands, seiner literarischen wie politisch gesellschaftlichen Gegensätze gab. Gleichzeitig brachte er seinen zweiten großen Gedichtband, die „Neuen Gedichte“, heraus (1844). In diesem Band vereinigte er, außer den schon früher vereinzelt erschienenen Liebesgedichten, Balladen und Zeitgedichte mit zum Teil deutlich politischer Zielsetzung, wie er sie in dieser Offenheit und Schärfe wohl erst auf Grund seiner zeitweiligen Verbindung mit Karl Marx und dessen Kreis in Paris 1843/44 aussprechen konnte. Das bedeutendste dieser politischen Gedichte, „Die schlesischen Weber“, erschien damals allerdings zunächst nur als Flugblatt. – Dieser Begegnung mit Marx hat H. vieles an Intensität und Zielgerichtetheit seiner politischen Dichtung zu verdanken, wenn er auch durch seine Berührung mit dem französischen Sozialismus der Saint-Simonisten, Proudhons, Fouriers und Louis Blancs auf sie vorbereitet war. Da Marx und seine Freunde schon 1844 aus Paris ausgewiesen wurden, war es für H. nur eine zeitlich kurze, aber recht entscheidende Begegnung, deren Eindruck ihn noch bis in seine letzten Lebensjahre beschäftigte. Doch trotz seiner Überzeugung von der ungeheuren Wirkung dieser neuen Ideen für die Zukunft der Welt und seiner inneren Anteilnahme an vielen ihrer Gedanken wuchs in ihm immer stärker die Angst vor der unheimlichen Konsequenz dieser „Doktoren der Revolution“, wie er sie nannte, die ihrem Kampf alles unterordnen würden, alles Schöne und alle Kunst, der sich H. im letzten allein verpflichtet fühlte.

    Anfang der 40er Jahre hatte H. wieder begonnen, für die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ Berichte aus dem politischen und kulturellen Leben in Paris zu schreiben. Mit seinem sehr wachen kritischen Blick beurteilte er darin die politischen Gegebenheiten und die führenden Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens mit einer Treffsicherheit, deren Gültigkeit noch heute in Erstaunen versetzt. – Im August 1841 vor einem Duell, das H. auf Grund seines Buches über Börne austragen mußte, heiratete er Crescencia Eugenie Mirat – er nannte sie selbst Mathilde –, mit der er schon mehrere Jahre zusammenwohnte. Er hatte sie 1834 als Verkäuferin in einem Schuhgeschäft kennengelernt und sie dann bald ganz zu sich genommen. Sie war ein hübsches, unkompliziertes, lebenslustiges Mädchen, aber ohne große geistige Fähigkeiten, die treu an ihrem Henri hing, ihm aber für sein Schaffen nichts geben konnte. – Seit seiner Übersiedlung nach Paris hat H. nur 1843 und 1844 zwei Reisen nach Deutschland unternommen, zum Besuch seiner Mutter in Hamburg und zu Verhandlungen mit seinem dortigen Verleger Campe. Ende 1844, nach dem Tode seines Onkels Salomon, der ihn bis zuletzt trotz mancher Unstimmigkeiten immer wieder|großzügig mit Geld unterstützt hatte und mit dessen Erben quälende Auseinandersetzungen folgten, kam eine seit langer Zeit schleichende Krankheit, wohl Lues cerebrospinalis, zum Ausbruch und fesselte ihn von 1848 an für volle 8 Jahre ans Bett, an seine „Matratzengruft“. Trotz größter Schmerzen und immer fortschreitender Lähmung blieben sein Geist und seine Schaffenskraft lebendig. 1851 erschien ein neuer Band seiner Gedichte, der „Romanzero“, Schöpfungen der vergangenen 7 Jahre. Sowohl in den Balladen und Zeitgedichten wie in den „Lamentationen“ und den „Hebräischen Melodien“ traten neue Töne auf, bitterer und schmerzerfüllter als die früheren. Die persönlichen Erfahrungen seines schweren Krankenlagers hatten ihn so manche kühn selbstbewußten und aufklärerisch optimistischen Vorstellungen überdenken und revidieren lassen, wie er es selbst in der Nachrede zum „Romanzero“ erzählt. Großer Ernst und menschliche Tiefe kennzeichnen erschütternd die Gedichte seiner letzten Lebensjahre, die später als „Nachlese zum Romanzero“ von dem ersten Herausgeber seiner Werke, Strodtmann, zusammengestellt wurden.

    Neben der Bearbeitung seiner politischen Zeitungsberichte aus den Jahren 1840-44 unter dem Titel „Lutezia“, zwei Tanzpoemen – „Donna Diana“ und „Doktor Faust“, dem Vorbild von Egks „Abraxas“ –, die er auf Wunsch des Londoner Theaterdirektors Lumley verfaßt hatte, legte H. 1854 in den Sammelbänden „Vermischte Schriften“ seine letzte große Prosaarbeit vor, die „Geständnisse“. Hier versucht er seinen geistigen Weg von der Kindheit an zu schildern und setzt sich dabei mit den großen politischen und weltanschaulichen Fragen auseinander, die ihn und sein Werk bestimmt hatten. Seine Memoiren, an denen er nach eigenen Äußerungen schon seit vielen Jahren gearbeitet hatte, vollendete er nicht mehr. Wenigstens ist das, was fast 30 Jahre nach seinem Tode davon erschien, nur ein Torso des Werkes, dessen ganze Veröffentlichung, soweit es bei seinem Tode vorlag, von Familienmitgliedern, wie man annimmt, verhindert wurde. - Er starb in seinem Pariser Exil, von seinen Zeitgenossen halb vergessen, eine fast schon legendäre Gestalt, geliebt von nur wenigen, mißachtet von vielen.

    Die literargeschichtliche Bedeutung H.s und seines Werks liegt in seiner Stellung zwischen Romantik und Realismus. Seine Dichtung war auf dem Boden der Romantik erwachsen. Für die Lyrik war er zunächst →Fouqué und Uhland, sehr stark auch dem deutschen Volkslied verpflichtet – der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ verdankt er wesentliche Anregungen –, für die Prosa Jean Paul und dessen Ahnherrn Laurence Sterne sowie E. T. A. Hoffmann. Doch bald schon fühlte er sich als Überwinder der Romantik und als Verkünder eines neuen Anfangs. In seiner Aufgeschlossenheit gegenüber der modernen Welt, einer im Umbruch befindlichen Zeit, wurde ihm die Dichtung zur Arena seines Kampfes gegen die überkommenen Ordnungen in Politik und Gesellschaft. Er löste sich aus der Isoliertheit der Gefühls- und Gedankenwelt des Dichters vergangener Epochen und stellte sich den Problemen seiner Zeit nicht nur als Berichterstatter der Zeitungen, sondern auch als Dichter. Er wich in seinem Werk bis zur Wortwahl von der überlieferten Vorstellung von Lyrik ab und schuf sich eine Dichtungssprache, die der modernen Zeit gerecht werden konnte. Er hat damit in Inhalt, Form und Sprache eine Dichtung geschaffen, die noch heute vielfach als lyrikfremd angesehen und darum abgelehnt wird, in der er aber gerade im 20. Jahrhundert entscheidende Nachfolger und Fortführer gefunden hat. Sein Werk wurde aber nicht nur in seinem Inhalt als Neubeginn begeistert begrüßt, besonders von der Jugend, sondern auch in seiner Form, in der er die klassische Geschlossenheit lokkerte oder sogar auflöste. Man denke an die freien Rhythmen seiner Nordseelieder und die Überwindung der musikalisch-rhythmisch gebundenen Liedform in seiner späten Lyrik, an das Fragmentarische seiner Novellen und an die locker aneinandergereihten Erlebnisberichte seiner „Reisebilder“. Allein in dieser spielerisch leichten, ironischen, scheinbar unverbindlichen Form konnte er seine politisch weltanschaulich engagierte Aussage zu echter Dichtung gestalten. Durch das Assoziative in seinem Prosastil, seine scheinbar abschweifenden Wortwitze, durch die Zusammenstellung und Vergleiche von offensichtlich Unvergleichbarem und der daraus entstehenden Paradoxie seiner Sätze gelingt es H., seine Aussage in scheinbarer Unverbindlichkeit um so treffender und einprägsamer zu machen, überzeugender als durch jede sachlich nüchterne logische Erörterung. Er hat damit die feuilletonistische Berichterstattung zu einer Kunstgattung erhoben, wie sie in dieser Höhe vor ihm unbekannt war und nach ihm nur selten erreicht wurde. Daß er bei all seinem Engagement doch den inneren Abstand des Dichters wahrte, seine Kritik nach außen immer mit einer Kritik|gegen sich selbst verband, verleiht H.s Werk vor allem in seinen letzten Lebensjahren die Aussagekraft eines Menschen, der durch Leid und Not zu den letzten Fragen menschlichen Suchens durchgestoßen war. – H.s Abstand vom Realismus ist noch deutlicher als zur Romantik. Er gibt nirgendwo eine objektive Schilderung der Außenwelt und tritt auch nicht als Erzähler hinter seinen Stoff zurück. Ganz im Gegenteil sieht er sich immer im Mittelpunkt des Geschehens und schildert es in der Spiegelung seines Ichs. Selbst sein eigenes Fühlen erlebt und schildert er in dem ironisierenden Licht seines Intellekts. Damit stand er im Grunde der Dichtung um 1900 viel näher als der seiner eigenen Epoche.

    Die Wirkung und das Nachleben des H.schen Werks ist durchaus unterschiedlich. In Deutschland waren zunächst die negativen Stimmen, die schon zu seinen Lebzeiten überwogen, bestimmend. Seine Lyrik, besonders das „Buch der Lieder“, das durch die zahlreichen Vertonungen Schuberts, Schumanns, Brahms', Wolfs und vieler anderer eine Popularität wie kaum je ein anderes lyrisches Werk gefunden hatte, wurde, wenn auch meistens in romantischer Fehlbeurteilung, sehr geschätzt. Doch seine Prosa, seine Epen und seine späteren Gedichte, besonders die Zeitgedichte, lehnte man weithin ab, sofern man sie überhaupt noch zur Kenntnis nahm. Mit seinem politisch-weltanschaulichen Kampf gegen die herrschenden Mächte hatte er konservative und kirchlich orthodoxe Kreise verärgert. Die ironische Grundhaltung vieler seiner Werke ließ ihn als den frivolen Spötter erscheinen, dem nichts heilig sei. So versuchte man in Deutschland weithin gar nicht erst, zu einem wirklichen Verständnis H.s und seiner Dichtung zu kommen. Man lehnte ihn als charakterloses Talent ab.

    Die Versuche, seit etwa 1890, für H. in Düsseldorf und später in Hamburg und Frankfurt Denkmäler zu errichten, trieben erst recht seine Gegner aus nationalistischen, aus kirchlich konservativen und antisemitischen Kreisen auf den Plan und führten unter dem Nationalsozialismus schließlich zu der wilden Hetze gegen den rassefremden Juden H. bis zur Verbrennung seiner Bücher. Die wenigen öffentlichen Stimmen für H. wie die Nietzsches, Thomas Manns und anderer und die Wirkung seines Werkes auf die Kreise des Münchener Brettls bis hin zu Tucholsky und Brecht vermochten wenig gegenüber der weit verbreiteten Abneigung gegen den Dichter und sein Werk. Ein wirklicher Wandel in der Wertung H.s konnte erst nach 1945 einsetzen, wenn auch noch immer eine verbreitete Unkenntnis und eine erneute politisch verfälschende Interpretation seines Werkes im Sinn des Vulgär-Marxismus einer wertentsprechenden Schätzung im Wege stehen mögen. Anders stand es und steht es mit H.s Wirkung und Anerkennung im Ausland. Schon zu seinen Lebzeiten beginnend, verstärkt erst nach seinem Tod, besonders von den 70er Jahren an, erschienen Übersetzungen seiner Werke in fast alle lebenden Sprachen. Noch heute finden seine Dichtungen immer wieder neue Übersetzer in der ganzen Welt. Weithin gilt im Ausland H. nach Goethe als bedeutendster deutscher Lyriker. Sein Werk hat auf viele bedeutende Dichter aus aller Welt großen Einfluß ausgeübt und hat ihnen geholfen, sich in Stoff und Form aus der Gebundenheit von Konvention und Tradition zu lösen. Es erlangte dadurch eine Wertschätzung, die ihm bis heute erhalten blieb.

  • Werke

    Ausgg.: Sämtl. Werke, hrsg. v. E. Elster, 7 Bde., 1887–90, ²4 Bde., 1925;
    Werke, hrsg. v. O. Walzel, 10 Bde. u. Register, 1910-20;
    Werke, hrsg. v. H. Kaufmann, 10 Bde., 1961-64;
    Hist.-krit. Ausgg. werden im H.-Archiv, Düsseldorf, u. v. d. Nat. Forschungs- u. Gedenkstätten d. klass. dt. Lit., Weimar, z. Zt. erarbeitet. - Briefe, hrsg. v. F. Hirth, 6 Bde., 1950-57;
    Gespräche, hrsg. v. H. H. Houben, 1926.

  • Literatur

    ADB XI;
    A. Strodtmann, H.s Leben u. Werke, 1867;
    G. Brandes, H. H., 1897;
    M. Brod, H. H., Amsterdam 1934, ²1952;
    F. Hirth, H., Bausteine zu e. Biogr., 1950;
    E. M. Butler, H. H., New York 1956;
    W. Rose, H. H., Two Studies, Oxford 1956;
    W. Wadepuhl, H.-Stud., 1956;
    D. Sternberger, in: Die Gr. Deutschen III, 1956, S. 214-23 (P);
    C. Ch. Lehrmann, H. H., 1957;
    C. Brinitzer, H. H., 1960;
    E. Galley, H. H., 1963;
    C. Hofrichter, H. H., Oxford 1963 (dt. 1966). - Zum dichter. Werk: Ch. Andler, La Poèsie de H., Paris 1948;
    B. Fairley, H. H., An Interpretation, Oxford 1954 (dt. 1965);
    S. S. Prawer, H., Buch d. Lieder, London 1960;
    ders., H. H., The tragic Satirist, ebd. 1961. - Zu speziellen Aspekten: H. Lichtenberger, H. penseur, Paris 1905 (dt. 1905);
    J. Tabac, Judaic Lore in H., Baltimore 1948;
    G. Lukacs, H. als nat. Dichter, in: ders., Dt. Realisten d. 19. Jh., 1951;
    K. Weinberg, H. Romantic défroqué, New Haven/Paris 1954;
    W. Wieland, H. H. u. d. Philos., in: DVjS 37, 1963, S. 232-48;
    J. Brummack, H.s Entwicklung z. satir. Dichter, ebd. 41, 1967, S. 98-116. - Zur Wirkung: L. P. Betz, H. in Frankreich, 1895;
    H. B. Sachs, H. in America, 1916;
    W. A. Berendsohn, Der lebendige H. im german. Norden, Kopenhagen 1935;
    A. F. Nossing, H. in Italia, New York 1948;
    H. Uyttersprot, H. en zijn invloed in de Nederlandse letterkunde, Oudenaarde 1953;
    S. Liptzin, The English Legend of H., New York 1954;
    E. Schmohl, Der Streit um H., Diss. Marburg 1956 (ungedr.);
    U. Rukser, H. in d.|hispan. Welt, in: DVjS 30, 1956, S. 474-510;
    R. Lauer, H. in Serbien, Diss. Frankfurt/Main 1961;
    L. Popowa, H. in Bulgarien, Diss. Leipzig 1963 (ungedr.). - Bibliogr.: G. Wilhelm/E. Galley, H.-Bibliogr., 2 Bde., 1960 f., fortges. in: H.-Jb., hrsg. v. H.-Archiv Düsseldorf, 1962 ff.;
    A. G. Levintov, Gejne, Bibliografija russkich perevodov i kritičeskoi lit. na russk. jazykje, Moskau 1958;
    - Goedeke VIII, S. 526-64, 714 f. (W, L);
    Körner;
    Eppelsheimer I-VI;
    Kosch, Lit.-Lex. (W, L);
    H. Kühner, in: MGG VI, Sp. 41-44. |

  • Quellen

    Qu.: H.-Archiv, Düsseldorf, Landes- u. Stadtbibl.

  • Porträts

    Zeichnung v. L. E. Grimm, 1827, Abb. in: Die Gr. Deutschen, s. L;
    M. Oppenheim, 1831;
    T. Johannot, 1836;
    Ölgem. (mit Frau Mathilde) v. E. B. Kietz, 1851, Abb. in: Die Gr. Deutschen, s. L;
    Zeichnung v. dems., 1851 (H.-Archiv, Düsseldorf), Abb. in: Heine-Jb. 1962;
    Totenmaske (H.-Archiv, Düsseldorf).

  • Autor/in

    Eberhard Galley
  • Zitierweise

    Galley, Eberhard, "Heine, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 286-291 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548018.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heine: Harry H. (nach seinem Uebertritt zum Christenthum im Jahre 1825 Christian Joh. Heinrich) wurde geboren zu Düsseldorf den 13. Dec. 1799 — nicht am 31., wie fälschlich angenommen wurde nach einer tendenziösen Aussage des Dichters selbst, der sich gern zum „ersten Mann des Jahrhunderts“ gestempelt hätte — von Eltern jüdischer Nation. Der Vater, der eine von sechs Brüdern, die von Hannover weg sich in die Welt begaben, war ein geistig unbedeutender Mann, von dem der Sohn höchstens seinen Enthusiasmus für Napoleon geerbt hat; bedeutender war die Mutter, eine feinfühlige, verständige Frau. Harry's erste Jugendjahre verstrichen unter dem Einflusse französischer Herrschaft und französischen Unterrichts. Wenn die Rheinländer überhaupt in dieser politischen Constellation kein Unglück erblickten, so war speciell Heine's Vater sehr wohl damit zufrieden; bei dem Sohn treten die Spuren französischer Einwirkung nicht blos im Buch „Le Grand“ (der „Reisebilder") zu Tage, sondern auch in seiner leichtfüßigen aber auch leichtfertigen Grazie und frivolen Eleganz; auch der Entschluß, nach Paris überzusiedeln, wo Heine den ganzen zweiten, verhängnißvolleren Theil seines Lebens zubrachte, ist nicht blos die Folge der Julirevolution und des Verlangens nach freierer Regung, sondern französische Sympathien, die nie in ihm erloschen waren, wirkten mit, mitbestimmend war auch die trotz seinem Uebertritt in ihm fortschlummernde Neigung zu seinen ursprünglichen Religions- und Stammesgenossen, denen Frankreich das Heimath- und Bürgerrecht eingeräumt hatte; mag er auch spotten über die „Schweizergarde des Deismus“, er selber hat sich nie von den Fesseln dieses Deismus freimachen können und immer und immer wieder anerkennt er mit der sittlichen Befriedigung eines „anch'io“, daß die Juden in so vielen Geistesschlachten in der ersten Linie gestanden. — Die Eltern unterließen nicht den Knaben streng in den Traditionen des Judenthums zu erziehen, aber sie hielten auch aus einen bildenden Unterricht, mochte die Lehrerschaft auch, wie dies bei ihrem Harry der Fall war, der Mehrzahl nach aus katholischen Geistlichen und ehemaligen Jesuiten bestehen. — Nach vollendeten Schuljahren sollte H. die Feder zur Hand nehmen, aber nicht die des Schriftstellers, sondern die lucrativere des Kaufmanns. Sein Onkel Salomo, der reiche Hamburger Millionär und Bankier schwebte den Eltern als Vorbild vor. Leider duldete es den jungen Lehrling nicht lange bei einem Bankier in Frankfurt, auch die Arbeit auf dem Comptoir des reichen Onkels, zu welchem er bald übersiedelte, wollte nicht recht von Statten gehen, noch weniger ein eigenes Bankgeschäft, das er zu Hamburg unter der Firma H. Heine und Cie. mit Beihülfe Onkel Salomo's gründete: die Hamburger Verhältnisse widerten den jungen Mann in tiefster Seele an; er fand keine Gleichgesinnten, kein Verständniß bei Verwandten und Bekannten. Seine bereits flügge gewordene Spottsucht schaffte um ihn her eine Oede, die stille, aber hoffnungslose Liebe zu einer Cousine trug das ihrige zur Verdüsterung bei.|H. war aus einem Banne erlöst, als er, nicht blos mit Einwilligung, sondern auch mit sehr materieller Unterstützung seines Onkels, der „Stadt des Rauchfleisches“ — die ihn Zeit seines Lebens, vgl. die „Memoiren des Herrn von Schnabelewopsky“ antipathisch anfröstelte — den Rücken kehren durfte, um an der wiedereröffneten Universität Bonn die Rechte zu studiren (1819). Hier knüpfte er Bekanntschaft mit Simrock an, schwärmte für Arndt, hörte begeistert bei A. W. von Schlegel — (tempora mutantur!) — führte als Burschenschafter ein fröhliches Studentenleben, concipirte seinen „Almansor“ und — ward der Dinge, ungewiß aus welchem Grunde, bald satt, so daß wir ihn schon im Herbst 1820 in Göttingen finden, der Stadt der „Universitätspyramiden“, dem „deutschen Bologna“, wo, umgekehrt wie im welschen, „die Hunde so groß und die Gelehrten so klein“ sind. Noch kleiner war jedenfalls Heine's Begeisterung für sein juridisches Studium. Die Herausforderung zu einem Duell (das zwar nicht zum Austrag kam) zog ihm, als dem Fordernden und Schuldigen, das Consilium abeundi zu, er wandte sich nach Berlin, der Metropole deutscher Philosophie (Hegel), wo man zwar sehr wenig Politik trieb, nicht gern von Religion sprach, desto mehr aber sich für das litterarische Gedeihen der Nation interessirte. Der junge Student hatte das Glück in den Salon Varnhagen's von Ense und seiner geistreichen Gemahlin Rahel Levin eingeführt zu werden; dieser Salon, wo der Goethecultus in seiner höchsten Blüthe stand, wurde auch die Hauptpflanzstätte des Heine’schen Ruhmes. H. lernte hier unter andern Chamisso, Fouqué und Wilibald Alexis kennen; im litterarischen Kreise der Dichterin Elise von Hohenhausen traten ihm einige andere Physiognomien (Köchy, Uechtritz u. a.) entgegen, aber H. suchte auch andere Gesellschaft auf, wo es etwas lärmender, selbst solche, wo es ausgelassen und toll zuging. Auch regte sich bei Anlaß der Verlobung seiner Cousine (1821) die alte Liebe wieder mächtiger als je; die Wunde blutete nie völlig aus; wir verdanken ihr einige der zartesten, duftigsten Blüthen des „Buches der Lieder“. Auch sonst, wo den Dichter die elegische Stimmung beschleicht, ist der Gedanke an seine unglückliche Liebe mit im Spiel; man thut H. Unrecht, wenn man glaubt, er habe sich in solche Gefühle hinemgeträumt oder gar mit kaltem Herzen hineingelogen. H. suchte für seine Liebesqual Trost in der Betäubung und bei der Muse. Sein „Almansor“ gewinnt allmählig Gestalt. Ein Anlauf zur juridischen Schriftstellern (wozu ihn der bekannte Philosoph und Rechtslehrer Gans anregte) gedieh nicht über die Anfänge hinaus; mächtig war der Eindruck, der von Hegel's persönlicher Bekanntschaft und seinen Vorlesungen ausging. H. kann in so weit für einen Hegelianer gelten, als er bei Hegel die Schulsprache erlernte, die ihn später befähigte auch ein Wort mitzureden, wo von philosophischen Gegenständen die Rede war; dem gewandten Fechter, der jedes Wort als Waffe zu gebrauchen wußte, genügte jenes leichte Rüstzeug, um auf der Mensur zu paradiren; in den Kern irgend welcher Philosophie ist er nie eingedrungen.

    Ein Duell (wobei H. verwundet wurde) bewirkte, daß er sich von den Studentenkreisen zurückzog. Seine Erstlingsgedichte (die nach und nach im Gubitz’schen „Gesellschafter“ erschienen waren und nun, nach der warmen Aufnahme, die sie im Varnhagen’schen Kreise und anderswo gefunden, sich einen Verleger erobert hatten, Berlin 1822) und das Jahr darauf die Veröffentlichung der beiden Tragödien „Ratcliffe" und „Almansor“, zusammen mit dem „lyrischen Intermezzo“, machten, besonders die letztgenannte Sammlung, den Studenten sofort zu einer litterarischen Größe. Mit Recht. Denn dieses Lied war neu, es war das Lied eines Sturmvogels, der in das schwüle Traumleben hineingellt; aber auch die Nachtigall flötete hier in anderen Lauten, als den gewöhnlichen; sie klangen weicher, süßer, wundersamer, als das meiste, das man bisher gehört hatte|Das Publicum urtheilte darüber ganz anders als H. selber, der — man darf glauben im Ernst — seinen Tragödien einen ungleich höheren Werth beimaß. Die Subjectivitat jener Lieder war grandios; diese Saiten des kecken Uebermuths, des natürlichen, aller Schranken spottenden Ich hatte noch kein Dichter angeschlagen. Ob diese Subjectivität eine so schöne und so würdige war, daß sie souverän aus dem Bann der Sitte und des Herkommens heraustreten durfte, kommt zunächst nicht in Frage; die ganze Lyrik müßte ja sonst dem Canon der Moral unterliegen, denn die ganze Lyrik ist ein Singen und Sagen des Subjects von sich selbst, von seiner Liebe, seinem Haß und seinen Schmerzen. Die Töne waren schon längst da; das Neue bei Heine bestand in der Stärke derselben, im Contrast der Mischung, in den ungewöhnlichen Intervallensprüngen vom Schluchzen zum Hohnlachen, vom Lodern der Leidenschaft zur eisigen Selbstironie. Hier sprudelte, im Gegensatz zu den Romantikern, wieder eine Poesie, deren Born aus dem Boden der Wirklichkeit und des Lebens sprang und die bewegte Gegenwart spiegelte. Weil H. in seinen Prosaschriften als geistreicher Spötter erscheint und ein guter Witz ihm mehr gilt als die Schonung eines zarten und heiligen Gefühls, weil er seinen Weltschmerz, seine Zerrissenheit — das sind ja eben seine ureigenen Schöpfungen — auch sonst gern in augenfälligster Drapirung zur Schau trägt, so soll nun, nach einer verbreiteten Anschauung, auch seine Poesie ein bloßer Schein, sie soll lauter Anempfindung, sie soll kalte Kunst, keine warme Natur, kein Ausdruck wirklichen Gefühls sein. Zu dieser Annahme berechtigt nichts. H. hat allerdings mehr und mehr Gefallen an jenen Contrasten gefunden und sich angewöhnt, solche Tasten auch dann anzuschlagen, wo ein reinerer Accord seiner eigenen Seele näher lag, er coquettirt in der That mit seinem Schmerz und seinem Hohn — aber dieses Widerspiel zwischen Denken und Empfinden lag doch seinem innersten Wesen zu Grunde, und diese Gebrochenheit des inneren Menschen, die Quelle seiner Frivolität und seines Cynismus, hat ihn auf seiner Matratzengruft nicht verlassen, sie ist ihm bis zum letzten Athemzug treu geblieben. Wie gern wäre er ihrer losgeworden und hätte an das Ideal geglaubt, das er als Dichter empfand! Er wollte diesen Widerspruch, der ihm hart zusetzte, weghöhnen; andere begraben ihn in sich und schweigen ihn weg — das darf aber ein Dichter am allerwenigsten — andere, wie Goethe z. B., vermögen ihn zu überwinden, noch andere weichen ihm aus und flüchten, wie Z. B. die Romantiker den ganzen Vorrath ihres Denkens und Fühlens in jene glücklichen Zeiten der Vergangenheit, wo der Riß noch nicht klaffte; dort bauen sie sich dann fröhlich ihre Hütten und sind ein Herz und eine Seele mit den Schattenbildern ihrer historischen Phantasie. — Heine's Dramen sind jetzt völlig verschollen und vergessen, nachdem sie blos durch den Druck, niemals aber (einen verunglückten Versuch in Braunschweig abgerechnet) durch die Bühne zur Oeffentlichkeit gelangt sind; sie entbehren beide des dramatischen Nervs. Ratcliffe besonders ist ein finsteres Schattenspiel voll grillenhafter Seltsamkeiten, ein Tanz von Larven, der Held, der alle Phasen vom Liebhaber bis zum Straßenräuber und Mörder durchläuft, eine moralische Mißgeburt, ohne scharfe Contouren, ohne Gegenständlichkeit, düster und steinern, das Gegenbild des milden Almansor, der aber seinerseits nicht weniger verzeichnet ist. In „Almansor“ hat der Dichter zudem seinem Groll gegen das Christenthum und speciell gegen die Renegaten, die in seinen Hafen einlaufen, Luft gemacht. In das Grauen dieser romantischen Stoffe mischen sich wol auch einzelne liebliche Lichter wahrer Empfindung und ächt dichterischen Ausdrucks, aber im Allgemeinen läßt doch auch die Form zu wünschen übrig. H. wollte ihr einen volksthümlichen Anstrich geben und hat sich oft absichtlich über die Grammatik hinweggesetzt; dadurch sind die Verse hart geworden. Der Cothum war ehedem wol ein Holzschuh, aber|der Wohlklang der Verse machte ihn vergessen; bei H. verstärkten sie sein Geklapper. Unbeholfenheit war es nicht, wie denn überhaupt sein metrisches und musikalisches Gefühl sein beschaffen war: Um diese Zeit machte er Immermann — einem der wenigen Freunde, bei denen das Freundschaftsverhältniß ohne Trübung bis zum Tode vorhielt — metrische Vorschläge zu dessen „Tulifäntchen“, die Immermann bereitwilligst annahm, weil es in der That Verbesserungen waren. Wenn wir H. in Almansor als Gegner des Christenthums auftreten sahen, so geschah dieses natürlich — bei einer Natur wie der seinigen — nicht aus Begeisterung für die Religion seiner Väter, und wenn er sich um diese Zeit an den rationalistischen Reformbestrebungen „Neu-Israels“, d. h. aufgeklärter Glaubensgenossen in Berlin und Hamburg (eines Gans u. a.) betheiligte, so that er es nur mit halbem Herzen; Christenthum und Judenthum galten ihm, als positive Religionen, gleich viel, d. h. gleich wenig. Er trat bald darauf gerade so kühl zu jenem über (1825) als er von diesem Abschied nahm. Der Schritt geschah nicht aus Ueberzeugung, sondern aus reinen Utilitätsrücksichten. H. glaubte nämlich, und nicht mit Unrecht, daß sein Judenthum ihm die staatliche Carriere verschließe. Sein Schritt war gleichwol überflüssig, denn H. machte sich durch seine politischen Ueberzeugungen unmöglich. Er bereute ihn daher, da er nichts gewonnen hatte als höchstens den Titel eines Renegaten.

    In der That läßt diese religiöse Metamorphose, die ja doch bloßer Schein war, einen unangenehmen Eindruck bei Jedem zurück, der es nicht leicht nimmt mit der Würde der Religion und dem Werth des Charakters. Der Uebertritt hat zudem unsere Litteratur um ein allem Anschein nach bedeutendes, vielleicht eines der bedeutendsten Erzeugnisse aus Heine's Feder gebracht: nämlich um den „Rabbi von Baccharach“. Das vorhandene Fragment dieses Culturromans, der die bald 2000jährigen Verfolgungen seiner Glaubensbrüder in einem Brennpunkte zusammenzufassen bestimmt war, ist nach Form und Inhalt von hohem Werthe; künstlerische Anlage und Gruppirung, ein Hintergrund mit weiten Perspectiven, interessante Scenerie und glänzende Stilfarben zeichnen es dermaßen aus, daß der Torso in Jedem die Sehnsucht nach der Vollendung erwecken muß. Der Grund der Nichtvollendung ist einfach in Heine's Uebertritt zum Christenthum zu suchen; das Gefühl, daß es nach dieser Wandlung nicht mehr am Platze sei, als Kämpe für das Judenthum gegen die Christen aufzutreten, war durchaus correct.

    H. brachte im J. 1822 einige Zeit bei seinen Eltern, jetzt in Lüneburg, zu, das Jahr darauf machte er zur Stärkung seiner Gesundheit einen längeren Aufenthalt in Cuxhafen. Klagen über sein äußeres Befinden (besonders ein tückisches Kopfweh) kehren bei H. ziemlich regelmäßig wieder; wiederholte Badebesuche (Norderney, Helgoland, Lucca u. a.) beweisen, daß dies nicht blos vorgeschützte „interessante“ Unpäßlichkeit war, sondern ein chronisches Leiden, und wenn auch nicht geläugnet werden kann, daß H. durch Regelmäßigkeit in der Lebensweise seine zart angelegte Natur hätte schonen sollen, so ist doch die schreckliche Krankheit, der er schließlich zum Opfer fiel, nicht lediglich seinen Aufregungen und Excessen zuzuschreiben, sondern der Keim dazu scheint von Natur in seinem Nervensystem bereits vorhanden gewesen zu sein. Es ist nur zu wahr, daß die „Natursprache seines Herzens“ weit über das Antik-Naive hinausgeht, und daß die erotischen Fleischparthien seiner Gedichte (der frühesten wie der späteren, denn darin ist leider kein Unterschied wahrzunehmen), die Bajaderenpositionen, die Liebesscenen mit hanseatischen und sonstigen „Vestalinnen“ in vielen, sehr vielen Fällen mehr als bloße Dichterphantasien sind, d. h. also, daß sie wirkliche Erlebnisse sind, aber dafür hat nur der Dichter H. und zwar der Aesthetik Rede zu stehen, das Sanitarische an dieser Frage geht den|Menschen H. an, und er hat die Folgen zu tragen gehabt. — Im J. 1824 finden wir H. zum zweiten Mal als Studiosus juris zu Göttingen, mit der Absicht, sich auf das examen rigorosum vorzubereiten. Die Geldmittel zum Studium lieferte auch jetzt der reiche Onkel Salomo in Hamburg. Das Verhältniß zwischen den beiden Verwandten ist ein eigentümliches, und wenn Heinrich H. seine Abhängigkeit von dem so ganz anders gearteten Geldmanne aufs bitterste empfand, so hat er sich gleichwol seine geistige Selbständigkeit vollkommen zu wahren gewußt. In Allem, was er that und schrieb, hat er nur seinen eigenen Willen zu Rathe gezogen, er hat seine Feder zu keinem einzigen Zug der Demuth und Unterwürfigkeit erniedrigt, ja er hat sich im Hochgefühl seines geistigen Werthes sogar herausgenommen, seinem Gönner zeitweise mit den bittersten Vorwürfen heimzuzahlen; anderseits muß Onkel Salomo nachgerühmt werden, daß er trotz Nergeleien, Reibereien und Zerwürfnissen, trotz üblen Launen und gehässigen Einflüsterungen von verwandter Seite dem berühmten Neffen Jahre lang zu zahlen fortfuhr; erst in den dreißiger Jahren zog er für lange Zeit die Hände von dem Verbannten zurück. Der Mann hatte seine unberechenbaren Eigenheiten, sein brummiges, eigensinnig verstocktes und versteiftes Wesen konnte plötzlich in „bodenlose Gemüthsweichheit“ umschlagen. Im Grunde waren die paar tausend Mark, die er jährlich spendete, im Verhältniß zu seinem Reichthum noch kein großes Opfer, selbst wenn wir die, mit Recht oder Unrecht, seinen Glaubensgenossen beigeschriebene Zähigkeit in Geldsachen mit in Rechnung bringen. Von dem Glanze seines Neffen fiel denn doch auch etwas auf die Familie, also auch auf ihn zurück, und Salomo konnte das wol als eine Art von Rückzahlung betrachten. — Bevor H. sein Examen absolvirte, unternahm er zur Erholung eine längere Fußwanderung durch den Harz und Thüringen. Diese ist besonders fruchtbar geworden durch die poetisch geniale Illustration, die ihr der Dichter in seinen „Reisebildern“ verlieh. H. liebt es überhaupt, als echter „Gelegenheitsdichter“ seine Natureindrücke dichterisch zu gestalten, wenn er sie auch nicht immer ins rhythmische Gewand (wie in den majestätischen „Nordseebildern") kleidete (vgl. die „Bäder von Lucca"). Nach glücklich, aber nicht glänzend bestandenem Examen (1825) ließ sich der Doctor juris als Advocat in Hamburg nieder; aber das Glück scheint nicht größer als seine Lust gewesen zu sein. Er fühlte sich im Kreise ausgelassener Freunde wohler als auf dem Bureau. Seine Gedanken waren mehr bei den hochgeschürzten Grazien als bei der Themis, und als die „Reisebilder“ noch im gleichen Jahr (1826) ihren Triumphzug durch Deutschland begannen, da rollten auch die Würfel endgültig für Heine's Lebensloos: jetzt ward er Schriftsteller von Beruf, während er es bisher als Dilettant gewesen war. Die „Reisebilder" wirkten in der That elektrisch auf die Gemüther. Durch sie war zum ersten Mal der „Student" in die Litteratur eingeführt, und dieser Student räumte mit einer noch nie dagewesenen Jugendkraft und Frische, aber auch mit der ganzen Rücksichtslosigkeit des Jugendübermuthes in der Rumpelkammer des Herkommens auf; es war ein erlösendes Gewitter mit Blitz und Donner, das in die schwüle Atmosphäre des Vorurtheils, des Zopfthums, der Stabilität hineinraste, eine Campagne gegen die Weltanschauung der Vergangenheit und den Schlendrian der Gegenwart. Eine Prosa, so kühn und herausfordernd, so bilderreich und stahlscharf, so siegesgewiß und himmelstürmerisch, dann wieder so weich und einschmeichelnd, war noch nie gelesen worden; der Codex der Zerrissenheit und des Weltschmerzes war durch sie zur Thatsache geworden, die Nichtigkeit der Zeit formulirt. Auch die Poesie war in den „Reisebildern“ zu ihrem Recht gekommen, denn sie waren mit den schönsten seiner Gedichte durchflochten, die später ihren Platz im „Buch der Lieder“ fanden. So ziemlich alles, was bisher als canonisch gegolten hatte, war hier auf den Kopf|gestellt oder wenigstens vor den Richterstuhl einer unerbittlichen Kritik gezogen; auf Staat, Kirche und Gesellschaft sauste schonungslos die Geißel der Satire nieder, allen finstern Mächten des Lebens, allem gleißnerischen Schein, allem dumpfen Aberglauben wurde das Brandmal aufgedrückt. Diese souveräne Willkür sprengte sogar die Regeln der Kunst: Die „Reisebilder“ sind kein abgeschlossenes Werk von wohlerwogener, festgefügter Composition. Die Scenen sind, scheinen wenigstens leicht hingeworfen, lose aneinandergereiht; Einheit des Planes und der Stimmung sucht man vergebens — aber gerade in dem Fragmentarischen und Desultorischen, in der ungewöhnlichen Form lag auch ein Theil der ungewöhnlichen Wirkung. In den „Reisebildern“ ist der ganze H., wie er leibt, lebt, denkt, fühlt und nicht fühlt, H. im Superlativ, sein Wesen gleichsam destillirt enthalten. Sein lachender Humor, sein beißender Witz schont des eigenen Ich nicht, dieses stammt gleichmäßig mit anderen größeren und kleineren Götzen auf dem Holzstoß, den des Dichters inquisitorisches Gelüste aufgeschichtet und angezündet hat. Er beabsichtigt, ein Emancipationsbrevier zu liefern, aber nicht der Menschheit überhaupt, sondern der Persönlichkeit, die stark genug ist, sich von den Ketten des Herkommens loszureißen; ihm schwebt nicht das abstracte Ideal der Menschenbeglückung à la Marquis Posa vor; das Recht der Persönlichkeit geht ihm über alles: Er gaukelt uns freilich auch zeitweise ein humanistisches Ideal vor, „das er mit allen Lichtern der Poesie und des Gedankens verklärt, aber nur, um es nächstens mit der Narrenpritsche zu mißhandeln". Er „läutet seine Zeit zu Grabe und verkündet eine neue, menschlich ungenirte Zeit“. Was Byron für Europa, ist H. für Deutschland gewesen; der Weltschmerz und Pessimismus des Britten aber ist wahrer als der Heine’sche: beide sind Dichter der Restauration, und der Pessimismus war das Richtige in einer Zeit, wo alle Errungenschaften des 18. Jahrhunderts durch die Politik der Fürsten wieder aufs Spiel gesetzt, theilweise schon verloren waren; aber Byron hat die Verzweiflung im Herzen, nicht blos auf den Lippen oder in der Federspitze, er stellt seine Subjectivität hin, wie sie ist, H. die seinige oft, wie er möchte, daß sie erschiene; sein Weltschmerz ist künstlerisch gefälscht. Für H. ist der Schein und die Wahrheit blos da, um Effect damit zu machen. Und doch kann es nicht immer ein Spiel sein, das er treibt, denn es hat zu lang und consequent selbst in den Zeiten der Qual angehalten, es muß der Widerspruch zwischen Ernst und Spiel im tiefsten Geäder von Heine's geistiger Natur seinen Sitz gemacht haben, H. hat Brusttöne, die unmöglich gefälscht sein können. — Der zweite Band der „Reisebilder“, der 1827 erschien, überbot den ersten an zügelloser Willkür; das Buch wurde in deutschen Landen verboten, und H. zog vor, seine eigene Person eine Zeit lang in Sicherheit zu bringen. Er ging nach London und kehrte erst nach mehreren Monaten, nachdem er sich sattsam „über den dummen Teufel von Wellington“ geärgert hatte, zurück. Im gleichen Jahr noch erschien das „Buch der Lieder“, diejenige Schöpfung, die Heine's Dichterruhm den hellsten Glanz verlieh und ihn den ersten und größten unter den Lyrikern Deutschlands beigesellte. Das „Buch der Lieder" ist eine bloße Sammlung des bisher Geschaffenen und successiv Herausgegebenen; es befindet sich kein einziges neues Lied darin; die „Traumlieder“, die jetzt an der Spitze stehen, stammen schon aus der Bonner Studienzeit, daher denn auch der romantische Duft, die „blaue Blume“, aus und in diesen Blättern, daneben allerdings auch stärkere Würze und buntere Farben und Töne, so schön und innig, wie sie nie ein Romantiker seiner Harfe entlockt hat. — H. hat die Romantiker, theilweise mit ihren eigenen Waffen, überwunden; er ist der Todtengräber einer falsch verstandenen, ungebührlich gepriesenen, mystisch verbrämten Vergangenheit, seine Muse trinkt in vollen Zügen aus dem Strome der Gegenwart. Man sah jetzt|in H. einen Volkstribunen, einen Apostel der Freiheit, aber dieser Doppelstellung konnte er theils, theils wollte er ihr nicht genügen; sie ist es gleichwol, die ihn aus seinen heimathlichen Gauen getrieben hat. Das „junge Deutschland“ aber, die Schule, der Gutzkow, Laube, Mundt, Wienbarg und andere Talente angehörten, hat H. durch sein Beispiel ins Leben gerufen: er hat die geistige Vaterschaft zu vertreten; die ersten Schriften dieser Männer sind bald mehr bald weniger ein Abklatsch Heine’scher Art. Die Schwärmerei für den Coryphäus H. hielt allerdings nicht beim ganzen Chorus auf lange Zeit vor. Als der Bundestag Ernst, d. h. als er Jagd auf das junge Deutschland machte und am 10. December 1835 Verfasser, Werke und Verleger mit dem Banne belegte, da wurde es einem und dem andern unter den Erstgenannten etwas schwül ums Herz, und er sagte sich von der Solidarität mit H. feierlich los. — Im J. 1827 finden wir H. in München, wohin Cotta den vielversprechenden Schriftsteller gezogen hatte. Noch war Julius Campe (der für begabte Autoren eine besonders feine Spürnase hatte, aber nicht glänzend honorirte) Heine's Verleger und blieb es auch in Zukunft. Cotta suchte H. vorerst für die Redaction seiner „Neuen politischen Annalen", das „Ausland“ und das „Morgenblatt“ zu gewinnen und engagirte ihn vorläufig für 2000 Gulden jährlich zu unbestimmten Verpflichtungen. Damals trug sich H. auch mit der Hoffnung auf eine Professur in München; sie schlug fehl; auch das Verhältniß zu Cotta war nicht von langer Dauer. 1828 und 1829 warm Wanderjahre Heine's: Die Bäder von Lucca, Hamburg, Berlin, Potsdam, Helgoland sahen den berühmten Gast, Berlin (wo mit Rahel Levin, Achim v. Arnim, Kugler, Veit u. a. alte Bekanntschaften erneut, neue geknüpft wurden) für längere Zeit. Der dritte Band der „Reisebilder“ (1830) entfremdete ihm durch seinen cynischen, ja unflätigen Anstrich und seinen persönlich aggressiven Charakter manchen bisherigen Freund. Bekanntlich wird hier das furchtbare Strafgericht an Platen vollzogen. Platen hatte ohne Zweifel provocirt (in seinem „Rom. Oedipus") und verdiente eine Lection von H.; häßlich und ungerecht war es aber von seinem Gegner, den Streit, den H. ja in seiner Ueberlegenheit auf litterarischem Gebiet hätte ausfechten können und sollen, auf das Terrain polizeirichterlicher Incrimination hinüberzulenken. Der „Pindar vom kleinen Stamme Benjamin“ führte eine Klinge, welcher der hochgräfliche Sänger im Süden nicht gewachsen war. — Als mit der Julirevolution ein freierer Geist seinen Einzug in Frankreich hielt, siedelte H., dem von der politischen Stickluft in Deutschland nachgerade unwohl wurde, nach Paris über (1831). Hier hatte er allerdings von der Polizei nichts zu befürchten; zugleich konnte er in der Eigenschaft eines politischen Märtyrers auf Sympathien zählen. Ein Mann, wie er, berechnend, von Eitelkeit nicht frei, wußte diese Stimmung auszubeuten. Die Briefe, welche er über französische und deutsche Zustände der „Allgemeinen Augsburger Zeitung“ zusandte, bestärkten dieselbe, wenn auch die deutsche Censur redlich für Abschwächung des Stachels sorgte. Sie waren immerhin noch so kräftig und saftig, daß Metternich durch ein Rescript an Cotta die Veröffentlichung weiterer Artikel von H. für höchst bedenklich erklärte. Cotta wußte, was das zu bedeuten hatte, und H. ließ nun alles, was er für die Zeitung bestimmt hatte, mit fulminanter Vorrede bei Campe drucken — doch auch jetzt mußte er und sein Verleger sich zahlreiche Verstümmelungen gefallen lassen. Die Censur war die einzige Feindin, mit der H. nicht fertig wurde. Daneben setzten ihm die politischen Flüchtlinge zu; diese Radicalen, die einen thätigen Freiheitsapostel in ihm zu finden hofften, sahen sich enttäuscht: H. war nicht der Mann zum Handeln und wollte es nicht sein; er war, wie Börne bald und richtig sah, nicht einmal eine politische Capacität; er liebte Ruhe und einen gewissen Comfort der Bequemlichkeit, den er, Dank seiner Feder und der Generosität seines Oheims in Paris gefunden hatte; er hatte, wenn er wollte, unter den französischen Schriftstellern noblere und weniger compromittirende, weniger bärenhäutige Freunde, als die landsmännischen Cherusker waren. Durch den 1833 erschienenen ersten Band des „Salon“, der durch massenhafte Cynismen und Obscönitäten an einen förmlichen Codex der Unzucht erinnert, machte er sich freilich, in Deutschland wenigstens, keine neuen Freunde. Endlich, mit den deutschen Regierungen überwarfen, von den politischen Radicalen Deutschlands verdächtigt und befeindet, durch Bücherverbote und Censurchicanen am freien Aussprechen seiner Ansichten verhindert und durch eigene Schuld dem besseren Theil seiner deutschen Landsleute entfremdet, versuchte er es, in französischer Sprache der Dollmetscher deutschen Geistes zu werden. In der „Revue des deux mondes“ und in der „Europe littéraire“ erschienen seine (theilweise vortrefflichen) Aufsätze über „Deutsche Litteratur“ (Romantik) und „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, — letztere, wenn auch höchst oberflächlich, dennoch sprudelnd von Geist und Witz, — die, mit anderen Aufsätzen vermehrt, den Inhalt des Buches „De l'Allemagne“ (1835) bilden. Mit deutschen Notabilitäten, die in Paris ab- und zugingen, — A. v. Humboldt, F. Mendelssohn, Klapproth, später auch Anast. Grün und Laube, — stellte er sich leidlich gut, dagegen nahm das Verhältniß zu seinem früher verehrten Lehrer A. W. v. Schlegel ein jähes Ende, als dieser sich zu einer scharfen Kritik Heine’scher Schriftstellerei erkühnt hatte. Heine's Rache ist auch hier, wenn gleich zermalmend, so doch unschön, denn sie schöpft aus dem persönlichen Schmutz. Verdienter war das Gericht, das an Wolfg. Menzel geübt wurde, obschon auch hier keine reine Sympathie aufkommen kann: die Zionswächterei des „Denuncianten“ war nämlich durch Heine's Auftreten Provocirt worden. Menzel hatte die ersten Producte Heine's sehr beifällig empfohlen, die Uniform eines litterarischen Büttels paßte er seiner ungeschlachten Person erst an, als Heine's Ruf nach Emancipation diesseits des Rheins unter den jungen Schriftstellern ein so freudiges Echo fand, als Gutzkow's „Wally“, Laube's „Neues Jahrhundert“ und „Junges Europa“ und ähnliche Sturm- und Drangproducte als Antwort darauf erschienen. Jetzt ließ Menzel seinerseits den Ruf nach „Religionsgefahr“ erschallen — und die Hatz begann. An der Spitze des Beschlusses, womit der Bundestag die Werke des jungen Deutschlands vervehmte (1835), standen die Werke Heine's. Seine Schrift gegen Menzel „den Denuncianten“ änderte natürlich an der sachlichen Lage nichts, so wenig wie sein 1836 an den Bundestag gerichtetes Schreiben. (Das Verbot der Schriften des jungen Deutschlands wurde erst 1842 von Preußen aufgehoben.) Metternich, dem die „Reisebilder“ früher unverhohlenes Vergnügen bereitet hatten, war jetzt über den Wirkungen ängstlich geworden. Die devote Unterthanenloyalität, womit das deutsche Publicum jenes Verdict entgegennahm, hatte selbst Heine's apollinarische Collegen angesteckt: die gesammte schwäbische Dichterschule zog sich von dem Chamisso’schen Musenalmanach zurück, da dieser Heine's Porträt gebracht hatte! Der Dichter rächte sich durch den „Schwabenspiegel"; was G. Pfizer (als einer der Angegriffenen) entgegnete, war nicht weniger subjectiv und leidenschaftlich, nur viel weniger witzig, mehr plump als scharf. Dagegen schleuderte Arnold Ruge in den Hall. Jahrbüchern eine' vernichtende und nicht ungerechte Kritik gegen H. Am meisten indeß schadete dem Ansehen Heine's seine Differenz mit Ludwig Börne, die in des Ersteren Buch „H. Heine gegen L. Börne“ einen so unschönen Abschluß fand. Es war beinahe nothwendig, daß diese beiden so grundverschiedenen Naturen durch nähere Berührung in Conflict geriethen. Diese nähere Berührung war ihre Stellung in der Fremde, ihr mehr oder weniger freiwilliges Exil, ihr Amt als Freiheitsapostel. Auch Börne war reizbar, im|übrigen consequenter, aufopfernder, ernster, aber auch doctrinärer als H.; für den poetischen Charakter Heine's hatte seine nüchterne Natur kein Verständniß. Als nun Börne in seinen „Briefen aus Paris“ und im „Reformateur“ sich scharf über H. geäußert hatte, da war der Bruch zwischen beiden fertig, aber Heine's Racheact — das ist das Häßliche — traf erst den Todten; schon 1837 war Börne gestorben! H. zog sich durch sein Buch unter anderem auch ein Duell (mit dem Gemahl einer beleidigten Freundin Börne's) zu, das ohne Folgen verlief. Auch für Deutschlands Ehre bestand er ein Duell mit einem jungen Franzofen, der Heine's Vaterland verlästert hatte. H. war also nicht feig im gewöhnlichen Sinne; aber eine geistige Feigheit ist und bleibt sein Buch gegen den todten Börne. Einen anderen schwarzen Punkt in Heine's Leben bilden seine von der französischen Regierung ihm gewährten jährlichen Subsidien. H. blieb im Genusse derselben bis 1848, d. h. bis zum Sturz Louis Philipps. Er hat lein Hehl daraus gemacht. Die Sache ist indeß nicht so gravirend, als sie scheint. Das zwar ist natürlich keine Entschuldigung, daß noch viele andere deutsche Aufenthalter aus jenen geheimen Fonds unterstützt wurden, auch das nicht, daß H. kein genauer Haushalter war und trotz seines hebräischen Blutes mit dem Geld nicht gut umzugehen wußte, die Hauptfache ist, daß er seine Feder wenigstens nicht verkaufte. Aus jenen Fonds sollten die bezahlt werden, die sich in ihrer Heimat um die Sache der Revolution verdient gemacht hätten; das war der Rechtstitel, unter welchem H. seine 4800 Francs bezog. Möglich, daß eine subtilere und im Ehrenpunkt empfindlichere Natur sich dagegen gesträubt hätte; so viel ist sicher, daß eine positive Verpflichtung mit der Annahme nicht verbunden war; es war selbstverständlich, daß man sich negativ die Reserve auserlegte, der Regierung des Bürgerkönigs nicht ins Fleisch zu schneiden, deren Brot man aß. H. hatte seit dem J. 1835 auch noch für eine andere Existenz als die seinige zu sorgen. Er lebte mit Mathilde Mirat — die er sich später 1841 kirchlich antrauen ließ — zusammen, einem Wesen „von harmlosem Geplauder und trefflichem Herzen“, das ihm zuletzt die schwarzen Schatten der Krankheit und der Qual freundlich erhellte. Und gerade in jenen Jahren blieben in Folge von Zerwürfnissen mit dem Oheim die Subsidien aus Hamburg aus: H. befand sich in der peinlichsten Verlegenheit, und jetzt erst nahm er seine Zuflucht zu der Wohlthat der französischen Regierung. — Im J. 1843 machte H. einen Besuch in Hamburg; der Oheim hatte sich wieder versöhnen und willig finden lassen; im gleichen Jahr erschien das „letzte Waldlied der Romantik", das Gedicht von dem Bären „Atta Troll", in welchem die brillante Muse des Verfassers wieder in ihrer vollen Glorie leuchtet: die Dornen des Pamphlets neben den Rosen der Lyrik, Spott und Gefühlswärme, Ironie und Weltschmerz — alle die Ingredienzien seines wunderbaren Talents strahlen hier aus. Die Tendenz des „Atta Troll“ ist „die Verhöhnung jeder Tendenz“, die Parodie der plumpen, unkünstlerischen Gesinnungspoeten und ihrer bärenhaft plumpen Künste; besonders den politischen Lyrikern wird übel mitgespielt; die Befreiung des Lieds von den Fesseln der Zeitfragen, vom Mehlthau der prosaischen Gegenwart, das ist es, was H. verficht, also in der That ein mächtiger Nachklang der Romantik. Er wußte wohl, daß er das Kind mit dem Bade ausschüttete, und daß der Schooß der Zeit mit Nothwendigkeit die politische Lyrik zu Tage fördern mußte — aber er mochte denken, es schade nichts, wenn die „Maienkäfer dieses Völkerfrühlings“, die sich doch gar zu unberufen und zahlreich einstellten, ein wenig geschüttelt würden. Den „Neuen Gedichten“ (1844) kann leider kein so großes Lob gespendet werden, weil das Unkraut des Cynismus auch die wirklichen Blumen überwuchert; eine glänzende Leistung dagegen ist „Deutschland, ein Wintermärchen“. Manches darin ist Hohlspiegelbild|und Caricatur, auch an Perfidien fehlt es nicht, aber der bunte Reigen, zu dem sich hier Humor, Witz, Satire und die goldigsten Strahlen echter Poesie verschlingen, nöthigt uns doch Bewunderung ab.

    Das J. 1845 wurde für H. verhängnißvoll: sein Oheim Salomo starb und dessen Sohn Karl verweigerte die Fortzahlung der seinem Vetter stipulirten Pension. Dieser Act war um so unerhörter, als der Dichter vom verstorbenen Oheim die Zusage erhalten hatte, daß die Pension auch nach dem Tode des Gebers fortgezahlt werden sollte. Die Unbill traf H. ins Herz. Es stellte sich eine Brustlähmung ein, die ihn lange ans Lager fesselte. Der Besuch eines Pyrenäenbades that die gehoffte Wirkung nicht: Heine's Gesundheit war und blieb untergraben, das Uebel der Lähmung machte stetige Fortschritte. Karl H. wurde wol endlich mürbe und setzte auch der Frau des Dichters eine jährliche Summe aus — seine Wohlthat kam für die Gesundheit Heine's zu spät. Als im Februar 1848 die Revolution zu Paris ausbrach, war sein Zustand bereits so schlimm geworden, daß jenes Ereigniß nicht mehr stark auf ihn zu Wirten vermochte. Im Frühjahr desselben Jahres machte er seinen letzten Ausgang: im Louvre, vor der Statue der Venus von Melos, brach er ohnmächtig zusammen, um von nun an, als lahmer Mann, dem Tod entgegenzusiechen in der Matratzengruft. Die letzten acht Jahre seines Lebens — denn so lange dauerte sein Todeskampf — entrollen ein düsteres, erbarmungswürdiges Bild. An Pflege fehlte es ihm nicht; auch die Sorge stand nicht gerade an seinem Bette, wenn auch sein Zustand große Ausgaben nöthig machte und die mit Campe vereinbarte Leibrente für ihn und seine Frau (1500 und 1200 Mark Banco, gegen den Verkauf seiner Schriften) sammt der von Karl H. stipulirten Pension kaum ausreichte — aber das trostlose Einerlei seines Leidens, das nur durch Opiumbetäubung gemildert werden konnte, und zu der Lähmung noch eine fortschreitende Abnahme der Sehkraft, das war genug, um auch einen stärkeren Geist als H. war, zur Verzweiflung zu bringen: Heine's Geist erlag gleichwol nicht; der Kranke ertrug sein Leiden mit einer Resignation, die Niemand ihm zugetraut hätte. Freunde und Neugierige, die ihn besuchten — es waren der letzteren nur zu viel! — konnten dem Publicum erzählen, daß vom Siechbett des alten H. her der Witz immer noch sprühe, daß der Spott immer noch auf seinen Lippen sitze und daß sein Geist noch so zeugungskräftig und schlagfertig sei, wie vordem. Das Erscheinen des „Romanzero“ (1851) bestätigte diese Aussagen. Die Sammlung enthält allerdings auch Mittelmäßiges, aber der ganze H. mit allen seinen Vorzügen und Fehlern lebte und webte darin; viel Salz, viel Schmalz, aber auch viel Schmutz, der um so widerlicher duftet, weil man die Stickluft der Krankenstube damit combinirt; daneben aber Schönheiten ersten Ranges, Perlen der Poesie. Jedenfalls hatte H. durch den „Romanzero" dem Gerücht von seiner „Bekehrung“, das auch durch die Luft schwirrte, ein Ende gemacht; die Vorrede lautet zwar nicht himmelstürmerisch, aber sogar in diesem „Glaubensbekenntniß“ guckt der Schalk zwischen den Zeilen hervor; hie und da allerdings grinst in seiner Miene etwas wie Verzweiflung. Wäre das Schauspiel wirklich erhabener, wenn der alte Epicuräer und Freigeist auf dem Folterbette ein bußfertiger Beter geworden wäre? Er hat, wird das unpartheiische Urtheil lauten müssen, in den Jahren seiner Krankheit mehr Charakter gezeigt, als da er, in gesunden Tagen, den Becher der Freude schlürfte und mit Menschen und Dingen so leichtfertig umsprang und wechselte, wie mit den Grazien im Jardin Mabille oder in der Grande chaumière.

    Nach und nach wurde es öde um sein Bette; nicht, daß die Theilnahme erkaltete, aber sein Zustand verlangte möglichste Stille. Die französischen Schriftsteller, mit denen er früher verkehrt hatte — es waren so ziemlich alle|bedeutenderen — erwiesen ihm noch immer die Comtoisie ihres Besuches, mit einigen (wie Saint René Taillandier) hatte er auch geschäftlich zu thun. Ganz verstanden zwar, wie wir Deutsche ihn verstehen, hat ihn wol keiner, obwol sie ihn zu den ihrigen zählten und zählen durften, denn H. schrieb ein elegantes Französisch und gerade das Pikante an Heine's Stil und Wesen entsprach der französischen Eigenthümlichkeit. Noch im J. 1853 schrieb er seine „Götter im Exil“. Zuerst französisch; sie sind die letzte Arbeit von einigem Umfang, die H. verfaßte. Er starb in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1856 und wurde auf dem Friedhof am Fuß des Montmartre begraben. Am gleichen Tage (20. Februar) 1883 ward Mathilde Heine hier neben ihm begraben. In der Litteratur lebt H. fort. Die deutsche Muse hatte, während er lebte, keuschere Jünger als ihn, begabtere wenig und keinen, der so hoch verhimmelt und so ingrimmig verketzert worden wäre. An Talent hat ihn auch unter den Modernen noch keiner überragt.

    Die äußere, zunächst metrische Form der Heine’schen Gedichte kann dem oberflächlichen Beurtheiler als ziemlich secundär erscheinen. Der Dichter scheint sich's mit diesen jambischen oder trochäischen Viertacten — solche sind es doch meistens — ziemlich bequem gemacht zu haben; aber es scheint doch nur. In Wahrheit steckt hinter diesem schlichten, ja sogar oft vernachlässigten Tonfall, hinter dieser natürlichen und schmucklosen Draperie das seinste rhythmisch-musikalische Gefühl und die berechnendste Kunst. Dafür liefert nicht blos Heine's eigenes Manuscript mit seinen oft peinlichen Correcturen und Nachbesserungen den augenfälligsten Beweis, sondern das geübte, aufmerksam lauschende Ohr erkennt dies auch ohne jene diplomatische Bestätigung. H. wußte mit wahrhaft antikem Gefühle seine Form stets dem Inhalt anzupassen: da, wo er geißeln und vernichten oder die Dämonen des Lachens entfesseln will, holt er für die Kerntruppen seines Inhalts auch bei der Form Verstärkung, und seine Schlachtlinie wird eine andere, als wo es gilt, durch die süß-schmerzlichen Laute der Wehmuth Herzen zu erobern. Dm bunten metrischen Blumenflor, in welchem die modernen Dichter wieder zu prangen Pflegen, kennt er nicht, d. h. er verschmäht ihn; aber er wird dadurch weder monotoner, noch farbloser; er ersetzt den Flitterstaat durch die Kraft und durch den Effect. Allerdings streift er hier oft an das Allzugesuchte und Raffinirte, an die Linie, wo man beginnt die Absicht zu merken und verstimmt wird; oft auch findet sich diese Linie überschritten: der Effect ist nicht mehr Mittel, um diese oder jene Stimmung zu erzeugen, er ist zum Selbstzweck geworden — bei einem souveränen Talent, wie das seinige, das jedes Wort zu einer eisernen Waffe oder zu einem goldenen Schmuck umzuschmelzen versteht, zwar natürlich, aber immerhin fehlerhaft. Reime, wie „Dunstkreis — Kunstpreis", wie „Lob ist — Mirabeau bist“, wie „Romantik — Uhland, Tieck“ u. a. lassen wir uns nicht blos gefallen, sondern sie ergötzen auch, weil sie eine mit Fug und Recht gewünschte Wirkung verstärken, mithin an ihrem Platze sind; auch die Eigennamen, die H. so oft ans Ende der Zeile stellt, sind nicht zu beanstanden, sobald der Dichter eine komische Pointe aufsetzen oder einen satirischen Trumpf ausspielen will; indessen er läßt sich zu solchen Kunstgriffen auch da verleiten, wo sie für ein gesundes Gefühl störend sind. Andererseits gibt es kaum einen zweiten Dichter in der deutschen Litteratur, der vor dem bloßen Wort-, Phrasen- und Reimgeklingel einen so instinctiven Abscheu gehabt, Keinen, der in wenige Worten mehr Pointen gelegt, Keinen, der weniger Flickworte und Flickverse sich erlaubt hätte, als eben H.; Goethe nicht, ja ihn am allerwenigsten, ausgenommen. Erst im „Romanzero“ ist der Dichter dieser Strenge gegen sich selbst stellenweise untreu geworden; er hatte mit der körperlichen Ascese genug zu thun, und man kann ihm jenes geistige Sichgehenlassen kaum verargen. Es zeigt sich auch in der Metrik. Verse|mit fehlerhaften Accenten, wie: Delicater áls Schĭldkröten — mít Mĭstkárren voll Schĭmpfwörtern — mit dem Zusatz dér Gŕaŭsáme — wuchern hier mehr als sonstwo. — Man hat H. mit dem alten Aristophanes verglichen; beide sollten „ungezogene Lieblinge der Grazien“ sein. In der That bietet ihr dichterisches Wesen, das den Gegnern beider wohl als „Unwesen“ vorkommen mochte, mehr als einen Vergleichungspunct: beide waren so genial als unerbittlich, beide in ihren Mitteln nichts weniger als wählerisch, beide zeitweise, wenn der Dämon des Spottes in sie gefahren war, charakterlos, beide verstanden sich auf die Schmelztöne der Flöte so gut als auf die schmetternden Fanfaren der Kriegstuba, beide waren keusche Priester der Form; das Unkraut des Cynismus und der Unflätherei mag üppiger bei dem Griechen wuchern, wie auch seine Hiebe wuchtiger und massiger sind (denn er schlägt seine Gegner mit Holzklötzen nieder!) — dagegen führt der deutsche Dichter seine Streiche mit blankem Stahl und darum sind sie schärfer, oder er schnellt vergiftete Pfeile, und darum sind die Wunden gefährlicher. Welcher Unterschied dagegen im Menschenthum der beiden, und in ihrer bürgerlichen und socialen Stellung! Aristophanes, der erbittertste Feind des „jungen Athen“, H., der Vorkämpfer, ja gewissermaßen der Vater des „jungen Deutschland"! Und wem unter jenen Griechen wäre es eingefallen, den Menschen und den Dichter scheiden, die Fehler des einen mit den Tugenden des anderen decken oder umgekehrt, den einen durch den anderen vernichten zu wollen, wie das bei uns Modernen geschieht! Wo und wann hätte man in Griechenland sich einen Dichter auch nur denken können, der nicht mit der Tugend und den edelsten Begriffen gleichsam im Bunde und ihr natürlicher Priester gewesen wäre? Alle die zermalmenden Keulenschläge, die Aristophanes gegen Euripides führt, gelten nur seiner Verblendung und seinem Wahn, nicht seinem bösen Willen. Aristophanes glaubt keinen Augenblick, daß sein Gegner, der einflußreiche Dramatiker, das Laster und die Entsittlichung predigen wolle, er glaubt blos, daß seine eigene Ueberzeugung von gut und schlimm eine grundverschiedene und die richtige sei. Und doch — selbst dieses Widerspiel wäre auch in Griechenland früher nicht möglich gewesen. Es hängt dies zusammen mit der antiken Einheit und Einfachheit der Persönlichkeit. Schon zu Aristophanes' Zeit fing die Zerbröckelung an, in den späteren Jahrhunderten ist sie vollständig geworden. Man kann es bedauern; man sieht bewundernd dem Schauspiel zu, wenn große Geister für ihre Person dem Bruch sich entgegenzustemmen vermögen; wem es aber nicht gelingt, den dürfen wir nicht in Bausch und Bogen verdammen, die Gerechtigkeit verlangt, daß wir wenigstens den Theil als gut und tüchtig anerkennen, der sich wirklich als solcher aus dem Ganzen herausgelöst hat. Dies auf H. angewendet, so mögen wir es auf's höchste bedauern, daß seine Satire so maßlos subjectiv verfuhr und kaum Rücksicht nahm auf gut und schlecht, sondern unterschiedslos den oder das traf, was den Dichter augenblicklich in ärgerliche oder übermüthige Stimmung versetzte — aber es hat doch, rein ästhetisch angesehen, etwas Grandioses, mit welchem Schwung, welcher Kraft und welchem Siegesgefühl dieser Königstiger in die Hürde seiner Schlachtopfer einbricht und da aufräumt. Ob er nun die „tonsurirte Hyäne“ (Görres) oder den „Marcus Tullius Maßmannus“, ob er Menzel oder Platen, ob er die „Nachtunholde der Romantik“ oder die schwäbischen Dichter, „die Fontanelle aller bösen Säfte Deutschlands“ abthut, ist einerlei; wie er es thut, erhebt ihn unter die Coryphäen der Satire-Seinen Stahl in der Schmiede des Wortes zu schärfen, das verstand bisher in Deutschland Keiner so vollkommen als er, selbst Lessing nicht. Dieser ist der gewissenhaftere Fechter; er geht nur auf die Mensur, wenn er muß und es der Sache dient, seine Stellung ist correct, seine Hiebe sind kunstgerecht, und wir begleiten einen jeden mit unserer Sympathie, weil sie einer|guten Sache gelten: Heine's Fechtweise ist weniger geregelt, sie ist oft perfid und hinterlistig, aber ihre Hiebe legen das zuckende Fleisch des Gegners bloß, und wenn dies vollends mit Grazie geschieht, so hat auch Voltaire keinen Vorsprung mehr vor dem deutschen Satiriker. H. handhabt seine Waffen mit der gleichen Meisterschaft auch in Prosa. Originell durch und durch, auch da, wo ihr Verfasser auf unschuldigen Geleisen wandelt, trifft sie mit instinctiver Sicherheit stets das richtige Wort, und wo dieses fehlt, tritt ein Bild an die Stelle von so sinnlicher Färbung, von so plastischer Anschaulichkeit, daß auch da, wo die Decenz verletzt ist, die Kunst bewunderungswürdig bleibt. Nur durch solche Sprachgewalt ist es möglich, auch dem Fragment, der Skizze, der Anecdote ihre litterarische Bedeutung zu geben und sie aus dem Reich des Zufalls oder der Laune in die Region der Kunst und des Gesetzes zu erheben.

    Keine Sprache ist weniger nach der Schablone geformt als die Heine’sche, keine in höherem Grade das wirkliche und passende Gewand für den jeweiligen Körper des Inhalts, sie haucht nicht nur, sie schnaubt sogar Subjectivität und ist das directe Widerspiel der Goethe’schen Marmorkühle; aber trotz theilweiser Extravaganzen und Juvenilien wäre es ungerecht, ihr die Anerkennung zu versagen, daß sie in die Nachahmung Goethe’scher Weise wieder Fluß und Leben gebracht hat, denn die Sprache der Goetheaner war „unsäglich zähe“ geworden, sie war am Einfrieren. Andererseits ist nicht zu leugnen, daß auch Heine's Art bei den Epigonen schädlich gewirkt hat und wirkt. Seine Nachahmer outriren sie zur Manier; es ist bei ihnen Sitte geworden, möglichst wenig Begriffe mit dem eigentlichen Ausdruck zu bezeichnen, sondern in Bilderpracht zu prunken und zu funkeln selbst da, wo die Materie weder Schmuck verlangt, noch verträgt. Diese Art Prosa erinnert lebhaft an die Hoffmannswaldau’sche Poesie unerquicklichen Angedenkens!

    Das Stilgefühl kommt uns Modernen wieder mehr und mehr abhanden, jenes Gefühl, das die Griechen und Römer in höchster Ausbildung besaßen. H. war nichts weniger als antik — er, der Vorkämpfer für schrankenloseste Subjectivität! — aber er theilt doch mit ihnen manche fruchtbare Grundanschauung in Betreff der Form. Man kann übrigens antik und dennoch in hohem Grade subjectiv sein, das hat z. B. Catull bewiesen, eine Natur, die überhaupt mit H. mehr als nur flüchtige Aehnlichkeit hat: Keck, rücksichtslos, fanatisch im Haß, Zermalmend im Ingrimm, lasciv und cynisch, nicht bloß bis zum Ueberfluß, sondern auch bis zum Ueberdruß, daneben ein Sänger von den zartesten schmelzenden Tönen, der Bahnbrecher für das „junge Rom“, wie H. der für das „junge Deutschland". Auch ist bei Catull jene Einheit der antiken Persönlichkeit bereits gebrochen: „der Dichter selbst muß keusch und fromm sein, seine Verse nicht“, heißt es bei ihm. Und doch sind die Bacchanalien und Cynismen des antiken Dichters kaum so zügellos und wüst, wie wir sie in einzelnen Werken Heine's (z. B. in den „Neuen Gedichten“ und dem I. Band des „Salon") finden. Daß er sich dadurch das deutsche Publicum, selbst dasjenige, das früher mit ihm sympathisirt hatte, entfremdete, war ganz in der Ordnung, und wenn die Franzofen in diesem Punkt mehr vertragen können, so ist dies ein wenig beneidenswerther Vorzug. Thatsache bleibt indessen, daß Heine's Versuche, sich ein französisches Publicum zu schaffen, zunächst fehlschlugen; eine allgemeine Anerkennung wurde ihm erst nach seinem Tode zu Theil.

    Schriften: „Gedichte" (Berl. 1822). — „Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo“ (Berl. 1823). — „Buch der Lieder“ (Hamb. 1827 u. 1828). — „Reisebilder“ (Hamb. 1826 ff., der IV. Bd. 1840). — „Französ. Zustände“ (Hamb. 1833). — „Beitr. zur Gesch. d. neueren schön. Litt, in Deutschland"|(2 Bde., Paris 1833). — „De l'Allemagne“ (Par. 1835). — „Die romant. Schule" (Hamb. 1836). — „Der Salon“ (4 Bde., Hamb. 1835—40). — „Shakespeare's Frauen und Mädchen“ (Paris und Leipz. 1839). — „Ueber den Denunzianten“ (Hamb. 1837). — „Der Schwabenspiegel“ (Hamb. 1839). — „H. Heine über L. Börne" (Hamb. 1840). — „Neue Gedichte“ (Hamb. 1844). — „Atta Troll“ (Hamb. 1847). — „Deutschland ein Wintermärchen“ (Hamb. 1844). — „Romanzero“ (Hamb. 1851). — „Der Doctor Faust, ein Tanzpoem" (Hamb. 1851). — „Die Verbannten Götter" (Berl. 1853). — „Vermischte Schriften“ (nebst den Berichten an die „Augsb. Allg. Zeitung“ zusammengestellt (3 Bde., Hamb. 1853). — „Letzte Gedichte und Gedanken von H. Heine“ (Hamb. 1869, ein Nachtrag zu der Gesammtausgabe der Werke Heine's von Ad. Strodtmann, Hamb. 1861—66, 21 Bde.). Die im Manuscipt existirenden „Memoiren“ Heine's sollen von den Verwandten an die k. k. Bibliothek zu Wien verkauft worden sein! was aber neuerdings von Alfred Meißner, dem vollgültigen und aus Autopsie bekräftigenden Zeugen für die Existenz derselben des bestimmtesten in Abrede gestellt wird. In französischer Sprache erschienen Heine's Werke (von Gérard de Nerval, Saint-René-Taillandier u. a., die Gedichte in Prosaübersetzung) seit 1852 als „Oeuvres complètes“ zu Paris in 14 Bänden, wovon 7 Bände zu des Dichters Lebzeiten unter seiner eigenen Redaction. Unter den metrischen Uebersetzungen von Heine's Gedichten (die besonders dem „Buch der Lieder“ zu Theil geworden sind) zeichnen sich die französische von Schuré und die italienische von Zendrini aus. Eine plumpe Fälschung sind die von Fr. Steinmann herausgegebenen „Briefe H. Heine's“ (Amsterd. 1861—62, 2 Theile) und „Dichtungen“ (das. 1860, 2 Bde.).

    • Literatur

      Vgl. H. Heine's Leben und Werke von Ad. Strodtmann, 2 Bde., Berl. 1867—69. — Erinnerungen an H. Heine und seine Familie von Max Heine, Berl. 1868. —
      Erinnerungen an H. Heine von A. Meißner, Hamb. 1856. —
      Ueber H. Heine von Schmidt-Weißenfels (Berl. 1857). —
      Heine's Briefe an seinen Freund Moses Moser, Leipz. 1862. —
      The life, works and opinions of H. Heine von Will. Stigand, 2 Bde., London 1876 (im Ton eines Pamphlets geschrieben). — Enrico Heine ed i suoi interpreti von Zendrini (in der „Nuova antologia“ von 1875, vgl. Mag. für Litt. d. Ausl., 1875, Nr. 36). —
      Aus H. Heine's Dichterwerkstatt. Eine Studie von Hugo Gaedcke, Hamb. 1875. —
      Blumenthal's Monatshefte für Kritik, 2. Heft (eine Studie über H. Heine von Grisebach). —
      Westermann's Monatsblätter (Juni 1876, Studie von Elkan). — Aus dem Leben H. Heine's von Herm. Hüffer (Berl. 1878).

  • Autor/in

    J. Mähly.
  • Zitierweise

    Mähly, J., "Heine, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 338-351 unter Heine, Harry [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548018.html#adbcontent

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