Lebensdaten
1789 – 1857
Geburtsort
Waldau bei Kassel
Sterbeort
Frankfurt/Oder
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116953624 | OGND | VIAF: 15533424
Namensvarianten
  • Ochs, Elise von (geborene)
  • Ochs, Elise Philippine Amalie von
  • Hohenhausen, Elise Philippine Amalie Freifrau von
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Zitierweise

Hohenhausen, Elise Freifrau von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116953624.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adam Ludwig Baron v. Ochs (1757–1823), westfäl. Divisions-Gen., dann kurhess. Generalstabschef, Militärschriftsteller (s. ADB 24), S d. Schreinermeisters u. Stadtvorstehers Bastian Ochse in Rosenthal Kr. Marburg u. d. Maria Meschet;
    M Maria Luise (1762–1811), T d. Pfarrers Phil. Schödde in W. u. d. Elisabeth Casimir;
    B Carl v. Ochs (1794–1846), kurhess. Gen.-Major, 1829 Mitglied d. Bundesmilitärkommission (für das 9. Armeekorps) in Frankfurt Main, 1843 Chef d. Generalstabs (s. ADB 24);
    - 1809 Leopold Frhr. v. Hohenhausen ( 1848, kath.), preuß. Reg.rat, Schriftsteller (s. L); Schwägerin Henriette Freiin v. Hohenhausen (1781–1843), Schriftstellerin, bekannt durch ihre empfindsamen Bücher „Zeichnungen aus d. Gemütsleben“ (1829), „Bilder aus d. Leben“ (1835) u. a. (s. Kosch, Lit.-Lex.);
    1 S, 2 T, u. a. Elise (1812–99, 1831 Karl Frdr. v. Rüdiger, 1872, preuß. Reg.rat), Schriftstellerin, früh im Salon ihrer Eltern mit d. lit. Welt vertraut, eng befreundet mit Anette v. Droste-Hülshoff, begann erst nach d. Tod ihres Mannes ihre eigtl. lit. Arbeit (Anthologien, Biogrr., Novellen, Überss.) (s. W, L).

  • Biographie

    H. wuchs in ländlicher Umgebung im Hause der Großeltern auf, kam 1798 mit den Eltern nach Kassel, wo sie auch nach ihrer Heirat noch eine Zeitlang lebte, 1816 mit ihrem Mann nach Münster und 1817 nach Minden. 1820 zog das Ehepaar nach Berlin, wo H. bald Zugang zu literarischen Zirkeln und engen Kontakt zu Varnhagen, dessen Frau Rahel, Fouqué, Uechtritz und anderen fand. Sie schuf sich einen eigenen literarischen Salon, in dem sie seit 1822 sogenannte ästhetische Teeabende veranstaltete, zu deren Teilnehmern unter anderem Heine, Immermann und Chamisso gehörten. In Minden, wohin sie 1824 wieder zog, nachdem sich die Hoffnung ihres Mannes auf eine Anstellung in Berlin nicht erfüllt hatte, beteiligte sie sich intensiv an dem von ihrem Mann mitbegründeten literarischen „Mindener Sonntagsblatt“ (1817-34), für das auch Heine, Immermann und Freiligrath schrieben. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie bei ihrer Tochter Elise in Minden, Münster und schließlich in Frankfurt/O.

    H. begann erst nach ihrer Heirat unter starker Förderung ihres literarisch ambitionierten Mannes, ihre vom Großvater früh geweckten, von der Mutter aber unterdrückten schriftstellerischen Talente zu nutzen. Sie schrieb romantisierende Gedichte, Reiseerinnerungen etc., wandte sich aber nach dem Selbstmord ihres 18jährigen Sohnes immer mehr einer religiösen Richtung zu. Unter Benutzung der Tagebücher ihres Sohnes schrieb|sie das Buch „Karl von H., Untergang eines Jünglings von 18 Jahren“ (1837), mit dem sie Eltern, Erzieher, Lehrer und Ärzte anregen wollte, durch christliche Erziehung ähnlich tragische Fälle zu verhindern. – Neben dem Wert dieser Biographie als Zeit- und Lebensdokument haben ihre späteren frömmelnden Arbeiten keine literarische Bedeutung. Große Verdienste erwarb sie sich jedoch mit der Übersetzung und Popularisierung zeitgenössischer englischer und amerikanischer Literatur (Byron, Scott, Young, Longfellow) und als Förderin junger Talente. So hat sie zum Beispiel Heine in Berlin zum „deutschen Byron“ ausgerufen und ihn durch die Aufnahme in ihren Salon bekanntgemacht.

  • Werke

    Weitere W u. a. Frühlingsblumen, Gedichte, 1816;
    Natur, Kunst u. Leben, 1820 (Reiseerinnerungen);
    Poggezona, 1825 (Erz.);
    Novellen, 3 Bde., 1829;
    Rousseau, Goethe u. Byron, Ein krit.-lit. Umriß aus ethisch-christl. Standpunkte, 1847;
    Joh. u. Kornelius de Witt od. d. ewige Edikt, Hist. Schauspiel, 1847;
    Die Marquesas-Insel, Weihnachtsgabe, 1853;
    Die Jungfrau und ihre Zukunft in unserer Zeit …, 1854;
    Das Geheimniß d. Glücks od. d. Schlüssel z. Heil … ‚ 1855;
    Lies mich in Deinen Leiden u. ich werde Dich trösten, 1855. -
    Zahlr. Aufsätze in: Morgenbl., Mindener Sonntagshl., Zs. f. d. elegante Welt, Gesellschafter, Grotes Münsterländ. Taschenbuch u. a. -
    Überss.: Byron, Der Korsar, 1820, Cain, 1825, Die Insel, oder Christian u. s. Gefährten, Ode an Klopstock, Kleinere Gedichte, 1827;
    Longfellow, Die goldene Legende, 1856;
    Scott, Ivanhoe, 1822, Kenilworth, 1823, St. Ronands-Brunnen, 1825, W. Scott's hist. u. romant. Balladen d. schott. Gränzlande, 7 T., 1826/27 (mit W. Alexis u. W. v. Lüdemann);
    E. Young, Nachtgedanken, 1844. -
    Zu T Elise u. a.: Berühmte Liebespaare, 4 Bde., 1870-84;
    Der Roman d. Lebens, 2 Bde., 1876 (Novellen);
    Aus Goethes Herzensleben, 1884;
    Drei Kaiserinnen, 1888.

  • Literatur

    ADB XII (auch f. Ehemann);
    W. Ochsenheim, Die Aufnahme Lord Byrons in Dtld. u. s. Einfluß auf d. jungen Heine, 1905, S. 8 ff.;
    F. Hackenberg, E. v. H., Eine Vorkämpferin u. Übersetzerin engl. u. nordamerikan. Dichtung II, Diss. Münster 1913, T. I u. d. T.: E. v. H., Eine westfäl. Dichterin u. Übersetzerin, in: Zs. f. vaterländ. Gesch. u. Altertumskde. 73,1, 1915 (ausführl. L-Verz.);
    Goedeke XIII, S. 318-26 (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex. - Zu T Elise: Brümmer (unter Hohenhausen);
    Kosch, Lit.-Lex. (unter Rüdiger).

  • Autor/in

    Eckhard Schulz
  • Zitierweise

    Schulz, Eckhard, "Hohenhausen, Elise Freifrau von" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 482-483 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116953624.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hohenhausen: Elise Philippine Amalie Freifrau v. H., Schriftstellerin, war die Tochter des Generals Adam Ludwig v. Ochs, der als Divisionsgeneral mit den westfälischen Truppen in Spanien und Rußland kämpfte, dann Chef des kurhessischen Generalstabes wurde, sowie auch als Militärschriftsteller einen Namen von gutem Klang hatte. Er starb am 21. Octbr. 1823. Sie wurde am 4. Novbr. 1789 zu Waldau, einem Dorfe bei Kassel, geboren. Hier verbrachte sie ihre früheste Kinderzeit mit ihrer Mutter, während ihr Vater im Felde war, bei ihren Großeltern. Durch diese Einsamkeit und Entfernung vom Umgang mit Kindern gleichen Alters, bildete sich ein wehmüthiger und ernster Sinn, sowie innige Freude an der Natur und großer Hang zum Bücherlesen aus. Ihre Mutter, deren Sinn mehr dem Praktischen zuneigte, suchte diese Neigung zu unterdrücken, indem sie ihrer Tochter alle Bücher wegnahm und ihr nur die Bibel ließ, welche sie dann mit großer Freude las. Glücklich war sie, wenn ihr gestattet wurde, in das Bibliothekszimmer ihres Großvaters zu gehen, wo sie sich dann für das Versäumte gründlich entschädigte. Die Balladen Stolberg's und Bürger's lernte sie fast alle auswendig, wie denn überhaupt Gedichte ihr über alles Andere gingen. Als der Großvater starb, zog sie mit ihren Eltern nach Kassel, an welchem Orte ihre Erziehung rasch fortschritt. Schon im zehnten Lebensjahre schrieb sie ihr erstes Gedicht. Als sie in ihrem fünfzehnten Jahre bei einem fürstlichen Maskenfeste die Venus Urania darzustellen hatte und sich in griechischer Kleidung im Spiegel beschaute, erwachte aufs neue ihre Phantasie und ihr Genius. Aber eine starke Erkältung, die sie sich bei diesem Feste zuzog, bereitete ihr dreijährige Leiden; doch dichtete sie in besseren|Stunden zu ihrer Erheiterung. Freilich blieben diese poetischen Versuche für jetzt noch in ihrer Brieftasche verborgen, bis später ihr Gatte sie hervorzog. Im J. 1809 vermählte sich Elise mit dem Freiherrn Leopold von Hohenhausen, damaligem westfälischen Unterpräfecten zu Eschwege und selbst Schriftsteller von einiger Bedeutung; lebte zuerst in Kassel, dann nach Aufhebung des Königreichs Westfalen zu Münster und seit 1817 zu Preußisch-Minden, wohin ihr Gatte als preußischer Regierungsrath versetzt wurde. Im J. 1820 finden wir das Ehepaar in Berlin, wo sie sich bald in die litterarischen Kreise der Hauptstadt einbürgerten und namentlich Elise Ansehen genoß. Sie gehörte zu den Ersten, welche das Talent des jungen Heinrich Heine erkannten und stand im engen Verkehr mit Varnhagen von Ense, Rahel, Uechtritz etc. Nachdem ihr Gatte vergeblich bei dem Ministerium um eine Anstellung in Berlin petitionirt hatte, begab er sich auf seinen Posten nach Minden zurück. Hier hatte er mit Nicolaus Meyer das „Mindener Sonntagsblatt“ (1817—34) gegründet, an dem außer seiner Gattin und anderen heimischen Talenten auch Heine, Immermann und Freiligrath sich betheiligten. Elise H. widmete sich in Minden hauptsächlich der Erziehung ihrer Kinder, mußte aber den Schmerz erleben, daß ihr Sohn Karl, der in Bonn studirte, sich 1834 in seinem 18. Jahre aus Weltschmerz und innerer Zerrüttung durch einen Pistolenschuß das Leben nahm. Ihre Tochter Sophie starb als Frau v. Düring im Jahre 1841. Bei ihrer zweiten Tochter Elise, welche den Oberregierungsrath Ritter v. Rüdiger geheirathet hatte, lebte sie seit dem Tode ihres Gatten (1848) erst in Minden, dann in Frankfurt a O., wo sie auch am 2. Decbr. 1857 starb. Nach dem Tode ihres Sohnes wandte sie sich immer mehr einer religiösen Richtung zu, welche in der Schrift: „Rousseau, Goethe und Byron, ein kritischlitterarischer Umriß aus ethisch-christlichem Standpunkte“, 1847, und Anderem deutlich zu Tage trat. Großes Aufsehen machte die unter Benutzung der Tagebücher ihres Sohnes verfaßte Schrift: „Karl v. H., Untergang eines Jünglings von 18 Jahren. Zur Beherzigung für Eltern, Erzieher, Lehrer und Aerzte“, 1837. Auch die Schriften: „Die Jungfrau und ihre Zukunft in unserer Zeit“, 1854, und „Lies mich in deinen Leiden und ich werde dich trösten", 1855, lassen ihre krankhaft religiöse Richtung stark hervortreten. Außer einer ganzen Reihe von Schriften verschiedener Art, hat sie Beiträge geliefert zu vielen Zeitschriften, in das „Morgenblatt", „Zeitung für die elegante Welt", „Gubitz' Gesellschafter", „Abendzeitung", „Westfälischer Anzeiger", „Grote's münstersche Taschenbuch“ etc. Es sei noch erwähnt, daß Jacobsen's treffliche „Briefe an eine deutsche Edelfrau über die neuesten englischen Dichter“, 1820, an Elise v. H. gerichtet waren. Von ihren zahlreichen Schriften seien hier hervorgehoben: „Frühlingsblumen. Gedichte", 1817, „Natur, Kunst und Leben. Reiseerinnerungen", 1820, „Novellen“, 1829, 2 Bde., „Bilder aus dem Leben“, 1833, „Johann und Cornelius de Witt. Historisches Schauspiel“, 1847, „Die Marquesasinseln“ (Jugendschrift), 1853, ferner eine ganze Reihe von Uebersetzungen aus dem Englischen von Byron, Young etc.

    • Literatur

      Vgl. Raßmann, Nachrichten von münsterländischen Schriftstellern (Münster 1866), S. 153 u. 154. Schindel, Deutsche Schriftstellerinnen, I. S. 216 ff. u. III. S. 167 ff. Brümmer, Deutsches Dichterlexikon, I. S. 378. Unsere Zeit, 1857, I. S. 787. Meusel, Das gelehrte Teutschland, Bd. XVIII. S. 196. Strieder's Hessische Gelehrten- u. Schriftsteller-Gesch., Bd. XVIII. S. 424. Friedr. Raßmann, Pantheon, S. 146 u. 404. Friedr. Raßmann, Münsterländisches Schriftstellerlexikon, 2. Nachtrag, S. 57, 3. Nachtrag, S. 33 u. 156, 4. Nachtrag, S. 127. Goedeke, Grundriß, III. S. 1045.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Hohenhausen, Elise Freifrau von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 673-674 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116953624.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA