Lebensdaten
1857 – 1920
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Kopenhagen
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker ; Kunstschriftsteller
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 119116898 | OGND | VIAF: 61702833
Namensvarianten
  • Thode, Henri
  • Thode, Heinrich Robert
  • Thode, Heinz
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Thode, Henry, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119116898.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Robert (1825–97), Bankier, Gründer u. Leiter d. Bankhauses Robert Thode & Co. in D., d. 1891 v. d. Dresdner Bank übernommen wurde, Mitinh. d. Thodeschen Papierfabrik zu Hainsberg, Rr.gutsbes., Konsul (s. BJ IV, Tl.), S d. Gerhard Friedrich (1794–1848), Kaufm., Papierfabr., mit d. Apotheker Wilhelm Eduard Michael Mitgründer, später Alleinbes. d. Fa. Michael & Thode in Hainsberg (Sachsen), u. d. Luise Friederike Duncker (1798–1877);
    M Adolfine Dzondi (1822–1900);
    Ov Friedrich Edmund (1820–79), Mitinh. d. Thodeschen Papierfabrik in Hainsberg;
    1) 1886 1914 Daniela Senta|(1860–1940), T d. Hans v. Bülow (1830–94), Dirigent, Pianist, Musikpäd. u. -schriftst. (s. NDB II), 2) 1914 Hertha (1884–1946/49), aus Kopenhagen, Geigerin, T d. Georg Wilhelm Frederik Tegner (1850–1926), Jur., u. d. Ida Juhl; wohl kinderlos; Schwägerin Eva v. Bülow (1867–1942, Houston Stewart Chamberlain, 1855–1927, Schriftst., s. NDB III).

  • Biographie

    Nach seiner Schulausbildung, die über verschiedene Stationen an das Görlitzer Gymnasium Augustum führte (Reifeprüfung 1876), begann T. das Studium der Jurisprudenz an der Univ. Leipzig, schrieb sich aber schon im WS 1876 für das Fach Kunstgeschichte an der Univ. Wien ein. Es folgten Aufenthalte an den Universitäten Berlin und München. 1879 wurde er in Wien mit einer Arbeit über „Die Antiken in den Stichen Marcanton’s, Agostino Veneziano’s und Marco Dente’s“ bei Moriz Thausing (1838–84) promoviert (gedr. 1881). Parallel zu seiner Ausbildung setzte sich T. schon früh intensiv mit der Musik Richard Wagners (1813–83), den er später auch persönlich kennenlernte, auseinander. Die Verbindung mit Bayreuth und dem Hause Wahnfried wurde durch die Beziehung zu Daniela v. Bülow, der T. 1885 in Berlin begegnete, von einer bewundernden zu einer verwandtschaftlichen. Nach mißglückten Versuchen, sich in Berlin mit der Arbeit „Franz von Assisi und die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien“ (gedr. 1885) zu habilitieren, fand T. bei Carl Justi (1832–1912) in Bonn Zuspruch und Förderung. Nach der Habilitation dort 1886 und der Heirat im selben Jahr trat T. an der Univ. Bonn eine Privatdozentur an, die mit der Anstellung als Direktor des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt/M. (1889–91) endete. Nach einigen Jahren als Privatgelehrter mit Forschungen v. a. in Venedig erhielt er 1894 eine ao. Professur für Kunstgeschichte an der Univ. Heidelberg (1896 o. Prof.). Eine Fülle von Vorträgen verhalf ihm zu Erfolg und Bekanntheit wie auch zahlreiche populärwissenschaftliche Arbeiten (Mantegna, 1897; Corregio, 1898; Giotto, 1899; Tintoretto, 1901). In Auseinandersetzung mit Julius Meier-Graefe (1867–1935) und dessen Buch „Der Fall Böcklin“ (1905) entwickelte T. in einer Vortragsreihe mit dem Titel „Böcklin und Thoma, Acht Vorträge über neudeutsche Malerei“ (1908) seine Ansichten über eine spezifisch dt. Empfindungsästhetik, die dann in späteren Schriften wie etwa „Das Kunstgefühl des Deutschen“ (1908) in Frontstellung v. a. gegenüber der franz. Malerei des Impressionismus als „Das Wesen der deutschen bildenden Kunst“ (1918) konturiert wurde. Die monumentale Untersuchung „Michelangelo und das Ende der Renaissance“ (1902–12) stellte mit den ergänzenden Bänden „Michelangelo, Kritische Untersuchungen über sein Werk“ (1908–14) T.s größte wissenschaftliche Leistung dar, die aber nicht ohne Kritik blieb. Das Werk beurteilte der Kunsthistoriker Wolfgang Kallab (1875–1906) als eine „durch und durch dilettantische Arbeit“, die u. a. als „Propaganda für eine bestimmte Art ästhetisch-moralisierender Wertung“ zu verstehen sei. In der Tat sind T.s Michelangelo-Forschungen im Zusammenhang mit zeitgleichen Versuchen zu sehen, den Blick auf die dt. Kunst mit der Bearbeitung von ital. Künstlern zu schärfen. Das Eintreten T.s für die Belange einer dt. Empfindungskultur, die für ihn in den Werken Richard Wagners ihren Höhepunkt erreichte, läßt sein Schaffen heute zu einem aussagekräftigen Beispiel der ideologisch ausgerichteten Kunstgeschichtsschreibung des Kaiserreichs werden. Neben den Forschungen zur ital. Kunstgeschichte finden sich in T.s Schaffen auch programmatische Aufsätze zur dt. Kunst des 16. Jh., insbesondere zu Dürer, aber auch zu zeitgenössischen Künstlern wie etwa Arnold Böcklin (1827–1901), Paul Thiem (1858–1922) und dem befreundeten Hans Thoma (1839–1924).

    Seit 1891 lebte T. häufig in Italien, 1910 erwarb er eine Villa in Cargnacco in Gardone Riviera, in der er nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Hochschuldienst 1911 und der Trennung von seiner Frau 1914 mit der dän. Violinistin Hertha Tegner Wohnsitz nahm. 1915 wurde die Villa kriegsbedingt beschlagnahmt; Bibliothek, Kunstwerke und Manuskripte konnte T. nicht nach Deutschland überführen. Nach unsteten, durch Krankheit und Frustration geprägten Kriegs- und Nachkriegsjahren starb er fünf Jahre später in Kopenhagen. Die Villa Thode in Cargnacco wurde 1921 von dem ital. Dichter Gabriele d’Annunzio erworben und im Anschluß zum „Vittoriale degli Italiani“ ausgebaut. Die nachgelassene Bibliothek und die wissenschaftlichen Arbeitsmaterialien T.s werden dort weiterhin verwahrt.

  • Auszeichnungen

    A GHR (1900/01);
    Rr.kreuz d. Ordens v. Zähringer Löwen, I. Kl. (1902, mit Eichenlaub 1908);
    Mitgl. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (ao. 1909, ausw. 1911);
    GR II. Kl. (1911).

  • Werke

    Weitere W u. a. Der Ring d. Frangipani, Ein Erlebnis, 1894, ³1901;
    Kunst, Religion u. Kultur, Ansprache an d. Heidelberger Studentenschaft, […], 1901;
    Schauen u. Glauben, 1903;
    Arnold Böcklin, 1905; Das Kunstgefühl d. Deutschen, in: Werdandi, Mschr. f. dt. Kunst u. Wesensart 1, 1908, S. 12–17; Hans Thoma, 1909; Luther u. d. dt. Kultur, 1914.|

  • Literatur

    L W. Kallab, Michelangelo u. d. Ende d. Renaissance, in: Kunstgeschichtl. Anzeigen, 1904, S. 3–11;
    Btrr. v. R. Bentz, W. Paatz, E. Redslob, in: Ruperto-Carola 20, 1956;
    A. M. Szylin, H. T. (1857–1920), Leben u. Werk, 1993 (W, L, P);
    K. Baumann, Wortgefechte, Völk. u. nat.soz. Kunstkritik 1927–1939, 2002, bes. S. 29–35;
    O. Hilmes, Cosimas Kinder, Triumph u. Tragödie d. Wagner-Dynastie, 2009, ²2010, bes. S. 56–83 (P);
    Frankfurter Biogr.;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
    Bad. Biogrr. NF IV; Metzler, Kunsthist. Lex.

  • Porträts

    P Ölgem. v. H. Thoma, 1890 (Städelsches Kunstinst., Frankfurt/M.); Photogr., Dresden 1913 (Richard Wagner Mus., Bayreuth), Abb. in: Szylin (s. L), Titel u. Abb. 10; Bilderslg. Univ.archiv Heidelberg u. Graph. Slg. Univ.bibl. Heidelberg.

  • Autor/in

    Joseph Imorde
  • Zitierweise

    Imorde, Joseph, "Thode, Henry" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 155-157 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119116898.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA