Lebensdaten
1879 – 1952
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Weimar
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118993682 | OGND | VIAF: 8188028
Namensvarianten
  • Lilienfein, Heinrich
  • Lilienfein, Heinr.

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lilienfein, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118993682.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand Heinrich (1839–1912), Hofrat, Notar in St., S d. Joh. Heinrich, Gürtler u. Zunftmeister in St., u. d. Christiane Charlotte Schleicher;
    M Christiane Mathilde (1846–1910), T d. Rotgerbermeisters Christian Albert Weiß in St.;
    1) Heidelberg 1905 Hanna ( 1910), Malerin, 2) 1910 Sophie, beide T d. Historikers Bernhard Erdmannsdörffer ( 1901, s. NDB IV);
    1 S, 1 T aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1898 studierte L. Geschichte, Philosophie und Kunstwissenschaft in Tübingen und Heidelberg u. a. bei Bernhard Erdmannsdörffer, Dietrich Schäfer, Kuno Fischer und Henry Thode. 1902 wurde er mit der Arbeit „Die Anschauungen von Staat und Kirche im Reich der Karolinger“ promoviert. Das Angebot einer Habilitation lehnte L. ab und ging im selben Jahr als freier Schriftsteller nach Berlin, wo er seither lebte. Auch eine Berufung zum Dramaturgen am Württ. Hoftheater in Stuttgart 1910 nahm er nicht an. Seit 1920 war er Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung in Weimar.

    L.s literarische Arbeit setzte bereits in der Schulzeit mit epischen und besonders mit dramatischen Versuchen ein. Im Jahr seiner Promotion wurde als erstes seiner Dramen die „Kreuzigung“ gedruckt. Seit dem Erfolg der Uraufführung von „Maria Friedhammer“ 1904 am Deutschen Theater in Berlin war L. ein vielgespielter Bühnenautor. In wechselnden Stilformen (naturalistisches und historisch-realistisches Schauspiel, lyrisch-symbolistisches Drama und antikisierendes Versdrama) griff er zeitgeschichtliche Probleme auf. Nachdem er seit 1915 zeitweilig Frontsoldat gewesen war, verarbeitete er so auch individuelle und kollektive Kriegserfahrungen und -folgen in den Dramen „Hildebrand“ (1917, ²1950), „Das Gericht der Schatten“ (1919) und „Die Überlebenden“ (1920) sowie in dem Roman „Die feurige Wolke“ (1919). Von spezifisch politischen Fragen hielt er sich fern; es ging ihm vor allem um die Psychologie und Seelengeschichte des zeitgenössischen Lebens. In seinem umfangreichen erzählerischen Werk griff er kulturelle und gesellschaftliche Probleme der Gegenwart, Stoffe aus der Geschichte sowie autobiographische Themen auf. Die Diskussion philosophischer Lebensfragen ließ er in seine Prosa ebenso eingehen wie kulturgeschichtliche Schilderungen und zeitkritische Betrachtungen; so etwa in dem Roman „Die Geisterstadt“ (1929), in dem er das alte mit dem neuen Weimar in satirischer Absicht konfrontiert. Seine bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet ist der Roman „In Fesseln frei“ (1938), der das Leben Ch. F. D. Schubarts in verhüllter Opposition gegen die Unterdrückung im Dritten Reich darstellt. Ein für die literarische Tradition folgenreicher thematischer oder formaler Zugriff gelang ihm allerdings weder im dramatischen noch im epischen Schaffen. Angesichts der literarischen Entwicklung seit dem Expressionismus bezog L. eine konservative Grundposition. Als bürgerlicher Liberaler sah er sich in Lebensfragen wie in der Ästhetik den Prinzipien des Idealismus und der Weimarer Klassik verpflichtet. Dies zeigen auch seine vorwiegend literaturhistorischen Essays. Die Stationen seines Lebenswegs (Schwaben, Heidelberg, Berlin, die Westfront, Weimar) galten ihm, wie aus der autobiographischen Schrift „Selbstschau“ (1929, ungedr.) hervorgeht, als Stufen einer geistig-literarischen Höherentwicklung. 1949 wurde er Ehrenbürger von Weimar, 1952 erhielt er auf Beschluß der Regierung der DDR eine Ehrenpension.|

  • Auszeichnungen

    Goethe-Medaille (1932);
    Professortitel (1937);
    Schwäb. Dichterpreis (1939).

  • Werke

    Weitere W u. a. Dramen: Menschendämmerung, 1902;
    Die Heilandsbraut, 1904;
    Berg d. Ärgernisses, 1905;
    Der Herrgottswarter, 1906;
    Der Kampf mit dem Schatten, 1906;
    Der große Tag, 1907;
    Der schwarze Kavalier, Ein dt. Spiel, 1908;
    Olympias, Ein griech. Spiel, 1908;
    Der Stier v. Olivarez, 1910 (vertont v. E. d'Albert, Stummfilm 1919);
    Der Tyrann 1913;
    Die Herzogin v. Palliano, 1914;
    Cagliostro, 1922;
    Die Erlösung d. Johannes Parricida, Mysterium, 1925;
    Theater, 1927;
    Nacht in Polen 1812, 1929;
    Bernhard Besserer, Ulmer Ref.festspiel, 1931;
    Der große Kamaran, 1933;
    Annemarie gewinnt das Freie, 1934 (Lustspiel);
    Tile Kolup, Die Tragödie e. Kaisers, 1935;
    Die Stunde Karls d. Zwölften, 1938;
    Karneval ohne Ende, 1939;
    Besuch aus Holland, 1943 (Komödie). -
    Romane: Modernus, Tragikomödie seines Lebens, 1904 (autobiogr. Tagebuchroman);
    Ideale d. Teufels, Eine boshafte Kulturfahrt, 1908;
    Die große Stille, 1912;
    Der versunkene Stern, 1914;
    Ein Spiel im Wind, 1916;
    Das trunkene Jahr, 1923;
    Welt ohne Seele, 1927;
    Das fressende Feuer, 1932. -
    Erzz.: Von d. Frauen u. e. Frau, 1911;
    Im stillen Garten, 1915;
    Und d. Sonne verlor ihren Schein, 1919;
    Wie d. Uz das gelobte Land fand, 1921 (Jugendbuch);
    Der Schatz im Acker, 1921;
    Aus Weimar u. Schwaben, 1925;
    Zw. Dunkel u. Tag, 1926;
    Wieland, 1933;
    Verklärung, 1942;
    Licht u. Irrlicht, 1943. -
    Essays: H. Vierordt, 1905;
    Schiller u. d. dt. Gegenwart, 1926;
    W. Klemm, 1930;
    Schiller u. d. dt. Schillerstiftung, 1934;
    Lukas Cranach u. seine Zeit, 1942;
    Bettina v. Arnim, 1949;
    Anna Amalia. Hzgn. v. Sachsen-Weimar, 1949 (ungedr.).|

  • Nachlass

    Nachlaß: Weimar, Goethe-Schiller-Archiv; Marbach, Dt. Lit.-archiv (T.-Slg.).

  • Literatur

    Th. Heuss, in: Das literar. Echo 10, 1907/08;
    R. Germann, H. L., Seine geistige Gestalt, 1926;
    A. A. Kochmann, H. L., Die Bedeutung d. Künstlerpersönlichkeit f. d. dichter. Werk, 1929;
    E. Metelmann, Schwäb. Ahnenschaft, in: Die Neue Lit., Mai 1937;
    M. Clewing, Der Dramatiker H. L. als Vertreter d. Bildungsdichtung nach 1900, Diss. Erlangen 1954 (ungedr.);
    A. Lämmle, Greif zu, mein Herz, 1956, S. 32;
    R. Germann, Das Lebenswerk H. L.s, 1958 (W-Verz., L, Nachlaßverz., ungedr. in Marbach u. Weimar, s. Nachlaß);
    ders., Vom Lebenswerk H. L.s, in: FF 33, 1959, H. 6, S. 189 f.;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-70;
    Internat. Bibliogr. z. Gesch. d. dt. Lit., T. II, 2, 1972, S. 441;
    H. L., Ausstellung z. 100. Geb.tag, Stadtbücherei Stuttgart, 1979 (W, P).

  • Autor/in

    Fritz Martini
  • Zitierweise

    Martini, Fritz, "Lilienfein, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 556-557 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118993682.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA