Lebensdaten
1888 – 1984
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Anglist
Konfession
altkatholisch
Normdaten
GND: 11875517X | OGND | VIAF: 98186903
Namensvarianten
  • Schirmer, Walter Franz
  • Schirmer, Walter F.
  • Schirmer, Walter
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Zitierweise

Schirmer, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875517X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., altkath. Geistlicher in D.;
    M Franziska Schily;
    1) 1919 Antje Braun ( Neujahrsnacht 1948/49), 2) 1950 Ruth Imhoff (1919–96), Dr., Schriftst., Übers. (s. W); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Konstanz studierte S. 1907-12 Germanistik und neuere Sprachen – besonders Englisch – in München, Berlin, Bonn, Oxford und Heidelberg. Nachhaltig beeinflußt wurde er von Heinrich Wölfflin, Carl Justi, Heinrich Thode und v. a. von Friedrich Brie (1880–1948), bei dem S. 1912 sein Staatsexamen ablegte und mit der Dissertation „Die Beziehungen zwischen Byron und Leigh Hunt“ promoviert wurde. Auch Max Webers Differenzierung von Erfahrungswissen und wertender Beurteilung prägte S. Nach Jahren des Schul- und Kriegsdienstes erhielt er 1919 eine Anstellung als Lektor an der Univ. Freiburg (Br.), wo er sich 1923 mit der Arbeit „Antike, Renaissance und Puritanismus“ (gedr. 1924, ²1933) habilitierte. 1925 wurde er o. Professor für Engl. Philologie in Bonn, wechselte 1929 nach Tübingen, 1932 nach Berlin und kehrte 1946 nach Bonn zurück (em. 1957).

    S. löste das Bild von der angeblichen Abgeschlossenheit der puritanischen Bewegung auf und zeigte die vielfältigen Möglichkeiten literarischer Fusionierung an Beispielen auf. Als erster setzte er den „Fall of Princes“ des bis dahin wenig bekannten Dichters John Lydgate (John Lydgate, Ein Kulturbild aus d. 15. Jh., 1952, engl. 1961) in Beziehung zu Shakespeares Historien und die „mummings“ („Mummenschanz“) zur späteren Entwicklung des Dramas. Jahreszeitlich bedingte Fruchtbarkeitszoremonien, Tod und Auferstehung spielten in den z. T. erhaltenen Mummers' Plays eine große Rolle. Bedeutsam für die Literaturgeschichte war auch das von S. als Lieblingswerk bezeichnete Buch „Der engl. Frühhumanismus“ (1931, ²1963), das er fast ausschließlich aufgrund handschriftlicher Quellen konzipierte. Der Hauptwert dieses „Marksteins der Humanismusforschung“ (Esch) besteht darin, daß es in subtiler Weise die Rezeption der italien. Humanisten, von den frühen Annäherungsversuchen (auf dem Konstanzer Konzil) bis zur Etablierung eines eigenständigen Engl. Humanismus, nachzeichnet. S. war einer der ersten Anglisten, die sich intensiv mit dem Mittelalter auseinandersetzten; die Gründung der interdisziplinären Mittelalterabteilung der Univ. Bonn geht auf seine Initiative zurück. S. entdeckte die „Historia Regum|Britanniae“ des Geoffrey of Monmouth neu und faßte seine wesentlichen Ergebnisse in dem grundlegenden Werk „Die frühen Darstellungen des Arthurstoffes“ (1958) zusammen.

    S.s „Geschichte der engl. und amerik. Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart“ (2 Bde., 1954, ⁶1983, hg. v. A. Esch in 4 T.) baut auf einer engl. Literaturgeschichte (1937) und deren Kurzfassung mit Behandlung der amerik. Literatur (1945, ³1964) auf. Von Heinrich Lüdeke als „this great classic of German scholarship“ bezeichnet, wurde das Werk zum Vademecum der Spezialisten und Studienanfänger. Aus der sog. S.-Schule gingen hervor: Ulrich Broich, Arno Esch, Karl Heinz Göller, Karl Josef Höltgen, Rudolf Sühnel, Theo Stemmler, Erwin Wolff und Theodor Wolpers.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Ak. d. Wiss., Berlin (1943), d. Arbeitsgemeinschaft f. Forsch, d. Landes NRW, Düsseldorf (heute „Akademie“, 1948) u. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Mainz (1958);
    Ehrenmitgl. u. Präs. d. Modern Humanities Research Ass. (1957);
    Ehrenmitgl. d. Modern Language Ass. of America (1964);
    Gr. BVK (1958).

  • Werke

    Der engl. Roman d. neuesten Zeit, 1923;
    Der Einfluß d. dt. Lit. auf d. engl. im 19. Jh., 1947;
    Kl. Schrr., 1950;
    Glück u. Ende d. Könige in Shakespeares Historien, 1954;
    Thomas Morus, Lebenszeugnis in Briefen, 1971, ²1984 (mit R. Schirmer-Imhoff);
    Die Anglistik an d. Bonner Univ., in: 150 J. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Bonn 1818-1968, VI: Sprachwiss., 1970, S. 239-59;
    Mithg.:
    Anglia, Bde. 66-82, 1942-64;
    Bibliogr.:
    Anglia 76, 1958, S. 572-74;
    zu Ruth Schirmer-lmhoff:
    Jeanne d'Arc, Dok. ihrer Verurteilung u. Rechtfertigung 1431-1456, 1956, u. d. T. Der Prozeß Jeanne d'Arc, Akten u. Protokolle 1431-1456, ⁵1987, Nachdr. 2001 (Übers., Einl.);
    August Wilhelm Schlegel u. seine Zeit, 1986;
    Germaine de Staël, Rettet d. Königin!, Aufruf z. Verteidigung v. Marie-Antoinette u. a. Dok. z. Franz. Revolution, 1989 (Übers., Nachw.).

  • Literatur

    Chaucer u. seine Zeit, Symposium f. W. F. S., hg. v. A. Esch, 1968 (P);
    R. Sühnel, in: Anglia 102, 1984, S. 290-304;
    A. Esch, in: FAZ v. 17.12.1978;
    ders., in: Jb. d. Rhein.-Westfäl. Ak. d. Wiss. 1984, 1985, S. 45-49;
    H. Gillmeister, in: Mediaeval English Studies Newsletter 12, July 1985, S. 1-3;
    Mediaeval English Studies, Past and Present, hg. v. A. Oizumi u. T. Takamiya, 1990, S. 287-90;
    In memoriam W. F. S., Reden gehalten am 25. Jan. 1985 b. d. Gedenkfeier d. Phil. Fak. d. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. v. R. Lengeier, A. Esch, R. Sühnel, 1985;
    Wi. 1969;
    Anglistenlex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Karl Heinz Göller
  • Zitierweise

    Göller, Karl Heinz, "Schirmer, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 8-9 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875517X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA