Lebensdaten
1874 – 1960
Geburtsort
Barchfeld bei Eisenach
Sterbeort
Hamburg-Fuhlsbüttel
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker ; Lyriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118969781 | OGND | VIAF: 52489124
Namensvarianten
  • Niemeyer, Wilhelm
  • Niemeyer, W.
  • Niemeyer, Wilh.
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Zitierweise

Niemeyer, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118969781.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Wilhelm (1846–1929), Pastor in Ronshagen (Kr. Rotenburg/Fulda), S A. Heinrich Friedrich Wilhelm (1813–77), Lederfabr. in Obernkirchen, u. d. Dorothea Luise Ernestine Thies (1823–93);
    M Anna Amalia Elisa (1848–1912), T d. Karl Friedrich Gotthold Ziegler (1807–93), Berg- u. Hüttenverw., u. d. Elisabeth Christina Weber (1811–88);
    B Bernhard (1881–1961), Dipl.-Ing., Landeskirchenbaurat in Kassel;
    Charlottenburg 1904 Marie Schulz (1868–1947), Sängerin u. Pianistin, T e. schles. Naturwiss.;
    1 Adoptiv-T Eva Hagemann-Niemeyer (* 1908, Dr. iur. Claus Hagemann, 1906/07-82, RA in H., Vorstandsmitgl. d. Hamburger Electricitäts-Werke AG), Malerin (s. Vollmer, L, P).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Gießen 1892 studierte N. zunächst Geschichte und Philosophie, spätestens seit 1899 Kunstgeschichte bei Henry Thode in Heidelberg. Seit 1901 in Leipzig, promovierte er 1903 bei August Schmarsow mit einer Arbeit über den Stilwandel von der Spätgotik zur Renaissance. Danach übernahm er 1904 die Verwaltung der Bibliothek des Berliner Kunstgewerbemuseums. 1905 folgte eine Dozentur an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. 1910 wurde N. Dozent für Kunstgeschichte und Leiter der Bibliothek an der Staatl. Kunstgewerbeschule in Hamburg. 1909 gehörte er zu den Mitbegründern des „Sonderbundes westdeutscher Kunstfreunde und Künstler“, der bis 1912 bestand N., bis 1911 Vorstandsmitglied und Geschäftsführer, entwarf die Statuten und gewann Otto Freundlich und Karl Schmidt-Rottluff für diese Gruppe. Für deren letzte und größte Ausstellung, die 1912 in Köln stattfand, trug N. allerdings nicht mehr die Verantwortung. Nachdem er 1908 mit den „Strophen des Zwiemuts“ erste Dichtungen vorgelegt hatte, wurde er 1919 als literarisches Mitglied der Hamburgischen Secession aufgenommen. Im Folgejahr gründete er den „Kunstbund Hamburg“, ein Sammelbecken zeitgenössischer Kunst in Hamburg. Die gemeinsam mit Rosa Schapire (1874–1954) herausgegebene „Kündung“ (1921/22) kann als wichtigste expressionistische Zeitschrift Hamburgs gelten. 1930 wurde N. durch Max Sauerlandt wegen persönlicher Differenzen aus der Kunstgewerbeschule entlassen, 1933 jedoch wieder zurückberufen. 1938 wurde er vorzeitig in den Ruhestand versetzt, nachdem er 1937 wegen seiner Tätigkeit als Kritiker auf der „Prangertafel“ der Münchener Ausstellung „Entartete Kunst“ gebrandmarkt worden war.

    N. war ein Vordenker vieler kunsthistorisch erst später virulent werdender Themen. 1910 eröffnete er die Ausstellung „Deutsche und franz. Neukunst“ des Sonderbundes, auf der Arbeiten von Braque, Picasso und Kandinsky zu sehen waren. Etwa gleichzeitig mit dem ihm befreundeten Wilhelm Pinder (1878–1947) erkannte er die Bedeutung der Generationsschichtung in der Kunst. Er gehörte 1907 zu den frühesten Interpreten der Architektur Peter Behrens' und schlug 1918 Walter Gropius als Leiter der Hamburger Kunstgewerbeschule vor. Aus der Freundschaft mit Schmidt-Kottluff entstand eine einzigartige Schmidt-Rottluff-Sammlung (die nach dem Krieg teilweise noch von N. selbst an verschiedene deutsche Museen veräußert wurde, z. B. „Mittag im Moor“, 1908, an das Landesmus. Oldenburg). 1916 setzte sich N. dafür ein, Schmidt-Rottluff vom Kriegsdienst zu befreien. Seit 1922 war er der wichtigste Mentor und Förderer des Malers Franz Radziwill (1895–1983), dessen entscheidenden Dresden-Aufenthalt 1927/28 er weitgehend aus eigenen Mitteln finanzierte.

  • Werke

    Der Formwandel d. Spätgotik als Werden d. Renaissance, 1903;
    Hans Sebald Beham, Die Planeten, 1907;
    Peter Behrens u. d. Raumästhetik seiner Kunst, in: Dekorative Kunst 11, 4, 1907;
    Das Lebensalter des Menschen d. Monogramraisten MB, 1907;
    Gründungsausschreiben d. Sonderbundes Westdt. Kunstfreunde u. Künstler, 1909;
    Dt. u. franz. Neukunst (Kat. Sonderbund), 1910;
    Denkschr. d. Sonderbundes auf d. Ausst. 1910, 1911;
    Mitt. d. Sonderbundes Westdt. Kunstfreunde u. Künstler, 1911;
    Die Kunst u. der Kunstschriftsteller, 1911;
    Oluf Braren, 1920;
    Matthias Grünewald, 1921;
    Das Auge Dürers, in: FS W. Pinder z. 60. Geb.tage, 1938, S. 348-70. – Dichtungen: Strophen d. Zwiemuts, 1908;
    Jesus u. Johannes am Jordan zu Enon, 1922;
    Das Klangbuch, 1923;
    Bomholmer Hymne, 1926;
    Gottschalk d. Mönch, 1926;
    Das Runenbuch, 1926;
    Lieder d. Einmut, 1928;
    Sanggespräche, 1928;
    Russ. Bilder, 1931;
    Sanggespräche, 1934;
    Das ewige Jahr, 2 Bde., 1936/42;
    Dorilli, 1938;
    Gottgang, 1939;
    Tiergespräche um Gott, 1948, Die Gasteiner Gedichte, 1950;
    Das Klangbuch, 1954 (W-Auswahl). – Hg.: Die Form, Eine Wschr. f. Baukunst u. Kunstgewerbe, 1908 (mit F. H. Ehmcke u. a.);
    Kunsthist. Schrr. in Bongs Goetheausg., 1913;
    Zwischenspiele, Mitt.bll. d. Buchbundes Hamburg, 1925–27. – Übers.: Ch. Baudelaire, Die Blumen d. Bösen, 1947. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Nürnberg, German. Nat.mus.

  • Literatur

    A. Abl, W. N., Eine Darst. seines dichter. Werkes, 1940;
    W. Pinder, Ein Deutscher aus Dürer entsprungen, in: Hamburger Tagebl. v. 11.6.1944;
    G. Wietek, Franz Radziwill – W. N., Dokumente e. Freundschaft, 1990 (zahlr. Abb. u. Bibliogr.);
    ders., Schmidt-Rottluff, Oldenburger Jahre 1907–12, 1994;
    Kosch, Lit.-Lex.³. – Zu E. Hagemann-N.: Walter M. Müller (Hg.), E. H.-N., Stationen e. Werkes, 1978 (mit Btrr. v. B. Bachem, E. Jünger, A. P. Weber u. a.).

  • Porträts

    Ölgem. v. K. Schmidt-Rottluff, 1921 (Berlin, Nat.gal.);
    Holzschn. v. dems., 1922 (Holzstock: Berlin, Brücke-Mus.);
    Ölgem. v. F. Radziwill, 1924 (verschollen, Abb. b. G. Wietek, s. L);
    Bleistiftzeichnungen v. dems., um 1925;
    Kreidezeichnung v. dems., um 1934 (alle im Nachlaß d. Künstlers);
    mehrere Ölgem. v. E. Hagemann-N., 1944 (Schleswig, Schleswig-Holst. Landesmus.).

  • Autor/in

    Jörg Deuter
  • Zitierweise

    Deuter, Jörg, "Niemeyer, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 237-238 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118969781.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA