Lebensdaten
1887 – 1960
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118603493 | OGND | VIAF: 62341324
Namensvarianten
  • Rowohlt, Ernst Hermann Heinrich
  • Rowohlt, Ernst
  • Rowohlt, Ernst Hermann Heinrich

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Zitierweise

Rowohlt, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603493.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich, Fonds- u. Effektenmakler;
    M Anna Dorothea v. Hunteln;
    2 Schw;
    1) 1912 Emmy Reye, 2) 1921 Hilda Pangust, 3) 1931 Elli Engelhardt, 4) 1955 Maria Pierenkämper (1910-2005), Schausp.;
    K (aus Verbindung mit d. Schausp. Maria Ledig) Heinrich Maria Ledig-R. (1908-92, Jane Scatcherd, 1992), Verl., seit 1931 im väterl. Verl. in Berlin tätig, 1940-45 in Stuttgart, nach R.s Tod Mehrheitsgesellschafter d. Rowohlt GmbH, (1971-)1982 Verkauf an d. Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, Stuttgart, Mitgl. d. PEN-Zentrums d. Bundesrep. Dtld. 1957, Gr. BVK 1974, Dr. h. c. d. Washington Univ., St. Louis, 1975, Senator Biermann-Ratjen-Medaille 1978, österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst I. Kl. 1979, franz. Ordre des Arts et des lettres 1984 (s. H. M. L.-R. zuliebe. FS 1968; Munzinger), Anna-Elisabeth (* 1930), Harry (* 1945), Publ., Übers., Rezitator, Brüder Grimm-Preis d. Stadt Hanau 1997, Johann Heinrich Voß-Preis d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung 1999. Goldene Schallplatte 2000. Göttinger Elch 2001 (s. Munzinger; SZ v. 29.5.2004 [P]).

  • Biographie

    Nach der Mittleren Reife absolvierte R. auf Wunsch des Vaters eine Lehre im Bankhaus Carl F. Plump & Co. Anton Kippenberg (1874–1950) unterstützte seinen Berufswunsch, Buchhändler zu werden, indem er ihm eine Ausbildung bei der Leipziger Druckerei Breitkopf & Härtel, bei der Hofbuchhandlung A. Ackermann Nachfolger Karl Schüler in München und schließlich bei der Librairie C. Klincksieck in Paris vermittelte.

    1908 verlegte R. in Leipzig sein erstes Buch, Gustav C. Edzards „Lieder der Sommernächte“, 1909 folgte Paul Scheerbarts „Katerpoesie“. Am 30.7.1910 wurde der Verlag ins Leipziger Handelsregister eingetragen, nachdem Kurt Wolff (1887–1963) stiller Teilhaber geworden war. Die erste Unternehmung waren die „Drugulin Drucke“, bibliophile Ausgaben von Klassikern in der Originalsprache. Daneben wurden bereits bekannte Schriftsteller wie Paul Scheerbart, Max Dauthendey und Herbert Eulenberg sowie „junge“ Autoren wie Franz Kafka und Georg Heym verlegt. 1912 übernahm Wolff nach heftigen|Auseinandersetzungen den Verlag gegen eine Abfindung von 15 000 Mark und führte ihn unter seinem Namen weiter. R. arbeitete bis zum Ausbruch des Krieges, an dem er teilnahm (zuletzt als Fliegerlt. im 77. Kgl.-Sächs. Artillerie-Rgt.), in führenden Positionen im Verlag Samuel Fischers und im Hyperion Verlag.

    Am 9.1.1919 gründete R. in Berlin den zweiten Rowohlt Verlag und verlegte u. a. die von Kurt Pinthus herausgegebene Anthologie „Menschheitsdämmerung, Symphonie jüngster Dichtung“ (1920), die Erinnerungen des Mediziners Karl Ludwig Schleich (Besonnte Vergangenheit, 1922), die romanhaften Biographien Emil Ludwigs und die 44bändige Taschenausgabe der Werke Honore de Balzacs (1923–26), sodann Werke von Robert Musil, Walter Benjamin, Kurt Tucholsky, Alfred Polgar, Hans Fallada und Joachim Ringelnatz. Im Verlag erschienen außerdem 1925-33 die Wochenschrift „Die Literarische Welt“ (hg. v. Willy Haas), 1920-33 das politisch-kulturell orientierte Wochenblatt „Das Tagebuch“ (hg. v. Stefan Grossmann, seit 1922 zus. mit Leopold Schwarzschild) und – monatlich und nur ein Jahr lang (1924) – „Vers und Prosa“ (hg. v. Franz Hessel). 1928 entdeckte R. die amerik. Literatur: Sinclair Lewis (Elmer Gantry), Ernest Hemingway (Fiesta), Thomas Wolfe und William Faulkner wurden übersetzt. Seit 1931 unterstützte ihn zunehmend sein zunächst noch nicht anerkannter illegitimer Sohn Heinrich Maria Ledig, der später sein Nachfolger wurde. Als der Verlag 1931 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, erwarb Ullstein zwei Drittel der Anteile.

    Nach 1933 wurde rund die Hälfte der Verlagspublikationen verboten, beschlagnahmt und verbrannt. R. mußte sich von seinen Lektoren Paul Mayer (1889–1970) und Franz Hessel (1880–1941) trennen. Die Veröffentlichung von Bruno Adlers „Adalbert Stifter“ (unter d. Ps. Urban Roedl) führte im Sommer 1938 zu R.s Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer wegen „Tarnung jüd. Schriftsteller“, was einem Berufsverbot gleichkam. Er ließ sich bei Verwandten seiner brasilian. dritten Frau in Rio Grande nieder und handelte im Geschäft seines Schwagers mit Fellen und Häuten. Der Verlag wurde unter Leitung seines Sohnes Teil der Dt. Verlagsanstalt Stuttgart und schließlich 1943 wegen „kulturpolitischer Unzuverlässigkeit“ geschlossen. R. kehrte 1940 auf einem Blockadebrecher nach Deutschland zurück, wurde 1941 als Hauptmann der Reserve eingezogen und in Griechenland und im Kaukasus stationiert, 1943 jedoch wegen ‚politischer Unzuverlässigkeit' aus der Wehrmacht entlassen.

    1946 erhielt R. in Hamburg die engl. Verlagslizenz, nachdem H. M. Ledig schon 1945 in Stuttgart mit amerik. Lizenz den Rowohlt Verlag wiedereröffnet hatte. Nach dem Vorbild der von Ledig in Stuttgart herausgegebenen Zeitschrift „story“ wurden „Rowohlts Rotations Romane“ entwickelt, eine aus der Not der Zeit geborene preiswerte Form der Veröffentlichung im Zeitungsdruck und -format in hoher Auflage; sie fanden ein begeistertes Echo. R. gewann als neue Autoren Wolfgang Borchert, Walter Jens, Arno Schmidt und Gregor v. Rezzori sowie Jean Paul Sartre, Albert Camus und Simone de Beauvoir. Sein Lektor Kurt Marek (1915–72) schrieb unter dem Ps. „C. W. Ceram“ das Buch „Götter, Gräber und Gelehrte“ (1949), das einer der größten Erfolge des Verlags wurde.

    1950 wurden der Stuttgarter und der Hamburger Verlag in Hamburg vereinigt. Im gleichen Jahr erschien die Taschenbuchreihe „rororo“, ebenfalls ein erfolgreiches Projekt; trotz anfänglicher Zurückhaltung des Buchhandels waren ein Jahr später bereits eine Million Exemplare gedruckt. R.s letzter großer Bucherfolg wurde 1951 „Der Fragebogen“ Ernst v. Salomons (1902–72). Lektor Kurt Kusenberg (1904–83) schuf 1958 die Taschenbuchreihe „rowohlts monographien“.

    1951 erlitt R. einen Herzinfarkt. Nachlassende Sehkraft und ständige Herzbeschwerden beeinträchtigten seine Arbeitskraft; sein Sohn übernahm zunehmend die Verlagsgeschäfte. 1960 starb R. an den Folgen eines zweiten Infarkts. Im selben Jahr wurde der Verlagssitz nach Reinbek verlegt. Seit 1982 gehört der Verlag ganz zur Holtzbrinck-Gruppe.|

  • Auszeichnungen

    Gr. BVK (1957);
    Dr. phil. h. c. (Leipzig 1957).

  • Literatur

    E. R. zum Gedächtnis, 1961 (Privatdr.; Slg. d. Aufss. R.s);
    Rowohlt Alm. 1908-1962. hg. v. M. Hintermeier u. F. J. Raddatz, Mit e. Vorwort v. K. Pinthus, 1962 (P);
    W. Kiaulehn. Mein Freund d. Verleger, E. R. u. seine Zeit, 1967 (P);
    Paul Mayer, E. R., rororo bildmonogr. 139, 1968 (W, L, Qu, P);
    W. Göbel, Der Ernst Rowohlt Verlag 1910-1913. Beil. d. Hist. Komm. d. Börsenver. z. Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel, Frankfurter Ausg., Nr. 28 v. 9.4.1974;
    Rowohlt Alm. 2, Zum 75j. Jub. d. Verlages hg. v. H. M. Ledig-R. u. H. G. Heepe. Mit e. Vorwort v. Otto F. Walther, 1983;
    Briefwechsel zw. E. R. u. Anton Kippenberg, 1987 (Privatdr.; P) ;
    A. Schätzke, in SZ v. 20.6.1987 (P);
    Rhdb. (P);
    Klimesch (P);
    Munzinger;
    Brem. Biogr.;
    Biogr. Lex. Weimarer Rep.;
    Killy;
    Hamburg. Biogr. I (P).

  • Porträts

    Kohlezeichnung v. O. Kokoschka, 1919 (DLA Marbach);
    Zeichnung v. O. Gulbransson, 1953,|Abb. in: Olaf Gulbransson, Maler u. Zeichner, 1959.

  • Autor/in

    Hans Georg Heepe
  • Zitierweise

    Heepe, Hans Georg, "Rowohlt, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 150-152 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603493.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA