Vossler, Karl
- Lebensdaten
- 1872 – 1949
- Geburtsort
- Hohenheim bei Stuttgart
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Romanist ; Philologe ; Literarhistoriker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118770411 | OGND | VIAF: 7452809
- Namensvarianten
-
- Vossler, Karl Robert Heinrich
- Vossler, Karl
- Vossler, Karl Robert Heinrich
- Vossler, Carlo
- Vossler, Carlos
- Vossler, Ch.
- Vossler, Charles
- Vossler, K.
- Voszler, Karl
- Voßler, Karl
- Vössler, Karl
- Vossler, Carl
- Vossler, Carl Robert Heinrich
- Vossler, Karlo
- Vossler, Karlos
- Voszler, Carl
- Voßler, Carl
- Vössler, Carl
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945 [2010]
- Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste [1975-]
- * Biographien aus den biographischen Sammelwerken der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg [1875-1935, 2011-]
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Historische Mitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) [2005-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- Pressemappe 20. Jahrhundert
- Briefwechsel zwischen Eduard Spranger und Käthe Hadlich
- Kritische Online-Edition der Tagebücher Michael Kardinal von Faulhabers (1911–1952)
- * Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW)
- Forschungsplattform zu den "Großen Deutschen Kunstausstellungen" 1937-1944
- * Korrespondierende Wissenschaften. Historikerkorrespondenzen aus dem 20. Jahrhundert [2022-]
- * Historisches Lexikon Bayerns
- * Nachlass Sommerfeld beim Deutschen Museum
- * Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1945-1954
- * Forschungsdatenbank so:fie Personen
- Personenliste "Simplicissimus" 1896 bis 1944 (Online-Edition)
- * Katalog des Deutschen Kunstarchivs (DKA) im Germanischen Nationalmuseum
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Personen in Bavarikon [2013-]
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Regesta Imperii
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- * Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert
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Aus dem Register von NDB/ADB
- NDB 7 (1966), S. 434 (Hämel, Adalbert Josef)
- NDB 14 (1985), S. 243 (Leo, Ulrich)
- NDB 14 (1985), S. 310 (Lerch, Eugen)
- NDB 19 (1999), S. 527 (Olschki, Leonardo)
- NDB 20 (2001), S. 574 (Pöschl, Viktor)
- NDB 21 (2003), S. 491 (Rheinfelder, Hans Anton Felix)
- NDB 23 (2007), S. 106 in Artikel Schlosser, Julius Ritter von (Schlosser, Julius Alwin Ritter von)
- NDB 23 (2007), S. 282 in Artikel Schneegans, Heinrich (Schneegans, Heinrich Alfred)
- NDB 24 (2010), S. 723 in Artikel Spitzer, Leo (Spitzer, Siegfried Leo)
- NDB 27 (2020), S. 113 in Artikel Voretzsch, Karl (Voretzsch, Karl Oskar Rudolf)
- NDB 27 (2020), S. 134* (Vossler, Karl Robert Heinrich)
- NDB 27 (2020), S. 244 (Wagner, Max Leopold)
- NDB 27 (2020), S. 399 ( Wandruszka, Mario Wilhelm Johannes)
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Genealogie
V →Otto v. V. (1831–1906, württ. Personaladel), aus Tübingen, 1860 Rentamtmann d. Herrschaft Plettenberg im Dienst d. G. Frhr. v. Cotta, 1865 Prof. d. Landwirtsch., 1884–96 Dir. d. Landwirtsch. Ak. H. (s. BJ XI, Tl.; E. Klein, Die akad. Lehrer d. Univ. Hohenheim 1818–1968, 1968; Biogr. Hdb. Pflanzenbau), S d. →Christian v. V. (1786–1866, württ. Personaladel), aus Tuttlingen, Obertribunalrat in St., u. d. N. N. Schüle (1790–1867);
M Anna (1846–1940), T d. →Karl Faber, Kaufm. in St., u. d. Anna Bender;
– ⚭ 1) Rom 1900 Esterina (Esther) (1868–1922), T d. →Domenico Gf. Gnoli (Ps. Dario Gaddi, Gina d’Arco, Giulio Orsini) (1838–1915 / 16), Lit.kritiker, Dichter, Kunsthist., 1880 Prof. f. ital. Lit. in Turin, 1881 Dir. d. Nat.bibl. in Rom (s. Poeti italiani del XX secolo, 1988), u. d. Giuseppina Angelini (1843–96), 2) München 1923 Emma (1887–1968, ⚭ 1] Albert Heinrich Zeller, 1880–1918, aus Jerusalem), T d. →Friedrich v. Thiersch (1852–1921), Architekt in M. (s. NDB 26), u. d. Auguste Eibler (1866–1948), aus Lindau, 2 S u. a. →Otto (1902–87), o. Prof. f. Mittlere u. Neuere Gesch. in Leipzig u. Frankfurt/M., Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. (o. 1942, korr. 1945, Sekr. d. phil.-hist. Kl. 1943–45), d. Frankfurter Hist. Komm. u. d. Dt. Gruppe d. P.E.N. (s. Biogr. Lex. Gesch. wiss.; HZ 247, 1988, S. 214–16), 1 T. -
Biographie
V. studierte seit 1891 / 92 Germanistik und Romanistik in Tübingen, Straßburg, Rom und Genf. 1897 wurde er in Heidelberg bei →Max v. Waldberg (1858–1938) mit der germanist. Arbeit „Das dt. Madrigal, Geschichte seiner Entwicklung bis in die Mitte des XVIII. Jh.“ (gedr. 1898, Nachdr. 1972) zum Dr. phil. promoviert. Nach zweijähriger Assistentenzeit bei →Fritz Neumann (1854–1934) in Heidelberg habilitierte er sich hier 1899 mit dem Thema „Poetische Theorien der ital. Frührenaissance“ (gedr. 1900) und wurde 1902 zum ao. Professor ernannt. 1909 wurde er als Ordinarius für Romanistik nach Würzburg berufen und wechselte 1911 nach München (Rektor 1926 / 27), wo er 1938 aus politischen Gründen vorzeitig emeritiert, aber 1946 kurzzeitig als Rektor in der Nachfolge des NS-belasteten →Walter Wüst (1901–93) reaktiviert wurde.
V. gehörte 1914 zu den Unterzeichnern des „Manifests der 93“, das die dt. Kriegsführung verteidigte, und nahm als Frontoffizier am 1. Weltkrieg teil. Die Niederlage 1918 und ihre Folgen bewirkten eine Abkühlung seiner positiven Einstellung zu Frankreich und Italien. In der Weimarer Republik engagierte sich V. als Antifaschist: Als Rektor in München sprach er sich gegen Nationalismus und Antisemitismus an den Hochschulen aus; 1932 unterschrieb er eine von →Theodor Litt, →Karl Jaspers u. a. eingebrachte Resolution, die Sanktionen gegen nationalsozialistische Störaktionen vorsah. →Alfred Rosenberg hatte ihn bereits 1927 im „Völkischen Beobachter“ wegen seiner Kritik am Rassenhaß nationalsozialistischer Studenten angegriffen, was vermutlich der Grund für V.s vorzeitige Emeritierung war. In der NS-Zeit erwies sich V. Verfolgten und Emigranten gegenüber als loyaler Freund. Seine Anfang 1944 im Auftrag des Reichswissenschaftsministerium unternommene Vortragsreise durch Portugal und Spanien und seine Bereitschaft im Aug. 1944, die Leitung des Dt. Wissenschaftlichen Instituts in Madrid zu übernehmen, lassen sich als Zeichen seines Bedürfnisses deuten, NS-Deutschland wenigstens auf Zeit den Rücken zuzukehren.
V. vertrat die Romanistik in ihrer ganzen Breite und war sowohl Sprachals auch Literaturwissenschaftler mit komparatistischen und philosophischen Interessen, obschon die meisten seiner Publikationen literaturgeschichtlich waren. Von bleibendem Wert sind seine in Fremdsprachen übersetzten und z. T. bis heute nachgedruckten Monographien und Aufsätze zu bedeutenden Dichtern der altprovenzal., ital. und franz. Literatur. Nach 1922 wandte sich V. verstärkt der span., seit einer Kubareise 1939 auch der lateinamerik. Literatur zu.
Noch vor der Jahrhundertwende schloß V. Freundschaft mit dem ital. Philosophen →Benedetto Croce, von der ein intensiver Briefwechsel zeugt. Auf →Croces Spuren rechnete V. mit dem Positivismus der Junggrammatiker ab (Positivismus u. Idealismus in d. Sprachwiss., 1904). Im Gegensatz zu ihnen verstand er Sprache nicht mehr nur als Gefüge von Gesetzmäßigkeiten, sondern als Ausdruck des kreativen Geistes (Sprache als Schöpfung u. Entwicklung, 1905; Frankreichs Kultur im Spiegel seiner Sprachentwicklung, 1913, ³1921, seit der 4. Aufl. 1929 u. d. T. Frankreichs Kultur u. Sprache; Geist u. Kultur in d. Sprache, 1925). V. publizierte zudem grundlegende Überlegungen zum Bildungsauftrag der Universität (1923) und lud →Hugo v. Hofmannsthal 1927 zu einem Vortrag über „Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation“ nach München ein, in dem dieser, auf V.s Ideen aufbauend, die verbindende Kraft von Sprache und Literatur für die Einheit des franz. Geisteslebens betonte.
V., dessen letzte Lebensjahre von schwerer Krankheit überschattet wurden, galt schon zu Lebzeiten im In- und Ausland als einer der bedeutendsten Vertreter seiner Disziplin.
→Hugo Friedrich bezeichnete ihn als „weltmännisch, chevaleresk, witzig, souverän“; er habe, wie selten ein Gelehrter, „das schriftstellerische Geheimnis der Harmonie von Anschauung und Begriff“ beherrscht. V. verfügte über eine starke Ausstrahlung und scharte einen bedeutenden Schülerkreis um sich, zu dem so unterschiedliche Persönlichkeiten zählen wie →Eugen Lerch, →Victor Klemperer, →Helmuth Hatzfeld, →Hans Rheinfelder, →Werner Krauss, →Kurt Wais oder →Hugo Friedrich. Die älteren Schüler widmeten ihm zu|seinem 50. Geburtstag 1922 eine Festschrift mit dem programmatischen Titel „Idealistische Neuphilologie“. Diese sollte sprachliche und literarische Phänomene nicht mehr unverbunden nebeneinander stehenlassen, sondern miteinander verknüpfen und geistesgeschichtlich erklären. – Ein nach V. benannter Preis wurde 1984–2002 jährlich alternierend mit dem →Jean-Paul-Preis als Bayer. Literaturpreis vergeben, um, V.s Vermächtnis entsprechend, wissenschaftliche Leistungen von literarischem Rang zu ehren.
-
Auszeichnungen
|o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1916) u. d. Ak. d. Wiss. zu Berlin (1949);
korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss., Buenos Aires (1932), Wien u. Madrid (jeweils 1937);
Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Kunst (1926);
Komturkreuz d. span. Ordens Alfono X el Sabio (1944);
Dr. h. c. (Dresden 1928, Halle 1949). -
Werke
Weitere W u. a. Die göttl. Komödie, übers. u. komm. v. K. V., 2 Bde., 1907 / 10, ²1925;
Aus d. roman. Welt, 4 Bde., 1940–42;
Luis de León, 1946;
Briefwechsel Benedetto Croce – K. V., hg. u. übers. v. Otto Vossler, 1955;
Die Roman. Welt, Ges. Aufss., Mit e. Vorw. v. H. Friedrich, 1965 (P);
– Bibliogr.: Th. Ostermann, Bibliogr. d. Schrr. K. V.s, 1897–1951, Mit e. Nachruf auf K. V., vorgel. v. H. Rheinfelder, 1951;
– Nachlaß: Bayer. Staatsbibl. München. -
Literatur
|U. Gumbrecht, Vom Leben u. Sterben d. gr. Romanisten, 2002, S. 24–48;
F.-R. Hausmann, in: Württ. Biogrr. I, S. 288–90;
ders., „Vom Strudel d. Ereignisse verschlungen“, Dt. Romanistik im „Dritten Reich“, 2008;
B. Schlieben u. a. (Hg.), Gesch.bilder im George-Kr., Wege zur Wiss., 2004, S. 86–89, 250 u. 332;
A. Guillemin, The Style of Linguistics, Aby Warburg, K. V., and Hermann Osthoff, in: Journ. of the Hist. of Ideas 69,4, 2008, S. 605–26;
U. Maas, Verfolgung u. Auswanderung dt.sprach. Sprachforscher 1933–1945, Bd. 1, 2010, S. 840–48;
A. M. Kalkhoff, Roman. Philol. im 19. u. frühen 20. Jh., 2010;
K. Nonnenmacher, K. V. et la littérature française, in: W. Asholt u. D. Alexandre (Hg.), France – Allemagne, regards et objets croisés, 2011, S. 225–40;
Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
Lex. grammaticorum;
Geist u. Gestalt, Erg.bd.;
Killy;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
Munzinger. -
Porträts
|Photogrr. (Univ.archiv Heidelberg, Bildarchiv);
Bronzebüste v. H. Wimmer, 1936 (Köln, Mus. Ludwig);
Photogr. v. Th. Hilsdorf e. Ölgem. v. V. als Rektor v. P. Hirsch, 1926 / 27 (Univ.archiv d. LMU) u. Replik dess. (Privatbes.), s. Die Herren d. Kette, Rektorenporträts an d. LMU, hg. v. M. Memmel u. G. Wimböck, 2011, S. 12, 21 u. 31. -
Autor/in
Frank-Rutger Hausmann -
Zitierweise
Hausmann, Frank-Rutger, "Vossler, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 134-136 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118770411.html#ndbcontent