Lebensdaten
1892 – 1934
Geburtsort
Texing (Bezirk Melk, Niederösterreich)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
österreichischer Bundeskanzler ; katholischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118526561 | OGND | VIAF: 30328233
Namensvarianten
  • Dollfuß, Engelbert

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Zitierweise

Dollfuß, Engelbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118526561.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef Weninger, Müllergehilfe;
    M Josefa Dollfuß, aus altem Bauerngeschlecht;
    1921 Alwine, T des Ferdinand Glienke, Landwirt aus Ostpreußen;
    2 K.

  • Biographie

    D., der bereits 1914 in Wien und Berlin das Studium der Rechte und Nationalökonomie begonnen hatte, meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Nach Frontdienstleistung bei den Kaiserschützen in Italien (Oberleutnant der Reserve) vollendete D. 1919-20 seine Studien in Wien und Berlin, wobei er auch im deutschen bäuerlichen Organisationsleben (Vereinigung der deutschen Bauernvereine in Berlin, Preußenkasse) beschäftigt war. D. kam aus der katholischen Studentenbewegung (Cartellverband) und wirkte auch im Rahmen der in Österreich gegründeten deutschen Studentenschaft. Beruflich zunächst als Sekretär des Niederösterreichischen Bauernbundes und seit 1927 als erster gewählter Kammeramtsdirektor der von ihm mitaufgebauten Niederösterreichischen Landeslandwirtschaftskammer tätig, wurde D. als Agrarfachmann international bekannt und nahm auch an Fachberatungen des Völkerbundes teil. Seine besondere Aufmerksamkeit galt der landwirtschaftlichen Sozialversicherung. Durch den landwirtschaftlichen Flügel der Christlichsozialen Partei wurde D. 1930 in die Verwaltungskommission der österreichischen Bundesbahnen delegiert, deren Präsident er 1930 wurde. Am 18.3.1931 trat er in das Kabinett Buresch als Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft ein und wurde am 20.5.1932 Bundeskanzler. Die Regierung D. besaß in ihrer Zusammensetzung aus Christlichsozialen, Heimatblock und Landbund nur eine Stimme Mehrheit im Nationalrat gegenüber der Opposition (Sozialdemokraten, Großdeutsche). Am 30.8.1932 wurde der Anleihevertrag von Lausanne angenommen. Als nach dem 30.1.1933 der Druck auf Österreich durch Hitler einsetzte, versuchte D. die Sicherung der österreichischen Unabhängigkeit durch die Großmächte zu erreichen, wobei sich Italien mit stiller Zustimmung Englands als Schutzmacht anbot. Am 4.3.1933 setzte sich durch einen formalen Abstimmungsfehler der österreichische Nationalrat außer Aktion; D. nützte dies zu einem Versuch des Staatsumbaus auf autoritär-ständisch-christlicher Grundlage mit Hilfe von Notverordnungen, die auf das kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz vom 24.7.1917 zurückgingen. Am 20.5.1933 erfolgte die Gründung der „Vaterländischen Front“ (VF) und am 19.6.1933 das Verbot der NSDAP und des steirischen nationalen Heimatschutzes. In Riccione schloß D. am 19./20.8.1933 mit Mussolini weitgehende Abmachungen betreffend die Unabhängigkeit Österreichs,|wobei allerdings italienische Forderungen nach der Zurückdrängung der österreichischen Sozialdemokratischen Partei erhoben wurden. Die Staatskrise brach am 12.2.1934 aus, als die Regierung D. unter dem Druck Italiens und der Heimwehren gegen die Sozialdemokratische Partei und ihre Wehrformationen vorging, was zu blutigen Kämpfen und zum Verbot dieser Partei führte. Eine Garantieerklärung Englands, Frankreichs und Italiens am 17.2.1934 sollte die Unabhängigkeit Österreichs international vor allem gegen Deutschland sichern; am 17.3.1934 wurde in den sogenannten „Römischen Protokollen“ die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich, Italien und Ungarn festgelegt. Am 1.5.1934 proklamierte D. die neue Verfassung und beseitigte damit den Parteienstaat. Mehrmalige Versuche, bis knapp vor seinem Tod, mit Deutschland zu einem modus vivendi zu kommen, scheiterten an der Intransigenz Hitlers und der nach Deutschland geflüchteten Führer der österreichischen nationalsozialistischen Gruppen, welche auch an einer Bereinigung des zwischenstaatlichen Verhältnisses durch die betont national-konservativen Kräfte in Österreich kein Interesse hatten. D., auf den bereits am 30.10.1933 ein mißglücktes Revolverattentat verübt worden war, wurde bei dem nationalsozialistischen Putschversuch im Bundeskanzleramt am 25.7.1934 ermordet.

  • Literatur

    V. Hildebrand, E. D., 1934;
    A. Bleibtreu, Der Heldenkanzler, 1934;
    H. Dietrich, E. D., ein kath. Staatsmann, 1934;
    H. Maurer, Kanzler D., 1934 (P);
    J. Messner, D., ²1935 (P);
    G. Bortolo, Vita di D., Rom 1935;
    J. D. Gregory, D. and his times, London 1935;
    S. Sarmandi, D., Ausztria martirkancellárja, Budapest 1936;
    A. Thewrewk-Pallaghy, Három osztrág kancellár, Seipel, D., Schuschnigg, ebd. 1937;
    L. Rambaud, D., 1892-1934, Lyon u. Paris 1948;
    Geh. Briefwechsel Mussolini – E. D., 1949;
    Gesch. d. Republik Österreich, hrsg. v. H. Benedikt, 1954. – Qu.: Pfarrarchiv Texing.

  • Autor/in

    Ludwig Jedlicka
  • Zitierweise

    Jedlicka, Ludwig, "Dollfuß, Engelbert" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 62-63 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118526561.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA