Lebensdaten
1913–1979
Geburtsort
Przemyśl (Galizien, heute Polen)
Sterbeort
Neukirchen (Oberösterreich)
Beruf/Funktion
Politiker ; Journalist ; Publizist ; Widerstandskämpfer ; Kommunist ; Funktionär
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 1033447625 | OGND | VIAF: 302942342
Namensvarianten
  • Feuerlicht, Efraim
  • Licht, Franz
  • Marek, Franz
  • mehr

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Zitierweise

Marek, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1033447625.html [27.04.2024].

CC0

  • Franz Marek engagierte sich seit 1934 führend im Widerstand gegen das Dollfuß-Schuschnigg-Regime in Österreich sowie seit 1941 in der französischen Résistance. Nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte er zu einem hochrangigen Funktionär und einflussreichen Publizisten der Kommunistischen Partei Österreichs, wandelte sich jedoch in den 1950er Jahren zu einem Kritiker der Sowjetunion. Heute gilt Marek als Reformkommunist und Wegbereiter des Eurokommunismus.

    Lebensdaten

    Geboren am 18. April 1913 in Przemyśl (Galizien, heute Polen)
    Gestorben am 28. Juni 1979 in Neukirchen (Oberösterreich)
    Konfession jüdisch
    Franz Marek, Alfred Klahr Gesellschaft (InC)
    Franz Marek, Alfred Klahr Gesellschaft (InC)
  • Lebenslauf

    18. April 1913 - Przemyśl (Galizien, heute Polen)

    1914 - Wien

    Übersiedlung der Familie

    1923 - 1931 - Wien

    Schulbesuch (Abschluss: Matura)

    Erzherzog-Rainer-Realgymnasium

    1931 - 1931 - Deutschland

    Walz

    1931 - 1934 - Wien

    Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie (ohne Abschluss)

    Universität

    1934 - 1970

    Mitglied

    Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ)

    1934 - 1938 - Österreich

    Widerstandskämpfer gegen das Dollfuß-Schuschnigg Regime

    KPÖ

    März 1938 - Frankreich

    Emigration

    September 1939 - April 1940 - Colombes bei Paris; Meslay du Maine (Departement Mayenne, Frankreich)

    Internierung

    Stade Olympique Yves-du-Manoir; Gefangenenlager

    1941 - 1944 - Frankreich

    Widerstandskämpfer

    Résistance

    11.8.1944 - 18.8.1944 - Fresnes bei Paris

    Internierung

    Militärgefängnis

    1946 - 1969 - Österreich

    Chefredakteur

    Weg und Ziel. Monatsschrift für Theorie und Praxis des Marxismus-Leninismus

    1948 - 1969 - Österreich

    Mitglied im Politischen Büro

    KPÖ

    1970 - 1979 - Österreich

    Chefredakteur

    Wiener Tagebuch (Kulturzeitschrift)

    28. Juni 1979 - Neukirchen (Oberösterreich)
  • Genealogie

    Vater Herman (Hersch) Feuerlicht geb. 8.12.1879 aus Galizien; meist arbeitslos; im März 1939 nach Palästina emigriert
    Mutter Rosa Feuerlicht, geb. Rachel Engelberger geb. 24.2.1883 aus Buczacz (Galizien, heute Ukraine); Hausfrau; im März 1939 nach Palästina emigriert
    Bruder Ignaz Feuerlicht geb. 8.8.1907 Lehrer; seit 1925 in Frankreich
    Schwester Natalie Feuerlicht 14.8.1909–1968 Ärztin; 1939 in die USA emigriert
    Schwester Charlotte Grünbaum, geb. Feuerlicht geb. 18.4.1913 1934 nach Palästina emigriert
    1. Heirat 14.5.1947 in Wien
    Ehefrau Ottilie (Tilly) Sali Spiegel 10.12.1906–1988 aus Novoselica (Bukowina, heute Nowoselyzja, Ukraine); Journalistin, Politikerin, Widerstandskämpferin
    Schwiegervater Karl Chaim Spiegel 1880–1941 Kaufmann; gest. im Ghetto Izbica bei Lublin (Polen)
    Schwiegermutter Hilde (Hilda) Spiegel, geb. Gelbard 1883–1941 Hausfrau; gest. im Ghetto Izbica bei Lublin (Polen)
    Scheidung 1974
    2. Heirat 1975
    Ehefrau Barbara von Coudenhove-Kalergi geb. 15.1.1932 aus Prag; Journalistin, Publizistin
    Schwiegervater Gerolf Josef Graf von Coudenhove-Kalergi 18.12.1896–30.12.1978 Dr. iur.; Jurist; Japanologe
    Schwiegermutter Sophie Marie Erdödi Gräfin von Coudenhove-Kalergi, geb. Gräfin Palffy 8.6.1901–5.8.1976 aus Bresnitz (Böhmen, heute Březnice, Tschechien)
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Marek, Franz (1913–1979)

    • Vater

      Herman Feuerlicht

      geb. 8.12.1879

      aus Galizien; meist arbeitslos; im März 1939 nach Palästina emigriert

    • Mutter

      Rosa Feuerlicht

      geb. 24.2.1883

      aus Buczacz (Galizien, heute Ukraine); Hausfrau; im März 1939 nach Palästina emigriert

    • Bruder

      Ignaz Feuerlicht

      geb. 8.8.1907

      Lehrer; seit 1925 in Frankreich

    • Schwester

      Natalie Feuerlicht

      14.8.1909–1968

      Ärztin; 1939 in die USA emigriert

    • Schwester

      Charlotte Grünbaum

      geb. 18.4.1913

      1934 nach Palästina emigriert

    • 1.·Heirat

      in

      Wien

      • Ehefrau

        Ottilie (Tilly) Sali Spiegel

        10.12.1906–1988

        aus Novoselica (Bukowina, heute Nowoselyzja, Ukraine); Journalistin, Politikerin, Widerstandskämpferin

    • 2.·Heirat

      • Ehefrau

        Ottilie (Tilly) Sali Spiegel

        10.12.1906–1988

        aus Novoselica (Bukowina, heute Nowoselyzja, Ukraine); Journalistin, Politikerin, Widerstandskämpferin

  • Biografie

    Marek wuchs seit 1914 in Wien-Leopoldstadt auf, wo sich nach Beginn des Ersten Weltkriegs viele jüdische Flüchtlinge aus Galizien niederließen. Neben den ärmlichen Verhältnissen der Familie und dem grassierenden Antisemitismus prägte v. a. das Bekenntnis zum Zionismus Kindheit und Jugend. Als Schüler des Erzherzog-Rainer-Realgymnasiums engagierte sich Marek seit 1927 im Verband Zionistischer Mittelschüler und später in der sozialistisch orientierten Jugendorganisation Hashomer Hatzair. Die hier beginnende Auseinandersetzung mit sozialistischen und kommunistischen Ideen läutete die sukzessive Abwendung vom Zionismus und der Idee einer Auswanderung nach Palästina ein. Nach der Matura 1931 verbrachte Marek einige Monate auf der Walz in Deutschland und begann danach ein Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität Wien, das er 1934 abbrach. In dieser Zeit schloss er Freundschaft mit dem Schriftsteller Jura Soyfer (1912–1939), der seine Hinwendung zu kommunistisch-sozialistischem Denken verstärkte.

    Als Folge der Februarkämpfe 1934 wurde Marek Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), legte seinen Geburtsnamen Efraim Feuerlicht ab und engagierte sich fortan im Widerstand gegen die austrofaschistischen Regierungen unter Engelbert Dollfuß (1892–1934) und Kurt Schuschnigg (1897–1977). 1935 mit der Leitung des Apparats der illegalen KPÖ betraut, sicherte er die Verbindung zu den im tschechoslowakischen Exil lebenden KPÖ-Spitzenfunktionären und vertrieb Propagandamaterial sowie die Tageszeitung „Die Rote Fahne“. Von 1936 bis Februar 1938 koordinierte er führend die Partei-Agitation, ehe er nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland im März 1938 nach Paris emigrierte. Hier wurde er u. a. redaktioneller Mitarbeiter der Zeitung „Nouvelles d’Autriche“ (Österreichische Nachrichten), einem Organ der deutschsprachigen Emigration, ehe er seit September 1939 in Colombes bei Paris und dann in einem Gefangenenlager in Meslay du Maine (Departement Mayenne) interniert wurde.

    Im April 1940 wurde Marek in eine Prestataires-Einheit, einen halbmilitärischen Hilfsdienst, aufgenommen. Im Juli 1940 offiziell demobilisiert, zog er nach Marseille und kurz darauf nach Lyon, um dort im Auftrag der KPÖ Emigrantengruppen zu betreuen. Infolge des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion 1941 wurde er im Januar 1942 wieder in Paris im kommunistischen Widerstand aktiv. Marek war seit 1942 Mitglied der Pariser KPÖ-Leitung und – neben Otto Niebergall (1904–1977) und Artur London (1915–1986) – Teil der Führungsspitze der Résistance-Gruppierung „Travail allemand“ (TA), die unter deutschsprachigen Soldaten antifaschistische Propaganda betrieb. Mitglied der TA war auch seine spätere Ehefrau Tilly Spiegel (1906–1988). Marek war Mitherausgeber der Zeitung „Soldat im Westen“ und koordinierte die Arbeit der Frauen des TA, die deutsche Soldaten von der Sinnlosigkeit des Kriegs überzeugen sollten. Im August 1944 wurden er und Spiegel verhaftet, im Militärgefängnis Fresnes bei Paris interniert und im Zuge der Kämpfe um die Befreiung von Paris nach wenigen Tagen wieder entlassen. Auf Weisung der KPÖ kehrte Marek kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 nach Wien zurück.

    Von 1946 bis 1969 prägte Marek als Chefredakteur das Profil des KPÖ-Theorieorgans „Weg und Ziel“ und profilierte sich neben Ernst Fischer (1899–1972) als einer der wichtigsten Redner und Publizisten der Partei. Seit 1948 gehörte er dem Politischen Büro der KPÖ an. Unter dem Eindruck der Geheimrede Nikita Chruschtschows (1894–1971) auf dem 20. Parteitag der KPdSU im Februar 1956, der gewaltsamen Zerschlagung der ungarischen Revolution im Herbst desselben Jahres sowie der Schriften des marxistischen Philosophen Antonio Gramsci (1891–1937) distanzierte sich Marek zunehmend vom Stalinismus und begann, sich als Reformkommunist zu profilieren. Nunmehr überzeugt, der Sozialismus könne in Westeuropa nur auf demokratischem Weg realisiert werden, machte er „Weg und Ziel“ in den 1960er Jahren zu einem internationalen Diskussionsforum, an dem sich u. a. einflussreiche Kritiker der Sowjetunion wie Eric Hobsbawm (1917–2012), Ernesto Ragionieri (1926–1975) und Adam Schaff (1913–2006) beteiligten. Das KPÖ-Parteiprogramm von Mai 1965 war mit seinem Fokus auf Autonomie von der Sowjetunion und demokratische Reformen deutlich von Mareks Ideen geprägt, der sich nun verstärkt für den Austausch der kommunistischen Parteien Westeuropas engagierte. Damit gilt er heute als zentraler Wegbereiter des Eurokommunismus.

    Als die reformorientierten Kräfte in der KPÖ im Rahmen der Diskussion um den „Prager Frühling“ und den Einmarsch der Sowjetunion in der Tschechoslowakei 1968 den internen Machtkampf um eine stärkere demokratische Ausrichtung verloren, trat Marek im Februar 1969 als Chefredakteur von „Weg und Ziel“ zurück und verließ freiwillig das Politische Büro. Bis zum seinem Parteiausschluss im November 1970 bleib er Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. Nach dem Ende seiner Parteikarriere trat Marek bis zu seinem Tod v. a. als Chefredakteur des „Wiener Tagebuchs“ hervor, das er zu einem der wichtigsten Organe der österreichischen, aber auch europäischen Linken formte. An ihm beteiligten sich u. a. ehemalige Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer wie Antonie Lehr (1907–1997), Theodor Prager (1917–1986) und Leopold Spira (1913–1997). Zudem bot die Zeitschrift später einflussreichen Schriftstellern und Journalisten wie Karl-Markus Gauß (geb. 1954), Erich Hackl (geb. 1954) und Martin Pollack (geb. 1944) eine Plattform.

  • Auszeichnungen

    1944 Diplôme décerné par le Comité militaire national des Francs-Tireurs et Partisans français
  • Quellen

    Nachlass:

    Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien, 20.226.

    Weitere Archivmaterialien:

    Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien, 20 000/M123 (Franz Marek geb. 18.4.1913); 21 222-8 (Nachlass Tilly Spiegel); 873 (Österreichische Freiheitsfront Frankreich in Frankreich); 2616 (Österreicherinnen und Österreicher im französischen Widerstand); 3634 (Österreichische Emigration in Frankreich); 3977 (Vortrag Mareks über innen- und außenpolitische Fragen der Provisorischen Österreichischen Regierung, 6.6.1945); 5 192 (Vortrag Mareks zur Innen und Außenpolitik Österreichs, 6.6.1945); 19 436/13 (Nachlass Hans Winterberg); 21 575 (Interview mit Egon Kodicek); 5 0120/Gc5 (Staatspolizeilicher Spitzelbericht über KPÖ, 31.9.1961); 5 0120-NMa0 9 (Korrespondenz mit Herbert Steiner).

    Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv, TP 031 277, Marek, Franz.

  • Werke

    Die Parabel. Ein kritischer Leitfaden zur Geschichte des Bürgertums, 1934. (unter dem Pseudonym Franz Licht)

    Was ist Sozialismus?, 1946.

    Irrwege der österreichischen Geschichte, 1946.

    Frankreich. Von der Dritten zur Vierten Republik, 1947.

    Was ist Volksdemokratie? Mit einer Einleitung über die bürgerliche Demokratie, 1948.

    Stalin. Der Mensch und das Werk. Zu seinem 70. Geburtstag am 21. Dezember 1949, 1949.

    Lenin. Der Lehrer der Revolution. Zum 60. Jahrestag seiner Geburt am 22. April 1950, 1950.

    Friedrich Engels. Denker und Kämpfer. Zu seinem 55. Todestag am 5. August 1895, 1950.

    Karl Marx, 1951.

    Frankreich, 1958.

    Was ist Marxismus? Kapitalismus? Sozialismus Kommunismus? Freiheit?, 1960.

    Philosophie der Weltrevolution. Beitrag zu einer Anthologie der Revolutionstheorien, 1966, engl. 1969.

    Ernst Fischer/Franz Marek, Was Marx wirklich sagte, 1968, engl. 1996.

    Ernst Fischer/Franz Marek, Was Lenin wirklich sagte, 1969, engl. 1972.

    Was Stalin wirklich sagte, 1970.

    Franz Marek/Anton Burghardt, Eurokommunismus, 1979.

  • Literatur

    Michael Grabner, Franz Marek (1913–1979), in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, 2013, H. 2, S. 21 f. (P) (Onlineressource)

    Genosse. Jude. Wir wollten nur das Paradies auf Erden, Katalog der Ausstellung des Jüdischen Museums Wien, 2017.

    Maximilian Graf/Sarah Knoll (Hg.), Franz Marek. Beruf und Berufung Kommunist. Lebenserinnerungen und Schlüsseltexte, 2017.

    Ina Markova, Tilly Spiegel. Eine politische Biografie, 2019.

    Maximilian Graf/Sarah Knoll/Ina Markova/Karlo Ruzicic-Kessler, Franz Marek. Ein europäischer Marxist. Die Biografie, 2019.

  • Onlineressourcen

  • Autor/in

    Sarah Knoll (Graz)

  • Zitierweise

    Knoll, Sarah, „Marek, Franz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.03.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1033447625.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA