Zehrer, Hans
- Lebensdaten
- 1899 – 1966
- Geburtsort
- Berlin-Schöneberg
- Sterbeort
- Berlin(-West)
- Beruf/Funktion
- Journalist ; Chefredakteur der "Welt" ; Publizist ; Übersetzer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 11877235X | OGND | VIAF: 67261558
- Namensvarianten
-
- Zehrer, Hans Richard Julius
- Thomas, Hans( Pseudonym)
- Ritter, Erwin( Pseudonym)
- Hans im Bild( Pseudonym)
- Zehrer, Hans
- Zehrer, Hans Richard Julius
- Thomas, Hans( Pseudonym)
- thomas, hans
- Ritter, Erwin( Pseudonym)
- ritter, erwin
- Hans im Bild( Pseudonym)
- hans im bild
- https://d-nb.info/gnd/1124089268
- Ritther, Erwin( Pseudonym)
- ritther, erwin
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Personen in der NDB Genealogie
- Dill, Bertha/verheiratete
- Dill, Julius
- Erika nomen nescio, nomen nominandum (Name unbekannt)
- Mosse, Fritz
- Mosse, Marcus
- Mosse, Paul
- Munzer, Egbert
- Susmann, Leopold
- Susmann, Martha/verheiratete
- Zehrer, Franz Anton
- Zehrer, Gertrud/verheiratete
- Zehrer, Henriette Margarethe/verheiratete
- Zehrer, Margot C./verheiratete
- Zehrer, Richard
- NDB 24 (2010), S. 276 in Artikel Sethe (Sethe, Paul)
- NDB 24 (2010), S. 332 in Artikel Sieburg (Sieburg, Friedrich Karl Maria)
- NDB 24 (2010), S. 760 in Artikel Springer (Springer, Axel Cäsar)
- NDB 27 (2020), S. 299 (Walden, Matthias)
- NDB 28 (2024), S. 278 in Artikel Wirsing (Wirsing, Giselher (seit 1928, eigentlich Hans Karl Theodor, Pseudonym Vindex))
- NDB 28 (2024), S. 708-709 in Artikel Zimmermann
- NDB 28 (2024), S. 708 (Zimmermann, Ferdinand Friedrich (Pseudonym Ferdinand Fried))
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-
Zehrer, Hans Richard Julius (Pseudonym Hans Thomas, Erwin Ritter, Hans im Bild)
| Journalist, * 22.6.1899 Berlin-Schöneberg, † 23.8.1966 Berlin(-West), ⚰ Berlin, Friedhof Dahlem-Dorf. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Richard (1866–1929, kath.), Postbeamter in B., S d. →Franz Anton (1823–1889), Gastwirt, u. d. →Henriette Margarethe Sonntag (1823–1911);
M →Gertrud (1879–1959, ev.), T d. →Julius Dill (1854–1915), Tischlermeister, u. d. →Bertha Siebenhüner (1853–1941);
⚭ 1) 1929 ⚮ 1939 →Margot C. (* 1902, jüd., ⚭ 1] →Fritz Mosse, 1891–1942, Kaufm. in B., S d. →Paul Mosse, 1849–1920, S d. →Marcus Mosse, 1808–65, Arzt in Grätz b. Wollstein, Prov. Posen, s. NDB 18*, 3] →Egbert Munzer, 1897–1948, Dr. iur., Ökonom), Journ., T d. →Leopold Susmann (* 1862, jüd.), Kaufm. in B., u. d. →Martha Herf (1872–1944, jüd.), 2) Berlin-Charlottenburg 1940 Lieselotte N. N., 3) vor 1964 Erika N. N.;
kinderlos. -
Biographie
Nach dem Abitur am humanistischen Prinz-Heinrichs-Gymnasium in Berlin-Schöneberg 1917 kam Z. als Kriegsfreiwilliger an die Westfront. Seit Anfang 1919 studierte er in Berlin Medizin und Psychologie, später Geschichte, Nationalökonomie und ev. Theologie u. a. bei →Werner Sombart (1863–1941) und →Ernst Troeltsch (1865–1923). Durch die Inflation in finanzielle Bedrängnis geraten, brach er das Studium im Herbst 1923 ab und ging zur liberalen „Vossischen Zeitung“, wo er rasch reüssierte und 1925–31 außenpolitischer Redakteur war.
Z. bewegte sich im Umfeld der DDP, bevor er als Herausgeber der Zeitschrift „Die Tat“ (Okt. 1929–Aug. 1933) ein vielbeachteter Vertreter der sog. Konservativen Revolution wurde. Als Kopf des „Tat-Kreises“, dem außer Z. →Ferdinand Fried (1898–1967), →Ernst Wilhelm Eschmann (1904–1987) und →Giselher Wirsing (1907–1975) angehörten, propagierte er das Ende des vernunftgeleiteten liberalen „Systems“.
Um Parlamentarismus und Kapitalismus zu überwinden, forderte Z. einen autoritär regierten Ständestaat mit sozial gerechter, von Planwirtschaft und Autarkie bestimmter Wirtschaftsordnung. In der Synthese von Nationalismus und Sozialismus sollte die „Volksgemeinschaft“ Verwirklichung finden, geführt von einer neuen Elite, die sich aus den bislang ohnmächtigen, zwischen Kapital und Masse zerriebenen Mittelschichten rekrutierte. Dabei hoffte Z., der im Sept. 1932 auch Herausgeber der „Täglichen Rundschau“ wurde, Einfluß auf die Politik zu gewinnen. Er unterhielt Kontakte zu →Kurt v. Schleicher (1882–1934) und setzte als Ideengeber für dessen „Querfront“ -Konzeption auf eine Spaltung der NSDAP.
Auf die NS-Machtübernahme reagierte Z. zunächst ablehnend, dann mit kurzzeitigen Annäherungsversuchen, mußte aber im Sommer 1933 die journalistische Tätigkeit aufgeben.
Resigniert zog er sich nach Sylt zurück, wo er unter dem Pseudonym „Hans Thomas“ den erfolgreichen Unterhaltungsroman „Percy auf Abwegen“ (1938, als Spielfilm u. d. T. „Ein Mann auf Abwegen“, 1940, Regie: →Herbert Selpin, 1902–42, Titelrolle: →Hans Albers, 1891–1960) schrieb und u. a. von Übersetzungsaufträgen lebte, bis seine jüd. Ehefrau im Sommer 1938 emigrierte. Anschließend war er für den „Verlag Gerhard Stalling“ tätig, seit 1941 als Mitglied des Vorstands, nach dem Tod →Heinrich Stallings (1865–1941) als Unternehmensleiter. Ende 1943 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen.
In der NS-Zeit vollzog Z. eine Hinwendung zum Christentum, die nach dem 2. Weltkrieg das großangelegte Werk „Der Mensch in dieser Welt“ (1948, engl. 1952) und sein Wirken als Chefredakteur des ev. „Sonntagsblatts“ 1948–53 prägte. Z.s antirationalistische Kritik der Moderne war nun religionsphilosophisch ausgerichtet. Er diagnostizierte eine Kulturkrise, die er den Säkularisierungsprozessen seit der Frühen Neuzeit anlastete, und plädierte für eine christliche Erneuerung Europas, in dem die Nationalstaaten zu einer Union verschmelzen sollten.
Über die Zeitungen seines engen Freundes →Axel Springer (1912–1985) avancierte Z. zu einem der meistgelesenen Journalisten der frühen Bundesrepublik. Er wirkte an der Konzeption der „Bild“ mit, für die er 1952–61 eine Kolumne schrieb. 1953–66 war er Chefredakteur der „Welt“, die unter ihm anfangs durch Meinungsvielfalt geprägt war und →Konrad Adenauers (1876–1967) Politik der Westbindung skeptisch gegenüberstand. Nach Springers und Z.s Moskau-Reise im Jan. 1958, die ihre Hoffnung auf eine deutschlandpolitische Verständigung mit der Sowjetunion beendete, schlug die „Welt“ einen scharf antikommunistischen und CDU-nahen Kurs ein, zuerst auf Druck des Verlegers, infolge des Baus der Berliner Mauer auch auf Betreiben Z.s, der in den letzten Lebensjahren zu nationalkonservativen Positionen zurückkehrte.
-
Auszeichnungen
|E. K. I. Kl. (1918);
Gr. BVK (1965). -
Literatur
|K. Sontheimer, Der Tatkreis, in: VfZ 7, 1959, S. 229–60;
W. Struve, H. Z. as a Neoconservative Elite Theorist, in: American Historical Review 70, 1965, S. 1035–57;
F. Fried [F. F. Zimmermann], Er begann b. d. „Voss“, in: Die Welt, Nr. 197 v. 25.8.1966;
W. Haas, H. Z., Geb. am 22. Juni 1899, gest. am 23. Aug. 1966, ebd. (P);
H. Lilje, Ein Mensch in dieser Welt, ebd.;
P. Sethe, Das war H. Z., Ein Wanderer zw. d. pol. Welten, in: Die Zeit, Nr. 36 v. 2.9.1966;
A. Springer, Axel Springer am Grabe H. Z.s, Er kämpfte gegen d. Trägheit d. Herzens, in: Springer-Post 11, 1966, H. 9, S. 3;
G. Wirsing, Warner u. Mahner, Zum Tode v. H. Z., in: Christ u. Welt, Nr. 35 v. 2.9.1966;
E. Demant, Von Schleicher zu Springer, H. Z. als pol. Publ., 1971, passim (W-Verz., S. 252–57);
A. Mohler, Die Kons. Rev. in Dtld. 1918–1932, ²1972, S. 434 f.;
H. Hecker, Die Tat u. ihr Osteuropa-Bild 1909–1939, 1974, S. 131–78;
K. Fritzsche, Pol. Romantik u. Gegenrev., Fluchtwege in der Krise d. bürgerl. Ges., Das Bsp. d. „Tat“ -Kreises, 1976, passim;
A. Schildt, Mil.diktatur mit Massenbasis?, Die Querfrontkonzeption d. Reichswehrführung um Gen. v. Schleicher am Ende d. Weimarer Rep., 1981, S. 97–115;
G. Hübinger, Die Tat u. d. Tat-Kreis, Pol. Entwürfe u. intellektuelle Konstellationen, in: M. Grunewald u. U. Puschner (Hg.), Le milieu intellectuel conservateur en Allemagne, sa presse et ses réseaux (1890–1960)/Das kons. Intellektuellenmilieu in Dtld., seine Presse u. seine Netzwerke (1890–1960), 2003, S. 407–26;
H. B. v. Sothen, H. Z. als pol. Publizist n. 1945, in: F.-L. Kroll (Hg.), Die kupierte Alternative, Konservatismus in Dtld. n. 1945, 2005, S. 125–78;
H.-P. Schwarz, Axel Springer, Die Biogr., 2008, passim;
Biogr. Lex. Weimarer Rep.;
Lex. Konservatismus;
Hamburg. Biogr. VI (P);
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
–Qu Archiv d. IfZ, München;
– Nachlaß: BA Koblenz. -
Autor/in
Desiderius Meier -
Zitierweise
Meier, Desiderius, "Zehrer, Hans Richard Julius (Pseudonym Hans Thomas, Erwin Ritter, Hans im Bild)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 618-620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11877235X.html#ndbcontent