Lebensdaten
1927 – 1984
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Journalist ; Publizist ; Fernsehkommentator
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Saß, Otto Baron von (eigentlich)
  • Saß, Eugen Wilhelm Otto Baron von (eigentlich)
  • Falk, Norbert (Pseudonym)
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Zitierweise

Walden, Matthias (Pseudonym), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138479.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus balt. Adelsfam.;
    V Eugen Baron v. Saß (Ps. Georg Thorensberg) (1898–1955), aus B., Dr. iur., Schriftst., Journ. (s. Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936–1970; Wi. 1955), S d. Otto (1871–1931), balt. Gutsbes., u. d. Margarethe Seydlitz (1876–1964), aus Hamburg, Schriftst.;
    M Elisabeth (1904–2003), aus D., T d. Otto Risse (1869–1955), städt. Beamter in D., u. d. Anna Kühne (1864–1943);
    Berlin 1950 Edelgard (1925–2005, 1] Hans Gf. v. Rex, 1946, Hptm.), aus Laubegast b. D., Krankengymnastin, T d. Max Frhr. v. Müller (1887–1947), Oberst, u. d. Elisabeth v. Wuthenau (1886–1963), a. d. H. Waldau;
    1 Stief-T Gabriele v. Rex (* 1946), Fremdsprachenkorr., 2 T Angelika (* 1952, Hans Werner Beyer, * 1948, Dipl.-Ing., Tonmeister), Cutterin in B., Bettina (* 1960, Helmut Oertel, * 1957, Journ.), Journ.

  • Biographie

    Nach dem Notabitur 1945 am Realgymnasium in Dresden-Blasewitz absolvierte W. ein journalistisches Volontariat in der Parteizeitung „Die Union“ der CDU in Sachsen und arbeitete anschließend für diese als Redakteur in Dresden. Nachdem er mehrfach mit der sowjet. Zensur in Konflikt geraten war, wurde W. 1950 aus dem „Verband der Deutschen Presse“ der DDR ausgeschlossen und siedelte in die Bundesrepublik über. In West-Berlin wurde er politischer Redakteur beim „Rundfunk im Amerikanischen Sektor“ (RIAS) und sprach spätestens seit 1953 regelmäßig Kommentare, u. a. zum Tod Stalins. Um seine in der DDR gebliebenen Eltern zu schützen, nahm er das Pseudonym M. W. an, das bald nicht mehr zur Tarnung diente, sondern Künstlername wurde.

    W.s Arbeit zeichnete sich durch scharfe antikommunistische Polemik gegen SED-Regime und Sowjetunion aus. W. unterstützte Adenauers Westbindungspolitik und setzte sich gegen nationalkonservative oder nationalliberale Forderungen nach einem neutralen Gesamtdeutschland zur Wehr, wie sie z. B. von Publizisten wie Paul Sethe (1901–67) und Hans Zehrer (1899–1966) vertreten wurden. Außerdem plädierte er für eine umfassende Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und verurteilte unreflektiertes Erinnern an das „Dritte Reich“. 1956 wechselte er als stellv. Chefredakteur zum „Sender Freies Berlin“ (SFB).

    W. war Autor einiger viel beachteter Fernsehproduktionen wie der dreiteiligen Dokumentation „Vor unserer eigenen Tür, Überlegungen zur deutschen Vergangenheit und Gegenwart“ und zahlreicher Ausgaben der von ihm mit konzipierten Reportage-Reihe „Einige Tage im Leben des …“. 1957–59 schrieb er zudem regelmäßig Kommentare für die ev.-konservative Wochenzeitung „Christ und Welt“.

    Im Laufe der 1960er Jahre wurde W. zu einem Kritiker der einsetzenden Entspannungspolitik gegenüber dem politischen Osten, die er als geistigen Rückzug des Westens im ideologischen Konflikt des Kalten Krieges empfand. Seine Haltung vertrat er 1963–66 als Kolumnist in der Illustrierten „Quick“ und wurde zum publizistischen Gegenspieler Sebastian Haffners (1907–99), der für den „Stern“ schrieb. Seit 1967 verfaßte W. regelmäßig Leitartikel für die Zeitungen des Springer-Verlags, in den er erst 1980 mit dem Titel des Chefkommentators offiziell eintrat. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre veröffentlichte W. darüber hinaus unter dem Pseudonym Norbert Falk zahlreiche Kolumnen für die „Welt am Sonntag“. Seinen außenpolitischen Grundsätzen treu bleibend, wurde er an der Seite seines Verlegers und Freundes Axel C. Springer (1923–2002) zum Feindbild der von ihm selbst attackierten dt. Linksintellektuellen und 68er. Aufsehen erregte Heinrich Bölls Prozeß gegen W., der Böll in einem Fernsehkommentar am 21. 11. 1974 der Sympathie mit den Terroristen der RAF bezichtigt und ihn dabei nicht richtig zitiert hatte. Der Prozeß endete 1981 durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs mit einer Schmerzensgeldzahlung an Böll in Höhe von 40 000 DM. Der Schriftsteller mußte jedoch 60 % der Verfahrenskosten zahlen. 1981 wurde W. Mitherausgeber der Zeitung „Die Welt“ und sollte als designierter Nachfolger Springers die konservative Verlagslinie weiterführen, was sein überraschender Tod verhinderte. Die Einheit Deutschlands und der Einsatz gegen politische Unfreiheit sowie für den Schutz der Demokratie waren für W. die Maxime, an denen er sein publizistisches Schaffen orientierte.

  • Auszeichnungen

    |Jakob-Kaiser-Preis (1961 f. d. Fernsehspiel „Ich rufe Dresden“);
    Heinrich-Stahl-Preis d. Jüd. Gde. Berlin (1963 f. d. Dok. „Vor unserer eigenen Tür“);
    BVK am Bande (1968);
    Konrad-Adenauer-Preis d. Dtld.-Stiftung (1972);
    Goldene Kamera (1976 f. d. Reportage „Einige Tage im Leben d. Michael Rosenberg“);
    Verdienstmedaille f. Verdienste um d. Osten v. Bund d. Vertriebenen (1978).

  • Werke

    |Pol. Steckbriefe, 1952;
    Zweierlei Deutsch, 1952;
    Menschen neuen Typus, Meditationen am pol. Straßenrand, 1953;
    ostblind, westblind, 1963;
    Pol. im Visier (Ausw. v. „Quick“-Kolumnen), 1965 (P);
    Kons. Haltung, Ein Gebot der Zeit, in: Konservativ heute 1, 1970, H. 5, S. 7–11;
    „Konvergenz“, Nicht nur e. Theorie?, in: S. Kappe-Hardenberg (Hg.), Wohin treibt Dtld.?, 1973, S. 36–53;
    Kassandra-Rufe, Dt. Pol. in d. Krise, 1975;
    Fütterung d. Krokodile, Ansichten, Einsichten, 1980 (P);
    Wenn Dtld. rot wird, 1983;
    Von Wölfen u. Schafen, Eine Ausw. zeitkrit. Kommentare aus zwei J.zehnten, 1983;
    Nachlaß: Axel-Springer-Verlag-Untern.archiv Berlin.

  • Literatur

    |N. N., in: Der Spiegel Nr. 48, 1984, S. 252;
    R. v. Weizsäcker, in: In memoriam M. W., Privatdr. d. Axel-Springer-Verlages, 1984, S. 3 (P);
    Bettina v. Saß (Hg.), „Er war e. guter Feind“, Zum 15. Todestag v. M. W. äußern sich seine Kritiker, 1999;
    G. Kruip, Das „Welt“-„Bild“ d. Axel Springer Verlages, Journalismus zw. westl. Werten u. dt. Denktraditionen, 1999;
    D. Schwane, Kons. Vordenker oder vergessenes Fossil d. Kalten Krieges? Der Publizist u. Journ. M. W. als Streiter f. Freiheit u. Demokratie, in: Dtld.-Archiv 41, 2008, H. 1, S. 75–84;
    H.-P. Schwarz, Axel Springer, Die Biogr., 2009;
    S. F. Kellerhoff, Sein Lebensthema war Dtld., Vor 30 J. starb d. visionäre Journ. M. W., Er ahnte d. Einheit voraus, in: Die Welt v. 17. 11. 2014 (P);
    N. Lange, Das pol. Denken d. Publ. M. W., in: Neugründung auf alten Werten? Kons. Intellektuelle u. Pol. in d. Bundesrep., hg. v. S. Liebold u. F. Schale, 2017, S. 177–93;
    ders., Von Kommunisten u. Kolumnisten, Sebastian Haffner, M. W. u. d. Problem d. Anerkennung d. DDR, 2018;
    Berliner Biogr. Lex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Munzinger;
    zur Fam.: GHdA 120, Frhrl. Häuser 21, 1999, S. 375 f.

  • Autor/in

    Nils Lange
  • Zitierweise

    Lange, Nils, "Walden, Matthias" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 299-300 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138479.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA