Lebensdaten
1255 – 1308
Geburtsort
Rheinfelden (Aargau)
Sterbeort
Brugg/Reuss
Beruf/Funktion
römisch-deutscher König
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118501607 | OGND | VIAF: 40169438
Namensvarianten
  • Albrecht von Habsburg
  • Albrecht I.
  • Albrecht von Habsburg
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Zitierweise

Albrecht I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501607.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf I. von Habsburg, deutscher König;
    M Gertrud, Gräfin von Hohenberg;
    1274 Elisabeth, T Meinhards II., Graf von Görz-Tirol; 12 K, u. a. Rudolf, König von Böhmen, Friedrich, deutscher König, Leopold, Albrecht II. ( 1358), Otto, Anna ( 1) Hermann, Markgraf von Brandenburg, 2) Heinrich VI., Herzog von Schlesien-Breslau), Agnes (⚭ Andreas, König von Ungarn), Elisabeth (⚭ Friedrich IV., Herzog von Lothringen), Katharina ( Karl, Herzog von Kalabrien), Guta (⚭ Ludwig, Graf von Oettingen).

  • Biographie

    A., von König Rudolf 1281 als Reichsverweser in Österreich und Steiermark eingesetzt, 1282 samt seinem Bruder Rudolf mit beiden Herzogtümern belehnt, 1283 durch die Rheinfeldener Hausordnung allein zum Landesherrn bestimmt, erbte 1291 beim Tode des Vaters auch den habsburgischen Hausbesitz am Oberrhein und in Schwaben. Die Hoffnung Rudolfs, noch zu seinen Lebzeiten einen seiner Söhne zum Nachfolger gewählt zu sehen, war am Widerstand der Kurfürsten gescheitert, die ein Königtum zu verhindern trachteten, das sich auf eine Hausmacht stützen konnte und als Sohnesfolge schon mit einem Schein von Erblichkeit behaftet war. Statt A. wurde am 5.5.1292 Adolf von Nassau gewählt. Aufstände in seinen Ländern nötigten A., sich mit dem neuen König abzufinden. Aber die Gefahren der Jahre 1291/92 waren für ihn doch nicht ohne Gewinn: „Zu der schon bewiesenen Tatkraft und Zielsicherheit gesellte sich seitdem der klare Blick für das im Moment Erreichbare“. Von nun an schritt die Festigung seines landesherrlichen Regiments stetig fort. Nach einer letzten Erhebung des österreichischen Adels (1295) und der Aussöhnung mit Erzbischof Konrad von Salzburg (1297) hatte A. den Rücken frei für die Auseinandersetzung mit König Adolf. Seine überlegene militärische Führung beschirmte die Versammlung der Kurfürsten in Mainz und sicherte ihren Beschlüssen, Adolfs Absetzung und A.s Wahl, den Erfolg bei Göllheim. Doch bedeutsam genug: A. verzichtete nach dem Sieg auf die Krone, und die Kurfürsten hatten durch eine zweite Wahl, die sich nicht auf die Absetzung A.s, sondern auf seinen Tod berief, ihr eigenes Vorgehen zu verleugnen. Am 27.7.1298 wurde A. in Frankfurt erneut gewählt und am 24. 8. in Aachen gekrönt. Mußte auch A., nicht anders als sein Vorgänger, die Wahl teuer erkaufen, so benützte er doch seine Zugeständnisse mit Weitblick dazu, die Front der Kurfürsten zu sprengen. Er bestätigte den rheinischen im wesentlichen nur das, was sie schon besaßen,|während die territorialen Wünsche des stärksten, Wenzels II. von Böhmen, großzügig erfüllt wurden. Da mit Böhmen auch Sachsen und Brandenburg gewonnen waren, hatte A. von der Gruppe der östlichen Kurfürsten keinen Widerstand gegen seine Politik zu befürchten.

    Mochte er auch zunächst im Sinn der bisherigen kurfürstlichen Politik die Gegner Frankreichs begünstigen, von Beginn an strebte Albrecht, die Verbindung, die er als Herzog von Österreich mit Frankreich angebahnt hatte, durch ein Bündnis zu festigen. Die Verhandlungen wurden in einer Zusammenkunft der beiden Herrscher Anfang Dezember 1299 bei dem Hof Quatrevaux zwischen Toul und Vancouleurs zum Abschluß gebracht. Es wurde die Heirat von A.s ältestem Sohn Rudolf mit Philipps Schwester Blanca vereinbart, und Philipp sagte dem Plan A.s, Rudolf und Blanca die Nachfolge im Reich zu sichern, seine Unterstützung zu. A. gab dafür Reichsrechte in der Freigrafschaft Burgund sowie mit dem westlichen Teil der Grafschaft Bar Reichsgebiet preis und lieferte so den Erzbischöfen von Mainz und Köln den Vorwand zu protestieren. Doch verzichtete A. bewußt auf Augenblickserfolge seines großen Zieles willen, das Königtum wieder lebensfähig zu machen durch die dauernde Verbindung von Krone und Hausmacht. Daß der Anschluß an Frankreich darauf gerichtet war, bewies der Protest der geistlichen Kurfürsten.

    Zeigte Philipp auch sofort die Grenzen seiner Bündnispflicht, als A. mit dem überraschenden Versuch, seinem Haus Holland, Seeland und Friesland zu gewinnen, Frankreichs flandrische Pläne tangierte, so bewährte sich aber der französische Kurs, als Albrecht nun unverzüglich den Kampf gegen die rheinischen Kurfürsten aufnahm, die durch offenkundigen Verrat geholfen hatten, den Hausmachtplan zu Fall zu bringen. Von außen ungestört, in einem Fall wohl gar durch französische Truppen unterstützt, unterwarf A., der vor allem die rheinischen Städte zu mobilisieren gewußt hatte, zuerst den Pfalzgrafen Rudolf, dann Gerhard von Mainz, Wikbald von Köln und Dieter von Trier. Ende 1302 war ihre Machtstellung vernichtet, sie selbst gedemütigt wie nie zuvor.

    Da Philipp in Flandern schwere Rückschläge erlitten hatte, konnte A. jetzt wohl daran denken, den Hausmachtplan wieder aufzunehmen, aber er kehrte unerwartet dem Niederrhein den Rücken, veranlaßt, wie es scheint, durch den sich anbahnenden Umschwung in der Politik Papst Bonifaz' VIII., der bisher A.s Königtum die Anerkennung versagt hatte, nun aber unter dem Eindruck der Niederlage der Kurfürsten, angesichts des wieder ausbrechenden Ringens zwischen päpstlichem Universalismus und dem französischem Nationalstaat sowie in Hinblick auf den ungarischen Thronstreit bereit war, seine Haltung zu ändern. A. aus dem französischen Bündnis zu lösen, war einen Preis wert. Die Rechtmäßigkeit seines Königtums wurde anerkannt, die Kaiserkrönung, bisher notwendige Voraussetzung für die Königswahl des Sohnes zu Lebzeiten des Vaters, in Aussicht gestellt. A., ganz und gar Ritter, dem das Gefühl für Prestige gewiß nicht mangelte, trug dennoch kein Bedenken, dem Papst den unterwürfigsten Untertaneneid zu leisten, weil es seinen Zielen frommte. Er ließ auch Philipp fallen, sich aber nicht bewegen, gegen Frankreich, das sich nun mit England wider ihn verband, die Waffen zu erheben. Dagegen kam er der päpstlichen Forderung, im ungarischen Thronstreit gegen Böhmen Partei zu ergreifen, ohne Zögern nach. Hatte er sich bislang dazu verstehen können, Böhmens Expansion nach Norden und Osten zu fördern, so wurde aber die böhmische Machtstellung bedrohlich, als Wenzel nach dem Aussterben der Arpaden seinen Sohn Wenzel III. im August 1301 auf den ungarischen Thron zu bringen vermochte. Daher war die Unterstützung Karl Roberts von Anjou-Neapel, den Bonifaz als vermeintlicher Lehensherr der ungarischen Krone Wenzel III. entgegenstellte, für A. Gelegenheit, nun auch mit Böhmen, dem Haupt der östlichen Kurfürstengruppe und alten Widersacher der Habsburger im Südosten, abzurechnen. Mochte auch mit dem Ableben Bonifaz' VIII. (1303) und Benedikts XI. (1304) die Kaiserkrönung in weite Ferne entschwinden, die Aktion der Kurie gegen Böhmen war zugleich A.s eigenes Anliegen und wurde mit allem Nachdruck fortgesetzt. Er nahm die oberpfälzische Burgen, Eger-, Vogt- und Pleißnerland wieder an das Reich und scheute den Versuch nicht, das mit Böhmen verbündete Brandenburg durch den dänischen König Erich Menwed in Schach zu halten. Da das Unternehmen des böhmischen Kanzlers Peter Aspelt, die Westmächte gegen A. zu mobilisieren, ohne praktischen Erfolg blieb, mußte Wenzel im August 1304 die ungarische Position räumen. Ja, es gelang A., als durch die Ermordung Wenzels III. das Haus der Przemysliden erlosch, im Oktober 1306 seinen Sohn Rudolf, dem die Witwe Wenzels II. vermählt wurde, mit den böhmischen Ländern zu belehnen. Eine überwältigende Hausmacht mit den Oberrheinlanden, Österreich, Steiermark, Böhmen, Mähren, Teilen von Schlesien und Polen, dazu dem kaum unterbrochenen Gebietsstreifen von Nürnberg bis nach Mitteldeutschland hinein, vom ständig vermehrten Reichsgut in Streulage zu schweigen, mit Böhmen eine Kurstimme bei Habsburg selbst, die Kurfürsten von Sachsen und der Pfalz in seiner Gefolgschaft, die geistlichen ohne Macht - ohne den Umweg über Rom und Kaiserkrönung schien A. am Ziel seiner Politik. Da starb Rudolf, 26 Jahre alt, am 3.7.1307. Die noch junge habsburgische Herrschaft in Böhmen brach zusammen. Als fast gleichzeitig die in Thüringen belassenen Truppen A.s, die dort die von Adolf von Nassau erworbenen Ansprüche durchsetzen sollten, von Friedrich dem Freidigen bei Lucka geschlagen wurden, begann A. umfassende diplomatische und militärische Vorbereitungen für die Feldzüge der nächsten Jahre, die die Rückschläge wieder wettmachen sollten. Inmitten der Rüstungen wurde er am 1.5.1308 in den habsburgischen Stammlanden ermordet von Johann Parricida, dem jugendlichen Sohn seines 1290 verstorbenen Bruders Rudolf und der Schwester Wenzels II., Agnes, der das dem Vater als Abfindung bestimmte Fürstentum bisher vergeblich von A. gefordert hatte.

    Der Tod traf A. noch in der Rolle eines Landesherrn, aber eines Landesherrn, der bereits größer war als alle anderen und stark genug, das Königtum auf neue tragfähige Grundlagen zu stellen. Mit unbeugsamem Herrscherwillen begabt, in der Politik ein Meister, einseitiger, nüchterner und rücksichtsloser als der ihm sonst so ähnliche Vater, wäre A. wohl befähigt gewesen, am Ende des unpopulären, ruhmlosen inneren Aufbaus das Reich mit einer übermächtigen habsburgischen Hausmacht zu verbinden, - das Reich an die Hausmacht zu nehmen. Deshalb wird der 1.5.1308 „einer der dunkelsten Tage der deutschen Geschichte“ bleiben.

  • Literatur

    ADB I;
    A. Hessel, Jbb. d. Dt. Reiches unter Kg. A. I., 1931;
    Regg. Habsburgica, II. Abt., 1, 1281 bis 1288, bearb. v. H. Steinacker, 1934;
    H. S. Lucas, Diplomatic relations of Edward I. and Albrecht of Austria, in: Speculum 9, 1934;
    J. Bühler, Dt. Gesch. II, 1935;
    M. Lintzel, Das Bündnis A.s I. mit Bonifaz VIII., in: HZ 151, 1935;
    B. Schmeidler, Das spätere MA, 1937;
    H. Heimpel, Dtld. im späteren MA, in: O. Brandt, Hdb. d. dt. Gesch., hrsg. v. A. O. Meyer, I, 1941;
    F. Bock, Reichsidee u. Nationalstaaten, 1943.

  • Autor/in

    Adolf Gauert
  • Zitierweise

    Gauert, Adolf, "Albrecht I." in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 152-154 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501607.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Albrecht I.: Albrecht von Habsburg, deutscher König, geb. zwischen dem J. 1248 und 1254, 1. Mai 1308, erstgeborner Sohn K. Rudolfs von Habsburg und dessen Gemahlin Gertrud, einer geb. Gräfin von Hohenberg. Urkundlich erscheint er seit dem J. 1270; im J. 1282 wird er nebst seinen Brüdern auf dem Reichstag zu Augsburg mit den Herzogthümern Oesterreich und Steiermark belehnt; das Jahr darauf (1. Juni 1283) endlich übertrug sein königlicher Vater ihm und seinen männlichen Erben allein die Herrschaft über gedachte Länder. A. war mit Elisabeth, einer Tochter des Grafen Meinhard von Görz und Tirol, vermählt. Als Herr der österreichischen Herzogthümer hat er von Anfang an ein entschiedenes Herrschertalent und einen kräftigen, den mannigfachsten Schwierigkeiten gewachsenen Geist bewährt. Mit Geschick und Nachdruck, und doch ohne unnöthige Härte schlug er den dort auftauchenden Widerstand nieder. Zuletzt hätte ihm sein Vater auch gerne die Nachfolge im Reiche zugewendet, was der herzustellenden Continuität wegen ohne Zweifel das Wohl des letzteren erforderte, und zu welcher Aufgabe A. nicht minder gewiß den Beruf in sich trug. Aber die Eifersucht der Kurfürsten auf ihre, seit dem Zwischenreiche angemaßte Machtstellung und die Furcht vor der Macht und dem kräftigen Charakter Albrechts vereitelte jenen Wunsch Rudolfs, und es wurde bekanntlich statt seiner Adolf von Nassau auf den Thron erhoben. Es wurde A. schwer, sich dieser Wendung gutwillig zu fügen; nach längeren Unterhandlungen hat er aber doch den ihm vorgezogenen Nebenbuhler als König anerkannt, innerlich aber blieb er unversöhnlich. Ein Vertrauen zwischen beiden kam nicht auf; es war vielmehr ein fortgesetzter stiller Krieg zwischen ihnen, der dann sofort ein offener wurde, als K. Adolf mit der kurfürstlichen Partei brach, und diese sich feindlich gegen ihn kehrte. Nun war Albrechts Zeit gekommen: es kostete ihm keine Ueberwindung, sich mit seinen frühern Widersachern, worunter vor Allen auch der Böhmenkönig Wenzel II., wider den gemeinschaftlichen Gegner zu verbinden; er betrachtete die Kurfürsten, diese ihn als Werkzeug zur Erreichung ihres Entwurfes, den verhaßten König zu stürzen. Man könnte|übrigens nicht sagen, daß das Spiel, das A. jetzt in erster Reihe stehend mitspielte, ein edles und löbliches gewesen sei, denn Adolfs Wahl, wie man sonst auch über sie denken mag, war nach den einmal zur Geltung gelangten Normen eine rechtmäßige gewesen; nun aber dachten die Kurfürsten daran, ihn zu stürzen, weil er ihnen zu mächtig und selbständig geworden war. Bereits traten sie in Mainz zusammen, um das Absetzungsurtheil über ihn auszusprechen und seinen Gegner zum König auszurufen; was aber mehr bedeuten wollte, Herzog A. war unter dem unbegründeten Vorwande der Selbstvertheidigung mit einem ansehnlichen Heere aus Oesterreich nach dem Elsaß gezogen und rückte von dort aus unter geschickten Bewegungen in der Richtung gegen Mainz vor; K. Adolf zog ihm aber entgegen und suchte die Entscheidung, die in der Schlacht am Hasenbühel bei Göllheim am 2. Juni 1298 fiel und in welcher Adolf Sieg und Leben zugleich verlor. A. war ihm an Truppenmacht und an Kriegskunst überlegen; die Ueberlieferung, daß A. selbst auf ihn den Todesstreich geführt habe, hat sich nicht erweisen lassen.

    Auf diese bedenkliche Weise ist A. zur deutschen Krone gelangt, denn es liegt auf der Hand, daß ein Vorgang, wie der geschilderte war, das Ansehen derselben unmöglich erhöhen konnte. Ueberdies hat auch A. nicht umhin gekonnt, sich den Kurfürsten gegenüber, ähnlich wie sein Vorgänger, zu maßlosen Versprechungen und Verschreibungen herbeizulassen. Er fühlte übrigens selbst deutlich die Nothwendigkeit, sich nach Adolfs Falle noch einmal zum Könige wählen zu lassen, um einen rechtmäßigeren Boden unter sich zu haben. Und nun ist nicht zu leugnen, er trat von da an als ein rechter König auf und war entschlossen, die gesunkene Ehre und Macht des Reiches wieder zu erhöhen. Er brachte zu dieser Aufgabe, das was Adolf vor allem auch gefehlt hatte, eine ansehnliche Hausmacht — die er auch jetzt nicht aus seinen Händen ließ — und überdies unverkennbar die nöthige Kraft des Geistes und des Willens mit. Die Kurfürsten bekamen bald zu empfinden, daß sie sich in ihm ein Oberhaupt gesetzt hatten, das ihnen gefährlicher werden konnte, als der so schmählich beseitigte Graf von Nassau. Mit Nachdruck trat A. vom ersten Tage an für die Herstellung des Landfriedens und die bedingungslose Anerkennung der königlichen Autorität auf. In der thüringischen und meißnischen Frage adoptirte er einfach die Politik seines Vorgängers. Wenn er den König von Böhmen zum Reichsstatthalter in Meißen und Osterland ernannte, so war das wol nur ein vorläufig nicht zu umgehendes, aber nichts entscheidendes Zugeständniß an denselben; die Durchführung der von Adolf erworbenen Ansprüche auf Thüringen hielt er grundsätzlich fest, wenn er sie auch auf eine spätere Zeit vertagte. Zu einer ähnlichen Anschauung, wie s. Z. Adolf das den wettin’schen Fürsten gegenüber gethan hatte, bekannte sich A. bei Gelegenheit des holländischen Erbganges, nur daß die Umstände ihn hinterher veranlaßten, in diesem Falle eine mildere Auffassung walten zu lassen. Aber auch die Absicht, das Reich bei seinem Hause zu erhalten und es thatsächlich erblich zu machen, brach schon in der nächsten Zeit bei ihm durch, und es ist kein Zweifel, daß das wohlverstandene Wohl des Reiches eine solche Ordnung erheischte. In diesem Zusammenhange setzte er zunächst die freundschaftlichen Beziehungen zu K. Philipp dem Schönen von Frankreich fort, in die er bereits zur Zeit K. Adolfs und aus Haß gegen diesen eingetreten war. Ein förmliches Bündniß wurde nun geschlossen und durch eine Familienverbindung befestigt. Albrechts Sohn, Rudolf, wurde mit einer Tochter Philipps verlobt und sollte sein Nachfolger im Reiche werden. Auf diesem Wege meinte der König am sichersten die erobernde Politik Frankreichs gegen Deutschland zu lähmen, und man könnte nicht sagen, daß er wissentlich der Ehre und Sicherheit des Reiches hiebei etwas vergeben habe, wenn er auch von zu optimistischen Voraussetzungen ausging.

    Indeß bei jenen Unterhandlungen mit Philipp dem Schönen war der bereits im Stillen vorhandene Unmuth der Kurfürsten zum Ausbruch gekommen. Sie verwahrten sich gegen den Versuch, das Reich thatsächlich wieder erblich machen zu wollen, und von dieser Zeit an herrschte ziemlich offener Krieg zwischen ihnen und dem König. Sie fanden hiebei Unterstützung bei dem Papste Bonifaz VIII., in dessen Augen es von vornherein ein Unrecht war, daß A. der Verbündete seines Gegners, Philipps des Schönen, war. Und schon schlossen die drei geistlichen Kurfürsten nebst dem von der Pfalz ein förmliches Bündniß gegen den König, in der Absicht, ihn zu stürzen, wie sie s. Z. Adolf von Nassau gestürzt hatten. Jedoch A., entschlossen und thatkräftig, wie er war, kam ihnen zuvor und erhob sich nun gegen sie mit einem Nachdruck, den man übrigens von ihm hätte voraussetzen sollen. Er rief vor allem die rheinischen Städte gegen sie auf und zu Hülfe und bot ihnen als Gegenleistung die Abschaffung der von den Kurfürsten widerrechtlich auferlegten oder erhöhten Rheinzölle, die ihr Interesse in so hohem Grade schädigten. Von ihnen unterstützt eröffnete der König dann den Krieg gegen die gen. Kurfürsten und brachte einen nach dem anderen zur Unterwerfung. Genug, A. und mit ihm das Königthum gingen aus diesem Zerwürfniß als Sieger hervor. Auch auf den Papst machten diese seine Erfolge Eindruck; Bonifaz näherte sich ihm, und A., dessen Bündniß mit Philipp dem Schönen, wie wir sogleich hören werden, aus Rücksichten seiner Hauspolitik die frühere Kraft verloren hatte, wies auch aus diesem Grunde die dargebotene Hand nicht zurück. Er erklärte sich bereit, dem Papste den geforderten Verzicht auf die Wiederherstellung der deutschen Herrschaft in Italien zu leisten, was wir ihm an und für sich keineswegs zum Vorwurf machen wollen, so schwer es ihm auch ein Mann wie Dante als italienischer Patriot verdacht hat. A. hatte dafür um so freiere Hand, seine Erfolge in Deutschland auszubeuten und zugleich für die Vortheile seines Hauses, wo es nöthig wurde, mit allem Nachdruck einzutreten. Die letztere Sorge hatte bereits zum Bruche mit dem Könige von Böhmen geführt. Wenzel II. streckte die Hand nach der Krone von Ungarn aus, und hatte bereits im J. 1300 die polnische gewonnen. A. glaubte eine solche Ausdehnung der Macht der Premysliden ohne die dringendste Gefahr für seine Hausländer nicht zugeben zu dürfen, und ließ es lieber auf den Bruch und den Krieg mit seinem Schwager ankommen. Die erwähnte Annäherung Albrechts an P. Bonifaz steht im Zusammenhang mit seinem Widerstand gegen die Absichten Wenzels auf Ungarn; ebenso die Zurückforderung Meißens und des Oster- und Pleißenlandes, das er ihm unter der Form der Verpfändung überlassen hatte. Der Krieg gegen Böhmen (1304) hatte zunächst keine Entscheidung gebracht, als Wenzel II. dahinstarb; sein Sohn Wenzel III. schloß aber Friede mit A. und verzichtete auf Ungarn wie auf die wettinischen Länder (1305).

    Und nun tritt die Verbindung der Reichs- und Hauspolitik Albrechts immer deutlicher auf. A. griff, im Besitze von Meißen und Osterland, auf die von Adolf erworbenen Ansprüche des Reiches auf Thüringen zurück (1306) und rüstete zum Kriege gegen die Söhne des Landgrafen Albrecht, die sich desselben, auf ihr Erbrecht gestützt, bemächtigt hatten. Und als zur selben Zeit Wenzel III. von Böhmen starb, gelang es ihm, dort seinen Sohn Rudolf zum König wählen zu lassen. Welche Aussichten eröffneten sich hiermit für die Pläne Albrechts! Aber das Glück hielt nicht gleichen Schritt mit seinen Anstrengungen. Sein Sohn, K. Rudolf von Böhmen, starb rasch dahin und machte einem Könige der Gegenpartei, Heinrich von Kärnthen, Platz (1307); seine Truppen, die er gegen die Wettiner entsandte, wurden geschlagen, in dem Reiche selbst wagte sich offene Unbotmäßigkeit wider ihn hervor, wie z. B. die der Grafen von Würtemberg; die kurfürstliche Partei stand ihm seit ihrer Demüthigung zum größeren Theile|unversöhnt, wenn auch ohnmächtig, gegenüber. Zwar hat A. auch jetzt den Muth nicht verloren und traf umfassende Maßregeln, seine Widersacher niederzuwerfen und seine Entwürfe auszuführen. Da ereilte ihn jedoch unvermuthet, im Angesichte seiner Stammburg, das Schicksal durch die Hand seines Neffen Johann, der sich von ihm widerrechtlich zurückgesetzt und mit leeren Versprechungen auf Land und Leute hingehalten hielt (1. Mai 1308). Der Versuch, in dieser Gewaltthat mehr als die Handlung leidenschaftlicher Privatrache erblicken zu wollen und sie in Zusammenhang mit der Verstimmung vor allem der kurfürstlichen Partei gegen A. zu bringen, muß als zu gewagt zurückgewiesen werden.

    Albrechts Name steht bekanntlich in der Ueberlieferung der Schweizer über die Entstehung oder Vertheidigung ihrer Reichsfreiheit oben an. Indessen ist die neuere unbefangene Forschung jener Ueberlieferung zunächst in Bezug auf ihn mit Erfolg entgegengetreten. Die Rolle des Tyrannen, die A. in diesen Vorgängen seit Tschudi allgemein zugeschrieben wurde, ist geschichtlich nicht begründet. Wenn auch die betreffende Forschung noch nicht vollständig abgeschlossen ist, das Eine gilt als gewiß, daß zur Zeit Albrechts jener angebliche Freiheitskampf der alten Kantone gegen ihn nicht stattgefunden hat, und überhaupt, daß die in Frage stehenden staatsrechtlichen Verhältnisse von wesentlich anderer Art gewesen sind, als sie die volksthümliche Fassung annimmt und voraussetzt.

    • Literatur

      Kopp, König Albrecht und seine Zeit. (Geschichte der eidgenössischen Bünde. Bd. III. Abth. 2. Berlin 1862.)

  • Autor/in

    Wegele.
  • Zitierweise

    Wegele, Franz Xaver von, "Albrecht I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 224-227 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501607.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA