Lebensdaten
1293 oder 1290 – 1326
Geburtsort
Wien (?)
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Herzog von Österreich und Steiermark
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 132963892 | OGND | VIAF: 15946533
Namensvarianten
  • Leopold I.
  • Leopold I., Österreich, Herzog
  • Leopold I., (Habsburg)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Leopold I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132963892.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Habsburger (s. NDB VII);
    V Kg. Albrecht I. ( 1308, s. NDB I);
    M Elisabeth ( 1313), T d. Gf. Meinhard II. v. Tirol ( 1295);
    B Rudolf III. ( 1307), Hzg. v. Ö. u. St., Kg. v. Böhmen (seit 1306), Kg. Friedrich d. Schöne ( 1330, s. NDB V), Albrecht II. ( 1358), Hzg. v. Ö. u. St. (s. NDB I), Heinrich ( 1327);
    Vt Kaiser Ludwig d. Bayer ( 1347);
    - Katharina ( 1336), T d. Gf. Amadeus V. v. Savoyen;
    T Katharina ( 1349, 1] Enguerrand VI. v. Coucy, 1392, 2] Gf. Konrad v. Hardeck, 1349), Agnes ( 1392, Hzg. Bolko II. v. Schlesien-Schweidnitz, 1368);
    N Hzg. Rudolf IV. v. Ö. ( 1365), Hzg. Albrecht III. v. Ö. ( 1395, s. NDB I), Hzg. Leopold II. (1328–44), Hzg. Leopold III. v. Ö. ( 1386, s. NDB 14).

  • Biographie

    Als dritter der sieben Söhne Kg. Albrechts I. erhielt L., wie der schon vier Jahre vor ihm geborene Friedrich d. Schöne, einen charakteristischen Babenbergernamen – ein deutliches Anzeichen dafür, daß die Habsburger sich schon nach kurzer Zeit um eine feste Verankerung in der Tradition ihrer neuen Länder bemühten. Nach dem Herrschaftsantritt Friedrichs in Österreich und in der Steiermark – der älteste Bruder Rudolf III. war zum König von Böhmen aufgestiegen – wurde L. wohl schon seit 1306 mit Verwaltungsaufgaben in den vorderländischen Besitzungen betraut. Vom Beginn des Jahres 1307 datiert jedenfalls – gegeben zu Ensisheim – die erste Urkunde, die er allein ausstellte und die ein Pfandgeschäft im Oberelsaß betraf. Seine Aktivität nahm erst nach der Ermordung Albrechts I. am 1.5.1308 entscheidend zu. Die führende Rolle im Familienrat lag nun bei der Königinwitwe Elisabeth, ihr ausführendes Organ war nicht Friedrich, sondern L., der immer mehr und besonders nach dem Tode der Mutter (1313) die Leitung der Familienangelegenheiten in seine Hände nahm. Energische Betriebsamkeit und persönliche Tapferkeit waren nach zeitgenössischen Aussagen die wesentlichsten Eigenschaften des eher kleinen und grazilen, in seiner physischen Erscheinung so gar nicht habsburgisch aussehenden Fürsten. Seine erste große Tat war die Verfolgung und gnadenlose Bestrafung der Königsmörder, soweit man ihrer habhaft werden konnte. Dieser unerbittliche Rachekrieg, der erst durch die Ächtung der Mörder durch Heinrich VII. – im Gefolge des habsburg.-luxemburg. Ausgleichs vom 17.9.1309 in Speyer – zu einer legalisierten Strafaktion geworden war, verschlang beträchtliche Geldmittel, wie aus der 1309 stark ansteigenden Zahl von Dienstverträgen, die L. im Schweizer Raum abschloß, deutlich hervorgeht. Sie waren u. a. eine Ursache für die finanziellen Schwierigkeiten der folgenden Jahre. Das rasche und energische Eingreifen im ganzen Land und die Bekämpfung antihabsburgischer Tendenzen, insbesondere des Anhangs Johann Parricidas, waren jedoch zur Sicherung des so wenig einheitlichen Herrschaftskomplexes unerläßlich, um so mehr als Friedrich erst im Sommer 1309 mit Verstärkungen in den habsburg. Stammlanden erschien.

    Jener Tag von Speyer brachte nicht nur eine Klärung des schwierigen Verhältnisses zwischen den Habsburgern und dem neuen Königshaus der Luxemburger, sondern auch den Beginn einer gewissen Kooperation. Das Abkommen sah u. a. eine Unterstützung des Königs durch L. mit 100 Reitern und 100 Bogenschützen im Falle eines Romzuges vor. Es dürfte damals aber auch erste Absprachen mit dem Ziel einer Vermählung L.s mit einer Nichte der Gattin Heinrichs VII., Katharina, einer Tochter des einflußreichen und an der Kurie sehr angesehenen Grafen Amadeus V. v. Savoyen, gegeben haben. Im April 1310 schloß man in Zürich einen Heiratsvertrag. Doch erst nach langen Verzögerungen – besonders durch die infolge des Todes Heinrichs VII. (1313) hervorgerufene Änderung der Lage – kam es Pfingsten 1315 in Basel zur Hochzeit, die der so lange gefährdeten Südflanke des vorderländischen habsburg. Besitzes Ruhe verschaffen sollte. Probleme mit der Abwicklung der Mitgiftforderung zogen sich allerdings noch fast ein Jahrzehnt hin. – Den Vereinbarungen des Speyerer Vertrages entsprechend, folgte L. im Spätherbst 1310 Heinrich VII. nach Italien. Bei dem Aufstand, der in Mailand am 12.2.1311 losbrach, konnte sich der Herzog in besonderer Weise durch Tapferkeit und Umsicht hervortun. Es gelang ihm, die Verschwörung aufzudecken und im folgenden offenen Kampf Entscheidendes zum Sieg des Königs beizutragen. Für seine Verdienste wurde er nicht nur von dessen Gemahlin reich beschenkt, sondern er errang auch bedeutende politische Zusagen von Seiten Heinrichs VII., der sich zu einer Revision der habsburg. Ansprüche auf die Waldstätte bereitfand, deren Reichsunmittelbarkeit er noch im Juni 1309 anerkannt hatte. Bei der Belagerung Brescias im Sommer 1311 erkrankte L. schwer – wohl an der Ruhr – und mußte die Rückkehr nach Wien antreten.

    Der Tod Heinrichs VII. ließ die habsburg. Brüder alles unternehmen, um die Krone des|Reiches wieder an ihr Haus zu bringen. Im Sept. und Okt. 1313 trafen Friedrich und L. einander in Ulm zur Besprechung der neuen Lage. Zur gleichen Zeit ließen sich die Habsburger allerdings in innerbayer. Wirren hineinziehen, wobei L. die Aufgabe zufiel, von Schwaben aus zu operieren, während österr. Truppen – verstärkt durch ungar. Hilfsvölker – von Osten anrücken und sich mit niederbayer. Adeligen vereinigen sollten. Doch gelang es Hzg. Ludwig von Oberbayern, dem späteren Kaiser, den Habsburgern im Nov. 1313 bei Gammelsdorf eine empfindliche Schlappe beizubringen, was ohne Zweifel der Thronkandidatur Ludwigs förderlich war, die dieser schließlich der luxemburg. Partei verdankte. Auf einem Fürstentag in Wien im Juli 1314, an dem Kg. Karl von Ungarn, Hzg. Heinrich von Kärnten, Hzg. Rudolf von Sachsen und Gf. Heinrich von Görz teilnahmen, wurde die Strategie der Thronkandidatur Friedrichs besprochen. L. gelang es, die Unterstützung des Kölner Erzbischofs Heinrich v. Virneburg zu gewinnen. Sollte Friedrich vor der Wahl sterben oder zurücktreten, wollte er L. wählen. Da sich die Habsburger aber nur eines Teils der Kurstimmen versichern konnten, kam es am 19./20.10.1314 zu der verhängnisvollen Doppelwahl. Der nun einsetzende jahrelange Kampf zwischen Friedrich d. Schönen und Ludwig d. Bayern bestimmte das Leben L.s bis zu seinem Tode. Da die Waldstätte sofort auf Ludwigs Seite traten, geriet L. in einen jahrelangen Zweifrontenkrieg. Sein Versuch, in einem Überraschungsangriff die Schwyzer zu besiegen, scheiterte: Bei Morgarten erlitt L.s Ritterheer eine vernichtende Niederlage, der Herzog entging nur knapp dem Tode. Er schloß einen Waffenstillstand (1318), der bis 1323 siebenmal verlängert wurde; zu stark wurde L. von den Auseinandersetzungen im Reich beansprucht. – Das strategische Grundkonzept der habsburg. Brüder bestand von Anfang an darin, Bayern von zwei Seiten her zu umfassen. L. sollte von Schwaben her angreifen, Friedrich vom Osten aus. Ludwig – durch die Differenzen im eigenen Haus geschwächt – wich immer wieder einer Schlacht aus. Das jahrelange Bemühen um Positionsgewinne und um Bündnispartner zehrte an der materiellen Substanz beider Seiten. 1322 war man von Seiten Österreichs entschlossen, den unseligen Thronstreit durch eine Entscheidung zu beenden. Die Umstände der Schlacht bei Mühldorf am 28.9.1322 sind uns gut bekannt. Den vorderländischen Truppen L.s sollte aufgrund ihrer besseren Kampfmoral die Hauptaufgabe zufallen. Es ist tragisch, daß L., der jahrelang bis zur Erschöpfung für die Sache seines Bruders und seines Hauses gekämpft hatte, nun gerade durch sein Zuspätkommen den negativen Ausgang der Schlacht, bei der Kg. Friedrich und sein jüngerer Bruder Heinrich in Gefangenschaft gerieten, besiegelte. Ein an L. abgesandter Bote Friedrichs war von den Mönchen des Klosters Fürstenfeld abgefangen worden, und L. hatte sich ohne die entsprechenden Nachrichten zu lange mit der Verwüstung des Gebietes der Grafen von Montfort aufgehalten. Doch L. gab nicht auf, zumal er nach der Ausschaltung Friedrichs nun auch offiziell an der Spitze seines Hauses stand. Er mußte sich um die Befreiung der Brüder bemühen, ohne daß dadurch die Interessen des Hauses zu sehr belastet würden. So scheiterten vorerst Abmachungen Heinrichs mit dem Böhmenkönig Johann, in dessen Gewahrsam er sich befand, an der Unnachgiebigkeit L.s, so daß der auf freien Fuß gesetzte Heinrich am 24.2.1324 in die böhm. Gefangenschaft zurückkehren mußte, ehe im Spätsommer eine Annäherung Böhmens an die Habsburger seine Freiheit brachte. Jedenfalls wurde auf verschiedenen Ebenen verhandelt, wobei der mit den Habsburgern nahe verwandte Hzg. Heinrich von Kärnten eine besondere Rolle spielte. Einem Friedensschluß der habsburgischen Brüder Heinrich, Albrecht und Otto mit den niederbayer. Herzögen im Nov. 1323, der der Sicherheit Österreichs diente, trat L. allerdings nicht bei. Trotz Kriegsvorbereitungen kam es aber doch zu Gesprächen, und L. lieferte im Herbst 1323 freiwillig die Reichskleinodien, die noch immer im Besitz der Habsburger waren, an Ludwig aus. Zur Freilassung Friedrichs führte dies nicht, um so mehr als sich die internationale Lage durch die Eröffnung des ersten kurialen Prozesses in Avignon durch Papst Johannes XXII. gegen Ludwig d. Bayern verschärft hatte. Der Papst verstand es, L. in seinem globalen Spiel gegen Ludwig zu benützen, ohne je bereit zu sein, Friedrich als König anzuerkennen. Unter päpstlicher Förderung fand sich L. bereit, einer franz. Thronkandidatur im Reich seine Hilfe zu leihen. Am 27.7.1324 traf er in Clairvaux oder Bar-sur-Aube mit dem franz. Kg. Karl IV. zusammen. Für reiche Geldzuwendungen und franz. Hilfe bei der Wiedergewinnung der Waldstätte sollte nach den Vereinbarungen L. die Erhebung des Kapetingers auf den deutschen Thron auf jede Weise fördern, da regnum und imperium durch den Tod Heinrichs VII. bzw. die Doppelwahl vakant seien. Es scheint, daß L. mit dem Gedanken eines Reichsvikariats|unter einem deutschen Kapetingerkönig gespielt hat. Er versprach sogar, seine Brüder – selbst um den Preis einer kriegerischen Auseinandersetzung – zum Beitritt zu diesen Abmachungen zu bewegen. Anfang Oktober traf L. noch einmal mit Abgesandten des Papstes und des franz. Königs in Rhens zusammen. Diese Aktivitäten erschwerten die Lage des im Bann befindlichen Ludwig und verschlechterten die Haftbedingungen Friedrichs. Einen schweren Schlag erlitt Ludwig d. Bayer im Jan. 1325, als er aus Furcht vor dem anrückenden L. die Belagerung von Burgau aufhob und unter Zurücklassung des gesamten Kriegsgeräts die Flucht ergriff. Jedenfalls wurde Ludwig klar, daß er mit den Habsburgern, die allmählich wieder Oberwasser bekamen, zu einem Arrangement gelangen müsse. Nach Vorverhandlungen, die den Verzicht Friedrichs auf die Königswürde und das noch in habsburgischen Händen sich befindende Reichsgut sowie eine Unterstützung Ludwigs gegen den Papst zum Inhalt hatten, wurde Mitte März 1325 Friedrich aus der Haft entlassen, sollte jedoch bis Juni zurückkehren, wenn es ihm nicht gelingen sollte, seine Brüder für diese Abmachungen zu gewinnen. In der ersten Aprilhälfte folgten weitere geheime Verhandlungen zwischen den beiden Gegenkönigen. Als Friedrich bei seinen Brüdern, insbesondere bei L., auf taube Ohren stieß, kehrte er in die Gefangenschaft zurück, und man setzte die Verhandlungen fort. In der zweiten Junihälfte dürfte es sogar zu einer Begegnung L.s mit Ludwig gekommen sein. Papst Johannes XXII., der allmählich Genaueres über diese Aktivitäten erfuhr – nicht zuletzt aus zwei Schreiben L.s –, bekundete seine Empörung über die beginnende Versöhnung zwischen den Habsburgern und Ludwig dem Bayern und versuchte mit allen Mitteln, L. gegen seinen Bruder einzunehmen. Nichtsdestoweniger kam es zwischen dem 1. und 5.9.1325 in München zur endgültigen Aussöhnung zwischen den beiden Gegenkönigen, die jene eigenartige Doppelregierung und Anerkennung Friedrichs als Mitkönig brachte. L. verhielt sich abwartend. Mitte Dezember trafen die beiden Könige mit ihm und einigen Kurfürsten zu Besprechungen zusammen. Doch erst Anfang 1326 lenkte L. ein, als ihm Ludwig das Reichsvikariat über Italien in Aussicht stellte. Ferner war vorgesehen, daß er Ludwig auf dem Romzug begleiten, während Friedrich als König in Deutschland zurückbleiben sollte. Am 10.2.1326 kam es zur endgültigen Verständigung aller habsburg. Brüder mit den beiden Königen. Ehe sich noch irgendwelche Folgerungen aus der veränderten Lage ergeben konnten, starb L. in Straßburg im Hause der mit den Habsburgern weitläufig verwandten Herren v. Ochsenstein – möglicherweise an einem Herzleiden. Friedrich hatte seine wichtigste Stütze verloren. L. wurde im Hauskloster Königsfelden, das von seiner Mutter Elisabeth und seiner Schwester Agnes an der Stelle gegründet worden war, an der Kg. Albrecht I. durch Mörderhand fiel, beigesetzt. 1770 wurde er zusammen mit den übrigen dort bestatteten Habsburgern nach St. Blasien, von dort, als die Truppen Napoleons anrückten, nach St. Paul im Lavanttal überführt.

  • Literatur

    ADB 17;
    Regg. Habsburgica III: Die Regg. d. Herzöge v. Österreich sowie Friedrichs d. Schönen als Dt. Kg. 1314–30, bearb. v. L. Groß, 1924;
    G. Hödl, Hzg. L. I. v. Ö. (1290-1326), Diss. Wien 1964 (L, ungedr.);
    A. Lhotsky, Gesch. Österreichs seit d. Mitte d. 13. Jh. (1281–1358), 1967 (L);
    S. Riezler, Gesch. Bayerns II, 1880;
    H. v. Zeißberg, Elisabeth v. Aragon, Gemahlin Friedrichs d. Schönen v. Österreich (1314-30), in: SB d. Ak. d. Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. 137, 1898;
    W. Sidler, Die Schlacht am Morgarten, 1910;
    W. Erben, Die Berr. d. erzählenden Qu. üb. d. Schlacht b. Mühldorf, in: AÖG 105, 1917;
    ders., Die Schlacht b. Mühldorf, in: Veröff. d. Hist. Seminars d. Univ. Graz 1, 1923;
    ders., Kriegsgesch. d. MA, 1929;
    C. A. Willemsen, Kardinal Napoleon Orsini 1263-1342, 1927;
    F. Schneider, Kaiser Heinrich VII., 1928;
    E. Rönsch, Btrr. z. Gesch. d. Schlacht v. Mühldorf, in: Veröff. d. Hist. Seminars d. Univ. Graz 13, 1933;
    K. Zimmermann, Die Schlacht am Morgarten 1315, in: Rhein. Vj.bll. 7, 1937;
    B. Meyer, Stud. z. habsburg. Hausrecht I, In: Zs. f. Schweizer. Gesch. 25, 1945;
    C. Amgwerd, Die Schlacht u. d. Schlachtfeld am Morgarten, in: Mitt. d. Hist. Ver. d. Kt. Schwyz 49, 1951 (Sonderausg.);
    M. Spindler, Hdb. d. bayer. Gesch. II, 1969.

  • Autor/in

    Walter Koch
  • Zitierweise

    Koch, Walter, "Leopold I." in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 285-287 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132963892.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Leopold I., Herzog von Oesterreich und Steiermark, wurde als dritter Sohn Albrechts I. von Oesterreich und der Elisabeth, Tochter Meinhards von Kärnthen, ungefähr im J. 1290 geboren. Nach der Ermordung seines Vaters (am 1. Mai 1308) übernahm er die Verwaltung der sogenannten Vorlande, d. h. der habsburgischen Stammlande und der übrigen österreichischen Besitzungen in Schwaben und im Elsaß. Zuerst allein, dann in Verbindung mit seinem älteren Bruder Friedrich führte er den Rachekrieg gegen die Mörder seines Vaters und ließ in mehreren eroberten Burgen auch die Besatzung wegen Unterstützung derselben hinrichten. Einem Vertrage gemäß, den die Habsburger im September 1309 mit dem neuen Könige Heinrich VII. geschlossen hatten, folgte L. diesem im November 1310 mit einer Kriegerschaar über die Alpen und zeichnete sich besonders bei der Niederwerfung des Aufstandes der Mailänder am 12. Februar 1311 aus. Er nahm dann noch im Sommer an der Belagerung von Brescia theil, erkrankte aber wie so Viele im Heere unter den Einflüssen der Sommerhitze und mußte in Folge dessen die Heimreise antreten. Nach dem frühzeitigen Tode Heinrichs VII. beschlossen die Herzöge von Oesterreich alles in Bewegung zu setzen, um dem Aeltesten von ihnen, Friedrich dem „Schönen“, die Stimmen der Kurfürsten zu verschaffen. Denn das Verhalten Heinrichs hatte gezeigt, daß sie zu mächtig seien, um nicht jedem Könige aus einem anderen Hause Mißtrauen und Eifersucht einzuflößen. L. war es, der besonders die Unterhandlungen führte. Aber obwol die Habsburger Geld und Versprechungen nicht sparten, so gelang es doch nicht, alle Kurfürsten zu gewinnen. Nur von einem Theile derselben wurde Friedrich am 19. October 1314 zum Könige gewählt. In dem Kampfe um das Reich, der nun zwischen Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Baiern ausbrach, war L. Arm und Schwert des Hauses Habsburg. Er war so|gefürchtet, daß Ludwig der Barer jedem ernsten Kampfe auswich, wenn L. ihm gegenüber stand. Nur bei dem Versuche, die von Oesterreich abgefallenen Schwyzer wieder zu unterwerfen, erlitt L. am 15. November 1315 am Berge Morgarten eine entscheidende Niederlage. Während der Schlacht bei Mühldorf am 28. September 1322, in der die Oesterreicher geschlagen und Friedrich der Schöne mit seinem Bruder Heinrich gefangen wurde, stand L. noch mehrere Tagmärsche entfernt, weil die von Friedrich an ihn gesendeten Boten durch die Mönche des Klosters Fürstenfeld abgefangen worden warm und er beim Mangel an Nachrichten sich zu lange mit der Verwüstung des Gebietes des Grafen von Montfort aufgehalten hatte. Um die Befreiung seines Bruders zu erlangen, knüpfte L. Unterhandlungen mit Ludwig dem Baier an und lieferte diesem auf dessen Verlangen vor Allem die Reichsinsignien aus. Als aber Ludwig neue Forderungen stellte, brach L. unwillig die Verhandlungen ab und rüstete sich neuerdings zum Kampfe. Dem Durste nach Rache jede andere Rücksicht opfernd ließ er sich sogar durch die Versprechungen des französischen Königs Karl IV., der selbst nach der deutschen Krone strebte, ködern und gelobte bei einer Zusammenkunft mit demselben im Juli 1324 gegen hohe Subsidien seinen ganzen Einfluß zu Gunsten der Erhebung desselben geltend zu machen und ihm mit allen Kräften gegen Ludwig den Baier Beistand zu leisten. Selbst gegen seine eigenen Brüder wollte er mit Waffengewalt einschreiten, wenn sie sich der Wahl Karls widersetzten. Zwar scheiterten die Bemühungen Leopolds zu Gunsten des französischen Königs, obwol auch der Papst sie unterstützte. Allein trotzdem verschlimmerte sich die Lage Ludwigs, da er auch vom Papste gebannt und des Reiches verlustig erklärt worden war. Den schwersten Stoß erlitt sein Ansehen, als er im Januar 1325 aus Furcht vor L., der mit Truppen heraneilte, die Belagerung von Burgau aufhob und bei Nacht sich in sein Land zurückzog. Nur dadurch glaubte er seiner Sache noch aufhelfen zu können, daß er mit dem gefangenen Friedrich sich aussöhnte und diesen im Frühjahr 1325 gegen Verzichtleistung auf die Krone in Freiheit setzte. L., dessen Lage sich in letzter Zeit theilweise unter Mitwirkung des Papstes bedeutend gebessert hatte, erkannte aber diesen Vertrag nicht an und nahm auch fortan eine feindselige Haltung gegen Ludwig ein. Erst als dieser mit Friedrich einen neuen Vertrag schloß, nach welchem beide das Reich gemeinsam besitzen sollten, trat auch L. ihm näher. Doch wurde dieser schon am 28. Februar 1326 im besten Mannesalter vom Tode hinweggerafft und dadurch Friedrich der Schöne seiner kräftigsten Stütze beraubt.

    • Literatur

      Böhmer, Additamentum secundum ad Regesta imperii 1246—1313. S. 509—519: „Lupolt, Herzog von Oesterreich“. J. E. Kopp, Geschichte der eidgenössischen Bünde (Reichsgeschichte), 4. Bd. 2. Abth. und 5. Bd. 1. Abth.

  • Autor/in

    A. Huber.
  • Zitierweise

    Huber, Alfons, "Leopold I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 391-392 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132963892.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA