Dates of Life
1839 – 1924
Place of birth
Oberlehen bei Bernau (Schwarzwald)
Place of death
Karlsruhe
Occupation
Maler ; Graphiker
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 118622064 | OGND | VIAF: 111662989
Alternate Names
  • Thoma, Hans
  • Thoma, H.
  • Thoma, Johannes

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Thoma, Hans, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622064.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Franz Joseph (1792/94–1855), Müller, dann Holzarb. in B., S d. Jakob (1755–1826), in B., u. d. Martha Wasmer (1754–1810);
    M Rosa Maier (Mayer) (1804–97), aus Uhrmacher- oder Kunsthandwerkerfam. in Menzenschwand (Schwarzwald), zuletzt in Frankfurt/M., Cousine d. Franz Xaver Winterhalter (1805–73), Maler in Frankfurt/M. (s. ADB 43; Bad. Biogrr. NF II; ThB);
    B Hilarius (1830–52), Hauptlehrer, 1 Schw Agathe (1848–1928), wohnte 1877–99 mit T. u. seiner Ehefrau in Frankfurt/M. (s. Bad. Biogrr. NF II);
    Säckingen 1877 Bonicella (Cella) (1858–1901), aus Landshut, Malschülerin v. T., Blumen- u. Stillebenmalerin (s. ThB; BJ VI, S. 118 f. u. Tl.; Bad. Biogrr. VI; W; P), T d. Mathias Berteneder (1817–97) u. d. Maria Höhninger (1823–78); 1 Adoptiv-T u. N d. Ehefrau (?) Ella (etwa bis 1878 Berteneder).

  • Biographical Presentation

    T., der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, zeigte schon früh Talent zum Zeichnen. 1853 kam er als Lehrling zu einem Lithographen nach Basel, 1854 zu einem Maler- und Anstreichergeschäft ebenda, und nach dem Tod des Vaters zu einem Uhrenschildmaler in Furtwangen. 1859 bezog er mit einem Stipendium die junge Kunstschule in Karlsruhe, um bei Johann Wilhelm Schirmer, Carl Friedrich Lessing, Hans Canon und Ludwig des Coudres zu studieren, u. a. mit Eugen Bracht, Emil Lugo und Wilhelm Steinhausen (1846–1924). Über den Sommer immer wieder in Bernau, wechselte T. 1867 an die Kunstakademie in Düsseldorf, wo die Freundschaft mit Otto Scholderer im April/Mai 1868 zu einer Paris-Reise mit nachhaltigen Eindrücken von der Kunst Courbets und der Altdeutschen im Louvre führte. Dürer und Holbein hatten bereits vorher seine Bildniskunst beeinflußt. Mit Porträts, Stilleben und „direkt nach der Natur gemalte(n) Bilder(n)“ (Winter d. Lebens, S. 50) verbrachte er danach erneut die Zeit in Bernau und Karlsruhe, bis er im Nov. 1870 ein kleines Atelier in München bezog. Dort verdankte er Scholderer den Kontakt zu Viktor Müller, aber auch zu Wilhelm Leibl und seinem Kreis u. a. mit Carl Schuch, Johann Sperl und Wilhelm Trübner. Die Malexperimente und Motive Arnold Böcklins beeindruckten T. ebenfalls. Nach oft erfahrener Kritik stellten sich erste Käufer und Gönner ein, unter ihnen der Kunsthändler Thomas Tee aus Manchester und Charles Minoprio, gebürtiger Frankfurter und Kaufmann in Liverpool. Besonders der Frankfurter Arzt Dr. Otto Eiser (1834–98) stellte mit Einladung und Verbindungen 1873/74 die Weichen für die nächste, jetzt von Verdienst und zunehmender Anerkennung geprägte Lebensperiode. Mit den Malerfreunden Albert Lang und Lugo unternahm T. ebenfalls 1874 seine erste Italienreise, der weitere folgten. Seit 1876 hatte er ein Atelier in Frankfurt, ein Jahr später heiratete er seine Malschülerin „Cella“; die nächsten 23 Jahre verbrachte er (mit ihr, Mutter und Schwester in einem gemeinsamen Haushalt) in der reichen Mainstadt. Hier fand er Zugang zu Gesellschaft und Künstlerkreisen, erhielt zunehmend Aufträge und gelangte zu Wohlstand. Im Frühjahr 1890 konnte er auch in München mit 30 Bildern auf einer Kunstvereinsausstellung den Durchbruch in der öffentlichen Anerkennung erreichen. Über Dr. Otto Eiser, den Leibarzt Richard Wagners, hatte T. in den 1880er Jahren auch Aufnahme in den Kreis der Wagnerianer um Cosima Wagner (1837–1930) und ihren Schwiegersohn Henry Thode (1857–1920), Direktor des Städelschen Kunstinstituts, gefunden; dieser wurde zum Freund und überzeugten Verteidiger seiner Kunst. T. wurde mit Kostümentwürfen für Bayreuth tätig, logierte bei den Thodes am Gardasee und bereiste bis 1897 wiederholt Florenz, Venedig und Italien. Befreundet mit dem Maler Wilhelm Steinhausen und bekannt mit den Frankfurter und Kronberger Künstlern, wurde T. 1898 Präsident der Frankfurter Künstlerschaft; im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum preuß. Professor. Wie Böcklin experimentell interessiert, konnte T. in Frankfurt auch seine Kenntnisse bezüglich neuer Materialien und Techniken erweitern – vom Keramikdekor über Emaillemalerei und Stickmuster bis zu lithografischen Arbeiten, Kupfer- und v. a. Zinkradierungen. 1891 hatte er die „Federspiele“ mit Versen und Beschreibungen von Thode herausgebracht; am Ende umfaßte sein graphisches Werk rund 1000 Blätter.

    Neben seiner künstlerischen Tätigkeit verfolgte T. das Geschehen seiner Zeit, schrieb Beiträge und Gedichte und entwickelte eine beobachtungsintensive umfangreiche Korrespondenz. Mit seinen Erinnerungsbüchern aus dem „Herbst“ (1909) und „Winter des Lebens“ (1919) oder „Aus achtzig Lebensjahren“ (postum, hg. v. A. Beringer, 1929) hinterließ er Quellenschriften, die ein exemplarisches Kunst- und Künstlerleben im Übergang vom 19. zum 20. Jh. beleuchten.

    Auf dem Höhepunkt seines Frankfurter Schaffens erreichte T. 1899 der Ruf des bad. Ghzg. Friedrich I. zum Direktor der Kunsthalle und zugleich Professor für Landschaftsmalerei an der Kunstschule in Karlsruhe. Seine „Eindruckskunst“ (T.) in Porträt und Landschaft bediente sich präziser Konturen, ruhiger, weiter Flächen und planer, kräftiger Farben, die Natur, Stimmung, Charakteristik und symbolische Überhöhung vereinen konnten. Naturlyrische Romantik und – nach dem Tod von Mutter und Frau – eine fast religiöse Sehnsuchtsmetaphorik von Stille und Frieden kennzeichneten jetzt das Verhältnis von Figur und Landschaft. Dazu zählt die späte Verwirklichung eines frühen Plans, das Leben Jesu in Bilder zu fassen. 1905 begann T. mit dem Christus-Zyklus für ein „Tempelchen“, die noch heute bestehende Thoma-Kapelle in der Kunsthalle. Diese war 1908 vollendet, und ein Jahr später, zu T.s 70. Geburtstag, wurde auf Anregung von Ghzg. Friedrich I. das Thoma-Museum ebendort eingeweiht. Erst 1919 trat T. von seinem Direktorenamt zurück. Sonderausstellungen und Ehrungen feierten ihn jetzt als großen dt. Künstler. 1922, zwei Jahre vor seinem Tod, richtete ihm Ludwig Justi in der Nationalgalerie in Berlin eine große Retrospektive aus.

    T.s Karriere entwickelte sich spät, da seine Malerei lange befremdete und Kritik erfuhr. Sein ungemein fruchtbares Schaffen zwischen Realismus und Symbolismus, einem sehr eigenen Naturimpressionismus mit bodenständiger Ikonographie und gleichzeitigem Bekenntnis zur Altmeisterlichkeit weist ihm bis heute eine für die dt. Kunstgeschichte bemerkenswerte, oft auch strittige, fälschlich als Heimatkunst etikettierte Sonderrolle zu. Die wichtigsten Werksammlungen finden sich im Städel-Museum, Frankfurt/M., in der Staatl. Kunsthalle Karlsruhe sowie im Hans-Thoma-Museum in Bernau.

  • Awards

    A Mitgl. d. 1. Kammer d. bad. LT (1905–18) u. d. Preuß. Ak. d. Künste (1918);
    Ehrenbürger d. Stadt Karlsruhe (1919);
    Dr. phil. h. c. (Heidelberg 1904);
    Dr. theol. h. c. (Heidelberg 1909);
    Dr. med. h. c. (Berlin 1910);
    WGR;
    bad. gr. goldene Medaille f. Kunst u. Wiss. d. Bertholds-Ordens;
    Großkreuz d. ghzgl. hess. Ordens Philipps d. Großmütigen;
    bayer. Maximiliansorden f. Wiss. u. Kunst (1902);
    Großkreuz d. ghzgl. bad. Ordens v. Zähringer Löwen;
    – Hans-Thoma-Preis, Staatspreis d. Landes Baden-Württ. (seit 1950).

  • Works

    Weitere W – ein krit. W-Verz. existiert bisher nicht;
    Ölgem.: Frühlingsreigen, 1873 (Basel, Kunstmus.);
    Der Rhein b. Laufenburg, 1870;
    Sommer, 1872;
    Der Rhein b. Säckingen, 1873 (alle Berlin, Nat.gal.);
    Die Eseltreiberin, 1869 (Düsseldorf, Mus. Kunstpalast);
    Knabe mit totem Reh, 1868;
    Berge b. Carrara, 1868;
    Gemüsestilleben, 1873;
    Nach d. Schule, 1873; Der Maler Peter Burnitz, 1875; Bildnis Cella Thoma, 1876; Auf d. Waldwiese, 1876; Die Flucht nach Ägypten, 1879; Großmutter u. Enkelin, 1884; Das Glück, 1886; Am Waldesrand, 1887; Bogenschütze u. Reiter, 1888; Einsamer Ritt, 1889; Bildnis Henry Thode, 1890 (alle Frankfurt/M., Städel-Mus.); Feierabend, Mit Mutter u. Schwester im Garten, 1868; Vorfrühling, 1868; Kronberg im Taunus, 1879 (alle Hamburger Kunsthalle); Der Bienenfreund, 1863; Mutter u. Schwester in d. Bibel lesend, 1866; Im Sonnenschein, 1867; Nähendes Mädchen, 1868; Der Maler Wilhelm Steinhausen, 1869; Der Kinderreigen, 1872; Raufende Knaben, 1872; Tritonenzug, 1882; Bergauf, 1886; Die Nornen, 1889; Das Rheintal b. Säckingen, 1899; Das Paradies, 1901; Das Lauterbrunner Tal, 1904 (alle Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle); Sommerglück, 1903 (Köln, Wallraf-Richartz-Mus. & Fondation Corboud); Frühling, 1894 (Marburg, Univ.mus.); Wiesenlandschaft, 1871; Hühnerfütterndes Mädchen, 1874, Mainebene, 1874 (alle München, Neue Pinakothek); Blühende Wiese b. Bernau, 1879 (Winterthur, Kunstmus.); – Schrr.: Im Herbste d. Lebens, Gesammelte Erinnerungsbll., 1909; Die zw. Zeit u. Ewigkeit unsicher flatternde Seele, 1917; Im Winter d. Lebens, Aus acht J.zehnten ges., 1919; Jb. d. Seele, 1922; J. A. Beringer (Hg.), Aus achtzig Lebensj., Ein Lb. aus Briefen u. Tagebüchern gestaltet, 1929 (P).

  • Literature

    L F. v. Ostini, H. T., 1900;
    H. Thode, H. T., Des Meisters Gem., 1909;
    J. A. Beringer, H. T., Griffelkunst, 1916;
    ders., H. T., 1922;
    H. E. Busse, H. T., Leben u. Werk, 1935;
    J. Lauts, H. T., 1963;
    H. T. in Frankfurt u. im Taunus, 1983;
    H. T., Gem. u. Zeichnungen aus d. Slg. G. Schäfer, Ausst.kat. Schweinfurt 1989;
    H. T., Lebensbilder, Gem.ausst. z. 150. Geb.tag, Freiburg 1989;
    H. T. 1839–1924, Zum 150. Geb.tag, Ausst.kat. Karlsruhe 1989;
    C. v. Helmolt, H. T., Spiegelbilder, 1989;
    E.-M. Froitzheim, H. T. (1839–1924), Ein Begleiter durch d. H.-T.-Slg. in d. Staatl. Kunsthalle Karlsruhe, 1993;
    H. T. „Lieblingsmaler d. dt. Volkes“, Ausst.kat. Frankfurt/M. 2013;
    Wi. 1922;
    ThB;
    W. Zimmermann, in: Bad. Biogrr. NF II, 1987, S. 278–82;
    BBKL XI;
    Dict. of Art; Frankfurter Biogr. (P).

  • Portraits

    P Selbstbildnis, 1880 (Dresden, Gem.gal. Neue Meister); Selbstbildnis, 1873; Selbstbildnis vor Birkenwald, 1899 (beide Frankfurt/M., Städel-Mus.); Selbstbildnis, 1871 (Hamburger Kunsthalle); Selbstbildnis, Bleistift, 1859; Selbstbildnis mit Amor u. Tod, 1875 (beide Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle); H. T. u. seine Frau Cella, 1887 (Hamburger Kunsthalle); Selbstbildnis, 1899 (Otterlo, Rijksmus. Kröller-Müller)

  • Author

    Ekkehard Mai
  • Citation

    Mai, Ekkehard, "Thoma, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 170-171 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622064.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA