Lebensdaten
1834 – 1902
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116895527 | OGND | VIAF: 45066033
Namensvarianten
  • Scholderer, Franz Otto
  • Scholderer, Otto
  • Scholderer, Franz Otto
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Zitierweise

Scholderer, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116895527.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Christoph (1801–55), Schulrektor in F.;
    M Emilie Kiefhaber (1805–87);
    Schw Ida (1837–1900, Viktor Müller, 1830–71, aus F., Maler, Zeichner in Antwerpen, Paris, F. u. München, s. NDB 18);
    London 1871 Luise Steuerwaldt (1837–1919), aus Hildesheim;
    1 S Victor (1880–1971), Inkunabelforscher in London, 1904-44 am British Mus., Dr. h. c. (s. L).

  • Biographie

    Nach Schule und Gymnasium sowie einer Vorbereitungsklasse bei Jacob Becker (1810–72) besuchte S. von Okt. 1849 bis Febr. 1857 das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt. Er erhielt Elementarunterricht im Modellieren bei Becker, im Zeichnen bei dem Architekten und Landschaftsmaler Friedrich Eugen Peipers (1805–85) und bei Johann David Passavant (1787–1861) im Zeichnen von Antiken. Zwischen 1851 und 1855 betrieb S. Anatomiestudien am lebenden Modell; von 1852|stammt die erste Porträtdarstellung (Frankfurt, Städel, Graph. Slg.). Während eines einjährigen Aufenthalts in Paris (1857/58) vertiefte S. seine Kenntnis der franz. Malerei. Hier freundete er sich mit Henri Fantin Latour (1836–1904) an, der mit seiner Bewunderung für Rembrandt eine ähnliche Kunstauffassung vertrat. Nach der Rückkehr im Mai 1858 wurde Gustave Courbet (1819–77) für S. bedeutsam; neben Landschaften entstanden nun auch Stilleben und Genrebilder (Blühende Zweige, 1860, Altenburg, Lindenau Mus.; Der Geiger am Fenster, 1861, Frankfurt, Stadel).

    Im Sommer 1866 wechselte S. nach Düsseldorf, wo er einen Kreis früher dt. Realisten kennenlernte, u. a. den mittellosen Hans Thoma (1842–1927), der ihn im Frühjahr 1868 nach Paris begleitete; ihm – wie auch Fantin Latour – blieb S. in lebenslanger Freundschaft verbunden. Während dieser Zeit entstanden vermehrt Landschaftsbilder (Schwarzwaldmühle in Kirnbach, 1868, Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle). Die Winter 1868-70 verbrachte S. wieder in Paris, zumeist im Atelier von Karl Friedrich Steinhardt (1844–94), wo sich kurzfristig auch Wilhelm Leibl (1844–1900) aus München einfand. Über einen engeren Kreis von franz. Künstlerkollegen hinaus, zu denen insbesondere Edouard Manet (1832–83) zählte (Fantin-Latour, L'Atelier aux Batignolles, 1869, Paris, Musée d' Orsay), blieb S. dem Pariser Publikum jedoch unbekannt.

    Nach kurzem Aufenthalt bei seinem Schwager Müller im ungeliebten München siedelte S. 1871 zu seiner in London lebenden Verlobten über. Hier stellte er gemeinsam mit emigrierten Franzosen aus und fand allmählich Zugang zum engl. Ausstellungsbetrieb (London, Birmingham, Glasgow, Liverpool, Manchester). Anfang der 70er Jahre arbeitete er als Graphiker für das Jugendmagazin „Little Folks“ und gründete nach seiner Einbürgerung 1884 eine Malschule für Mädchen. Obwohl S. über Verbindungen verfügte, stieg er mit seinen Porträtdarstellungen nicht zum Gesellschaftsmaler auf und errang weder mit Stilleben noch mit Genrebildern, die zwischen Ideal und Wirklichkeit pendelnd das typisch engl. anekdotische Moment vermissen lassen, größeren Erfolg. Bis in die 80er Jahre wurde S. in London von der Kritik zwar zur Kenntnis genommen, konnte sich allerdings nicht gegen den dt.stämmigen Hubert Herkomer (1849–1914) und die nachfolgende, in Paris geschulte und den Impressionismus favorisierende Generation behaupten. Notgedrungen wandte er sich Anfang der 90er Jahre wieder den Kunstzentren Deutschlands zu, wobei ihn nun der zu Ehren gekommene Thoma unterstützte. Aber erst im Winter 1899 verlegte S. seinen Hausstand nach Frankfurt zurück, wo er als Porträtist immer präsent geblieben war. Hier starb er kurz vor Vollendung seines 68. Lebensjahrs.

    S.s realistisch-poetische Kunst fand ihre höchste Vollendung in seinen eindrücklichen, späten Stilleben. Die ihm gebührende Anerkennung brachte postum die Dt. Jahrhundertausstellung in Berlin 1906. Zu seinen bekanntesten Schülern gehörten Louis Eysen (1843–99) und Walter Richard Sickert (1860–1942).

  • Werke

    Weitere W Fam.- u. Auftragsporträts , v. a. in Frankfurt (Städel u. Hist. Mus.);
    Landschaften u. Stilleben
    ebd. sowie in Schweinfurt (Mus. Georg Schäfer), Hamburg (Kunsthalle), München (Bayer. Staatsgem.slg.), Köln (Wallraf Richartz Mus.), Winterthur (Mus. Oskar Reinhart) u. London (Nat. Gallery);
    W-Verz.:
    J. M. Bagdahn, O. F. S. 1834-1902 (s. L); Korr.:
    Briefe in franz. Sprache v. O. S. an Fantin-Latour, 1857-1900 (Ed. geplant);
    Briefwechsel O. S. – Hans Thoma 1867–97, ed. v. J. M. Bagdahn, im Anhang zur Monogr. (s. o.) sowie im Internet (Freiburger Dok.server d. Univ. Freiburg).

  • Literatur

    F. Herbst, O. S. 1834-1902, Ein Btr. z. Künstler- u. Kunstgesch. d. 19. Jh., 1934;
    A. Wiederspahn u. H. Bodo, Die Kronberger Malerkolonie, Ein Btr. z. Frankfurter Kunstgesch. d. 19. Jh., 1971, ³1982;
    E. Holzinger u. H.-J. Ziemke (Hg.), Städelsches Kunstinst. Frankfurt a. M., Die Gem. d. 19. Jh., 1972;
    O. S., Kat. u. Ausst. in d. Kunsthandlung J. P. Schneider jr., 1988 (Abb.): S. Beneke, Im Blick der Moderne, Die „Jahrhundertausstellung Dt. Kunst (1775–1875)“ in d. Berliner Nat.gal. 1906, 1999;
    J. M. Bagdahn, O F. S. 1834-1902, Monogr. u. Werkverz., 2003 (P);
    O. S. 1834-1902, Zum 100. Todestag, Die neue Wirklichkeit d. Malerischen, Ausst.kat. Haus Giersch 2002;
    ThB;
    Dict. of Art;
    zu Victor:
    Reminiscences, Amsterdam 9.10.1970;
    Essays in honour of V. S., hg. v. D. E. Rhodes, 1970 (W-Verz.);
    F. Francis, in: Proceedings of the British Academy 58, 1972, S. 429-46;
    G. D. Painter, in: Gutenberg Jb. 1972, S. 192-96;
    LGB²;
    Oxford DNB.

  • Porträts

    Selbstbildnis mit Palette, um 1861/62;
    Selbstbildnis im Atelier, 1862;
    Selbstbildnis im Profil, 1863/64;
    Selbstbildnis 1875/76;
    Selbstbildnis, 1891(-94?) (alle Frankfurt, Städel), alle abgeb. bei Bagdahn (s. L) sowie im Freiburger Dok.server.

  • Autor/in

    Jutta M. Bagdahn
  • Zitierweise

    Bagdahn, Jutta M., "Scholderer, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 441-442 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116895527.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA