Lebensdaten
1878 – 1962
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Bad Wiessee
Beruf/Funktion
Dichter ; Schriftsteller ; Übersetzer ; Literaturtheoretiker ; Innenarchitekt
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118610880 | OGND | VIAF: 32155597
Namensvarianten
  • Schröder, Rudolf Alexander
  • Schröder, Rudolf Alexander
  • Schroeder, Rudolf Alexander
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Zitierweise

Schröder, Rudolf Alexander, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610880.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Bremer Kaufmannsfam.;
    V Johannes (1837–1916), Kaufm., Gründer d. Handelshauses „Schröder, Smidt & Co.“ in Indien, seit 1871 Vorstandsmitgl., 1888-1916 Präses d. Norddt. Missions-Ges. in B., 1891 Mitbegr. d. Bremer Mäßigkeitsver. (s. Brem. Biogr.), S d. Carl Gottfried (1801–69), Kornmakler, Waagenpächter in Bremen, u. d. Anna Rebecca Heymel (1807–46);
    M Elisabeth (1847–1911), T d. Johann Christian Vincenz Meyer (1804–84), Weinhändler, Likörfabr. in Bremen, u. d. Elisabeth Wilkens (1821–79);
    2 B, 5 Schw u. a. Lina ( Dr. iur. Robert Voigt), seit 1922 Inh. d. Graph. Kab. in Bremen, Clara (Clärchen) (⚭ August Heye), Dora (1887–1960), Haushälterin v. S. in Bergen; – ledig;
    N Marie Luise Voigt (1923–70, Rudolf Borchardt, 1877–1945, Dichter, s. NDB II; W, L), Mitbegr. d. Borchardt-Ges. in Bremen, seit 1983 an d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste in München; Verwandter Adolph Heymel (1822–90). Kaufm., Konsul in Bremen, Adoptiv-V d. Alfred v. Heymel (1878–1914, bayer. Personaladel 1907), Schriftst., Verl. (s. NDB IX; L).

  • Biographie

    S. wuchs in einem frommen prot. Elternhaus auf. Nach dem Abitur am Alten Gymnasium in Bremen studierte er seit 1897 Architektur, Musik und Kunstgeschichte in München, wo er Freundschaft u. a. mit Hugo v. Hofmannsthal, Julius Meier-Graefe, Harry Gf. Kessler und Leo König schloß. Mit Alfred Walter Heymel und Otto Julius Bierbaum gründete er 1899 die literarische Monatsschrift „Die Insel“, aus der 1902 der von Anton und Katharina Kippenberg geleitete gleichnamige Verlag hervorging. In dieser Zeit veröffentlichte der schon seit seiner Jugend literarisch engagierte S. erste Gedichtbände (Unmut, 1899; Lieder an e. Geliebte, 1900; Empedocles, 1900). Nach einem einjährigen Aufenthalt in Paris leistete er 1902/03 seinen Rekrutendienst in Friedrichsort b. Kiel und ließ sich anschließend als Architekt in Bremen nieder. Ende 1905 übersiedelte er in das Haus Meier-Graefes nach Berlin und lernte hier u. a. Rainer Maria Rilke, Max Reinhardt und Gerhart Hauptmann kennen. 1908 kehrte S. nach Bremen zurück, wo er sich als erfolgreicher Innenarchitekt etablierte (seit 1910 Entwürfe f. d. Vereinigten Werkstätten f. Kunst im Handwerk u. 1912 f. d. Bremer Ratssaal; Ausstattung d. Luxusdampfer „George Washington“ 1909 u. „Bremen“ 1929). Mit Hofmannsthal, Rudolf Borchardt, Ludwig Wolde und Willy Wiegand gründete er nach dem Vorbild der engl. „Doves Press“ 1911 die „Bremer Presse“, die sich auf im Handsatz hergestellte bibliophile Ausgaben v. a. klassischer Dichter und von Lyrikanthologien spezialisierte. Während des 1. Weltkriegs, den S. 1914 mit den Gedichtsammlungen „Neue Dt. Oden“ und „Heilig Vaterland“ pathetisch begrüßt hatte, war er als Zensor in Brüssel eingesetzt und übersetzte in dieser Zeit fläm. und niederl. Literatur. Übertragungen antiker Literatur, weitere eigene Gedichtbände sowie die Herausgabe der Werke Jean Pauls (8 Bde., 1923) schlossen sich nach dem Krieg an. 1931 gab S. seinen Architektenberuf auf und machte noch im selben Jahr mit der Prosadichtung „Der Wanderer und die Heimat“ (²1951, Nachdr. 1979) auf sich aufmerksam. Seine prot.|Frömmigkeit, die sich seit dem 1. Weltkrieg vertieft hatte, und seine Ablehnung des Nationalsozialismus führten S. 1933 zur Mitwirkung an dem von Kurt Ihlenfeld initiierten Eckart-Kreis und später in der Bekennenden Kirche. Nachdem der als öffentlicher Redner gefragte S. 1935 ein behördliches Auftrittsverbot erhalten hatte, erfolgte seine Übersiedlung in das von Henry van de Velde gestaltete Haus Sonnleithen in Bergen/Chiemsee 1936 als bewußter Schritt in die innere Emigration. In Oberbayern war S. als Prediger tätig, wirkte seit 1942 als Lektor der ev. Landeskirche in Bayern und wurde 1946 Mitglied der Landessynode. Bei der Reorganisation der Kunsthalle Bremen fungierte er 1946-50 als deren kommissarischer Direktor (Ehrenvors. seit 1950).

    S.s literarisches Werk erreichte nicht zuletzt aufgrund bewußt gewählter kleiner Auflagenzahlen und bibliophiler Ausstattung keine größeren Leserkreise. Seine bestimmenden Merkmale sind die Rezeption griech.-röm. Form- und Bildungsideale sowie der Bezug auf die Literatur der europ. Klassik. Die frühen Lyrikbände zeigen den Einfluß des Neuromantizismus und der Gedankenwelt Stefan Georges, mit der ihn sein Freund Borchardt vertraut machte. Der Gedichtband „Audax omnia perpeti“ (1919, wieder in: „Mitte d. Lebens“, 1930) stellt den Übergang zu einem stärker spirituellen, religiös geprägten Kunstverständnis dar. S. beschäftigte sich intensiv mit dem Kirchenlied (Die Kirche u. ihr Lied, 1937; Luther u. sein Lied, 1942) und verfaßte selbst geistliche Gedichte und Lieder (u. a. Ein Lobgesang, Neue Lieder f. Kirche u. Haus, 1937, Neuaufl. 1939; Kreuzgespräch, Geistl. Gedichte, 1939), von denen fünf 1950 in das Ev. Kirchengesangbuch aufgenommen wurden. Er gilt mit Jochen Klepper und Siegbert Stehmann als Begründer des modernen prot. Kirchenlieds. Seine von Bundespräsident Theodor Heuss als Nationalhymne vorgeschlagene „Hymne an Deutschland“ (1950; Musik v. H. Reutter) konnte sich nicht gegen die von Konrad Adenauer favorisierte dritte Strophe des „Deutschlandlieds“ durchsetzen.

    Anerkennung fand S. als Übersetzer v. a. von antiker Literatur (Homer, Cicero, Vergil) und von Corneille, Racine, Moliére sowie Shakespeare. Nach dem 2. Weltkrieg halfen seine Übertragungen (u. a. v. T. S. Eliot u. R. Duncan), die neuere engl. Literatur in Deutschland populär zu machen. Seine größte Wirksamkeit entfaltete S. in zahlreichen Vorträgen und Essays als Literaturtheoretiker und -vermittler. Sich selbst als Bewahrer einer humanistischen abendländischen Tradition verstehend, kritisierte er die literarischen Strömungen seiner Zeit: den Naturalismus und Expressionismus des Jahrhundertanfangs ebenso wie später die „Gruppe 47“. Maßgeblich wirkte er auf die Vergabe des 1953 vom Bremer Senat gestifteten „Rudolf-Alexander-Schröder-Preises“ (seit 1961 „Bremer Lit.preis d. Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung“) ein, der zu den renommiertesten Literaturpreisen der Bundesrepublik zählt. Einen Skandal provozierte S.s erfolgreiches Eintreten gegen die Preisvergabe an Günter Grass 1960, der daraufhin mit seinem „Ungedicht“ (in: Die Zeit v. 10.2.1961) auf S.s Kriegsgedichte von 1914 hinwies. Einflüsse von S.s Lyrik zeigen die Werke Ingeborg Bachmanns und des von S. abgelehnten Paul Celan.

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (München 1928, Frankfurt/M. 1948, Hamburg 1948, Rom 1960);
    Dr. theol. h. c. (Tübingen 1946);
    Vorstandsmitgl. d. Bremer Kunstver. (seit 1909;
    Ehrenmitgl. 1938;
    Ehrenvors. 1950);
    Goldene Medaille v. Brüssel (1910);
    Grand Prix v. Gent (1913);
    Gründungspräs. d. Bremer Bibliophilen Ges. (1927);
    Verdienstplakette d. Stadt Bremen u. Ehrenmitgl. d. Bremer Wiss. Ges. (1938);
    Lessingpreis d. Stadt Hamburg (1947);
    Raabe-Plakette d. Stadt Braunschweig (1947);
    Ehrenbürger d. Freien Hansestadt Bremen (1948);
    o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste, München (1948);
    Ehrenpräs. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt (1949);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1952;
    1952-55 Zweiter, 1955-59 Erster Vizekanzler);
    Gr. BVK (1953);
    Goethe-Plakette d. Stadt Frankfurt/M. (1954);
    Kdr. d. Ordens Oranien-Nassau (1958); Bayerischer Verdienstorden (1959); – R.-A.-S.-Ges. (München, seit 1948);
    R.-A.-S.-Stiftung an d. Stadtbibl. Bremen (seit 1961).

  • Werke

    Die Aufss. u. Reden, 2 Bde., 1939;
    Ges. Werke in 6 Bdn., 1940-49;
    Ges. Werke, 8 Bde., 1952-65;
    Fülle d. Daseins …, Eine Auslese aus d. Werk, hg. v. S. Unseld. 1958, Nachdr. 1984;
    Ausgew. Werke, hg. v. J. Pfeiffer, 3 Bde., 1965/66;
    Aphorismen u. Reflexionen, hg. v. R. Exner, 1977;
    Autnhiogr.:
    Aus Kindheit u. Jugend, 1934 (W);
    Mein Elternhaus, 1941;
    Unseraltes Haus, Jugenderinnerungen, 1951;
    Abendstunde. Ein Selbstbildnis in Gesprächen. 1960 (W, P); – Briefe:
    R. A. S. – Siegbert Stehmann, Freundeswort, Ein Briefwechsel aus d. J. 1938 bis 1945, 1962;
    Briefwechsel Rudolf Borchardt – R. A. S., bearb v. E. Abbondanza, 2 Bde., 2001;
    Bibliogr.:
    R. Adolf, S.-Bibliogr., 1953;
    U. u. G. Heiderich, 1899–1931, R. A. S. u. d. Wohnkunst, 1977 (Verz. d. Entwürfe u. Innenausstattungen mit Abb.);
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: DLA Marbach; Archiv d. R.-A.-S.-Stiftung, Stadtbibl. Bremen.

  • Literatur

    Werke u. Tage, FS R. A. S., hg. v. E. L. Hauswedell u. K. Ihlenfeld, 1938;
    Leben u. Werk v. R. A. S., hg. v. R. Adolph, 1958, Nachdr. 1999 (W);
    R. A. S. z. 80. Geb.tag, Ausst.kat. DLA Marbach, hg. v. H. H. Krummacher, 1958 (W, P);
    R. A. S., Dem Dichter z. Gedächtnis, hg. v. K. Ihlenfeld, 1963 (P);
    R. Wentorf, R. A. S., Ein Dichter aus Vollmacht, 1965 (P);
    |ders., Dichter d. Kirche, R. A. S., Jochen Klepper, Siegbert Stehmann, 1967;
    R. Noltenius, Hofmannsthal, S., Schnitzler, Möglichkeiten u. Grenzen d. modernen Aphorismus, 1969;
    F. Voit. Der Verleger Peter Suhrkamp u. seine Autoren, 1975, S. 154-95;
    W. Augustiny, R. A. S., Tagenbaren u. Weltbürger, 1978 (P);
    Rudolf Borchardt, Alfred Walter Heymel, R, A. S., Ausst.kat. DLA Marbach, hg. v. B. Zeller, 1978 (W. P);
    W. Emmerich (Hg.), Der Bremer Lit.preis 1954-1987, Eine Dok., 1988 (P);
    D. Block, Das Lied d. Kirche, Gesangbuchautoren d. 20, Jh., I, 1995, S. 109-57 (P);
    M. Heide-Münnich, Homo viator, Zur geistl. Dichtung R. A. S.s, 1996;
    dies., R. A. S., Der Wanderer u. d. Heimat, 2005 (P);
    I. Scholz, Dt. Lyrik im Spannungsbogen zw. Kunst u. Rel., Werner Bergengruen u. R. A. S., 2002 (P);
    Metzler Autorenlex. (P);
    Lit. in Nazi-Dtld. (P);
    Wer ist wer im Gesangbuch?, ²2001;
    RGG3+4;
    LThK³;
    BBKL;
    Brem. Biogr.;
    Niedersächs. Lb. IX (W, L, P);
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Munzinger;
    – W. Weber, Der Dichter muß gegen d. Zeit sein“, R. A. S., Hörfunkfeature f. Radio Bremen, 2001.

  • Porträts

    Ölgem. v. M. Slevogt, 1927, u. v. L. König, 1941, Abb. in: Augustiny u. Krummacher (s. L), u. Büste v. H. Kubica, 1932 (alle Kunsthalle Bremen);
    Bronzebüste v. H. Wimmer, 1948, Abb. in: ders., Bildnisse unserer Zeit, 1958;
    Fotos (DLA Marbach).

  • Autor/in

    Stefan Jordan
  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, "Schröder, Rudolf Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 574-576 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610880.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA