Lebensdaten
1771 – 1847
Geburtsort
Florenz
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Erzherzog von Österreich ; österreichischer Generalfeldmarschall ; Hoch- und Deutschmeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118723049 | OGND | VIAF: 69724369
Namensvarianten
  • Karl von Österreich
  • Carl
  • Karl Ludwig
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Zitierweise

Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723049.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ghzg. Leopold v. Toscana, seit 1790 Kaiser Leopold II. ( 1792);
    M Maria Ludovica (1745–92), T d. Kg. Karl III. v. Spanien ( 1788) u. d. Marie Amalie Prn. v. Sachsen; Adoptiv-Eltern (seit 1790) Hzg. Albert Kasimir v. Sachsen-Teschen ( 1822, s. NDB I) u. Erzhzgn. Maria Christina ( 1798, s. Wurzbach VI, S. 157 f.);
    B Kaiser Franz II. ( 1835, s. NDB V), Erzhzg. Ferdinand ( 1824), Ghzg. v. Toscana u. v. Würzburg (s. NDB V), Anton ( 1835), Hoch- u. Deutschmeister (s. NDB I), Rainer ( 1853), Vizekg. v. Lombardo-Venetien, Ludwig ( 1864), FZM, Gen.-Artilleriedir., Chef d. Staatskonferenz Kaiser Ferdinands (s. ADB 19), Rudolf ( 1831), Kardinal, EB v. Olmütz (s. ADB 29), Johann ( 1859), Reichsverweser (s. NDB X);
    Schw Maria Theresia ( Kg. Anton v. Sachsen, 1836, s. ADB I), Klementine ( Franz I., 1830, Kg. beider Sizilien);
    - Weilburg 1815 Henriette (1797–1829), T d. Fürsten Friedrich Wilhelm v. Nassau-Weilburg ( 1816, s. NDB V) u. d. Luise Burggfn. v. Kirchberg;
    5 S (1 früh †, alle s. Wurzbach VI), 2 T Albrecht ( 1895), FM (s. NDB I), Karl Ferdinand (1818–74), Gen. d. Kav., Friedrich (1821–47), Vizeadmiral (s. ADB 49; ÖBL), Wilhelm (1827–94), Hoch- u. Deutschmeister, FML, Gen.-insp. d. Artillerie (s. ADB 55), Therese (1816–67, Ferdinand II., 1810–59, Kg. beider Sizilien), Maria Karoline (1825–1915, Erzhzg. Rainer, 1827–1913, Min.präs. 1861–65, Kurator d. Ak. d. Wiss.);
    E Friedrich ( 1936), FM (s. NDB V), Eugen ( 1954), FM (s. NDB IV).

  • Biographie

    Von labiler Gesundheit und außerdem in einem vollkommen unmilitärischen Milieu erzogen, hegte K. doch seit frühester Jugend „eine ordentliche Leidenschaft“ für den Soldatenberuf. Als ihn aber seine Tante, Erzherzogin Maria Christina, Statthalterin in den Niederlanden, und ihr Gatte, Herzog Albert von Sachsen-Teschen, als Adoptivsohn angenommen hatten, zog er nach Brüssel und wurde, nachdem er an den Feldzügen von 1792/93 teilgenommen hatte, 1793/94 Generalgouverneur daselbst. Mit dem Feldzug von 1794, in dem er ein Reservekorps befehligte, war seine Amtsführung in den Niederlanden beendet, die ihn in einen scharfen Gegensatz zum Leiter der österreichischen Staatskanzlei, Franz Freiherrn von Thugut, gebracht hatte. Diese Spannung hielt auch an, als K. 1796 das Kommando über die Rheinarmee übernahm und zum Reichsgeneralfeldmarschall ernannt wurde. Seine Siege bei Amberg und Würzburg und die Zurückdrängung der Franzosen über den Rhein verschafften ihm zwar eine große Popularität in Deutschland, minderten aber nicht das Streben des Wiener Hofes, ihn von jeglichem politischen Einfluß fernzuhalten. Nachdem K. 1797 die kaiserliche Armee aus Italien in die Steiermark zurückgeführt und mit Napoleon Kontakte für den Waffenstillstand von Leoben aufgenommen hatte, wurde er wieder zur Rheinarmee zurückversetzt und nach Friedensschluß zum Gouverneur und Generalkapitän in Böhmen ernannt.

    Im 2. Koalitionskrieg befehligte K. wiederum die Armee in Deutschland, siegte 1799 über Jourdan bei Ostrach und Stockach und über Masséna in der 1. Schlacht bei Zürich, legte jedoch wegen zunehmender Spannungen mit dem Wiener Hof Ende März 1800 das Kommando nieder. Nur das militärische Debakel seines Bruders Johann bei Hohenlinden im Dezember dieses Jahres zwang ihn, nochmals den Befehl über die geschlagene Armee zu übernehmen, um den Waffenstillstand von Steyr zustandezubringen. Der darauf erfolgte Sturz Thuguts ließ K. zu maßgebendem Einfluß emporsteigen. Am 9.1.1801 zum Feldmarschall und Präsidenten des Hofkriegsrates und am 12.9. zum Kriegs- und Marineminister ernannt, versuchte er durch eine grundlegende Heeresreform eine Sanierung des Gesamtstaates zu erreichen. Mangelnde Durchschlagskraft sowie Widerstände der Bürokratie und des Hofes ließen diese erste Reformwelle versanden und K. wiederum in den Hintergrund treten. Nach dem 3. Koalitionskrieg (1805), in dem K. als Befehlshaber der Armee in Italien den Abwehrsieg bei Caldiero (30./31.10.) errungen hatte, setzte aber ein zweiter Reformversuch ein. Am 10.2.1806 wurde K. zum Generalissimus ernannt. Er, der schon nach 1801 für eine lange Friedensperiode und, wenn dazu nötig, für eine Allianz mit Frankreich eingetreten war, fügte sich 1809 ungern dem Drängen der Kriegspartei zu einem neuen Waffengang mit Napoleon, der nach unglücklichen Einleitungskämpfen (Landshut, Regensburg) zwar den Abwehrsieg bei Aspern (21./22.5.), aber dann doch die schließliche Niederlage von Wagram (5./6.7.) brachte. Nun gewannen die Gegner K.s endgültig die Oberhand beim Kaiser, worauf der Generalissimus am 23.7. das Kommando niederlegte. Erst während des Wiener Kongresses erhielt er eine neue Verwendung – den Gouverneurposten in Mainz. Nach dem Tode seiner Frau lebte er nur noch der Erziehung seiner Kinder und seinen militärwissenschaftlichen Arbeiten.

    In seinen militärischen Anschauungen dem 18. Jahrhundert verhaftet, stand K., von Natur mit einem empfindsamen Gemüt und einem nüchternen Verstand ausgestattet, zeitlebens unter dem fast übermächtigen Eindruck der Erscheinung Napoleons, mit der er sich als Feldherr vorwiegend in defensiver Haltung auseinandersetzte. In seinen kriegstheoretischen Schriften versuchte er eine Art angewandter Kritik der Kriegskunst, die große Beachtung fand. Gemäßigt liberal, von klarem politischem Einschätzungsvermögen, war er gegen Ende seines Lebens ein erklärter Gegner des Metternichschen Systems. Nach seinem Tode wurde er vollends zu dem, was er nach dem Willen des Wiener Hofes schon zu Lebzeiten hätte ausschließlich sein sollen: zu einem Symbol für die militärischen Tugenden des Hauses Österreich.

  • Werke

    Ausgew. Schrr. d. Erzhzg. C. v. Ö., 6 Bde., hrsg. v. F. X. Malcher, 1893 f.;
    - üb. frühere Einzelausgg. s. Schrr. b. z. J. 1860 s. Wurzbach VI, S. 379; bezügl. d. später veröff. Arbb., kleinere Miszellen u. im Druck ersch. Briefe vgl. W-Verz. z. Art.
    Erzhzg. Carl“ in: NÖB 14;
    ferner hat M. Rauchensteiner, Kaiser Franz u. Erzhzg. C. (s. L) 16 Briefe K.s an Frhr. v. Lindenau publiziert.

  • Literatur

    ADB 15; v. älterer L noch immer maßgebl.:
    O. Criste, Erzhzg. C. v. Ö., 1912;
    W. John, Erzhzg. K., Der Feldherr u. s. Armee, 1913 (P); ferner:
    L. Jedlicka, Erzhzg. C., d. Sieger v. Aspern, in: Gestalter d. Geschicke Österreichs, hrsg. v. H. Hantsch, 1962;
    J. Ch. Allmayer-Beck, Erzhzg. C., in: NÖB 14, 1960 (W, L, P);
    ders., Dem Andenken Erzhzg. C.s, in: Österr. Soldatenkal. 1971, 1971;
    M. Rauchensteiner, Die Schlacht b. Aspern am 21. u. 22.5.1809, 1969 (L);
    ders., Kaiser Franz u. Erzhzg. C., Dynastie u. Heerwesen in Österreich 1796-1809, 1972 (L);
    Kat. d. Erzhzg. C.-Ausstellung, Wien, 1909 (P);
    Wurzbach VI, S. 372-86 (W, L);
    Lex. hist. Ereignisse u. Personen, hrsg. v. E. Heinzel, 1956;
    ÖBL.

  • Porträts

    Zahlr. Ölgem. u. a. v. A. Einsle (Abb. in NÖB 14), P. Krafft, J. B. Seele, e. Büste v. G. Pisani im Heeresgeschichtl. Mus. Wien;
    Reiterdenkmal v. A. Fernkorn (Wien, Heldenpl.).

  • Autor/in

    Johann Christoph Allmayer-Beck
  • Zitierweise

    Allmayer-Beck, Johann Christoph, "Karl" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 242-243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723049.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Karl Ludwig, Erzherzog von Oesterreich, Herzog von Teschen, kaiserlicher Generalfeldmarschall, geb. am 5. September 1771 in Florenz, am 30. April 1847. Er war der dritte Sohn des Großherzogs von Toscana, später Kaiser Leopolds II. Die erste Jugend verbrachte er in Toscana, 1790 kam er nach Wien, 1791 nach Belgien als künftiger Gouverneur für die Statthalter Erzherzogin Marie Christine und Herzog Albert von Sachsen-Teschen, welche ihn adoptirten. Seine Laufbahn war eine militärische. Er führte 1792 bei Jemappes eine Brigade, 1793 unter dem Prinzen von Koburg die Avantgarde, er entschied die Siege bei Aldenhoven und Neerwinden, wurde Generalstatthalter in Belgien, Feldmarschalllieutenant und 1794 Feldzeugmeister. Er commandirte in den Schlachten bei Landrecies, Tournay und Fleurus ein Armeecorps. Nach dem Verlust Belgiens erhielt K. 1796 das Obercommando über die Rheinarmee, erfocht als Reichsgeneralfeldmarschall die Siege bei Wetzlar, Teining, Amberg und Würzburg, er schlug Jourdan und Moreau bis über den Rhein, nahm noch im Winter Kehl und Hüningen ein. 1797 übernahm er gegen Bonaparte das Commando über die österreichische Armee in Venetien, vollzog einen meisterhaften Rückzug nach Innerösterreich und schloß am 18. April 1797 den Präliminarfrieden von Leoben. Im November d. J. wurde er Gouverneur und Generalcapitän von Böhmen. Nach dem Congreß von Rastatt 1799 befehligte er abermals die Rheinarmee, besiegte Jourdan bei Ostrach und Stockach, besetzte Zürich, ging, von den Russen nicht unterstützt, nach Deutschland zurück, nahm Mannheim und drängte die Franzosen über den Rhein. Am 17. März 1800 legte er das Commando nieder, ging nach Böhmen und organisirte ein Freiwilligencorps von 25000 Mann. Als er nach der Schlacht bei Hohenlinden den Oberbefehl über die kaiserliche Armee übernehmen mußte, konnte er das Vordringen Moreau's nicht hemmen und schloß am 25. Decbr. den Waffenstillstand von Steier. Nach dem Frieden von Lüneville 1805 wurde er Feldmarschall und Präsident des Hofkriegsrathes. 1806 Generalissimus mit unbeschränkter Vollmacht. Seine Reformen für die Einrichtung, Verwaltung und Bildung der Armee ließen das alte Militärsystem Lacy's erlöschen. Der Hofkriegsrath, die Rekrutirung und Verpflegung der Armee wurden neu eingerichtet, die lebenslängliche Dienstzeit wurde 1802, der Zopf 1805 abgeschafft. Der Erzherzog vermehrte von 1806—9 die Infanterie, vereinfachte die Taktik, schuf die Reserve und die Landwehr, gründete militärische Unterrichtsanstalten, eine militärische Zeitschrift, das Kriegsarchiv u. A. In dem Kriege von 1805 commandirte er die Armee in Venetien. Er behauptete sich gegen Massena in der dreitägigen Schlacht von Caldiero, mußte sich jedoch nach der Katastrophe von Ulm nach Ungarn zurückziehen. In dem Kriege von 1809 rückte er mit der österreichischen Hauptmacht bis Regensburg vor, aber die Schlachten bei Abensberg, Landshut und Eckmühl fielen unglücklich aus. Während Napoleon nach Wien marschirte, führte der Erzherzog seine Armee nach Böhmen und in das Marchfeld, wo er am 21. und 22. Mai bei Aspern und Eßlingen Napoleon so vollständig schlug, daß die französische Armee dem Untergange nahe war. Der Sieg wurde jedoch nicht benützt und sechs Wochen nachher, am 5. und 6. Juli, verlor der Erzherzog die Schlacht von Wagram. Er bestand noch auf dem Rückzuge nach Mähren einige Gefechte und schloß dann den Waffenstillstand von Znaim, am 12. Juli 1809. Noch vor dem Wiener Frieden nahm er als Generalissimus seine Entlassung. An den Kämpfen von 1813—15 hat er nicht Theil genommen, nur 1815, als Napoleon von der Insel Elba zurückgekehrt war, war er Gouverneur von Mainz. Die Würde eines Hoch- und Deutschmeisters hatte er 1804 niedergelegt. Nach dem Tode des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen 1822 erbte K. dessen Güter Teschen, Altenburg. Belye, das Palais in Wien und die reiche Kunstsammlung (Albertina). Seit dem 17. Septbr. 1815 war er mit der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg vermählt, 1829. Aus der Ehe stammen die vier Söhne: Alb recht, geb. am 3. August 1817, k. k.|Feldmarschall, 1866 Oberbefehlshaber der Armee gegen Italien und Sieger von Custozza; Karl Ferdinand, geb. am 29. Juli 1818, Feldmarschalllieutenant ( 1874); Friedrich, geb. am 14. Mai 1821, Contreadmiral, rühmlich bekannt im syrischen Feldzug 1840, am 5. Octbr. 1847 in Venedig; Wilhelm, geb. am 21. April 1827, Hoch- und Deutschmeister, Feldmarschalllieutenant und Generalinspector der Artillerie. Ferner zwei Töchter: Therese, geb. 1816, 1867 als Wittwe des Königs Ferdinand II. von Neapel, und Marie Caroline, geb. 1825, 1852 vermählt mit Erzherzog Rainer. Erzherzog K. starb, 76 Jahre alt, am 30. April 1847 in Wien. Seine militärischen Schriften sind von Bedeutung: „Grundsätze der Strategie, erläutert durch die Darstellung des Feldzugs von 1796 in Deutschland“ (3 Bde., Wien 1814), „Geschichte des Feldzugs von 1799 in Deutschland und der Schweiz“ (2 Bde., Wien 1819). Eine Sammlung seiner militärischen Werke erschien in Wien 1862. Das Reiterstandbild von Fernkorn, errichtet 1860 in Wien, trägt die Inschrift: „Dem heldenmüthigen Führer der Heere Oesterreichs“, „dem beharrlichen Kämpfer für Deutschlands Ehre“. Eine kleine Wiederholung der Statue mit schönen Reliefs am Sockel steht im Garten des Schlosses Weilburg bei Baden.

    • Literatur

      Vgl. Duller, Erzherzog Karl von Oesterreich, 2 Bde., 1844—45. Schneidawind, Karl, Erzherzog von Oesterreich und die österreichische Armee, 2 Bde., 1840. Das Buch vom Erzherzog Karl, 1848. Thielen, Erzherzog Karl von Oesterreich, 1858. Wolf, Erzherzog Karl, 1860. Wiener Zeitung 1860, 116, 117, 118.

  • Autor/in

    Adam , Wolf.
  • Zitierweise

    Wolf, Adam, "Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 322-324 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118723049.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA