Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Verleger in Göttingen
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139549048 | OGND | VIAF: 101276575
Namensvarianten
  • Ruprecht

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Zitierweise

Ruprecht, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139549048.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    1735 erhielt der Holländer Abraham Vandenhoeck (1700–50) in Göttingen ein Privileg als Universitäts-Buchdrucker und -Buchhändler, das nach seinem Tod auf seine Witwe Anna geb. Perry (1709–87), eine Engländerin, überging (s. W, L). Sie wurde tatkräftig unterstützt von Carl (I) Günther (1730–1816, s. L), der 1748 als Lehrling in „Abraham Vandenhoecks Buchhandlung“ eingetreten war, diese 1787 als Haupterbe der kinderlos Verstorbenen übernahm und unter Beifügung seines Namens weiterführte. Er verlegte die Werke der meisten Professoren der 1737 gegründeten Universität (u. a. Friedrich Bouterwek, Abraham Gottfried Kästner, Johann David Michaelis, Johann Stephan Pütter, August Ludwig v. Schlözer [Staatsanzeigen], Gottfried Achenwall, Johann Christoph Gatterer). Sein Sohn Carl (II) August Adolf (1791–1861) legte den Grundstock zu dem umfangreichen, seit 1832 immer wieder neu bearbeiteten Meyerschen Kommentar zum Neuen Testament (Krit.-exeget. Kommentar über d. NT, 17 Abt. [KeK], nach Heinrich August Wilhelm Meyers [1800-73] Tod weitergeführt v. Bernhard Weiß [1827–1918]). Außerdem verlegte er Wörterbücher und Grammatiken sowie die Werke des Juristen Karl Friedrich Eichhorn und des Mediziners Johann Friedrich Osiander. Seit 1847 wurde er von seinem Sohn Carl (III) (1821-98, s. BJ III, S. 164) unterstützt, der seine Ausbildung u. a. bei J. C. B. Mohr in Heidelberg absolviert hatte. Carl schuf die ersten Fachbibliographien für Medizin, Chemie, Philologie, Geschichte und Theologie (1847 ff.) und redigierte 1853-61 das „Unterhaltungs- und Anzeigeblatt für Göttingen“. 1874 verkaufte er die „Akademische Buchhandlung“ und bezog 1887 ein neues Verlagsgebäude. Seine Tochter Luisa (1854–1903) heiratete den Zoologen Hermann Grenacher (1843–1923, s. NDB VII), seine Söhne Wilhelm (1858–1943, s. W, L) und Gustav (1860–1950, s. W, L), die 1888 in den Verlag Vandenhoeck & Ruprecht eintraten, bauten diesen nach der theol. und philologischen, sozial- und staatswissenschaftlichen Seite hin systematisch aus. Wilhelm hatte in Göttingen, Leipzig und Tübingen Staatswissenschaften studiert (Dr. rer. oec. 1881); 1899-1906 gehörte er – wie bereits sein Vater – dem Vorstand des Börsenvereins der Dt. Buchhändler an. Gustav hatte seine Ausbildung bei verschiedenen Verlagen des In- und Auslands absolviert. Zum neutestamentlichen Kommentar kamen ein alttestamentlicher sowie die „Quellen der Religionsgeschichte“ (1909), außerdem indogermanische Lehr- und Wörterbücher (von Jakob Wackernagel, Paul Kretschmer, Adalbert Bezzenberger) und die Werke des mit den Brüdern befreundeten Friedrich Naumann. 1923 traten Günther (1898–2001, s. L), Sohn des Gustav, und 1928 Hellmut (1903–91), Sohn des Wilhelm, als Mitarbeiter in den Verlag ein; Karl (IV) (1890–1968), Sohn des Gustav, übernahm 1922 die Leitung der seit 1914 angeschlossenen Druckerei Hubert & Co., Hellmut die der 1929 erworbenen Deuerlichschen Buchhandlung. Als Organ der Bekennenden Kirche wurde 1933 die Zeitschrift „Junge Kirche“ ins Leben gerufen und bis 1941 im eigens dafür geschaffenen „Verlag Junge Kirche, Günther Ruprecht“ von Hanns Lilje herausgegeben. „Das Neue Testament Deutsch“ (1933), ediert von Paul Althaus und Johann Behm, erlebte zahlreiche Auflagen, der Meyersche Kommentar eine Neubelebung durch Ernst Lohmeyer und Rudolf Bultmann. 1935 übertrug die Gesellschaft (heute: Akademie) der Wissenschaften zu Göttingen dem Verlag ihre „Abhandlungen“, „Nachrichten“ und die „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“, die älteste noch bestehende wissenschaftliche Zeitschrift des dt. Sprachraums. Seit 1941 wurde für theol. Literatur kein Papier mehr bewilligt. Diese wurde indes nach dem Krieg besonders durch Günther und in 6. Generation seit 1958 durch Arndt (* 1928), Dr. phil., und Dietrich (* 1929), Dr. phil., gefördert, so daß „Vandenhoeck & Ruprecht“ zum renommiertesten dt. Verlag für ev. Theologie avancierte. Günther, der 1946 die berühmte Rede Martin Niemöllers über die Kriegsschuld der Deutschen in hoher Auflage drucken ließ, das „Ev. Kirchenlexikon“ (1954-61; 1986-97 neu hg. v. E. Fahlbusch als „Internat. theol. Enz.“ in e. anderen Verlag) verlegte und 1947-53 Vorsitzender der „Vereinigung Ev. Buchhändler“ (VeB) war, wurde 1998 von der Univ. Göttingen mit der theol. Ehrendoktorwürde geehrt. Arndt und Dietrich übten verschiedene Ehrenämter beim Börsenverein des Dt. Buchhandels, dem Landesverband Niedersachsen sowie der Dt. Bibliothek (Dietrich) und der VeB (Arndt) aus. Neben Kommentaren zum Alten und Neuen Testament und den „Göttinger Predigtmeditationen“ erschienen seit 1946 bei Vandenhoeck & Ruprecht verschiedene Nachschlagewerke, Zeitschriften und Monographien aus den Bereichen Theologie, Philosophie und Psychologie, Sprach- und Literaturwissenschaft (Zs. f. Sprachwiss., seit 1982), Geschichts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft sowie Mathematik. 1954 wurde für wissenschaftliche Veröffentlichungen die „Kleine Vandenhoeck-Reihe“ begründet (seit 1998 „Kleine Reihe V & R“), Ende der 60er Jahre die „Sammlung Vandenhoeck“. Mit Reinhilde (* 1960), Dr. phil., Tochter des Arndt, ist seit 1998 die 7. Generation in der Geschäftsführung des Verlags (u. d. Deuerlichschen Buchhandlung). Sie gründete 2003 als Tochterverlag die „V & R unipress GmbH“, die u. a. mittels Publishing-on-Demand Einzeltitel und Reihen für den akademischen Bedarf veröffentlicht.

  • Werke

    zu Wilhelm: Die Erbpacht. Ein Btr. z. Gesch. u. Reform derselben, 1884;
    Die Wohnungen d. arbeitenden Klasse in London, 1884;
    Göttinger Gelehrtenbuchhandlungen, in: Archiv f. Gesch. d. dt. Buchhandels 21, 1930, S. 195-227;
    Väter u. Söhne. Zwei Jhh. Buchhändler in e. dt. Univ.stadt, 1935;
    zu Gustav:
    Das Kleid d. dt. Sprache, ⁵1912;
    Fordert d. Verbreitung d. dt. Buches im Ausland lat. Druck?, 1926, ²1935;
    zu Anna Vandenhoeck:
    Vollständiges Verz. d. Bücher, welche um beygesetzte Preise zu haben sind bey sel. Abraham Vandenhoecks Witwe. Univ.buchhändlerin zu Göttingen, 2 T., 1785.

  • Literatur

    G. Menzel (Hg.), Dt. Buchhändler, 24 Lb. führender Männer d. Buchhandels, 1925;
    Rudolf u. Otto Ruprecht, Ghronik d. Geschl. R., 1932;
    E. Carlsohn, Vandenhoeck und Ruprecht 1735-1960, in: Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel Nr. 16, 1960, S. 12;
    Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1735-1985, 1985 (P zu Carl I, Carl II, Carl III, Wilhelm, Gustav, Günther, Hellmut, Arndt u. Dietrich);
    Zweihundertfünfzig Jahre Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen, Jub.feier am 15. Febr. 1985 (mit Btrr. v. Arndt u. Dietrich sowie v. R. Smend u. Bernd Moeller);
    R. Vierhaus u. a. (Hg.), Wissenschaften im Za. d. Aufklärung, 1985;
    Mitt. d. Verlags (Regina Lange);
    zu Carl (I)
    u. zu Anna Vandenhoeck: B. Lösel, Die Frau als Persönlichkeit im Buchwesen, dargest. am Bsp. d. Göttinger Verlegerin Anna Vandenhoeck (1709–1787), 1991 (P zu A. V.); – zu Wilhelm: G. Menzel (Hg.), Der dt. Buchhandel d. Gegenwart in Selbstdarstellungen, I, 1925, S. 123-55 (P);
    Rhdb. (P); – zu Gustav: Rhdb. (P); – zu Günther: U. Hahn, in: Rhein. Merkur v. 19.2.1993 (P);
    Th. v. Wallmoden, in: FAZ v. 17.2.1998 (P);
    R. Smend,|ebd. v. 22.3.2001 (P);
    G. Menzel (Hg.), Dt. Buchhändler, 1925;
    B. Lösel, Die Frau als Persönlichkeit im Buchwesen, Dargest. am Bsp. d. Göttinger Verlegerin A. V. (1709–1787), 1991 (P).

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Ruprecht" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 292-294 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139549048.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA