Dates of Life
1892 – 1968
Place of birth
Hannover
Place of death
Princeton (New Jersey, USA)
Occupation
Kunsthistoriker
Religious Denomination
jüdisch?
Authority Data
GND: 118591568 | OGND | VIAF: 76321051
Alternate Names
  • Panofsky, Erwin
  • Panofski, E.
  • Panofski, Ėrvin
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Panofsky, Erwin, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591568.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Arnold (1847–1914), Rentier, S d. Loebel (Leopold) (1819–68) u. d. Mirel (Minna) Fraenkel (1821–97);
    M Cäcilie (1858–1926), T d. Louis Solling (1822–89) u. d. Adelheid Pickardt ( 1902);
    1) Berlin 1916 Dorothea (Dora) (1885–1965), T d. Justizrats Albert Mosse (1846–1925, s. NDB 18) u. d. Caroline Meyer (1859–1934), 2) Princeton 1966 Gerda (* 1929), Dr. phil., Kunsthist., T d. Dipl.-Ing. Hans Soergel u. d. Margarethe Nicolai;
    2 S aus 1) Hans (1917–88), Meteorologe, Wolfgang (* 1919), Prof. d. Physik, Dr. rer. nat. E. h. (Hamburg 1984), Dir. d. Stanford Linear Accelerator Center, Entdecker d. π°-Mesons (beide s. BHdE II);
    Vt d. Ehefrau Max Mosse (1873–1936), Prof., Dr. med., Internist u. Sozialmediziner in Berlin (s. NDB 18*, 19*);
    Gr-N Walter (s. 2).

  • Biographical Presentation

    Nach dem Abitur am Berliner Joachimsthaler Gymnasium nahm P. in Freiburg (Br.) zunächst ein Jurastudium auf, wechselte aber bald zur Kunstgeschichte. 1915 wurde er dort von Wilhelm Vöge (1868–1952) mit einer Schrift über das Verhältnis Dürers zur ital. Kunsttheorie promoviert. Das Thema war aus einem Wettbewerb der Grimm-Stiftung erwachsen, den P. 1913 gewonnen hatte. Die in ihr behandelten Forschungsprobleme sollten ihn lebenslang beschäftigen. In Berlin setzte P. seine Studien bei Adolph Goldschmidt (1863–1944) fort, über den er 1915 Aby Warburg (1866–1929) kennenlernte. 1920 erfolgte die Habilitation mit einer Arbeit über Michelangelo an der Univ. Hamburg; im Anschluß daran lehrte er dort zunächst als Privatdozent, seit 1926 als Ordinarius. Neben Adolph Goldschmidt und Paul Frankl (1879–1962) war P. damit einer von den drei jüd. Inhabern kunstgeschichtlicher Lehrstühle in Deutschland. In enger Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg entfaltete P. eine fruchtbare Lehr- und Forschungstätigkeit. 1931 und 1933 hatte er eine Gastprofessur am Institute of Fine Arts der|New York University inne. Die 1933 aufgrund der nationalsozialistischen Rassegesetze ausgesprochene Entlassung zwang ihn und seine Familie 1934 zur Emigration in die USA; mehr als 30 Verwandte wurden von den Nationalsozialisten ermordet. 1940 nahm P. die amerik. Staatsbürgerschaft an. In New York führte er zunächst eine unsichere Existenz als temporär angestellter Hochschullehrer. 1935 erhielt er jedoch eine Berufung als ständiges Mitglied an das Institute for Advanced Study in Princeton, das ihm als eine nicht nur der Grundlagenforschung, sondern auch der Institutionalisierung der wissenschaftlichen Kommunikation gewidmete Einrichtung beträchtliche fachpolitische Einflußnahme ermöglichte. Auch nach seiner Emeritierung 1962 war er an der Princeton und der New York University weiter als Hochschullehrer tätig. P.s wissenschaftliche Produktivität, seine innovativen Forschungsleistungen und offene Haltung dem Einwanderungsland gegenüber sicherten ihm bald eine prominente Stellung unter den im angelsächs. Raum tätigen Kunsthistorikern. In den 50er und 60er Jahren war P. der international berühmteste Vertreter seines Fachs.

    Ein breites thematisches wie methodisches Spektrum kennzeichnet die in den Hamburger Jahren entstandenen Arbeiten. Den ihnen eigenen konventionellen stilgeschichtlichen Ansatz ergänzte P. immer wieder durch Denkmodelle, die für andere Wissensgebiete erarbeitet worden waren (Ernst Cassirers „Philosophie der symbolischen Formen“, Karl Mannheims wissenssoziologischer, in den „Beiträgen zur Theorie der Weltanschauungs-Interpretation“ formulierter Ansatz, Georg Simmels auf das Verstehen von Strukturen hin ausgerichtete, kulturphilosophische Fragestellungen). Formprobleme wurden innerhalb eines kulturgeschichtlichen Kontextes diskutiert, dessen Konturen weit in philosophische und naturwissenschaftliche Regionen hineinreichten. Unter dem Einfluß des Neukantianismus entwickelte P. ein epistemologisches Prinzip, das der Kunstgeschichte den Rang einer objektiv begründeten Wissenschaft zuwies. Voraussetzung war die Anwendung der ikonologischen Methode, die 1932 in einem grundlegenden, systematischen Aufsatz zum ersten Mal theoretisch formuliert wurde. P.s tabellarisch präsentiertes, praktikables Dreistufenmodell, das in späteren Versionen eine immer größere Klarheit gewann, entfaltete eine nachhaltige Wirkung: Aus Alltagsbeispielen und der kunsthistorischen Praxis entwickelt, ermöglichte es auf der Basis stil- und typengeschichtlicher Analysen die Interpretation von Kunstwerken und künstlerischen Strategien als kulturelle Symptome oder Symbole. Klassische kunsthistorische Aufgaben wie die Ermittlung ikonographischer Programme gehörten in der Emigration ebenso zu P.s Forschungsinteressen wie Fragen nach strukturellen Parallelen zwischen Kunst, Philosophie und Naturwissenschaft. Singular blieb sein auf hohem theoretischem Niveau unternommener Versuch, das neue Medium Film als legitimes Objekt kunsthistorischer Analyse zu institutionalisieren (1936). Zu den wichtigsten Leistungen des auch für sein brillantes Englisch geehrten P. zählt die – auch gegen die germanophile Vereinnahmung des Künstlers gerichtete – Dürer-Monographie (1943). Locker und flüssig geschrieben, sprach das aus Vorlesungen hervorgegangene Buch Fachleute wie Laien gleichermaßen an. Die Behandlung sowohl formaler und ikonographischer als auch psychologischer Fragen und eine neue Problematisierung von Dürers kunsttheoretischen Leistungen, naturwissenschaftlichen Interessen und technisch-materiellen Beschränkungen durch das graphische Medium haben wesentlich zur Verwissenschaftlichung des Dürer-Bildes beigetragen. Mit souveränem Habitus unterschiedliche methodische Ansätze miteinander verknüpfend, widmete sich P. in seinem monumentalen Werk über die früh-niederländische Malerei (1953) einer Kunstlandschaft. „Early Netherlandish Painting“ ist als Kompendium im Sinne einer summa gewürdigt worden. Zugleich enthält es aber eine Fülle von neuen Einsichten, die sowohl den Objekten selbst als auch ihren Problemen gelten. Mit der Aufdeckung von hinter der gemalten Realität verborgenen Sinnschichten – „disguised symbolism“ – gelang P. die kunsthistorische Neubewertung einer ganzen Epoche. Eine Fülle von Auszeichnungen bezeugt seinen großen Einfluß auf die amerik. und europ. Kunstgeschichte. P.s Schriften wurden bisher in 20 Sprachen übersetzt. Seit den 60er Jahren ist sein ikonologisches Modell vor allem wegen seines Anspruchs auf wissenschaftliche Objektivität kritisiert worden; dennoch hat es etwa unter semiotischen Vorzeichen immer wieder Revitalisierungen erfahren.|

  • Awards

    13 Ehrendoktorwürden, u. a. Utrecht, Harvard, Uppsala, Rom, FU Berlin (1962), Columbia Univ., Bonn (1967);
    Mitgl. d. Mediaeval Ac. of America, Koninklijke Nederlandse Ak. van Wetenschappen, British Ac., Dt. Archäol. Inst., Ac. Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique;
    Charles Eliot Norton|Professor of Poetry d. Harvard Univ. (1947/48);
    Gottesman Lecturer d. Uppsala Univ. (1952);
    Samuel F. B. Morse Prof. d. New York Univ. (1962–68);
    Orden Pour le Merite f. Wiss. u. Künste (1967).

  • Works

    u. a. Dürers Kunsttheorie, vornehml. in ihrem Verhältnis zu der der Italiener, 1915;
    Der Begriff d. Kunstwollens, in: Zs. f. Ästhetik u. Allg. Kunstwiss. 10, 1915, S. 460-67;
    Über d. Verhältnis d. Kunstgesch. z. Kunsttheorie, Ein Btr. zu d. Erörterung über d. Möglichkeit 'kunstwiss. Grundbegriffe', ebd. 18, 1925, S. 129-61;
    Dürers Stellung z. Antike, 1922;
    Dürers 'Melencolia I', Eine quellen- u. typengesch. Unters., 1923 (mit F. Saxl);
    'Idea', Ein Btr. z. Begriffsgesch. d. älteren Kunsttheorie, 1924, ²1960;
    'Imago Pietatis', Ein Btr. z. Typengesch. d. 'Schmerzensmannes' u. d. 'Maria Mediatrix', in: FS M. J. Friedländer z. 60. Geb.tage, 1927, S. 261-308;
    Die Perspektive als 'Symbolische Form', in: Vorträge d. Bibl. Warburg, 1924/25, 1927, S. 258-330;
    Hercules am Scheidewege u. andere antike Bildstoffe in d. neueren Kunst, 1930;
    Classical Mythology in Mediaeval Art, in: Metropolitan Mus. Studies IV, 1933, S. 228-80 (mit F. Saxl);
    On Movies, in: Princeton Univ., Dep. of Art and Archeology, Bull., 1936, S. 5-15 (dt. 1993, 1995);
    Studies in Iconology, Humanistic Themes in the Art of the Renaissance, 1939 (dt. 1980);
    The History of Art as a Humanistic Discipline, in: T. M. Greene, The Meaning of the Humanities, 1940, S. 89-118;
    The Life and Art of Albrecht Dürer, 1943, 1955 (dt. 1977, 1995);
    Renaissance and Renascences, in: Kenyon Review VI, 1944, S. 201-36; (Hg.)
    Abbot Suger and the Abbey Church of St. Denis and its Art Treasures, 1946, ²1979;
    Gothic Architecture and Scholasticism. 1951;
    Meaning in the Visual Arts, in: Magazine of Art XLIV, 1951, S. 45-50;
    Early Netherlandish Painting. Its Origins and Character, 1953;
    In Defense of the Ivory Tower, in: Association of the Princeton Graduate Alumni, 1953, S. 77-84;
    Meaning in the Visual Arts, 1957, 1970, dt. u. d. T.: Sinn u. Deutung in d. bildenden Kunst, 1975 (Bibliogr.), ²1979 (Bibliogr.);
    Tomb Sculpture, Four Lectures on its Changing Aspects from Ancient Egypt to Bernini, hg. v. H. W. Janson, 1964 (dt. 1964, 1993);
    Aufss. zu Grundfragen d. Kunstwiss., hg. v. H. Oberer u. E. Verheyen, 1964 (Bibliogr.), ²1974 (Bibliogr.);
    Problems in Titian, Mostly Iconographic, 1969;
    Dt.sprachige Aufss., 2 Bde., hg. v. K. Michels u. M. Warnke, 1998;
    – Siegfried Kracauer – E. P., Briefwechsel 1941-1966, hg. u. kommentiert v. V. Breidecker, 1995 (P).

  • Literature

    De Artibus Opuscula XL, Essays in Honor of E. P., hg. v. M. Meiss, 2 Bde., 1961 (Bibliogr.);
    W. S. Heckscher, in: E. P. in Memoriam, Record of the Art Mus., Princeton Univ. XXVIII, Nr. 1, 1969, S. 5-21;
    J. Białostocki, E. P. (1892-1968), Thinker, Historian, Human Being, in: Simiolus 4, 1970, S. 68-89;
    M. A. Holly, P. and the Foundations of Art History, 1984;
    R. Heidt Heller, in: H. Dilly (Hg.), Altmeister moderner Kunstgesch., 1990, S. 165-88;
    H. Bredekamp, Ex nihilo: P.'s habilitation, in: Polyanthea, Essays … in honor of William Sebastian Heckscher, 1993, S. 1-19;
    B. Reudenbach (Hg.), E. P., Btrr. d. Symposions Hamburg 1992, 1994;
    I. Lavin (Hg.), Meaning in the Visual Arts, Views from the Outside, A Centennial Commemoration of E. P. (1892-1968), 1995;
    Elisabeth Kraus, Die Fam. Mosse, 1999 (P);
    K. Michels, „Transplantierte Kunstwiss.“, Dt.sprachige Kunstgesch. im amerik. Exil, 1999 (P);
    Rhdb. (P);
    BHdE II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Metzler Kunsthistoriker Lex.Eigene Archivstud. (Warburg-Archiv Hamburg;
    StA Hamburg).

  • Portraits

    Photo v. L. Jacobi, 1966 (Warburg-Archiv, Hamburg).

  • Author

    Karen Michels
  • Citation

    Michels, Karen, "Panofsky, Erwin" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 36-38 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591568.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA