Lebensdaten
1866 – 1938
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116061707 | OGND | VIAF: 76455327
Namensvarianten
  • Pauli, Theodor Gustav
  • Pauli, Gustav
  • Pauli, Theodor Gustav
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Zitierweise

Pauli, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116061707.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. ist um 1500 mit d. Ratsverwandten Daniel in Altena (Westfalen) nachweisbar; d. Kaufm. Hinrich übersiedelte 1728 v. Westfalen n. Lübeck; – V Alfred (1827–1915), Dr. iur., RA, Staatsanwalt, Senator in B. (s. Brem. Biogr.), S d. Karl (1792–1879), Dr. iur., 1820-43 Sekr., 1843-76 Rat am hanseat. Oberappellationsger., Vf. d. „Lübeck. Zustände im MA“, 3 Bde. (s. ADB 25);
    M Emilie (od. Luise) (1833–90), T d. Wilhelm Albers (1800–76), Dr. iur., Senator in B., u. d. Therese Offensandt (1809–40);
    Ur-Gvv Adrian, Gutsbes. in Meckl. u. Holstein;
    B Adolf (1860–1947), Dipl., dt. Gesandter in Brasilien u. Kuba;
    Bremen 1896 Magdalena (Ps. Marga Berck) (1875–1970), Schriftst. (s. Kürschner, Lit.-Kal. 1973) T d. Carl Theodor Melchers (1839–1923), Überseekaufm., span. Konsul in B. (s. NDB 17 Fam.art.; Brem. Biogr.), u. d. Louise Adelgunde Struve;
    Gvm d. Ehefrau N. N. Struve, Großindustr. in Dresden; Vorfahre d. Ehefrau Adolf August Struve (1781–1840), Arzt in Dresden, Hersteller e. künstl. Mineralwassers (s. ADB 36);
    2 S (1 ⚔), 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1885 am Bremer Gymnasium studierte P. in Straßburg, Leipzig (bei Anton Springer) und Basel (bei Jacob Burckhardt). Nach der Promotion in Leipzig 1889 erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Kupferstichkabinett in Dresden. Hier erlernte er bei Max Lehrs (1855–1938) die Grundlagen der Graphikinventarisierung, bis ein nach kurzem Militärdienst aufgetretenes Lungenleiden eine mehrjährige Vakanz erzwang. Seit 1894 arbeitete er als Bibliothekar an der Dresdener Akademie. 1899 wurde P. in seine Heimatstadt berufen, um die Leitung der neugegründeten Kunsthalle zu übernehmen; 1905 wurde er offiziell zu deren Direktor ernannt. Binnen weniger Jahre gelang es ihm, aus dem ursprünglichen „ Ausstellungs- und Kunstinstitut“ ein nach wissenschaftlichen Maßstäben aufgebautes Museum zu schaffen; er ordnete die Graphikbestände neu und erwarb zahlreiche Werke von Liebermann, Corinth, Courbet, Manet, Monet, Renoir und Rodin. Beim Ankauf von van Goghs „Mohnfeld“ 1911 rief der Worpsweder Maler Carl Vinnen jedoch zu einem „Protest deutscher Künstler“ auf, der nationalistische Züge trug. Mit Leopold Gf. v. Kalckreuth (Präsident), Max Klinger und Franz Stuck war P. 1904 Gründungsmitglied des „Deutschen Künstlerbundes“. Damals sammelte sich um ihn und seine Flau der Freundeskreis „Die goldene Wolke“, dem u. a. Rilke, R. A. Schröder, H. Vogeler, A. W. Heymel und das Bremer Sammlerehepaar Johann Georg (1845–1911) und Adele Wolde angehörten.

    1914 wurde P. nach dem Tod seines Freundes Alfred Lichtwark (1852–1914) zum Direktor der Hamburger Kunsthalle berufen. Hier konnte er 1919 die Eröffnung der Gemäldegalerie und 1922 diejenige des Kupferstichkabinetts verwirklichen; größere Ankäufe waren während dieser Jahre freilich kaum noch möglich. Den deutschen Expressionismus (dessen Leitfigur Edvard Munch er hoch schätzte und dem er auch persönlich nahestand) lehnte er ab, was zur Entfremdung von seinem Mitarbeiter Max Sauerlandt (1880–1934) führte. 1931 verlor die Kunsthalle beim Brand des Münchener Glaspalastes einige ihrer wichtigsten Werke. 1933 wurde P. wegen seines unnachgiebigen Eintretens für künstlerische Qualität gegen die herrschende politische Meinung zwangsweise in den Ruhestand versetzt. 1928 war P. zu Vorlesungen an der Harvard-University eingeladen worden, denen 1935 auf Veranlassung der Carl-Schurz-Gesellschaft eine Vortragsreise durch die USA folgte. 1936 erschien seine Autobiographie, in der er sich an ihm freundschaftlich verbundene Politiker, Künstler und Gelehrte erinnerte, dabei auch an Kollegen wie Aby Warburg (dessen Totenrede er hielt) und Erwin Panofsky.

    P. gehörte der Generation universalistischer Kunsthistoriker an, die neben ihrer Museumstätigkeit grundlegende wissenschaftliche Arbeiten vorlegten (Barthel Beham, Ein krit. Verz. seiner Kupf., 1911; erste wiss. Monogr. über Paula Modersohn-Becker 1919) und auch publizistisch hervortraten. Seine Ankäufe von erstrangigen Werken des Realismus, Impressionismus und Post-Impressionismus zeugen von seiner Aufgeschlossenheit für die neuere Kunst und prägen bis heute den Sammlungsbestand der Bremer Kunsthalle.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Renaissance-Bauten Bremens, 1890, ⁵1926;
    Hans Sebald Beham, Verz. d. Kupferstiche (…), 1901, ²1904;
    Max Liebermann, 1911;
    Die Aufgaben d. modernen Kunstmus., 1912;
    Zeichnungen alter Meister in d. Kunsthalle zu Bremen, 3 Bde., 1914-16;
    P. O. Runge, Zeichnungen u. Scherenschnitte (…), 1916;
    Paula Modersohn, 1919, ³1934;
    Zeichnungen alter Meister in d. Kunsthalle zu Hamburg, 3 Bde., 1924-31;
    Die Kunst d. Klassizismus u. d. Romantik, in: Propyläen Kunstgesch., 1925, ²1931;
    Das 19. Jh. (G. Dehio, Gesch. d. dt. Kunst, Bd. 4), 1934. – Hg.: A. Lichtwark, Briefe an d. Komm. f. d. Verw. d. Kunsthalle, 2 Bde., 1924. – Autobiogr. Erinnerungen aus sieben J.zehnten, 1936;
    Begegnung mit Edvard Munch am 22. Juni 1926, in: Idea, Jb. d. Hamburger Kunsthalle 9, 1990, S. 37-41. – Zu Magdalena (Ps. Marga Berck): Sommer in Lesmona, 1951, Nachdr. 1975 u. 1977;
    Die goldene Wolke, 1954, ³1977;
    Aus meiner Kinderzeit …, mit e. Vorwort v. R. A. Schröder u. Zeichnungen v. Ch. Gfn. Kalckreuth, 1957, Nachdr. 1979.

  • Literatur

    A. Lichtwark, Briefe an G. P., hg. v. C. Schellenberg, 1946;
    E. Panofsky, in: Hamburger Fremdenbl. v. 1.2.1931, erneut in: ders., Dt.sprachige Aufss., hg. v. K. Michels u. M. Warnke, II, 1998, S. 1115-19;
    C. G. Heise, in: Jb. d. Hamburger Kunstslgg. 11, 1966, S. 7-14;
    Ch. de Tolnay, Erinnerung an G. P. u. an meine Hamburger Jahre, ebd., 19, 1974, S. 7-12;
    G. Busch, Hinweis z. Kunst, Aufss. u. Reden, 1977, S. 307-09;
    S. Salzmann, G. P. u. d. mod. Kunstmus., in: Avantgarde u. Publikum, 1992, S. 235-42;
    U. Luckhardt, „… diese d. edlen Kunst gewidmeten Hallen“, Zur Gesch. d. Hamburger Kunsthalle, 1994;
    W. Herzogenrath, „Ein Schaukelpferd v. e. Berserker geritten“, G. P., Carl Vinnen u. d. „Protest dt. Künstler“, in: Manet bis van Gogh. Hugo v. Tschudi u. d. Kampf um d. Moderne, Ausst.kat. München 1997, S. 264-73;
    Rhdb. (P);
    G. Busch, in: Brem. Biogr. 1969;
    Metzler Kunsthistoriker Lex.

  • Porträts

    Ölgem. v. A. Rée, um 1930;
    Büste v. C. Rilke-Westhoff, 1918;
    Ölgem. v. M. Slevogt, 1924 (alle Bremen, Kunsthalle).

  • Autor/in

    Jörg Deuter
  • Zitierweise

    Deuter, Jörg, "Pauli, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 121-122 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116061707.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA