Lebensdaten
1708 – 1777
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Mediziner ; Naturforscher ; Dichter ; Staatsmann
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118545140 | OGND | VIAF: 49234879
Namensvarianten
  • Haller, Albrecht von
  • Galler, Albrecht
  • Haller
  • mehr

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Zitierweise

Haller, Albrecht von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118545140.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Niklaus Emanuel (1672–1721), Advokat in B., Landschreiber nach Baden, S d. Emanuel (1632–77), Zuckerraffineur in B., u. d. Maria Ursula (T d. Niklaus v. Wyttenbach, 1596–1680, Bgm. v. Biel);
    M Anna Maria (1681–1708), T d. Joh. Anton Engel (1658–1711), Großrat in B., Schultheiß nach Unterseen, u. d. Anna Maria Achmüller; Vorfahre Johannes (s. 3);
    Stief-M Salome Neuhaus ( 1732) aus Biel;
    B Niklaus Emanuel (1702–79), Buchdruckereibes. u. Verleger in B., erster Verleger v. H.s Gedichten;
    - 1) Köniz b. Bern 1731 Marianne (1711–36), T d. Samuel Wyß (1677–1755), Herr zu Mathod u. La Motte, Apotheker u. Spezereihändler in B., u. d. Maria v. Diesbach, 2) 1739 Elisabeth ( 1740), T d. Joh. Rud. Bucher, Senator in Bern, 3) 1741 Sophie, T d. Herm. Frdr. Teichmeyer (1680–1746), auf Kamsdorf u. Wenisenjena, Prof. d. Med. in Jena (s. ADB 37), u. d. Marianne Sophie Schelhase;
    Groß-O d. 1. Ehefrau Isaac Steiger ( 1749), Schultheiß v. Bern seit 1732; Schwager d. 3. Ehefrau Joachim Gg. Darjes ( 1791), Philosoph, Jurist (s. ADB IV); - 2 S (1 jung †), 1 T aus 1) Gottlieb (s. 2), Marianna ( Franz Ludw. v. Jenner, 1725–1804, Präs. d. dt. Appellationskammer in B.), 1 S aus 2) (jung †), 4 S (1 jung †), 3 T aus 3), u. a. Rudolf (1747–1833), Bankier in Paris, 1793 Finanzkommissär d. franz. Republik, dann Gen.schatzmeister Napoleons f. d. ital. Armee u. Min. d. Cisalpinen Republik (s. ADB X), Albrecht (1758–1823), Botaniker (s. ADB X), Emilie ( Samuel Haller, Landvogt zu Wildenstein), Rosine Albertine Marianne ( Beat Ludw. Braun, 1718–92, Oberst d. engl.-ostind. Kompagnie, seit 1776 engl. Geschäftsträger in d. Schweiz), Sophie Charl. ( Ludw. v. Zeerleder, 1727–92, Bankier in B.);
    E Karl Ludw. (s. 4) Gottlieb Abraham v. Jenner (1765–1834), Berner Staatsmann (s. ADB XIII).

  • Biographie

    I

    Der Mediziner, Naturforscher und Dichter H. zählt zu den größten Universalgelehrten der Schweiz und der Aufklärung. Daß er einer zwar ratsfähigen, aber eher einflußlosen und wenigbemittelten Familie entstammte, hat zeitlebens sein Schicksal mitgeprägt.

    Er scheint frühreif und zuweilen kränklich gewesen zu sein, vor allem bis zum neunten Altersjahr an Rachitis gelitten zu haben. Um so stärker entfalteten sich die geistigen Interessen. Seinen Schüler und Biographen Johann Georg Zimmermann läßt er schreiben, daß er bereits als Kind 1000-2000 Beschreibungen berühmter Männer verfaßt habe. Gewiß ist, daß er seinen Kameraden voraus war. Zunächst wurde er privat unterrichtet. Nach dem Tode seines Vaters 1721 besuchte er während 1½ Jahren das Berner Gymnasium. Dann wurde er zur ferneren Ausbildung dem Arzte Johann Rudolf Neuhaus in Biel überlassen, wo er in der Umgebung herumstreifte, eine starke Naturliebe bezeigte und häufig Gedichte in mehreren Sprachen verfertigte. Darunter war ein episches Gedicht von 4000 Versen über den Ursprung des Schweizerlandes, in welchem er Vergil nachzuahmen versuchte. Nachdem er ursprünglich zum Geistlichen bestimmt gewesen war, neigte er nun der Medizin zu. Er nahm deren Studium 1723 in Tübingen auf. Aber weder das ungebundene Studentenleben noch der Lehrbetrieb vermochten ihn auf die Dauer zu befriedigen. Wohl war Johann Georg Duvernoy, bei dem er Wohnung nahm, sein Lehrmeister in Anatomie und Botanik, doch mangelten Bücher, Sektionen wurden nur an Hunden durchgeführt. Trotzdem wußte sich H. wissenschaftlich hervorzutun. Am 25.3.1725 verteidigte er öffentlich die Einwände Duvernoys gegen einen von G. D. Coschwitz in Halle vermeintlich entdeckten Speichelgang und wies auf die Ursachen des Irrtums hin.|Kurz danach verlockten ihn der Ruf von Boerhaave und Albinus, der berühmte Botanische Garten und die experimentellen Vorlesungen sowie persönliche Freundschaften, nach Leiden zu übersiedeln (wo er ein Jahr darauf auch mit seinem langjährigen Freunde, dem späteren Zürcher Naturforscher Johannes Gesner, zusammentraf). Boerhaave wurde nun H.s Lehrmeister, nicht zumindest in der Bestimmung seltener oder unbekannter Pflanzen. Er las auch über Chemie als fesselnder Experimentator, wenn auch auf alten Bahnen, und galt als unübertroffen im klinischen Unterricht und am Krankenbett. Bei dem Anatomen B. S. Albinus konnte H. 3 Leichen sezieren. Für seine umfassenden vorklinischen Interessen wurde der Physiker W. J. s'Gravesande wichtig. Im Sommer 1726 unternahm H. eine sechswöchige Ferienreise durch Norddeutschland. Im Mai 1727 erwarb er in Leiden den medizinischen Doktorgrad. Zwei Monate später wandte er sich nach England, wurde bei H. Sloane, dem Präsidenten der Royal Society, eingeführt, besichtigte die vorbildlichen Spitäler Londons und begegnete unter anderem W. Cheselden und J. Douglas. Ende August ging er nach Paris, wo er bei H. F. le Dran, dem damals bekannten Chirurgen der Charité, einen Operationskursus besuchte. Die höchst unbefriedigenden Operationsergebnisse mögen dazu beigetragen haben, daß H. „die Chirurgie niemals am Menschen praktisch geübt“ hat. Beim Anatomen J. B. Winslow lernte er, die Organe in situ zu studieren und die feineren Organe unter Wasser zu betrachten.

    Im Februar 1728 verließ er Paris. Bevor er in die Vaterstadt zurückkehrte, hielt er sich in Basel auf, widmete sich bei Johann (I) Bernoulli den Grundlagen der höhern Mathematik, beschäftigte sich mit Philosophie und Geschichte und gewann einen anregenden Freundeskreis. Er praktizierte als Arzt und vertrat als Lehrer und Demonstrator den erkrankten Anatomen Johann R. Mieg an der Universität. In Basel begann H.s ausgedehnte floristische Tätigkeit. Im Juli und August unternahm er mit Johannes Gesner eine Alpenreise zu botanischen Zwecken. Ähnliche Exkursionen folgten. Hier legte er den Grund für seine botanischen Meisterwerke der späteren Jahre. 1729 ließ sich H. als praktischer Arzt in Bern nieder (er wurde aber nie Stadtarzt). Durch botanische und anatomische Studien hielt er Kontakt mit der Gelehrtenwelt. Aber auf eine ausfüllende wissenschaftliche und politische Tätigkeit in Bern hoffte er vergeblich, wenn er auch in einem bescheidenen anatomischen Theater unentgeltlich lehren konnte. Eine freiwerdende Professur der Geschichte und der Beredsamkeit wurde an einen anderen Bewerber vergeben. Als daher 1736 G. A. von Münchhausen, der Kurator und Initiator der im Aufbau stehenden Universität Göttingen, ihm die Professur für Anatomie, Botanik und Chirurgie anbot, nahm er den Ruf an.

    In Göttingen hat sich H. als Begründer einer medizinischen Schule Leiden zum Vorbild genommen. Der Neubau einer Anatomie wurde ihm zugebilligt. Eine Präparatensammlung wurde angelegt. Ausreichend mit Instrumenten versehen, gab das Institut den Studenten Gelegenheit, selbst zu präparieren. Hier sezierte oder präparierte H. innerhalb von 17 Jahren etwa 350 Leichen. An zahllosen lebenden Tieren hat er experimentiert. 1743 begann in Göttingen der Druck der „Icones anatomicae …“, eines prächtigen Tafelwerkes in 8 Faszikeln (bis 1754), das vor allem die Gefäßanatomie berücksichtigte und ein Gegenstück zu den Bildwerken seines Lehrers Albinus über Knochen und Muskeln bildete. 1747 erschienen in Göttingen die „Primae lineae physiologiae in usum praelectionum academicarum“, die viele Auflagen, auch französische und englische Übersetzungen erlebten. Als Forscher vereinigte H. in seinen hervorragenden Untersuchungen und Publikationen glänzende Experimente mit geduldigen Beobachtungen, fast unvergleichliche Literaturkenntnisse mit klarer Beweisführung. Gewissen empirischen Tendenzen der Aufklärungszeit entsprechend, lehnte er Naturerklärungen auf der Grundlage philosophischer Kosmologien ab. Die Erkenntnisse sind auf die Erfahrung zu gründen. Ausgangspunkt ist der Versuch. Hypothesen sind auf die Rolle einer „Erwartungsbrücke“ beschränkt. Ihre Gültigkeit ist gründlich im Experiment zu prüfen. Eine ausschlaggebende Rolle wird der Verbesserung der Hilfsmittel zuerkannt: „Bequemere Sternrohre, ründere Glastropfen, richtigere Abteilungen eines Zolles, Spritzen und Messer taten mehr zur Vergrößerung des Reiches der Wissenschaften als der schöpferische Geist des Descartes, als der Vater der Ordnung Aristoteles, als der belesene Gassendi“ (Vorrede zu der deutschen Übersetzung von Buffons „Allgemeine Historie der Natur“, Hamburg 1750). Trotz eigener Verdienste vertrat H. aber die Ansicht, zumindest in seiner Frühzeit, daß die Alten größere wissenschaftliche Leistungen als die Modernen hervorgebracht hätten. Auch beklagte er den Verlust des Lateins als universaler Gelehrtensprache.

    H. hat die vergleichend-physiologische Methode zum System erhoben. Insgesamt rückte er die Funktion der Körperteile in den Mittelpunkt. Nachhaltigste Wirkung war seiner Interpretation der „Sensibilität“ und der „Irritabilität“ beschieden (De partibus corporis humani sensilibus et irritabilibus, Göttingen 1752). Erstmalig wird aufgrund einer großen Reihe von Tierversuchen der Gedanke ausgesprochen, daß bestimmte Leistungen an bestimmte Gewebestrukturen gebunden sind, daß nur ganz bestimmte Teile bei Schädigungen Schmerzempfindlichkeit (Sensibilität) zeigen (alle Organe mit Nervenfasern), andere Teile wieder bei mechanischem, chemischem, elektrischem Reiz eine Verkürzungsfähigkeit (Irritabilität) aufweisen, ohne daß eine Schmerzäußerung auftritt (alle Organe mit Muskelfasern). Beide Erscheinungen werden von H. als spezifisch dem lebendigen Gewebe anhaftende Kräfte erklärt, sind also nicht auf ein immaterielles Prinzip (anima Stahls) zurückzuführen. Doch fanden gerade diese Begriffe ihre Ausdeutungen im Vitalismus (Th. de Bordeu, Blumenbach und andere) und gingen über die Erregungslehre J. Browns in die Medizin der Romantiker ein. Eingehend befaßte sich H. mit dem Kreislauf, dem Zusammenhang zwischen Blutbewegung, Herztätigkeit und Atmung. Er bewies experimentell – Anschauungen G. E. Hambergers entgegen –, daß im Pleuraraum keine Luft vorhanden ist. Er hielt es für abwegig, der Seele einen bestimmten Platz im Körper zuzuweisen, ebenso eine Beziehung des Kleinhirns zur Herztätigkeit und zu vegetativen Vorgängen anzunehmen. Irrtümlich behauptete er unter anderem, die Körperwärme sei durch das Blut erzeugte Reibungswärme und elektrische Vorgänge spielten in der Nervenfunktion keine Rolle, Ansichten, die sich seinem Ansehen gemäß lange hielten.

    Die Botanik hat H. durch die Gründung des Göttinger Botanischen Gartens gefördert. 1743 und 1753 angelegte Verzeichnisse der darin kultivierten Pflanzen bezeugen dessen rasche Entwicklung und wissenschaftliche Bedeutung. Als Frucht floristischer Studien erschien als erste umfassende schweizerische Pflanzenkunde 1742 die „Enumeratio methodica stirpium Helvetiae indigenarum“ (Göttingen), allgemein anerkannt, auch durch Linné, obwohl dieser mit H. in einem Streit über die Methode der Pflanzenbenennung stand. Schon in seiner Habilitationsschrift „De methodica studio botanices absque praeceptore“ (Göttingen 1736) war H. für ein „natürliches“, auf morphologischen Merkmalen besonders auch des Blütenbaus aufgebautes Pflanzensystem eingetreten, das bereits in vielen Fällen der natürlichen Verwandtschaft gerecht wurde. Da aber in ihm die alte Methode der „polynomen“ Benennung beibehalten wurde, unterlag es dem Linnéschen System, das mit seiner binären Nomenklatur einen entscheidenden Fortschritt darstellte und mit seiner, wenn auch künstlichen Einteilung nach Staubfäden auch den Vorzug rascher Bestimmung bot. Zahlreiche Einzeluntersuchungen hat H. in den „Opuscula botanica“ (Göttingen 1749) zusammengefaßt.

    H., den bereits 1734 die Schwedische Gesellschaft der Wissenschaften in Upsala zu ihrem ersten auswärtigen Mitgliede ernannt hatte, hat in Göttingen europäischen Ruhm erlangt. Seine anatomische Schule zog Hörer aus allen angrenzenden Ländern an. Er wurde mit Ehrungen und Titeln überhäuft. Als Nachfolger Boerhaaves wurde er 1740 in die Royal Society of London aufgenommen. Berufungen an auswärtige Universitäten, unter anderem Oxford und Utrecht, schlug er aus. Friedrich der Große bemühte sich vergeblich durch Maupertuis, ihn als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften für Berlin zu gewinnen. Unter H.s maßgeblicher Mitwirkung wurde 1751 die Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen gegründet. Er entwarf ihre Satzungen, schlug die Mitglieder vor und errang ihr in kurzer Zeit internationales Ansehen. Zeit seines Lebens war er ihr Präsident.

    1745 übernahm er die Redaktion, 1747 die Direktion der „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“ (bis 1753) und machte die bis dahin unscheinbare Zeitschrift zu einem internationalen Besprechungsorgan, das seit seiner Tätigkeit unter der Aufsicht der Akademie erscheint. Er hat sie durch seine immense, auch heute noch nicht ausgeschöpfte Rezensionsarbeit auf allen Wissensgebieten und der schönen Literatur geprägt. Nach den Auszählungen von K. S. Guthke hat H. von 1745 bis zu seinem Tod (1777) etwa 9300 Rezensionen allein für die GGA geschrieben, also etwa 300 jährlich, Rezensionen für andere Zeitschriften nicht eingerechnet. Dabei stellte er im Gegensatz zu den Gepflogenheiten der Zeit strenge Anforderungen an den Rezensenten. Dank H. besaßen die GGA besonders guten Zugang zur Buchproduktion Englands und der romanischen Länder. Von seiner außerordentlichen Rezensionstätigkeit zeugen außerdem über 5000 handschriftliche, von ihm nicht veröffentlichte Beurteilungen älterer Literatur aus den Jahren 1728-37 und 1741-75/76, die sogenannte „Judicia Librorum“ (Bern, Burgerbibliothek), jeder Band nach Fachgebieten geordnet und mit Register versehen. Bemerkenswert sind die genauen bibliographischen Angaben. Medizin und Naturwissenschaften überwiegen. In den ersten Bänden ist auch die schöngeistige Literatur vertreten.

    Großzügigkeit und Entgegenkommen Münchhausens konnten nicht verhindern, daß H.|1753 in die Schweiz zurückkehrte, um einen zwar an Erfolgen, aber auch an Enttäuschungen und Mißhelligkeiten reichen Lebensabschnitt abzuschließen. Schlechter Gesundheitszustand, Arbeitsüberlastung, Ärger, aber vor allem Sehnsucht nach der Heimat und der Wunsch, die heranwachsenden Kinder in der Schweiz zu versorgen, mögen zum Entschluß beigetragen haben. In den ersten Göttinger Jahren hatte er seine erste und seine zweite Frau und 2 Kinder verloren. Die 1741 geschlossene 3. Ehe war nicht frei von Spannungen. Im Universitätsleben häuften sich Streitigkeiten mit Fachgenossen, Kollegen und Mitarbeitern. Den Vorwurf der Pietätlosigkeit brachte ihm die Veröffentlichung der Boerhaaveschen Vorlesungsmitschriften ein (Hermanni Boerhaave Praelectiones academicae in proprias institutiones rei medicae edidit et notas addidit Albertus Haller, 6 Bände, Göttingen 1739–44), in der H. in deutlich abgehobenen Zusätzen hinter dem ursprünglichen Text des verehrten Lehrers eigene Kommentare, Ergänzungen und, wenn notwendig, auch Widerlegungen bringt. Die Anschuldigungen entstammten vorwiegend dem ehemaligen Leidener Kreis: G. van Swieten, Herausgeber der Boerhaaveschen „Aphorismen“, Albinus und H. D. Gaub, Nachfolger Boerhaaves. Scharfe Formen nahmen seit 1746 die Auseinandersetzungen mit Hamberger über den Atemmechanismus an. Das ehemals freundschaftliche Verhältnis zu Linné trübte sich. In heftige Fehde geriet er mit La Mettrie, als dieser H. sein Buch „L'homme machine“ (1747) zueignete. Als ein der kirchlich-staatlichen Ordnung zuneigender Geist wies H. diese Widmung, die ihn als Materialisten erscheinen lassen mußte, scharf zurück.

    Bereits 1745 war H. in den Großen Rat zu Bern gewählt worden. Bei seiner Rückkehr 1753 erhielt er das bescheidene Amt eines Berner Rathausammanns. 1757 tat er sich bei der Reorganisation der Akademie von Lausanne hervor; 1758 wurde er Salzdirektor in Roche und 1762 stellvertretender Landvogt in Aigle. 1764 kehrte er nach Bern zurück, wurde 1766 Mitglied des Berner Ehegerichts, der Oberappellationskammer und Assessor perpetuus des Sanitätsrates. Während seiner Tätigkeit in der Westschweiz erwies er sich als Praktiker in Landwirtschaft und Bergwesen, als einer der ersten berufenen Bekämpfer der Maul- und Klauenseuche. Doch fühlte er sich vor allem als Gelehrter. 1763 schrieb er an G. Morgagni: „Die Pflichten des Richters, Verwalters, Ratsmitgliedes, die mir im Vaterlande auferlegt sind, scheinen meinem Geiste weniger zu liegen als jene friedliche Untersuchung des Wahren in der Natur.“

    Die Verwaltungstätigkeit ließ ihm Muße zu wissenschaftlicher Tätigkeit. Zahlreiche Einzelarbeiten entstanden aufgrund experimenteller Untersuchungen oder aus der Verwaltungstätigkeit, unter anderem die Abhandlung „Sur la formation du coeur dans le poulet“ (Lausanne 1758). Große, bereits in der Göttinger Zeit vorbereitete literarische Vorhaben wurden verwirklicht. Jetzt schrieb er sein „riesengroßes Werk“, die „Elementa physiologiae corporis humani“ (8 Bände, Lausanne 1757–65), die er selbst für die Krönung seines Lebenswerkes hielt. Er hat darin seine umfassenden Literaturkenntnisse – die vorangegangenen 120 Jahre werden hauptsächlich in Betracht gezogen – mit eigenen Ergebnissen verarbeitet und besonders für seine Lehre vom Blutkreislauf bereits pathologische Beobachtungen verwandt. 1768 erschien in 3 Foliobänden die „Historia stirpium indigenarum Helvetiae inchoata“ (Bern), ein großartiges, allen Florenwerken des 18. Jahrhunderts voranstehendes Werk.

    Neben Linné gehört H. zu den bedeutendsten Botanikern seiner Zeit. Seine größten Verdienste liegen jedoch auf dem Gebiete der Physiologie, die er zum Range einer selbständigen Wissenschaft erhoben hat. Bereits von seinem Zeitgenossen L. Spallanzini wurde er als deren Begründer bezeichnet. Durch ihn wurde die ältere Physiologie Descartes' und Stenos aus einer „Physica animata“, welche etwa die Muskelfunktionen vor allem als Dynamik und geometrische Konstruktion begriff, zu einer „Anatomia animata“, welche auch die Chemie der Muskelflüssigkeit in Betracht zog. Noch kaum ist bemerkt worden, wie durch H. das „Zeitalter der Mathematik“ durch das „Zeitalter der Botanik“ abgelöst wurde. Dies war eine bewußte Abkehr vom Cartesianismus; jedoch kein eigentlicher Vitalismus, sondern eher eine differenzierte biologische Auffassung, welche in skeptischer Spannung die Beobachtungen und Fortschritte der Wissenschaften selbst statt Spekulationen entscheiden lassen wollte.

    In den letzten Lebensjahren folgten noch die gewaltigen „bibliographies raisonnées“: die „Bibliotheca botanica …“ (2 Bände, Zürich 1771/72), die „Bibliotheca anatomica …“ (2 Bände, ebenda 1774/77), die „Bibliotheca chirurgica …“ (2 Bände, Basel 1774/75) und, zum Teil postum, die „Bibliotheca medicinae practicae … “ (4 Bände, ebenda 1776-88). Es sind Sammelwerke, in denen H., von Herder „der geistvollste Compilator des Jahrhunderts“ genannt, das Schrifttum der betreffenden Gebiete von den Anfängen bis auf seine Zeit zusammenträgt. Den bibliographischen Angaben sind in großer Zahl erläuternde, wertende, mit anregenden Ausblicken nicht sparende Texte|beigegeben. Grenzgebiete werden berücksichtigt. In vielen Fällen werden die Autoren der aufgeführten Werke über die Berufsangabe hinaus kurz charakterisiert, und ihre Leistungen werden gewürdigt. Die „Bibliotheken“ sind daher auch heute als Skelett einer gedrängten geschichtlichen Darstellung der betreffenden Gebiete wertvoll.

    H. hat die Schweiz trotz verlockender Angebote nicht mehr verlassen. Berufungen an andere Universitäten, unter anderem Halle und Petersburg, lehnte er ab. Ununterbrochen liefen seit seinem Weggang Verhandlungen um eine Rückkehr bis fast zu Münchhausens Tode (1770), der H.s ständig gesteigerten Ansprüchen nachzukommen versuchte. Doch bewahrte er weiter den Zusammenhang mit den führenden Geistern seiner Zeit. Wissenschaftliche Gesellschaften aller Länder bewarben sich um seine Mitgliedschaft. Er führte einen ausgedehnten Briefwechsel (etwa 13 000 Briefe mit 1100 Korrespondenten sind erhalten). Wenige Monate vor seinem Tode empfing er den Besuch Kaiser Josefs II. Als Präsident der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen sandte er regelmäßig Schriften zur Verlesung bei der Jahresfeier, unter anderem eine Abhandlung über die Blutbewegung (1756) und zwei über die Wirkung des Opiums auf den menschlichen Körper (1776 und 1777), in denen er aus mehrjähriger Erfahrung am eigenen Leib die Wirkung dieses Giftes, dessen Genuß damals noch nicht als Laster gewertet wurde, beschreibt.

    Außer zur Medizin und zu den Naturwissenschaften hat H. Beiträge zur Literatur, Geschichte und Staatslehre, zu Fragen des Rechts und der Philosophie und nicht zuletzt zur Theologie geleistet. Er ist wiederholt als Apologet für die orthodoxe christliche Überlieferung eingetreten (Antivoltaire ou discours sur la religion, 1755) und hatte in Göttingen den Bau einer reformierten Kirche gefördert. Noch 1772 veröffentlichte er die „Briefe über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung“ und 1775-77 die „Briefe über einige Einwürfe noch lebender Freigeister wider die Offenbarung“ (3 Bände), beide gegen Voltaire gerichtet. Doch enthalten seine Tagebücher, die er von 1736 bis zu seinem Tode geführt hat, Zeugnisse von häufigen religiösen Zweifeln und quälerischen Selbstvorwürfen über die eigene Würdigkeit. H. war, wie die moderne Forschung ergeben hat, eine zwar hochbegabte und in den Mannesjahren sehr vitale, aber auch zwiespältige Persönlichkeit mit tragischen Zügen, von ungeheurer Schaffenskraft und ungewöhnlichem wissenschaftlichem Ehrgeiz wie von intensivster empirisch-naturforschender Ehrlichkeit besessen. Obgleich er noch Glauben und Wissen in den früheren Jahren nicht nur für vereinbar hielt, sondern die Möglichkeit, Gott und seine Schöpfung aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Studien zu erweisen, innerlich als Triebfeder betrachten durfte, überwältigten ihn mehr und mehr Zweifel, die er zurückzuweisen und abzustreiten sich aus verschiedenen Gründen entschloß. Die einzelnen Phasen seiner Entwicklung sind in ihrer Tiefe erst zum Teil erforscht. Ein umfassendes Verständnis setzt die vollständige Erschließung seiner Werke, Rezensionen, Briefe, Gedichte und Tagebücher voraus, was infolge ihres Umfanges überaus schwierig ist. Doch steht jetzt schon fest, daß sie ein in mancher Hinsicht neues „Haller-Bild“ ergäbe, das an die Stelle des selbstsicheren Gelehrten oder pionierhaften Forschers, beziehungsweise des tiefreligiösen Menschen oft einen besonders schwer ringenden Menschen mit sehr spezifischen Zügen zwischen der Früh- und Spätaufklärung zeigen würde. Sie müßte die fast unvergleichliche Arbeit in der Rezensionstätigkeit und sein humanistisch-wissenschaftliches Gerechtigkeitsgefühl hervorheben wie persönliche Schwächen, aber auch ein Streben zur Universalität in der Wissenschaftstheorie und in der empirischen Erfassung von Tatbeständen, welche weit mehr Bewunderung erwecken könnte als ein zu sehr durch Traditionen geprägtes Schema.

    H. ist vor allem groß durch seine zuletzt immer wieder vorhandene intellektuelle Redlichkeit und die Intensität des dadurch bewirkten Schaffens in Forschung und Dichtung; er strebte nicht mehr nach einer völligen Einheit von Religion, Metaphysik und Physik; aber er suchte die Ursprünge und die Wirklichkeit des naturhaften, menschlichen und ethischen Kosmos mit stärkster kritischer Leidenschaft zu verstehen. Im Grunde hatte er weder den Glauben an die „Theodizee“ noch einen naiven Bibelglauben, war aber auch nicht Anhänger des Materialismus oder des Empirismus. Seine Überzeugung war in steter Wandlung und Entwicklung begriffen, ohne daß er wie Descartes nur ein methodischer Zweifler gewesen wäre. Sein kritischer Geist lehnte selbst diese Haltung ab, ohne aber zu einer endgültigen anderen Überzeugung gelangen zu können. Er bejahte daher auch die Religiosität immer wieder von neuem wie seinen angestammten protestantischen Glauben, jedoch nie als unbedingte letzte Lösung einer lebenslänglich drängenden Frage.

    II

    Gegenüber dem enzyklopädischen Charakter seiner wissenschaftlichen Arbeit ist das dichterische Werk H.s schmal an Umfang. Die diesem vorbehaltene Zeit und Kraft waren karg bemessen. Dennoch muß dem bis zu H.s Tod in 11 Auflagen erschienenen, an vielen Stellen von ihm selbst kommentierten „Versuch schweizerischer Gedichte“ (Bern 1732, 12ebenda 1777) die stärkere geschichtliche Wirkung zuerkannt werden. Sieht man von den drei späten Staatsromanen ab, in denen er den aufgeklärten Despotismus (Usong, Eine Morgenländische Geschichte, Bern 1771), die konstitutionelle Monarchie (Alfred, König der Angel-Sachsen, Göttingen/Bern 1773, ²Frankfurt/Leipzig 1774) und die aristokratische Republik (Fabius und Cato, ein Stück der römischen Geschichte, Bern/Göttingen 1774) darzustellen suchte, dann ist H. überhaupt nur in seiner Jugend Dichter gewesen. Da aber ließ ihn die innere Einheit seines Dichtens mit dem naturwissenschaftlichen Forschen, dem philosophischen Grübeln, der religiösen Beunruhigung und einer konservativen politischen Ethik über alle Gestaltungshemmnisse hinaus zu großer dichterischer Leistung gelangen. Er wurde der Begründer einer philosophischen Lyrik im deutschen Sprachraum. Bei ihm beginnt der Weg, der durch das 18. Jahrhundert zu Schiller und über Schiller hinaus zu Hölderlin führte. H. war von den großen Themen der Aufklärung ergriffen; in seinen Gedichten trug er sie jedoch weder popularisierend noch systematisierend vor, sondern suchte über ihre moralische und teleologische Auffassung hinaus zu ihren religiösen und spekulativen Ursprüngen zurückzugelangen. Als Dichter immer zugleich ein Philosophierender, hat er die Möglichkeit einer poetischen Metaphysik entdeckt. In seinem erkenntnistheoretischen Skeptizismus die Kritiken Kants vorbereitend, der ihn den erhabensten unter den deutschen Dichtern genannt hat, erscheint H. in der Abgründigkeit seines Fragens darüber hinaus in vielen Zügen schon dem modernen Denken verwandt.

    Auf der gemeinsam mit Johannes Gesner im Sommer 1728 unternommenen Alpenreise erwachte sein Dichtertum. Nach dem Vorbild der „Georgica“ des Vergil und des Lukrezischen Lehrgedichts „De natura rerum“ sowie unter der Einwirkung der englischen Literatur entstand sein erstes großes Gedicht „Die Alpen“, das jahrzehntelang Muster für alle „malende“ Poesie blieb, bis Lessing im „Laokoon“ die berühmten Blumenstrophen zum Ausgangspunkt seiner Kritik nahm. Schon in den „Alpen“ hat H. Landschaftsschilderung und Gedankendichtung in der Weise miteinander verbunden, daß die Natur zum auslösenden Moment für die philosophische Reflexion wurde, ein poetisches Verfahren, das zumindest bis zu Schillers Elegie „Der Spazier gang“ beispielgebend blieb. In den „Alpen“ sind H.s Reflexionen kulturphilosophischer Art, sie nehmen im Anschluß an Beobachtungen und Gedanken des pietistischen Kulturkritikers Beat Ludwig von Muralt die zivilisationsfeindlichen Rousseau-Stimmungen vorweg, ohne freilich die politischen und sozialen Konsequenzen Rousseaus zu ziehen. Irdische Glückseligkeit glaubte H. in dem einfachen, reinen, naturverbundenen Leben der Alpenbewohner erfüllt sehen zu dürfen. Dem stellte er in den folgenden politisch-satirischen Gedichten „Die verdorbenen Sitten“ und „Der Mann nach der Welt“ die entarteten städtischen und höfischen Lebensverhältnisse gegenüber. Nicht zu Unrecht erkannten die herrschenden Kreise Berns darin einen Angriff gegen das von ihnen repräsentierte politische System, und so verwehrten sie H. das erhoffte Amt in seiner Vaterstadt. Die Verschwörung Samuel Henzis und ihr Ausgang bestätigten ihm 1749 seine Voraussicht. Innerhalb der bürgerlichen Welt erschien ihm die Bewahrung des Althergebrachten als die allein mögliche Parallele zu dem reinen Naturzustand der Alpenbewohner. Das Verhängnis der Neuerungen wurde noch ein Thema des „Usong“, aus dem der junge Goethe einen Satz der Klage über den Verfall der alten Redlichkeit und den Verlust der Freiheit seiner „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“ voranstellte. Die Gedichte „Gedanken über Vernunft, Aberglauben und Unglauben“ und „Die Falschheit menschlicher Tugenden“ zeigen die schnell fortschreitende Verdüsterung des Menschenbildes bei H. Sie lösen die Kritik von aktuellen Anlässen und suchen die generelle Verderbtheit der menschlichen Natur zu entlarven, indem sie ihre Beispiele aus der Geschichte und aus einer Typologie des Menschen entnehmen. Das metaphysische Verhängnis des Menschen sieht H. in der Zweideutigkeit und Unseligkeit des Mittelwesens, das zugleich der physischen und der geistigen Welt angehört. Die philosophischen Antithesen und charakterologischen Antinomien fanden in dem starren Versmaß des Alexandriners ihren angemessenen Ausdruck. H.s Skepsis betraf nun nicht mehr allein die Wissenschaftsgläubigkeit seiner Zeit, sie griff über auf den Glückseligkeitsgedanken und den Tugendbegriff der Aufklärung und stürzte ihn auch gegenüber der Religion, zu der er sich bekannte, in quälende Zweifel. Die Bindung an die äußere Erscheinungswelt und die Selbstliebe verhindern das Vordringen zu dem absoluten Kern des Ich und relativieren damit alles ethische Verhalten. In H.s umfangreichstem Gedicht „Über den Ursprung des Übels“ ist die philosophische Anthropologie ganz zur Metaphysik geworden. Hier hat das dem 18. Jahrhundert von Leibniz überkommene Thema der Theodizee seine großartigste Gestaltung gefunden. Doch wird nichts weniger als eine Umsetzung des Leibnizschen Systems in Verse gegeben, es handelt sich vielmehr um ein Gedicht, das angesichts der Fragwürdigkeit des Lebens und der Welt die Rechtfertigung Gottes nicht zu erbringen vermag. H. sieht, wie Schuld und Verhängnis im menschlichen Dasein unentwirrbar ineinandergreifen; vergeblich sucht er Zuflucht in dogmatischen Lösungen. Das „Unvollkommene Gedicht über die Ewigkeit“, in dem Herder die sprachliche Bildkraft H.s die des Lukrez übertreffen sah, das Klopstock und Kant bewunderten, blieb Fragment, weil die unter der Gewalt der Todeserfahrung gestellten Fragen für H. unbeantwortbar waren. Persönliches Schicksal ist am meisten in die nach dem Tode seiner ersten Frau entstandene „Trauerode“ eingegangen. Schiller hat gerade dieses Gedicht getadelt, weil es weder das unmittelbare Erleben ausspreche, noch sich zur Idee erhebe („Über naive und sentimentalische Dichtung“), doch hat er darüber den Charakter des schwermütigen Gedenkens, der Trauer des auf seine Reflexion zurückgeworfenen Vereinsamten verkannt. Was H. in seinen späteren Jahren noch an Versen schrieb, war bloße Gefälligkeitspoesie. Dennoch hat er am Fortgang des literarischen Lebens als Kritiker in den „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“ regen Anteil genommen. Noch Goethes „Werther“ widmete er eine verständnisvolle Rezension (ungedruckt, Bern, Burgerbibliothek, Fotokopie bei Guthke).

    Zu einem Teil seines Wesens gehörte H. noch dem zu Ende gegangenen Barockzeitalter an. Vor allem durch den bei ihm immer wiederkehrenden Vanitas-Gedanken gelangte dies zum Ausdruck. Zum anderen Teil sammelten sich in ihm jedoch schon viele der Elemente, die als geistesgeschichtliche Voraussetzungen für Goethes „Faust“ angesehen werden müssen. Das Faustische in H. hat Goethe nicht zu sehen vermocht, als er in dem Gedicht „Allerdings. Dem Physiker“ vom Standpunkt seiner Morphologie aus H. heftig angriff. Ein unaufhebbarer Gegensatz zwischen Erfahrungswissenschaft und Offenbarungsglauben bestimmte H.s Leben. In ihm erhob sich die dunkle Gegenstimme zu dem Optimismus der Aufklärung.

  • Werke

    Weitere W Ausführl. Verz.: S. Lundsgaard-Hansen - v. Fischer, Verz. d. gedr. Schrr. A. v. H.s, 1959. - Gedichte, hrsg. u. eingel. v. L. Hirzel, 1882 (mit grundlegender Biogr.);
    Versuch schweizer. Gedichte, hrsg. v. A. Frey, = Kürschners Dt. Nat.-Lit. 41, II, o. J.;
    Gedichte, hrsg. v. H. Maync, 1923;
    Die Alpen u. a. Gedichte, Ausw. u. Nachwort v. A. Elschenbroich, 1965;
    Slg. Kleiner H.ischer Schrr., Bern 1756, ²3 Bde., 1772. - Tagebücher u. biogr. Aufzeichnungen: Tagebuch d. Studienreise nach London, Paris, Straßburg u. Basel 1727–28, Mit Anmerkungen hrsg. v. E. Hintzsche, 1942;
    A. H.s Tagebücher s. Reisen nach Dtld., Holland u. England 1723–27, hrsg. v. dems., 1948;
    ders., A. H.s „Manuscripta Winslowiana“, ein wiederaufgefundenes Tagebuch aus d. Pariser Studienzeit, in: Gesnerus 4, 1955, S. 97-111;
    Tagebuch s. Beobachtungen üb. Schriftsteller u. üb. sich selbst, hrsg. v. J. G. Heinzmann, 2 Bde., ebd. 1787. - Briefwechsel: A. v. H.s Briefe an Johs. Geßner (1728–77), hrsg. v. H. E. Sigerist, in: Abhh. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Math.-physikal. Kl., NF XI, 2, 1923;
    Otto lettere di Spallanzani ad H., hrsg. v. P. di Pietro, in: Pagine di Storia della medicina 2, Rom 1958, S. 36-44;
    A. v. Haller - G. Morgagni, Briefwechsel 1745–68, hrsg. v. E. Hintzsche, 1964.

  • Literatur

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    E. Fueter, Gesch. d. exakten Wiss. in d. schweizer. Aufklärung, 1680–1780, 1941;
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    P. Diepgen, A. H. u. d. Gesch. d. Med., Ges. Aufsätze, 1938;
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    W. Kohlschmidt, H.s Gedichte u. d. Tradition, in: ders., Dichter u. Zeitgeist, 1965, S. 206-21;
    Goedeke IV, 1, S. 22-25 (W, L) u. ö.;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Porträts

    Gem. v. J. R. Huber, 1736 (Bern, Privatbes.), Abb. b. Rave;
    Kupf. v. J. J. Haid n. Ölgem. v. J. R. Studer, 1745, Abb. b. Heinl, s. L;
    Gem., 1746 (Göttingen, Univ.;
    Foto Marburg), Abb. in: Gr. Deutsche im Bild, 1937;
    vgl. A. Weese, Die Bildnisse A. v. H.s, 1909.

  • Autor/in

    I Eduard Fueter, II Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Fueter, Eduard K.; Elschenbroich, Adalbert, "Haller, Albrecht von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 541-548 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118545140.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Haller: Albrecht v. H., (1708—77), wurde den 8. October 1708 in Bern geboren; er stammte aus einem wohlangesehenen Geschlechte, das, seit der Reformation in Bern niedergelassen, zwar nicht zu den eigentlich patricischen Familien gehörte, aber Antheil hatte an der Stadtregierung. Albrechts Vater war ein geschätzter Rechtsgelehrter, der 1705 einen Ruf nach Utrecht erhalten, aber ausgeschlagen hatte; 1712 wurde derselbe Landschreiber zu Baden im Aargau. Die Mutter, Anna Maria Engel, starb früh und wurde durch eine Stiefmutter ersetzt. Die Erziehung des Knaben blieb meistens Hauslehrern überlassen, die ihn wenig anzuziehen wußten; dieser selbst entwickelte sich indessen außerordentlich früh, Lernbegierde und Fleiß, Verstand und Gedächtnißkraft zeichneten ihn gleicher Maßen aus und trieben ihn zu eigener Arbeit an, so daß er schon im 10. Altersjahre mit den alten Sprachen vollkommen vertraut war. Auch der Sammeleifer, sowie die Neigung zu dichterischen Versuchen gab schon in diesen Jahren sich kund. Im J. 1721 starb auch der Vater und Albrecht trat in Bern in das Gymnasium, kam aber bald nach Biel zu einem gelehrten Arzte, Dr. Neuhaus, und erhielt von diesem die Richtung auf die Naturwissenschaften; er entschloß sich zum medicinischen Studium und bezog noch 1723 die Universität in Tübingen. Er fand die Verhältnisse nicht günstig. Duvernois, Professor der Botanik und Anatomie, war der einzige der dortigen Lehrer, welcher auf ihn Einfluß übte. Im März 1725 vertheidigte H. vom öffentlichen Lehrstuhle herab die Ansicht Duvernois', daß ein von dem Breslauer Arzt Coschwitz beschriebener angeblicher Speichelgang unter der Zunge vielmehr blos eine Zungenvene sei, ein Gegenstand, der später H. auch den Stoff lieferte zur Doctordissertation. Bei dem genannten Lehrer hatte er Vorlesungen über Boerhave's Institutionen, ein damals vielgeschätztes Compendium der Physiologie und allgemeinen Pathologie, gehört, und war so sehr von diesem Werke eingenommen, daß er beschloß, bei Boerhave in Leyden selbst seine Studien fortzusetzen. Im Mai 1725 kam er dort an und wurde der eifrigste Schüler dieses damals berühmtesten Arztes. Die größten späteren Leistungen Haller's sind auf die hier erhaltenen Anregungen zurückzuführen. So fing er an, zum Zweck der Commentirung der Boerhave’schen Physiologie die ganze damalige physiologische Litteratur mit staunenswerthem Fleiße zu excerpiren; die Frucht dieses Fleißes waren die von 1739—44 gedruckten Commentare zu den Vorlesungen seines Meisters. Diese Commcutare übertreffen die Institutionen selbst quantitativ ungemein, ragen aber auch nach ihrem Inhalte vor dem Commentirten hervor. Außer Boerhave hat in Leyden auch B. Albinus bedeutenden Einfluß auf H. ausgeübt; er gab ihm als Director des anatomischen Theaters Gelegenheit zur Leichensection. Der botanische Garten, damals einer der reichsten Europa's, bot die Möglichkeit zu mannigfaltigen Beobachtungen und nährte die Vorliebe auch|für diesen Zweig der Wissenschaft. Nach einer Reise durch das nördliche Deutschland erwarb sich H. 1727, noch im 19. Jahre, den Doctorgrad und begab sich erst nach London, dann nach Paris. Von hervorragenden Männern, deren Anleitung er genoß, deren Freundschaft er gewann, werden genannt an ersterem Orte Hans Sloane, Cheselden, Douglas und John Pringle, in letzterer Stadt neben den beiden Jussieu vorzüglich Winslow und der Chirurg Le Dran, in dessen Hause er wohnte und bei dessen Operationen er Zeuge sein durfte. Auf der Rückreise hielt sich H. noch einige Zeit in Basel auf und an dieser damals einzigen Schweizer Universität fand er zuerst Anlaß, sich in selbständigem Lehrvortrage zu versuchen. Zugleich ergab er sich hier, von dem großen Bernoulli angeregt, mit Leidenschaft dem Studium der höheren Mathematik. Mit seinem vertrautesten Freunde, dem als Naturforscher ebenfalls ausgezeichneten Johannes Geßner aus Zürich, machte H. noch vornehmlich zur Kräftigung seiner Gesundheit, die erste größere Schweizerreise. Die Eindrücke dieser Reise sprach H. aus in dem berühmtesten seiner Gedichte, den „Alpen“, mit welchem er eine ganz neue Bahn betrat und sich in einen entschiedenen Gegensatz stellte zu der bisher in Deutschland üblichen beschreibenden Dichtung. Er ist der Erste gewesen, der die erhabene, großartige Natur des Hochgebirges poetisch zu erfassen suchte und die an Contrasten so reiche Schönheit derselben seinen Zeitgenossen darstellte; zugleich der Erste, welcher der tiefen Abneigung des ganzen Zeitalters Ausdruck gab gegen die überfeinerte Kultur, und der eben so tiefen Sehnsucht nach einem der verderblichen Bildung entflohenen Leben, nach dem goldenen Zeitalter, wo Sitteneinfalt und daher auch Sittenreinheit herrscht. Mit der Heimkehr nach Bern, 1729, begann für H. überhaupt die Zeit der dichterischen Production. Die früheren Versuche zwar, „Hirtenlieder, Tragödien und epische Gedichte", verbrannte er; doch nur, um mit gereifterem Geschmacke sie durch Besseres zu ersetzen. Es entstanden die Gedichte: „Ueber den Ursprung des Uebels", „Ueber Vernunft, Aberglauben und Unglauben", „Ueber die Ewigkeit“, „Ueber die Falschheit menschlicher Tugenden“ etc., deren Titel schon verrathen, daß H. fast ausschließlich das Lehrgedicht pflegte; er war in erster Linie ein ernster Denker, und darin lag sowol die Schwäche als der Vorzug seiner Poesie. Er riß die deutsche Dichtung aus den früheren Trivialitäten heraus und gab ihr wieder einen würdigen, bedeutenden, die tiefsten Interessen der Menschen berührenden Inhalt; damit im Zusammenhang verlieh er aber auch der Form und der Sprache wieder neue Würde und neue Kraft. Im J. 1732 wurde die erste Sammlung seiner Poesien gedruckt, und in Kurzem hatte H. als Dichter Berühmtheit erlangt; 1734 erschien bereits die zweite Auflage und bis 1768 waren — die Uebersetzungen mit eingerechnet — im Ganzen 14 legitime und 7 Nachdrucksausgaben verbreitet. Mit der Rückkehr nach Bern hatte H. auch seine Thätigkeit begonnen als praktischer Arzt und versah gleichzeitig, nachdem er die Professur der Beredsamkeit und Geschichte umsonst nachgesucht, die Stelle des Bibliothekars der städtischen Bibliothek. Um das Amt eines Spitalarztes bewarb er sich ohne Erfolg, doch ruhten seine wissenschaftlichen Arbeiten nicht, und endlich wurde ihm sogar gestattet, öffentliche Vorträge zu halten über Anatomie. Vorzüglich fruchtbar aber waren diese Jahre für Haller's botanische Studien, indem er seine Mußestunden hauptsächlich der Erforschung der nächsten Umgebungen Berns zuwandte, die kleineren und größeren Reisen beschrieb und seine Beobachtungen sammelte und veröffentlichte. Dem Ruhm des Dichters kam bald derjenige des Gelehrten gleich, und im J. 1736 wurde H. an die neu errichtete Universität Göttingen berufen. Nur zaudernd nahm er den Antrag an, und das erste Begegniß in Göttingen war der Tod seiner Gattin, der in der berühmten Trauerode besungenen „Marianne"; aber bald zeigte es sich, daß H. hier die ihm|entsprechende Wirksamkeit und daß die neue Universität den Mann gefunden hatte, der ihr die richtige Bedeutung zu geben vermochte. Es war ihm der Lehrstuhl der Anatomie, Medicin, Botanik und Chirurgie übertragen; die Zahl seiner Zuhörer mehrte sich von Jahr zu Jahr; sein Vortrag wurde als ungekünstelt und verständlich gerühmt; seinen Gegenstand wußte er in klarer, fast freundschaftlicher Weise dem Bildungsgrade seiner Schüler anzupassen, die Fähigeren unter ihnen verstand er zu eigener wissenschaftlicher Arbeit anzuregen. Göttingen verdankte ihm die Errichtung eines anatomischen Theaters, einer damit in Verbindung stehenden Zeichenakademie, einer Entbindungsschule und des botanischen Gartens, den wesentlichsten Antheil an der Stiftung der Akademie oder Gesellschaft der Wissenschaften und an der Begründung und Herausgabe der „Gelehrten Anzeigen“. In allen diesen Bestrebungen kam ihm vorzüglich die Gunst des Curators der Georgia Augusta zu Statten, des Ministers Freiherrn v. Münchhausen. Wie als Lehrer, war H. auch hier als Entdecker und Schriftsteller thätig. Es gibt kein Gebiet der wissenschaftlichen Medicin, auf dem er nicht eingreifend gearbeitet hätte. Er entdeckte den Grund der Hirnbewegung im Einfluß der Athmung auf die Füllung der Hirnvenen und kannte auch schon die circulatorische Hirn- und Rückenmarksbewegung; er schloß, auf Versuche an Thieren gestützt, auf die geringere Wichtigkeit des Kleinhirns im Verhältniß zu der höheren des Großhirns. Die bedeutendste seiner Leistungen in der Physiologie war aber die genaue Durchprüfung sämmtlicher Körpertheile auf Empfindung und Bewegung oder, wie er es nannte, auf Sensibilität und Irritabilität, in 190 eigenen und 377 fremden Experimenten. Nicht weniger eingehend beschäftigte er sich mit Untersuchungen über die Bildung der Knochen, mit der Lehre von der Zeugung und Entwicklung (vas aberrans Halleri — Fretum Halleri) und im Anschluß hieran namentlich mit dem Studium der Mißgeburten. In mehreren Monographien schilderte er die Anatomie der Respirations-Muskulatur. Von Zeit zu Zeit stellte H. seine Leistungen in größeren Werken zusammen. Die anatomischen Arbeiten sind meistentheils in den „Icones anatomicae“ niedergelegt, einem in 7 Fascikeln von 1745—54 erschienenen Prachtwerk, welches an Inhalt sowol, wie an Vollendung der zum großen Theil das Gefäßsystem darstellenden Tafeln alles damals vorhandene übertraf. Einen kurzen Grundriß, in welchem H. seine physiologischen Ansichten zum Gebrauch der Studirenden zusammenstellte, bildeten die 1747 herausgegebenen „Primae lineae Physiologiae“, welche außerordentlichen Beifall fanden und bald ins Deutsche, Französische und Englische übersetzt wurden. „Die Göttingerzeit von 1736—53 wird für die Geschichte der Wissenschaft ewig denkwürdig bleiben“, erklärt ein Fachgenosse im Gebiete der Physiologie. Trotz alledem konnte H. seine Vaterstadt nicht vergessen. Mancherlei unangenehme Beziehungen zu seinen Collegen verbitterten dem etwas empfindlichen Manne den sonst so reichen und fruchtbaren Aufenthalt. Einen Ruf nach Oxford hatte er 1747, einen anderen nach Utrecht 1749 abgelehnt. Im gleichen Jahre suchte Friedrich II. den berühmten Gelehrten nach Berlin zu ziehen, aber auch diese glänzenden Anerbietungen zauderte H. anzunehmen. Im J. 1753 dagegen reiste er nach Bern, wo er unterdeß (1745) zum Mitglied des souveränen Rathes ernannt worden war und entschloß sich plötzlich zum Bleiben. Vorerst erhielt er nur ein untergeordnetes Amt als sogenaunter „Rathhaus-Ammann“, das des Gelehrten wenig würdig war. Seine Beobachtungen setzte er indessen weiter fort. Da das zu den anatomischen Studien nöthige Leichenmaterial ihm fehlte, ergab er sich mit um so größerem Eifer den physiologischen Untersuchungen. So vervollständigte er die Versuche über die Reizbarkeit, beobachtete die Entwickelung des Hühnchens im Ei und kehrte zu dem Lieblingsgegenstand seiner Jugendarbeiten, dem Studium|der Blutbewegung und Athmung, zurück. Eine Anzahl der geschätztesten Schriften verdanken dieser Zeit des zweiten Aufenthaltes in Bern ihre Entstehung. Bald machte man denn auch von Göttingen aus, wo sein Verlust lebhaft empfunden wurde, den Versuch, H. zur Rückkehr in seine Lehrthätigkeit zu bewegen. Gleichzeitig suchte König Georg II. ihn nach England zu ziehen und im J. 1755 wurde in Berlin eine Berufung nach Halle betrieben. Die tief gegründete Anhänglichkeit an die Vaterstadt und der entschiedene Wunsch, seinen Kindern in Bern eine Zukunft zu bereiten, ließen H. die glänzendsten Anerbietungen ablehnen. Endlich gelang es ihm nun auch ein Amt zu erhalten, das seinen Neigungen einigermaßen entsprach und seiner Thätigkeit ein freies Feld eröffnete. Im J. 1748 fiel ihm nämlich die gesuchte Stelle des Salzdirectors zu in dem damals einzigen schweizerischen Salzwerke zu Roche im bernischen Waadtland. Seine daherigen Beobachtungen hat er in einer eigenen, von der Regierung ausgezeichneten und auf Staatskosten gedruckten Schrift niedergelegt, „Beschreibung der Salzwerke von Aelen“, welche ein neues Zeugniß gab von der Allseitigkeit seines Geistes, indem sie sich theils mit dem technischen Verfahren der Salzgewinnung befaßte, theils Untersuchungen enthielt aus dem Gebiete der Mineralogie. Mit besonderem Eifer verlegte sich H. zudem auf die allgemeinen Verbesserungen im Anbau des Landes und in dessen Verwaltung. Während einiger Jahre hatte er auch noch die Functionen des Landvogts oder Gubernators zu Aelen zu versehen: der Dichter und Naturforscher verwandelte sich in einen Techniker und Landökonomen, in einen rechtskundigen Administrator und Richter. Seine naturwissenschaftlichen Arbeiten wurden auch hier fortgesetzt, indem er namentlich die feinere Anatomie des Auges, die Bildung der Knochen und die vergleichende Anatomie des Hirns der Vögel und Fische ins Auge faßte. Ein großes Verdienst erwarb er sich insonderheit durch die Anordnung trefflicher hygienischer Maßregeln während einer Epidemie und durch energisches Einschreiten gegen die Verbreitung der Rinderpest. In Roche schrieb H. auch eine kleine Schrift meteorologischen Inhalts. Nach Ablauf der Amtsdauer, 1764, kehrte H. wieder nach Bern zurück. Hier war sein Ansehen bedeutend gestiegen, man hatte erkannt, daß er nicht blos ein gelehrter Theoretiker sei, daß seine praktische Tüchtigkeit hinter seinem umfassenden Wissen nicht zurückstehe. Schon früher hatte er dem Schulrath, dem akademischen Senate und dem Sanitätsrath angehört, jetzt wurde er auch Mitglied des Oberehegerichtes und des Appellationsgerichtes und einer Landesökonomie-Commission; er gab die Anregung zur Einrichtung eines philologischen Seminars und eines botanischen Gartens; ihm verdankte man den Bau eines städtischen Waisenhauses; er war einer der Stifter und Förderer der vielverdienten bernischen „Oekonomischen Gesellschaft“, welche damals als ein Muster in Europa galt. Nur der sonderbar complicirten Wahlart, bei welcher auch das Loos in Anwendung kam, ist es zuzuschreiben, daß H. nicht auch der obersten Regierungsbehörde der Republik angehörte. Gerne aber machte man auch in Staatsgeschäften Gebrauch von seiner überlegenen Einsicht und seiner diplomatischen Gewandtheit, so besonders in den Jahren 1768—70, als Frankreich durch den projektirten Bau einer neuen Stadt am Genfersee die schweizerischen Grenzen bedrohte. Doch aus diesem mehr praktischen Treiben sehnte H. sich nach wissenschaftlicher Production und befriedigte dieses Bedürfniß durch eine rege litterarische Thätigkeit, welche uns die staunenswerthen Schätze seines Wissens überliefert hat. 1768 erschien, als Erweiterung eines früheren Werkes, die classische „Historia stirpium indigenarum Helvetiae inchoata“, 3 Bde., in welcher, nach einem eigenen System geordnet, 2486 Pflanzenarten in kurzen, präcisen Sätzen beschrieben werden. Er gab eine neue verbesserte Ausgabe seiner früher zerstreuten kleineren Werke heraus; er stellte|die Excerpte, die er seit seinen Jugendjahren aus medicinischen, chirurgischen und anatomischen Werken gemacht hatte, zu seinen berühmten „Bibliotheken“ zusammen. 1771—72 erschien die „Bibliotheca botanica“, 1774—77 die „Bibliotheca anatomica“, 1775 die „Bibliotheca chirurgica“ und 1776 die „Bibliotheca medicinae practicae“. Das erstgenannte Werk ist die vollständigste bis zum J. 1776 reichende anatomisch-physiologische Litteraturgeschichte, welche wir besitzen. Mit der Schilderung der ältesten Anfänge dieser Wissenschaften bei den Griechen beginnend, gibt es zunächst eine Uebersicht ihrer Entwickelung im Alterthum. Es werden darin alle hierher gehörenden Schriften angeführt, ihre wichtigsten Ausgaben aufgezählt und ihr Inhalt kurz, aber im Nothwendigsten vollständig, wiedergegeben. Die Bibliothek, welche in dieser Weise mehr als 7000 Autoren behandelt, erschöpfte ihren Gegenstand so sehr, daß seither nicht einmal der Versuch gemacht worden ist, Besseres oder auch nur Aehnliches zu leisten. Die „Bibliotheca chirurgica“ und die „Bibliotheca medicinae practicae“ blieben beide unvollendet und kommen an Werth der ersteren nicht gleich, immerhin zeugen auch sie von der großartigen Belesenheit des Verfassers auf diesen Gebieten. Im Ganzen sollen es circa 52000 Werke sein, welche H. so zum Erstaunen seiner Zeitgenossen ausgezogen, besprochen und beurtheilt hat. Das größte Werk, welches Haller's Weltruhm dauernd begründet hat, ist sein Handbuch der Physiologie, die 1759—66 in Lausanne erschienenen „Elementa physiologiae corporis humani“. Dieselben enthalten nicht nur eine vollständige Schilderung des gesammten physiologischen Wissens jener Zeit, eine Schilderung, welche eine große Menge neuer, von H. gefundener Thatsachen enthält; sondern sie geben auch in ihren Anmerkungen eine vollständige Litteraturübersicht, so daß es leicht ist, bei allem, was H. darin angibt, sofort auf seine Quellen zurückzugehen. Noch einmal wurde von König Georg III., als Kurfürst von Hannover, der Versuch gemacht, den gefeierten Lehrer für Göttingen zu gewinnen. Unter den vortheilhaftesten Bedingungen wurde ihm die Stelle des Kanzlers der Universität angeboten, und der König wandte sich direct an die Republik Bern mit der Bitte, H. seiner amtlichen Verpflichtungen zu entlassen (Mai 1770). Die Regierung sah sich umgekehrt bewogen, den berühmten Mitbürger zu fesseln und stellte ihn mit ganz ausnahmsweisen Vergünstigungen auf Lebenszeit an die Spitze des gesammten Sanitätswesens. Das Gefühl zunehmender körperlicher Schwäche trug mit dazu bei, ihn zur Ablehnung des Rufes zu bestimmen. Die letzten Lebensjahre Haller's waren nebst diesen fortgesetzten wissenschaftlichen Arbeiten und amtlichen Beschäftigungen vorzüglich der ausgebreiteten Correspondenz mit Freunden und Fachgenossen gewidmet; und mehr als jemals kehrten seine Gedanken zurück zu den Fragen allgemein-politischer, moralischer und religionsphilosophischer Natur, wie er sie schon in seinen ersten Lehrgedichten behandelt hatte. In einer Art von Romanen besprach er jetzt die Vorzüge und Nachtheile der verschiedenen Staats- und Verfassungsformen; 1771 schrieb er den „Usong", 1773 den „Alfred, König der Angelsachsen“ und 1774 „Fabius und Cato, ein Stück römischer Geschichte“. H. war von Jugend an ein nicht blos ernster, sondern ein streng religiöser Charakter gewesen; als Dichter, wie als Naturforscher war er stets von Bewunderung erfüllt von der Weisheit und Allmacht des Schöpfers. In Göttingen hatte er mit Eifer die Begründung und den Bau einer eigenen reformirten Kirche für seine Glaubensgenossen betrieben und durchgeführt; von seinem Interesse für die Heidenbekehrung zeugt eine eigene Schrift; das offene Auftreten der englischen Deisten und französischen Philosophen veranlaßte ihn, auch als Vertheidiger des Glaubens an die positive Offenbarung aufzutreten in einer Reihe von Schriften, in welchen die Vernunftmäßigkeit der Lehren des Christenthums und die Unentbehrlichkeit religiöser Ueberzeugungen|für das sittliche und gesellschaftliche Leben des Menschengeschlechtes dargethan wurde. Die „Briefe über die vornehmsten Wahrheiten der Offenbarung“, von 1772, wurden viel gelesen und haben noch heute nicht alle Bedeutung verloren. Gegen das Ende seines Lebens nahm die Beschäftigung mit diesen Fragen Haller's Geist immer ausschließlicher in Anspruch, und unter dem Eindruck körperlicher Schmerzen steigerte sich der hohe Ernst seines Wesens zeitweise bis zu grübelnder Selbstquälerei und zu religiöser Melancholie. H. starb den 12. December 1777; nachdem noch einige Monate vorher (den 17. Juli) der junge Kaiser Joseph II. auf seiner Durchreise durch die Schweiz ihm die Ehre eines Besuches iu seiner Wohnung erwiesen hatte. Eine Anzeige seines Todes im „Deutschen Museum“ erklärte: „Deutschlands Männer gestehen, daß man seit Leibnitzens Tod keinen empfindlicheren Verlust erlitten“. Im J. 1734 war H. von der Akademie zu Upsala zu ihrem Mitgliede erwählt worden, 1739 folgte diejenige von Leipzig, 1743 London, 1747 Stockholm, 1751 die kaiserl. Gesellschaft naturae curiosorum in Wien und die Akademie von Bologna, 1752 die académie de chirurgie, 1754 die académie des sciences in Paris, 1759 die Akademie von Florenz und Baiern, 1764 Zürich und Haarlem, 1765 Celle, 1772 Edinburg, 1773 Padua und Kopenhagen, 1776 Kärnthen und die societé royale de médecine in Paris, und 1777 Petersburg und Hessen-Homburg; Präsident der Göttinger Akademie war er auch in Bern bis zu seinem Tode geblieben. Im J. 1749 hatte ihn der Kaiser in den Adelsstand erhoben. Der König von Schweden verlieh ihm den Nordsternorden. Mit allen bedeutenden Männern der Zeit stand er in brieflichem Verkehre; Voltaire und Linné hatten seine Freundschaft gesucht. Die in den J. 1724—77 an ihn gerichteten Briefe sind gesammelt im Besitze der Berner Stadtbibliothek und füllen nicht weniger als 64 Bände; es sind im Ganzen 13 202 Briefe, geschrieben von 1209 Correspondenten; davon einzig über 1600 von dem berühmten Londoner Arzte Woerlhof und gegen 500 von dem treuen Gönner Minister v. Münchhausen. Die Zahl der Werke Haller's beträgt 199; ein von ihm selbst herrührendes Verzeichniß seiner Schriften, mit Einschluß der durch ihn herausgegebenen, zählt 626 Nummern; unübersehbar ist die Menge der Recensionen, Vorreden und kleinern Abhandlungen in den „Göttinger gelehrten Anzeigen“ und anderen Zeitschriften wissenschaftlichen oder gemeinnützigen Inhaltes. Die Größe Haller's liegt in seiner von ganz Wenigen erreichten Vielseitigkeit, die beinahe über alle Gebiete des Wissens sich verbreitete, und zugleich in der Gründlichkeit, mit welcher er alles erfaßte, was er betrieb. Ein erstaunliches Gedächtniß, von welchem fast Unglaubliches erzählt wird und ein ebenso seltener Arbeitsfleiß gestatteten ihm, eben so groß zu sein als Lehrer, wie als Schriftsteller, als Beobachter und als Experimentator, in der Kenntniß dessen, was die Anderen vor ihm gewußt und gesagt hatten, wie in der Neuforschung und in der Mehrung des Wissens. Die geistige Ausrüstung, die er empfangen hatte und die Anwendung, die er davon machte, ermöglichten ihm, in der Geschichte, wie in der Sprachenkunde, in der Litteratur, wie in der Mathematik, in der Theologie und in der Philosophie, ja selbst in Specialitäten, wie in der Bibliographie und Numismatik nicht minder bewandert zu sein, wie in seinem eigentlichen Lebensberufe, der Medicin und den Naturwissenschaften; sie erlaubten ihm, mit dieser Universalität des Gelehrten auch noch die Pflichten eines praktischen Beamten und eines gemeinnützigen Bürgers zu erfüllen und ein Dichter zu sein. Haller's Bedeutung als Naturforscher beruht nicht sowol auf einer einzelnen epochemachenden Entdeckung, die er gemacht, als vielmehr darauf, daß er alles vor ihm Geleistete gesammelt, das Falsche und Unbrauchbare ausgeschieden, den Zusammenhang genial verbunden und die vorhandenen Lücken durch eigene Arbeit möglichst ausgefüllt hat. Vor allem gilt dies von der Physiologie. „H. ist quantitativ als der productivste physiologische Schriftsteller anzusehen, qualitativ aber, durch seine Bedeutung für die Entwickelung der Wissenschaft, auch bis heute als der wichtigste. Denn erst durch ihn wurde die Physiologie zur selbständigen Wissenschaft erhoben“ (Valentin). Als Botaniker wurde H. unter seinen Zeitgenossen nur von Linné übertroffen. Ganz ähnlich ist Haller's Stellung in der Geschichte der deutschen Litteratur: der Einfluß, den er ausgeübt hat, beschränkt sich nicht auf den ästhetischen Werth seiner eigenen Gedichte, „er ist vor allem aus den zahlreichen Anregungen ersichtlich, welche Haller's tiefe, gedankenreiche Poesie den an poetischem Talent ihn weit überragenden Dichtern der Folgezeit und selbst den Classikern noch gegeben hat“ (Hirzel). — H. war drei Mal verheirathet und hatte 11 Kinder, von denen ihn 8 überlebten. Von der ersten Gattin, Marianne Wyß von Bern, hatte er eine Tochter, Marianne, und einen Sohn, Gottlieb Emanuel (s. u.); die zweite Gattin, Elisabeth Bucher von Bern, starb im ersten Wochenbette sammt ihrem Kinde; die dritte, Sophie Amalie Christina Teichmeyer, Tochter eines Hofraths in Jena, hinterließ er als Wittwe mit noch 3 Söhnen und 3 Töchtern. Der zweite Sohn hieß Rudolf Emanuel (s. u.), der dritte, Johann Karl (geb. 1749), war Offizier in französischem Dienste und wurde 1781 im Duell erschossen; der jüngste, Albrecht (geb. 1758), war Kriegsrathsschreiber, Mitglied des Großen und später des Kleinen Rathes; 1816 war er Oberamtmann zu Interlaken und starb 1823, nachdem er, ausgezeichnet als Botaniker, ein Jahr zuvor die schweizerische naturforschende Gesellschaft präsidirt hatte.

    • Literatur

      Das Leben des Herrn v. Haller von J. G. Zimmermann, Zürich 1755, bespricht selbstverständlich nur die erste Hälfte von Haller's Leben, ist aber für diese die Quelle aller folgenden Biographen geblieben. — A. v. Haller, Tagebuch seiner Beobachtungen über Schriftsteller und über sich selbst, herausgegeben von J. G. Heinzmann, Bern 1787, 2 Bde. —
      Haller's Correspondenz; davon gedruckt die Briefe von und an Voltaire in Bd. III der Kleinen Schriften, 1772. Eine Anzahl weiterer wurde abgedruckt von Dr. R. Wolf in den Mittheilungen der bernischen naturforschenden Gesellschaft; die übrigen Briefe an Haller, gesammelt in 64 Bänden nebst Register auf der Berner Stadtbibliothek. —
      Kurze Lebensbeschreibung des Herrn v. Haller seit 1753—76, von ihm selbst verfaßt, Manuscript im Besitz des Herrn v. Haller in Solothurn. —
      Vgl. Katalog der Haller-Ausstellung v. 12. Decbr. 1877, Bern, mit einem vollständigen chronologisch geordneten Verzeichniß der sämmtlichen Schriften Haller's. —
      Größere Biographien Haller's von Cuvier in der Biogr. universelle. Vol. XIX., 1817, übersetzt und mit Zusätzen vermehrt von J. R. Wyß, in der 12. Ausgabe von Haller's Gedichten, Bern 1828. — A. de Haller, Biogr. etc., Lausanne 1840, 2me edit. Paris 1845 (von Herminie Chavannes). —
      Förster und Seiler in Ersch und Gruber's Encyklop. 2. Sect. Bd. I 1827. — Rud. Wolf, Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz, 2. Cyclus, Zürich 1859. —
      Henle, Göttinger Professoren, 1872. — A. v. Haller, Denkschrift, herausgegeben von der damit beauftragten Commission auf den 12. Decbr. 1877, Bern 1877. (A. v. Haller's Lebenslauf von Dr. Blösch; seine Bedeutung als Dichter von Prof. Ludw. Hirzel; seine Leistungen im Gebiete der medicinischen Wissenschaften, von Dr. Ad. Valentin; seine botanischen Leistungen von Prof. L. Fischer; seine Thätigkeit in mineralogisch-geognostischer Richtung, von Prof. J. Bachmann.) Festrede auf A. v. Haller, gehalten bei der hundertjähr. Gedächtnißfeier von Prof. K. G. König. Bern 1877, nebst einer großen Anzahl anderer bei dem nämlichen Anlasse erschienener Schriften. —
      Eine sehr fleißige|Zusammenstellung der Haller betreffenden Litteratur findet sich im Berner Taschenbuch, Jahrgang 1853. — Ueber Bildnisse, Büsten und Statuen siehe obigen Katalog der Haller-Ausstellung.

  • Autor/in

    Blösch.
  • Zitierweise

    Blösch, "Haller, Albrecht von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 420-427 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118545140.html#adbcontent

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