Lebensdaten
1897 – 1970
Geburtsort
Krefeld
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Autor ; Verleger
Konfession
-
Normdaten
GND: 118618679 | OGND | VIAF: 32789419
Namensvarianten
  • Ballhorner, Otto (Pseudonym)
  • Grütz, Otto (Pseudonym)
  • Sankt Mops (Pseudonym)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stomps, Victor Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618679.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1860–1931), RA, 1. Beigeordneter d. Stadt K., Syndikus d. Dt. Bank, seit 1899 in B., S d. Victor (1826–1907), Landgerichtspräs., Geh. Oberjustizrat, 1867/68 Mitgl. d. Preuß. Abg.hauses, 1899 Ehrenbürger d. Stadt Elberfeld (s. Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I);
    M Elisabeth (1873–1952), T d. N. N. Kempff u. d. Elisabeth Marie Louise Küchler;
    Schw Louise (1900–88), Bildhauerin, Graphikerin (s. Vollmer; L);
    Berlin 1939 1948 Sophie Koettschau (1908–86), Lehrerin;
    1 S Hans Goswin (* 1941), RA, Staatsanwalt, Richter in Gießen u. Marburg, Vizepräs. d. Landger. Marburg.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin meldete sich S. 1915 als Freiwilliger zum Kriegsdienst. 1918 kurzzeitig in franz. Kriegsgefangenschaft, studierte er 1919–20 in Berlin Jura, Germanistik und Psychologie. 1920 erschien sein erstes Buch, der Gedichtband „Ein Festtag“. 1920/21 agierte er als Dramaturg, Hilfsregisseur und Schauspieler in Nebenrollen bei Stummfilmen der UFA, 1923/24 absolvierte er gemeinsam mit Heinz Oskar Wuttig (1907–84) eine Lehre bei der Deutschen Bank. 1926 gründete S. gemeinsam mit dem Schriftsteller Jean Gebser (1905–73) den Verlag „Die Rabenpresse“. Dort erschienen die Zeitschriften „Der Fischzug“ (1926, mit Btrr. v. G. Benn u. B. Brecht) und „Der weiße Rabe“ (1932–34, mit Btrr. v. G. Eich, H. Lange, P. Huchel) sowie Bücher von Paul Zech, Max Herrmann-Neisse, Hermann Kasack und 1934 der Gedichtband „Preußische Wappen“ von Gertrud Kolmar. Als Folge dieser Veröffentlichung kam „Die Rabenpresse“ im Börsenblatt des dt. Buchhandels auf eine Liste unerwünschter Verlage und wurde vom Handel teilweise boykottiert. Da seit 1935 keine jüd. Autoren in dt. Verlagen mehr veröffentlichen konnten, publizierte S. 1935 ein Buch von Arno Nadel (1878–1943) als Privatdruck, und stellte auf eigene Kosten ein Buch von George A. Goldschlag her, das dann im jüd. „Vortrupp Verlag“ erschien. 1936 kam der Gedichtband „Neue Spanische Dichtung“ mit Gedichten von Federico García Lorca erstmals in dt. Übersetzung heraus. Weiter erschienen Bücher mit Graphiken von Hannah Höch und Renée Sintenis. Zum zehnjährigen Jubiläum des Verlages veranstaltete S. eine Matinee mit von Erich Büttner gezeichneten Porträts Alfred Momberts, Max Herrmann-Neisses und anderen. Daraufhin im Visier der Nationalsozialisten, mußte S. am 1. 5. 1937 seinen Verlag verkaufen. Der Nachfolger Ernst Winkler († 1948) verlegte noch bis 1944 überwiegend belanglose Bü- cher; S. gab bis 1943 etliche Privatdrucke heraus, u. a. zwei Bücher von Oskar Loerke. 1939–45 Soldat (zuletzt Oberstlt. u. Rgt.kommandeur), kam er in amerik. Kriegsgefangenschaft in Reims und gab selbst dort eine kleine Zeitschrift „Das Fragment“ heraus. Nach der Entlassung arbeitete S. zunächst für verschiedene Verlage; 1949 gründete er in Frankfurt/M. den Verlag „Eremiten Presse“ und übersiedelte mit diesem 1954 nach Stierstadt (Taunus). 1952–53 erschien dort die von Hans Bender herausgegebene Zeitschrift „Konturen“, der Vorläufer der „Akzente“, mit Erstdrucken von Christa Reinig und Paul Celan. In der Folge publizierte S. erste Bücher u. a. von Hans Bender, Christa Reinig, Christoph Meckel, Hans Neuenfels, Herbert Achternbusch, erste Erzählungen von Gabriele Wohmann (noch unter ihrem Mädchennamen Guyot) und frühe Beiträge von Ernst Jandl. Seit 1956 erschienen zudem die Zeitschrift „Streit-Zeit-Schrift“, seit 1960 die „Alphabet-Anthologien“, weiter Texte von Peter O. Chotjewitz und erste Gedichte von Guntram Vesper. S. selbst schrieb Rezensionen für die Deutsche Rundschau, die Büchergilde Gutenberg und ging mit eigenen Texten auf Lesereisen, um Geld zu verdienen. Oft auf Papierresten anderer Verlage oder auf Packpapier gedruckt, entstand in kleinen Auflagen eine „Bibliophilie der Armut“, die der Freude am Experiment Rechnung trug, darunter das auf Wellpappe gedruckte Spiel- und Polterbuch mit Günter Bruno Fuchs (1965), oder das Stierstädter Gartenbuch (1964), bei dem Horst Antes unikate Texturen (eine von S. erfundene Drucktechnik im Hochdruck) zu Gedichten von Dieter Hoffmann schuf. Dabei kamen junge Künstler und Autoren nach Stierstadt, um ihre Bücher gemeinsam mit S. zu setzen und zu drucken. Aus dieser Form der Zusammenarbeit erwuchsen oft lebenslange Freundschaften, welche sich in zahlreichen Festschriften für S. niederschlugen, auch Paul|Celan schrieb ihm ein Geburtstagsgedicht. Nach unüberwindbarem Streit mit den zwei jungen Kompagnons der Eremiten Presse 1967 ging S., bereits krank, nach Berlin und gründete den Verlag „Neue Rabenpresse“. Hier erschienen bis 1969 noch etliche Bü- cher, u. a. sein verlegerisches Resümee, die „Anthologie als Alibi“ (1967).

  • Auszeichnungen

    A Fontane-Preis (1965);
    Ehrenplakette d. Stadt Krefeld (1967); Victor Otto Stomps-Preis f. buchkünstler. Leistungen (seit 1979).

  • Werke

    Ein Festtag, 1920;
    Von Sternen, 1926;
    Die neuen Dinge, 1929;
    Der geheime Leierkasten, 1932;
    Die Fabel vom Peter Lech, 1934;
    Die Fabel v. Paul u. Maria, 1936;
    Erinnerung an Horst Schmohl, 1941;
    Die Fabel Herzgeläut, 1943;
    Fabeln d. Traumgesichte, 1947;
    Menschenges., 1947;
    Tage Jahre Menschen, 1949;
    Artist. ABC, 1951, 1952, 1953, 1963, 1964, jeweils mit versch. Illustratoren in versch. Verlagen;
    Der streitbare Pegasus, 1955;
    Die Scharmützelfabel, 1959;
    Subjektive Bilder, 1960/1961;
    Gelechter, 1962;
    Gegen, in: A. Mergen (Hg.), Dok. üb. d. Todesstrafe, 1963, S. 654;
    K. Kusenberg, in: K. Nonnenmann (Hg.), Schriftst. d. Gegenwart, 1963, S. 204–09;
    Babylon. Freiheit, 1964;
    Poesiealbum f. Verleger, 1965;
    Die lit. u. Kunstzss., in: H. Pross (Hg.), Dt. Presse seit 1945, 1965, S. 173–210;
    Sprichwörter u. ihre Enkel, 1967;
    Fabel vom Bahndamm, 1977;
    Die Fabel Honigmond, 1986;
    Interview b. Ladislaus Kapovitch, 2004;
    Nachlaß:
    Hans Goswin Stomps (unvollst.).

    Ausst.: Ak. d. Künste, Berlin, 1965; Gutenberg-Mus., Mainz, 1977; Künstlerhaus Bethanien, Berlin 1997; Kunstbibl. Berlin, 1997; Rathaus Mainz, 2007; Univ.bibl. d. FU, Berlin 2007; Johannes a Lasco Bibl., Emden, 2008; Univ.bibl. Gießen, 2008; Univ.bibl. Göttingen, 2010.

  • Literatur

    G. B. Fuchs u. Harry Pross, Guten Morgen VauO, FS zum 65. Geb.tag, 1962;
    D. Grunenberg, Bücher sollte man nicht verkaufen, denn dann hat man sie nicht mehr, 1962;
    W. Bächler, Eremit u. weisser Rabe, Südwestfunk Baden Baden, 27. 9. 1962;
    Ausst.kat. Raben- u. Eremitenpresse V. O. S., Anläßlich d. Fontane-Preisverleihung, 1965;
    G. B. Fuchs, Der streitbare Pegasus, Brevier zum 70. Geb.tag v. V. O. S., 1967;
    A. Spindler, Das gr. Rabenbuch, Kunde v. Einem u. Cour f. e. seltenen u. seltsamen Vogel, der, V. O. S. geheißen […], 1977 (W-Verz.);
    H. Pross, VauO u. d. gr. Zeiten, 1977;
    H. Sarkowicz, Tondokumente d. dt. Buchhandels, 1988;
    H. Liersch, Bücher sind ewig – Ztgg. erscheinen täglich, S. 21, in: A. Spindler (Hg.), Drittes Buch Rabe, 1992;
    ders., Die fast vollst. Gesch. d. Rabenpresse, aus Anlaß d. Ausst. im Foyer d. Univ.bibl. d. FU Berlin, 2007 (W-Verz;
    P),ders. (Hg.), Abgesegelt, ABC nach 40 Jahren, 2010 (P);
    H. Bingel, Nur e. Schwan im Wappen, V. O. S., der Verleger, Drucker u. Schriftst. wird hundert, in: Philobiblon 41/3, 1997, S. 189–205;
    Der Briefwechsel Paul Celan – V. O. S., S. 375–80, in: A. Barnert, Mit d. fremden Wort, 2007;
    Nassau. Biogr.;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    LGB² .

  • Porträts

    Foto v. F. Singer, Abb. in: Centaur, Alm. d. Galerie im Centre, 1964;
    Foto, anonym, Abb. u. a. in: Magnum, Nr. 51, 1963, u. Der Spiegel, Nr. 43, 1966;
    Foto v. A. Trenk, 1965 Abb. in: Die fast vollst. Gesch. d. Rabenpresse (s. L);
    Filme:
    D. Kirsch, Die Ges. braucht Einzelgänger, 15. 3. 1966, WDR;
    Selbstanzeige V. O. S. mit G. B. Fuchs, 26. 9. 1967, WDR;
    zu Louise:
    Drei Bildhauerinnen, Wanda Pratschke – Emy Roeder – L. S., Ausst.kat. Stadtmus. Hofheim am Taunus, 2000 (L, P).

  • Autor/in

    Hendrik Liersch
  • Zitierweise

    Liersch, Hendrik, "Stomps, Victor Otto" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 438-439 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618679.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA