Lebensdaten
1848 – 1930
Geburtsort
Oldenburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Frauenrechtlerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11856935X | OGND | VIAF: 9943704
Namensvarianten
  • Lange, Helene
  • Lange, Elena
  • Lange, Helene Henriette Elisabeth

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Zitierweise

Lange, Helene, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856935X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Theodor (1819–64), Kaufm. in O., S d. Friedrich (1785–1853), Kaufm. in Varel, Tabakfabr.Tabakfabrik(ant) in Bremervörde, u. d. Sophia Elisabeth Niemeyer;
    M Johanne ( 1855), T d. Kaufm. Oltmann Diederich Nic. tom Dieck in O. (aus alter Bauernfam.) u. d. Kaufm-T N. N. Mehrens aus O.;
    Ov Otto Heinrich (1817–87), Pianist u. Komponist, Dirigent d. Domchors in Hannover;
    Om August tom Dieck (1831–93), Maler in Dresden (s. ThB);
    Vt Richard tom Dieck (1862–1943), Theater- u. Landschaftsmaler, Konservator d. Ghzgl. Gem.gal in O. (s. ThB); - ledig.

  • Biographie

    L. wurde – wie sie in ihren Lebenserinnerungen beschreibt – an dem Tag geboren, als in ihrer Heimatstadt eine erregte Menschenmenge durch Fenstereinwerfen eine kleine Nachfeier der Märztage veranstaltete. Sie wuchs in einem liberal orientierten Elternhaus auf. Drei Freiheitshelden des 19. Jh. sollen über ihrem Bett die Wand geschmückt haben: der Dichter Theodor Körner, der Herzog von Augustenburg, welcher um seine Herzogtümer Schleswig und Holstein kämpfte, und Garibaldi. Die Mutter starb, als L. sieben Jahre alt war. Mit 16 Jahren wurde sie mit ihren beiden Brüdern Vollwaise. Für ein Jahr schickte sie ihr Vormund in ein süddeutsches Pfarrhaus, wo sie zum ersten Mal die Erfahrung machte, daß Frauen nicht überall mitreden konnten und durften. Der Vormund schlug ihr den Wunsch nach einer Lehrerinnenausbildung ab. Sie überbrückte die Zeit bis zur Volljährigkeit als Au-pair-Mädchen in einem Internat in Petit Chateau (Elsaß) und betrieb intensives Selbststudium in Philosophie, Literaturgeschichte, Geschichte, Religionsgeschichte und alten Sprachen. 1872 legte sie in Berlin das Lehrerinnenexamen ab. Ihr Leben stand von nun an unter dem Zeichen des Kampfes für Mädchenbildung durch die Frauen selbst. Durch die kulturverändernde Kraft der Bildung sollten sich die Frauen emanzipieren und als gleichberechtigte Bürgerinnen des deutschen Nationalstaates Anteil an dessen Leben haben. Es ging ihr primär um die kulturelle Ausprägung und die soziale Wirkung der weiblichen Persönlichkeit. Ihr politisches Idol war die Kaiserin Friedrich, die politischen Sinn bewies und den Forderungen der Frauen nach Gleichberechtigung aufgeschlossen gegenüberstand.

    1876 übernahm L. die Leitung eines Lehrerinnenkurses in den Crainschen Anstalten in Berlin. 1887 legte sie in der sogenannten „Gelben Broschüre“, einer Begleitschrift zu einer Fraueneingabe an das Preuß. Unterrichtsministerium, ihre Haltung zur Frauenbildung zusammenfassend dar. 1889 eröffnete sie Realkurse für Frauen in Berlin, die seit 1893 als Gymnasialkurse angeboten wurden. Dies war das erste Ergebnis aus dem|Forderungskatalog des von ihr 1890 gegründeten und geführten Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins. 1892 wurde sie Vorsitzende des von Louise Otto Peters 1865 gegründeten Allgemeinen Deutschen Frauenvereins. 1894 gründete sie den Bund Deutscher Frauenvereine als Dachverband aller deutschen Fraueninitiativen; bis 1930 hatte sie den Vorsitz inne. Hier verdeutlichte sich auch L.s politische Haltung: Den sozialdemokratischen Frauengruppen verweigerte sie den Beitritt und begründete dies formal damit, daß sie aufgrund der Vereinsgesetzgebung in den meisten deutschen Ländern untersagt seien und eine Mitgliedschaft die Arbeit des Bundes gefährde. In Wirklichkeit waren ihr die politischen Forderungen, besonders die nach dem generellen Recht auf Arbeit, zu weitgehend. – 1898 begann L.s Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit der damals 25jährigen Gertrud Bäumer, die bis zum Tode halten sollte. Bäumer wurde Mitherausgeberin der 1893 gegründeten Zeitschrift „Die Frau“, des Organs der bürgerlichen deutschen Frauenbewegung. – Die um die Jahrhundertwende diskutierten Forderungen nach staatlicher Anerkennung der freien Liebe lehnte L. ab: Die Ehe galt ihr als schutzwürdiges Gut, auch wenn sie vor Eheelend und Vergewaltigung nicht ganz die Augen verschloß. Sie befürwortete die Milderung des § 218, aber keinesfalls dessen Abschaffung. Fragen der Sexualität und des Selbstbestimmungsrechts der Frau auch auf diesem Gebiet klammerte sie aus. – Für 200 Schülerinnen gründete L. 1910 die Soziale Frauenschule in Hamburg. Sie leitete diese Schule und war 1917-20 auch als Lehrerin dort tätig. Heute ist es ein Gymnasium, das ihren Namen trägt und seit 1969 auch Schülern offensteht. – Im 1. Weltkrieg unterstützte L. den Nationalen Frauendienst, dessen Leiterin Gertrud Bäumer war. 1908, nach der Aufhebung der Preuß. Vereinsgesetzgebung, die Frauen die Mitgliedschaft in politischen Parteien untersagt hatte, trat sie der Partei der Freisinnigen, der späteren Deutschen Demokratischen Partei, bei. 1919 wurde sie für diese Partei, nachdem den Frauen vom Rat der Volksbeauftragten am 12.11.1918 das Wahlrecht zugesprochen worden war, in die Hamburger Bürgerschaft gewählt, deren konstituierende Sitzung sie als Alterspräsidentin eröffnete. 1920 verlegte L. ihr Haupttätigkeitsfeld wiederum in ihre Wahlheimat Berlin.

  • Werke

    Die höhere Mädchenbildung u. ihre Bestimmung, 1887;
    Die Frauenbewegung in ihren modernen Problemen, 1908, Neudr. 1980;
    Lebenserinnerungen, 1921;
    Die Frauenbewegung in ihren gegenwärtigen Problemen, 1924;
    Kampfzeiten, 2 Bde., 1928;
    Aufsätze u. Reden aus vier J.zehnten, 1928;
    Was ich hier geliebt, Briefe, v. H. L., hrsg. v. E. Beckmann, mit e. Lb. v. G. Bäumer, 1957;
    Frauenbewegung u. Frauenbildung, Aus d. Schrr. v. H. L., G. Bäumer u. E. Gnauck-Kühne, hrsg. v. E. Danzenroth, 1964. -
    Hrsg. (mit G. Bäumer): Die Frau, 1893-1944;
    Hdb. d. Frauenbewegung, T. 1-5, 1901-06, Neudr. 1980.

  • Literatur

    G. Bäumer, H. L., 1933;
    dies., Gestalt u. Wandel, 1950, S. 359-411 (P);
    E. Boedecker (Hrsg.), Die Frau, Ges.verz. d. Aufsätze nach Fachgebieten in chronolog. Folge mit alphabet. Vf.- u. Namensregister, 1968;
    D. Frandsen, H. L., 1980;
    H. J. Schultz (Hrsg.), Frauen, Porträts aus 2 Jhh., 1981.

  • Porträts

    in Berlin-Dahlem, H.-L.-Bibl. im Wohlfahrtsarchiv.

  • Autor/in

    Christl Wickert
  • Zitierweise

    Wickert, Christl, "Lange, Helene" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 559-560 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856935X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA