Lebensdaten
1415 – 1493
Geburtsort
Innsbruck
Sterbeort
Linz
Beruf/Funktion
Kaiser ; Herzog von Steiermark und von Österreich
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118535773 | OGND | VIAF: 262516828
Namensvarianten
  • Friedrich V. (als Herzog)
  • Friedrich
  • Friedrich IV.
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Zitierweise

Friedrich III., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535773.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hzg. Ernst v. Österreich ( 1424, s. NDB IV);
    M Cimburgis v. Masovien ( 1429);
    Ov, u. a. Hzg. Friedrich IV. v. Ö. ( 1439, s. NDB V);
    B, u. a. Erzhzg. Albrecht VI. v. Ö. ( 1463, s. NDB I);
    Schw, u. a. Margarete ( 1486, Kf. Friedrich II. v. Sachsen, 1464, s. NDB V), Katharina ( 1493, Mgf. Karl I. v. Baden, 1475);
    Vt Albrecht II. ( 1439), dt. König (s. NDB I);
    N Ladislaus ( 1457), Kg. v. Ungarn u. Böhmen, Sigmund ( 1496), Gf. v. Tirol;
    Lissabon (durch Prokuration) 1.8.1451, Rom 16.3.1452 Eleonore (1434/36-67), T d. Kg. Eduard v. Portugal (1391–1438) u. d. Eleonore ( 1445, T d. Kg. Ferdinand I. v. Aragon, 1416);
    3 S, 2 T, u. a. Kaiser Maximilian I. ( 1519), Kunigunde ( Hzg. Albrecht IV. v. Bayern, 1508, s. NDB I).

  • Biographie

    Frühzeitig verwaist, aber auch gereift, hat F. sowohl seinem Oheim und Vormund Herzog Friedrich IV. wie auch seinem anspruchsvollen Bruder Erzherzog Albrecht VI. gegenüber seine Rechte zähe wahrgenommen. Erst 1435 vermochte er sich der Vormundschaft völlig zu entziehen und unternahm, wie einst sein Vater, in Begleitung etlicher meist innerösterreichischer Adeliger eine Pilgerfahrt ins Heilige Land (Ritterschlag am Heiligen Grabe 8./9.9.1436), die für seine geistige Eigenart nicht ohne Folgen blieb. Durch die Todesfälle des Jahres 1439 (Friedrich IV. und König Albrecht II.) wurde der erst 24jährige F. Oberhaupt seiner Dynastie und Vormund sowohl des Herzogs Sigmund (Tiroler Linie) wie auch des nachgeborenen König Ladislaus. Sein Versuch, die dem Hause Österreich von den Eidgenossen entrissenen Gebiete wiederzugewinnen, gelang wohl teilweise, aber um den Preis der Armagnakenplage (Schlacht bei Sankt Jakob 26.8.1444), wodurch Österreich im Westen an Prestige und Sympathien große Einbußen erlitt. Gleichzeitig hatte er sich der durch die Luxemburger geförderten und nun mit seinem Bruder Albrecht VI. verbündeten Grafen von Cilli zu erwehren (Friedensschluß und Erbvertrag 1443). Zwei Jahre später mußte er Sigmund aus der Vormundschaft entlassen, um nun desto energischer die über Ladislaus festzuhalten, was ihn in steigendem Maße in Feindseligkeiten seitens der Österreicher, Böhmen und Ungarn verwickelte. Daß er den jungen König zwang, 1451/52 mit ihm nach Rom zu reisen, während in Österreich der ehrgeizige Emporkömmling Ulrich von Eitzing eine revolutionäre Bewegung entflammte, gehört zu F.s stärksten, aber auch bedenklichsten Entschlüssen; als Kaiser heimgekehrt, mußte er im September 1452 auch Ladislaus freigeben.

    Das Aussterben der Grafen von Cilli (1456) und der Albertiner (Ladislaus, 1457) entfachte bösartige Erbschaftskämpfe mit Albrecht VI., dem Sigmund seine Ansprüche abgetreten hatte. Albrecht fand im österreichischen Adel zahlreiche Anhänger; nur die Stadt Wien, im 15. Jahrhundert ein sehr erheblicher politischer Faktor, blieb lange Zeit dem Kaiser treu, bis auch hier ein Systemwechsel die Lage veränderte. Die Belagerung der kaiserlichen Familie in der Wiener Burg 1462 war der Höhepunkt des Bruderkrieges, der durch das Eingreifen des Königs Georg (von Podiebrad) von Böhmen nur vorübergehend unterbrochen wurde; der Kaiser wurde genötigt, Herzog Albrecht, dem er bereits das Land ob der Enns eingeräumt hatte, nun auch für 8 Jahre (Nieder-)Österreich zu überlassen. Da Albrecht VI. die Erwartungen, die man in ihn gesetzt hatte, nicht ganz zu rechtfertigen vermochte, drohte trotz Mißlingen eines Putschversuches der Kaiserlichen in Wien der Wiederausbruch des Bruder- und Bürgerkrieges; Albrechts unvermuteter Tod|Ende 1463 änderte jedoch die Lage zugunsten des Kaisers, der nun, mit Ausnahme Tirols und der Vorlande, die Herrschaft über die Erblande alleine übte.

    Gleichwohl trat in Österreich keine Ruhe ein. Auswärtige Intriguen und innere Fehden, wobei die zügellosen Söldnerbanden geradezu wie selbständig kriegführende Mächte auftraten, brachten das Land arg herunter, denn der Kaiser vermochte weder der völlig verfahrenen monetarischen Situation noch der allgemeinen Respektlosigkeit Herr zu werden; Mißernten, Hungersnöte, Krankheiten und Plünderungen, in den südöstlichen Gebieten auch schon Einfälle der Osmanen brachten die Bevölkerung zur Verzweiflung, und der Haß richtete sich gegen den Kaiser, von dem man annahm, daß er nicht helfen wolle. Seine Beziehungen zu den Gubernatoren (seit 1458 Königen) der beiden Nachbarreiche verschlechterten sich immer mehr, da F. seine Ansprüche aus dem Erbe des Ladislaus nicht aufzugeben geneigt schien. Mit Matthias Corvinus mußte er sich 1463 arrangieren und diesem gegen eine Geldzahlung die Stephanskrone, die 1440 nach Österreich geflüchtet worden war, ausliefern, doch die beständigen Spannungen im österreichisch-westungarischen Grenzgebiete ließen einen haltbaren Frieden nicht bestehen. Als Georg von Podiebrad (1471) gestorben war, versuchte Matthias Corvinus die böhmische Krone zu gewinnen, wogegen der Kaiser durch Anerkennung des Wladislaw von Polen in Böhmen den ohnehin schon bestehenden Zustand der Feindseligkeit verschärfte; hatte doch Matthias in der Zeit, da F. (1468) eine Pilgerreise nach Rom unternahm, einen Aufstand der Innerösterreicher gegen F. unter dem von diesem abgefallenen Ritter Andreas Baumkircher von Ungarn aus ungescheut unterstützt. F. mußte bei der Rückkehr die Revolte niederschlagen und ließ Baumkircher, der ihm 1452 und 1462 sehr wesentliche Dienste geleistet hatte, wohl auch wegen Verrates 1471 hinrichten.

    Des Kaisers Verhalten gegenüber Herzog Karl dem Kühnen von Burgund, der mit seiner Hilfe König und Kaiser werden wollte, angeblich um dann Maximilian, dem seine Tochter Maria zugedacht war, zu denselben Würden zu verhelfen, beweist, daß F. das Ränkespiel durchschaute (Trier 1473) und die Sachlage richtig beurteilte: wenige Jahre später konnte nach dem Falle Karls die verzögerte Eheschließung Maximilians mit Maria (1477) ohne Gegenleistung erzielt werden. Weniger günstig gestalteten sich die weiteren Beziehungen zu Ungarn. König Matthias, dessen Lebenswerk die Verteidigung Ungarns, des Antemurale christianitatis, gegen die Osmanen sein mußte, wußte sehr wohl, daß er dies ohne Verbreiterung seiner Machtbasis nicht vollbringen könne, und da seine Pläne auf Böhmen gescheitert waren, richtete er nun seine Absichten auf Österreich. F. war auch hier nicht imstande, die Angriffe abzuwehren; gleichwohl hat Matthias mehrere Jahre benötigt, um Fuß zu fassen – Wien fiel erst 1485 in seine Hände. Der Kaiser mußte das Land einstweilen seinem Schicksal überlassen, zumal die Unbesonnenheit Herzog Sigmunds und das Treiben seiner korrupten Räte den Verlust nicht nur der Vorlande, sondern auch Tirols für das Haus Österreich herbeizuführen drohten; hier hat der alte F. (1488/89) mit der ihm in großen Notlagen eigenen unbeugsamen Energie durch rasches Einschreiten verhindert, was zu verhindern war. Sigmund hat sich schließlich sogar bereit gefunden, die Verwaltung Tirols seinem jungen Vetter Maximilian I. gegen eine Rente zu überlassen (1490).

    In demselben Jahre starb Matthias Corvinus in Wien. Während Maximilian um seiner niederländischen Gebiete willen einer neuen Auseinandersetzung mit Ungarn aus dem Wege zu gehen willens war, bestand sein Vater auf der Rückgewinnung Österreichs, dessen ungarische Besatzung im Sommer 1490 ohne besonderen militärischen Kraftaufwand verdrängt werden konnte; die Gewinnung Ungarns gelang den Habsburgern allerdings nicht, wohl aber sicherte ihnen der Friede von Preßburg (1491) neuerdings (wie 1463) den ungarischen Königstitel und die Eventualsukzession. Bald darauf starb F., der seinen letzten Zufluchtsort Linz nicht mehr verließ, an den Folgen eines Altersleidens. Die ungewöhnliche Anteilnahme an seiner Leichenfeier in Wien beweist wohl eine keineswegs nur negative Einschätzung seiner Person und seines Wirkens.

    Als Nachfolger seines Vetters Albrecht II. in der deutschen Königswürde hatte er zunächst die von diesem eingehaltene Neutralitätspolitik in der Frage des seit 1439 bestehenden Schismas selbst auch befolgt, bis die persönliche Begegnung mit dem Gegenpapste Felix V., die geschickten Verhandlungen des Aeneas Silvius mit einigen deutschen Fürsten und nicht zuletzt grundsätzliche Abneigung gegen alles Illegitime ihn dem Papst Eugen IV. näherten; der wohl schon 1444/45 vollzogene innere Umschwung wurde 1447 offenbar, als er die Rückkehr der Deutschen in die Obödienz des Papstes|erklären ließ, brachte ihm aber mancherlei Feindschaften, nicht zuletzt die der Wiener Universität, die auch jetzt noch auf ihrer konziliaristischen, Eugen feindlichen Haltung beharrte. Da das Baseler Konzil damals bereits deutliche Auflösungserscheinungen zeigte, mag F.s Entschluß sachlich richtig gewesen sein; bedenklicher war, daß er sich, hier wie jederzeit seinen materiellen Vorteil nicht aus den Augen lassend, sein Entgegenkommen seitens der Kurie mit sehr weitgehenden Vorrechten vergelten ließ, die das österreichische Landesfürstentum gegenüber der Kirche ungemein günstig stellten. Nach Eugens IV. Tode ist er für Nicolaus V. eingetreten, der ihn 1452 zum Kaiser krönte (letzte Kaiserkrönung in Rom). Wie wenig dies F.s persönliches Ansehen zu heben vermochte, lehren die Vorfälle in Österreich nach seiner Heimkehr, ebenso auch die damals in den Kreisen der deutschen Fürsten aufkeimenden Pläne, dem Reichsoberhaupte, das sich seit Jahren nicht mehr im Reiche hatte sehen lassen, einen aktiveren Vertreter zu bestellen, wenn nicht gar es abzusetzen; unter den Kandidaten wurden unter anderem auch Herzog Albrecht VI. und Georg von Podiebrad erwogen. Da aber Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg auf seiten F.s blieb und den übrigen Fürsten schließlich doch der einflußlose Österreicher der genehmste König war, fand man sich mit ihm ab, obgleich er allen Versuchen, ihn zu einer Reichsreform – freilich im Sinne der Fürsten – zu bewegen, unzugänglich blieb. Doch drängte man ihm die Bestellung eines „römischen Königs“ auf, wozu sein Sohn Maximilian I. 1486 erhoben wurde, ohne allerdings in Reichsangelegenheiten wesentlich eingreifen zu können. Als er 1488 in Brügge von den aufständischen Flandrern gefangengesetzt und am Leben bedroht wurde, konnte der alte Kaiser selbst ein ansehnliches deutsches Entsatzheer heranführen.

    F. wurde und wird seit Jahrhunderten von deutschen und österreichischen Historiographen höchst absprechend gewertet („des Heiligen Römischen Reiches Erzschlafmütze“ u. ä.); aber schon Ranke und Burckhardt haben ihn, gefühlsmäßig richtig, einigermaßen in Schutz genommen. Das Phlegma des keineswegs ungebildeten und auch nicht unfähigen Mannes hat schon auf die Zeitgenossen und seine nächste Umgebung aufreizend gewirkt, und seine – teilweise gewiß auch superstitiös begründete – Unempfindlichkeit gegen aktuelle Notstände im Hinblick auf ferne dynastische Ziele trug ihm den Vorwurf eines ungewöhnlichen Egoismus ein. Persönlich von größter Schlichtheit der Lebensführung, galt er für einen herzlosen Geizhals und pflichtvergessenen Herrscher. Gleichwohl kann man ihm keineswegs Mangel an Initiative nachsagen; wohl zog er sich als kühler Rechner sofort kampflos zurück, wenn er unbesiegliche Widerstände zu erkennen meinte; wo er aber noch Chancen sah, war er unnachgiebig. Als österreichischer Landesfürst hat er dank seiner Langlebigkeit mit zäher Konsequenz erreicht, daß die Folgen der Teilung von 1379 überwunden wurden und sein Nachfolger das gesamte „Haus Österreich“ erben konnte. Als deutscher König versuchte er anfänglich, eine seinen dynastischen Plänen koordinierte Kirchen- und Reichspolitik zu treiben; als er die Unmöglichkeit eingesehen hatte, zog er sich zurück und hat so die innere Entwicklung des deutschen Volkes zumindest nicht gestört, die äußere freilich in keiner Weise gefördert. Er war zu schwach, Deutschland neu zu gestalten, aber einsichtig genug, ihm Abenteuer zu ersparen. Grundsätzlich bemüht, dem Landesfürstentum wie dem Königtum größere Machtvollkommenheit zu sichern, mußte er allerdings in richtiger Einschätzung seiner Hilflosigkeit oftmals hinhaltende Kompromisse radikalen Entscheidungen vorziehen. Daß er in einem Jahrhundert größter Verlogenheit (so A. Huber) auch in der Kunst der Dissimulation nicht unbewandert sein durfte, kann ihm nicht mehr angelastet werden als anderen seiner Zeitgenossen. Von Humanisten umgeben, blieb er doch der neuen Bildung unzugänglich; mittelalterlich war er auch in seinem literarischen Geschmack wie in seinem Sammlertum. Nicht so sehr in großer Organisation und Planung als in der Verwaltungspraxis im kleinen war er unleugbar sehr begabt, und viele seiner Maßnahmen wirkten in die Neuzeit fort. Seine schon 1437 nachweisbare Vokaldevise hat wohl erst später, und wahrscheinlich von anderen, jene anspruchsvolle Deutung erfahren, die bis heute dem Hause Österreich als imperialistisches Programm angelastet wird. Abgesehen von den allgemeinen Neigungen des Zeitalters (Alchimie, Astrologie) war F.s Ideenwelt am stärksten durch die seines Großonkels Herzog Rudolf IV. bestimmt, den er bis in Kleinigkeiten nachahmte (eigene Namenszählung, eigenhändige Unterfertigung, Geheimschriften, Fünfzahlspielereien, Kult der Hausheiligen, Bestätigung der österreichischen Freiheitsbriefe beziehungsweise des Erzherzogstitels 1453 und so weiter).

  • Literatur

    ADB VII;
    J. Chmel, Gesch. Kaiser F.s IV. u. s. Sohnes Maximilian I., 2 Bde., 1840 (bis 1432), dazu: Regg. chronolog.-diplomat. F. III. imp.|Rom., 1840;
    A. Bachmann, Dt. Reichsgesch. im Za. F.s III. u. Maximilians, 2 Bde., 1884/94 (nach 1463);
    K. Schalk, Aus d. Zeit d. österr. Faustrechtes, 1919;
    M. Vancsa, Gesch. Nieder- u. Oberösterreichs II, 1927, S. 285 ff.;
    O. Brunner, Land u. Herrschaft, ⁴1958; ferner
    RTA 15-17; Zur allg. Orientierung u. Lit.übersicht: B. Gebhardt, Hdb. d. dt. Gesch. I, ⁸
    1957, S. 565 ff.;
    Uhlirz (Lit.nachträge: IV, 1944, S. 46 ff. u. 109 ff.).

  • Porträts

    16 zeitgenöss. Bildnisse (u. a. Florenz, Uffizien);
    v. P. Kaltenhofer, 1457 (München, Bayer. Nat.-Mus.);
    Medaille v. G. Candida. 1469 (Rom);
    Hochrelief am Grabmal v. N. Gerhaert van Leyden, 1478 (Wien, Stephanskirche;
    Foto Marburg).

  • Autor/in

    Alphons Lhotsky
  • Zitierweise

    Lhotsky, Alphons, "Friedrich III." in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 484-487 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535773.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Friedrich III. (diese Zählung ist die seiner eigenen Urkunden und seiner Zeitgenossen, während neuere österreichische Historiker ihn wol auch Friedrich IV. nennen, indem sie Friedrich den Schönen mitzählen), deutscher König und römischer Kaiser, geb. am 21. Septbr. 1415 zu Innsbruck, am 19. Aug. 1493, erstgeborener Sohn Herzogs Ernsts des Eisernen von Oesterreich und dessen zweiter Gemahlin, der masovischen Cimburgis. F. wuchs, als er neunjährig den Vater verloren, unter der Vormundschaft seines Oheims, des Herzogs Friedrich IV. von Tirol (mit der leeren Tasche) auf, der über die innerösterreichischen Lande Steier, Kärnten und Krain nicht nur die vormundschaftliche Verwaltung, sondern zugleich eine Regentschaft im eigenen Namen führte. Schon damals wuchsen die Herrengeschlechter des Landes, zumal die mit König Sigmund verschwägerten Cilli, den Herzogen über den Kopf, das geistliche Gut mit seinen Immunitäten lähmte alle Wirthschaft und die verschiedenen fremden Herrschaften im Lande die Rechtspflege. An die Vormundschaft knüpfte sich der Streit mit dem Vormund über die Theilung der Lande, an diese der Hader Friedrichs mit seinem Bruder Albrecht, der bis zu des letzteren Tode dauerte (vgl. den Art. Albrecht VI. von Oesterreich Bd. I. S. 285). Immer neue Hausverträge, die mit dem verschwenderischen und rücksichtslosen Bruder geschlossen wurden, hemmten nicht dessen neue Ansprüche, die oft auf eine gleiche Theilung der Lande, Güter und Nutzungen gerichtet waren. Albrecht war stets im Bunde mit allen Feinden des Bruders im Lande und außerhalb. Dabei unternahm F. 1436 mit einer Anzahl Barone eine sonst inhaltlose Fahrt nach Jerusalem, wo er, wie einst sein Vater, zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen wurde. 1439 erwuchs F. aus dem Tode seines früheren Vormundes die Vormundschaft über dessen Sohn, Herzog Sigmund von Tirol, gleichfalls eine Quelle langer Zwiste, da weder die tirolischen Stände, noch später der junge Herzog selber von den durch den Chef zu vertretenden Rechten eines Gesammthauses etwas wissen wollten. Denn durch den Tod König Albrechts II. wurde F. der Senior des habsburgischen Hauses und zugleich wieder der Vormund des nachgeborenen Sohnes Albrechts, des Ladislaus Posthumus, des Erben der Lützelburger in Ungarn und Böhmen. Alle diese Verhältnisse des Hauses führten zu langjährigen Streitigkeiten, welche die erste Hälfte von Friedrichs Königsregierung füllen. Er war dem Umfange einer so weitreichenden Politik nicht entfernt gewachsen, überließ die Böhmen sich selbst, den ungarischen Thronstreit der hülflosen Königin-Wittwe, Oesterreich den hochfahrenden Dynasten, den Söldner- und Räuberbanden.

    F. war als Jüngling bereits in seinem Wesen so reif und befestigt, daß er als Greis kaum anders erscheint. Die breite Brust und den starken Bau hatte er von seiner Mutter, die mit der Faust Nägel einschlug. Das helle, schlichte Haar, das wenig bewegte, lange Gesicht, der gesetzte Gang verriethen ein träges, bedächtliches Wesen, dem jeder Schwung, ja jede Aufregung fremd war. Seine Friedensliebe ist unendlich viel verspottet, sie beruhte auf völlig stumpfem Mannes- und Ehrgefühl. Kein Fürst hat sich über so freche und vielfache Beleidigungen so leicht getröstet. Er pflegte zu sagen, das Amt der Rache verwalte die Zeit; er wartete ab, bis seine Gegner untereinander zerfielen oder er sie überlebte. Statt der Jagd übte er den listigen Vogelfang in seinen Gärten. Zu Trunk und anderen Ausschweifungen fühlte er sich nie versucht, seine liebste Speise war Obst, sein Zeitvertreib, die Birnen und Weintrauben wachsen zu sehen. Von allen fürstlichen Geschäften interessirte ihn nur die fiscalische Wirthschaft, die|Finanz; Land und Reich waren ihm nur Quellen von Einkünften und Nutzbarkeiten. Seine Sparsamkeit war nicht gerade Geiz, denn für Perlen und Kleinodien gab er viel Geld aus, vielmehr Beschäftigung und Liebhaberei. Die Rechnungsnotizen in seinem Memorandenbuch zeigen das. Dennoch, bei allem Phlegma und aller Thatenlosigkeit, schwebte ihm dunkel und träumerisch der Beruf des Hauses Habsburg zur Weltherrschaft vor, als Jüngling wie als Greis spielte er mit aeiou: Austriae est imperare orbi universo.

    Eine so traurige Gestalt war bestimmt, die deutsche Krone 53 Jahre lang zu tragen und alle Anläufe zur Reform des Reiches wie der Kirche am Felsen ihrer Passivität und Lebenszähigkeit scheitern zu lassen. Am 2. Febr. 1440 fiel die Wahl der zu Frankfurt versammelten Kurfürsten auf diesen F. von Steier. Seine Bewerbung war von Trier und Sachsen aus eigensüchtigen Gründen gestützt, von den übrigen, scheint es, als die eines an Macht bedeutungslosen Fürsten gelitten worden. Die Kurfürsten hielten nicht einmal für nöthig, ihm eine Wahlcapitulation aufzulegen. Erst nach mehr als zwei Jahren erschien der Gekorene im Reiche, um am 17. Juni 1442 zu Aachen die Krönung zu empfangen.

    Am 5. Novbr. 1439 hatte das Basler Concil einen Gegenpapst erhoben, Felix V. Die deutschen Fürsten hatten schon im März die Decrete des Concils zum Reichsgesetz erhoben, den Proceß gegen Eugen IV. aber zurückgewiesen. Das Schisma und die Neutralität waren nun Gegenstand endloser Verhandlungen auf Reichstagen und der höfischen Ränke. Es galt die Errichtung einer deutschen Nationalkirche und ihre Stellung zum römischen Primat. F. hatte an diesen Wirren zuvor keinen Antheil genommen, er wartete nun seinen landesherrlichen und fiscalischen Vortheil ab. Auf der Krönungsreise traf er am 11. Novbr. in Basel ein, der Sitzung des Concils aber wollte er nicht beiwohnen; er verhandelte mit Papst Felix, der ihm seine Tochter Margarita angeboten, um die Mitgift derselben und die Anerkennung, sie wurden indeß des Handels nicht einig. Eugen gewann den Reichskanzler Kaspar Schlick, indem er dessen Bruder das Bisthum Freising gab; in den Unterhandlungen mit dem Papst und dessen Nuntien spann Aeneas Sylvius, Secretär in der Reichskanzlei, die Ränke, die aus der Neutralität zu Rom zurückführen sollten. 1445 verkaufte F. seine Obedienz gegen eine Reihe nutzbarer Rechte, die Zusage der Kaiserkrönung und 100000 rh. Gulden als Ersatz für die Kosten der Romfahrt. Im März 1446 kamen weitere 221000 Ducaten dazu, falls die königliche Erklärung in einer bestimmten Frist erfolge. Da auch Papst Felix vier Kurfürsten gewann, wurde der Kampf für die beiden Päpste zugleich zum Kampfe des kurfürstlichen Collegiums gegen den König. Trotzdem wurde nach vielen Ränken dem sterbenden Papst Eugen am 7. Febr. 1447 die Obedienz im Namen der deutschen Nation dargebracht, nachdem er ein provisorisches Concordat angenommen. Es folgte das Wiener Concordat vom 17. Febr. 1448, wiederum „im Namen der deutschen Nation“ publicirt, obwol nur F. und der Legat es pactirten und siegelten. Auch der Rest von kirchlicher Freiheit, den es enthielt, wurde unter Friedrichs Gleichgültigkeit von der Curie mit Füßen getreten. Papst und Kaiser erschienen seitdem vor der Welt als Bündner, aber auch jede Opposition im Reiche im Bunde mit der kirchlichen.

    In der Politik begann F. mit einem erbärmlichen Mißlingen. Um den schweizerischen Eidgenossen den Aargau und die toggenburgischen Lande wieder zu entreißen, die sie einst seinem Oheim abgewonnen, hetzte er erst die Züricher auf, nach deren Niederlage den Herzog von Burgund, endlich Karl VII. von Frankreich. Der schickte 1444 das Raub- und Mordgesindel der „Armagnacs"|ins Reich (Armegeckenkrieg), deren erst nach schaudervollen Gräueln die Kraft der Bürger und Bauern mächtig wurde. Als man F. seine Schuld auf dem Nürnberger Reichstage vorhielt, verließ er denselben und floh hinter die steierischen Berge, um in 27 Jahren keinen Tag im Reiche wieder zu besuchen. Er überließ es, ohne activ einzugreifen, den Bürgerkriegen, in denen Fürsten und Gemeinwesen oder die Wittelsbacher gegen die Zollern sich maßen. Dabei aber ging auch die Macht des österreichischen Hauses immer mehr auseinander: die Tiroler kündigten F. den Gehorsam auf und Herzog Sigmund trat hier 1446 die selbständige Regierung an, stets ein Feind seines Vetters; die Oesterreicher, Böhmen und Ungarn forderten den jungen Ladislaus heraus, der Gubernator Hunyadi fiel verwüstend in Steier ein. Und alle Händel schürte Friedrichs schlimmster Feind, sein Bruder Albrecht.

    Der Gedanke eines Romzuges und der Kaiserkrönung, angebahnt durch das Verständniß mit dem Papste, stand im Zusammenhange mit Friedrichs Vermählung mit der 17jährigen Infantin Leonor von Portugal, Schwester des Königs Affonso; die Verhandlungen über die Mitgift von 60000 Ducaten hatte deren Oheim, König Alfonso von Aragonien und Neapel geführt. Als F. die Erblande verließ und Ladislaus mit sich nahm, gährte bereits der Aufstand gegen ihn in Ungarn, Böhmen und Osterreich, aus letzterem liefen die Absagebriefe ein. Der Zug durch Italien, mit einem Hofgefolge von 2000 Reitern, stieß auf kein Hinderniß, zumal da F. sich von den Fürsten und Städten Italiens Geleitbriefe erbeten. Am 16. März 1452 fand in Rom die Einsegnung der Ehe und die lombardische Krönung durch den Papst statt; für die Unregelmäßigkeit, daß letzterer Act nicht im Mailänder Dom durch den Erzbischof von Mailand und mit der eisernen Krone, sondern in Rom durch den Papst mit der Aachener Krone vollzogen wurde, erhielt F. eine bullirte Dispensation. Am 19. März folgte die Kaiserkrönung mit aller Pracht und ohne jeden Superioritätsstreit, als politisches Ereigniß unbeachtet, für F. immerhin der Glanzpunkt seines Lebens. Auch wurde er dabei mit Indulten und Gnaden ausgestattet, die meist auf die Ausbeutung der deutschen Kirche wie der seiner Erblande abzielten; ferner erhielt er die Zusage des päpstlichen Bannes gegen die rebellischen Oesterreicher. Heimgekehrt, fand er deren Aufstand organisirt und mit allen unzufriedenen Elementen verbündet. Mit wenigen schnell geworbenen Truppen legte er sich in das feste Wienerisch-Neustadt. Als aber 12—16000 Mann vor den Thoren anlangten und im ersten Scharmützel die Büchsen knallten, entschloß er sich sofort zu Verhandlungen und gab Ladislaus heraus, obwol die Hülfe des Gubernators von Böhmen und ein steierisches Aufgebot schon nahe waren. Ladislaus wurde im Triumphe nach Wien abgeführt, kam aber in Böhmen und Ungarn neben den Gubernatoren nie zur wirklichen Macht.

    Die Eroberung Constantinopels durch Sultan Mohammed wirkte zuerst wie ein lähmender Schlag auf die Christenheit und schuf eine neue Großmacht Europas. Seitdem war 100 Jahre lang von einem Kreuzzug gegen die Saracenen die Rede. Aber trotz den feurigsten Kreuzbullen pactirten bald darauf Papst und Kaiser insgeheim über die Theilung der aus Deutschland zu erhebenden Ablaßgelder und Kirchenzehnten. Auf den Reichstagen zu Regensburg und Frankfurt (1454) ließ sich der Kaiser nicht einmal sehen; nach Neustadt (Febr. 1455) kamen die Fürsten zu ihm. Während es sonst bei Türkenreden blieb, begann auf diesen Reichstagen die kurfürstliche Opposition ihr lange fortgesetztes Spiel gegen den Kaiser wie gegen Rom, mit Klagen und Reformentwürfen, mit der Forderung eines kurfürstlichen Regimentes, des gemeinen Friedens und Reichsgerichtes, eines Nationalconcils und einer Pragmatik nach französischem Muster. Der Kaiser ward mehrmals vorgeladen und mit Entsetzung bedroht. Doch|scheiterten alle diese Entwürfe an der Uneinigkeit der Fürsten selbst, die Kronprätendenten kamen trotz dem nur passiven Widerstande des Kaisers nicht auf. Der erste war 1454 sein Bruder Albrecht; es folgten 1456 Pfalzgraf Friedrich, der Enkel des Königs Ruprecht, 1460 König Georg von Böhmen, später die Burgunder Herzog Philipp und Karl der Kühne; auch Ludwig der Reiche von Baiern wird des Trachtens nach der Krone geziehen. Es blieb aber stets bei den „Praktiken“, im Grunde war der machtlose F. doch wieder allen am meisten recht. An dem Kampfe, der 1458 von neuem zwischen den Wittelsbachern und den Brandenburgern entflammte, nahm der Kaiser keinen Theil, obwol Albrecht Achilles (vgl. Bd. I. S. 246) dabei als sein Bannerführer und immer als das Haupt der kaiserlichen Partei im Reiche sich führte. Auch in der Fehde um das Mainzer Stift 1462 blieben die kaiserlichen Machtgebote so wirkungslos, wie die päpstlichen Bannstrahlen.

    Am 23. Novbr. 1457 war zu Prag der junge Ladislaus gestorben. Ihm folgte in Böhmen der bisherige Gubernator Georg v. Podiebrad als nationaler König, in Ungarn Matthias Hunyadi. So gingen beide Lande dem habsburgischen Hause verloren. Um Osterreich aber entbrannte der Streit unter den habsburgischen Fürsten selber. Albrecht und Sigmund forderten ihre Dritttheile aus der Erbschaft, der Kaiser nahm das Land als untheilbares Eigenthum des Seniors in Anspruch. Während des Streites erreichte die Verwirrung und Gesetzlosigkeit in Oesterreich ihren Gipfel. Das Land wimmelte von lotternden Söldnern und Räubern, sie und der fehdelustige Adel machten es weit und breit zur Einöde. In den Städten trieben die „Schinderlinge“ des Kaisers die Preise der Lebensmittel zu einer enormen Höhe; es folgten Hungersnoth, Seuchen und Elend ohne gleichen. 1461 kündigte Albrecht nebst Ludwig von Baiern und einer großen Zahl von Baronen und Rittern dem kaiserlichen Bruder den Gehorsam auf, 1462 belagerte und beschoß er ihn sechs Wochen lang in der Wiener Burg, bis der Böhmenkönig als Befreier erschien und einen Vergleich stiftete, nach welchem Albrecht 8 Jahre lang allein in Oesterreich regieren sollte. Dennoch stand wieder ein neuer Kampf zwischen den Brüdern bevor, als Albrecht am 2. Decbr. 1463 plötzlich starb (vgl. Bd. I. S. 288).

    Nun erst trat F. die Regierung des ganzen Erzherzogthums an. Friede aber kehrte in die Lande nicht zurück. Das Fehde- und Raubwesen dauerte fort: einzelne Ritter kündigten dem Kaiser keck den Krieg an und stellten sich unter den Schutz des Königs von Böhmen oder des von Ungarn. F. erkaufte dann wol von ihnen den Frieden oder er wurde ihrer nur durch Bruch seines fürstlichen Wortes Meister. Trotzdem betheiligte er sich an den von der Curie geschürten Agitationen gegen den utraquistischen Böhmenkönig, wurde indeß aus dem Kampfe mit demselben 1468 nur dadurch gerettet, daß Matthias von Ungarn seinen einstigen Schwiegervater feindlich anfiel. Diese Zeit einiger Ruhe benutzte F. zu einer Wallfahrt nach Rom, angeblich die Erfüllung eines Gelübdes; er erbat aber (Weihnachten 1468) demüthig außer dem Segen des Papstes Paul II. dessen Hülfe zur Erlangung der böhmischen Krone. Diese hatte der Papst bereits Matthias zugesagt, er bewilligte dem Kaiser daher lieber Ablässe und geistliche Gnaden, darunter die Errichtung eines Bisthums in Wien.

    Seit 1467 begannen die Eroberungen Karls des Kühnen, meist auf Kosten alter Reichsgebiete. Er gedachte seine sämmtlichen Länder zu einem Königreiche zu vereinigen und dessen Krone, dereinst auch die Kaiserkrone auf sein Haupt zu setzen. F. köderte er durch die Aussicht, dem jungen Maximilian seine Erbtochter Maria zu geben, aber er forderte dafür erst die römische Königswürde bei Lebzeiten des Kaisers, dann ein lebenslängliches Reichsvicariat, Lothringen und die|Erhebung Burgunds zum Königreiche. Beide hielten eine Zusammenkunft zu Trier, wo seit dem 29. Sept. 1473 unter Festen und Aufzügen von unerhörtem Prunk verhandelt wurde. F. hatte gehofft, um die Bedingungen der Ehe markten zu können, aber sein Vertrauen zu den Zusagen des Burgunders schwand mehr und mehr, die anwesenden Kurfürsten zeigten sich abgeneigt und Frankreich drohte. Der Kaiser brach die Verhandlung ab und fuhr aus Furcht vor dem gewaltthätigen Burgunder in der ersten Morgendämmerung ohne Abschied auf der Mosel davon. Während der Kämpfe Karls im Elsaß, im Kölner Stift, in Lothringen und gegen die Eidgenossen betrieb der Kaiser, gleichgültig gegen die Schicksale des Reiches, immer nur das Eheproject, aber erst nach dem Tode des Burgunders wurde am 21. April 1477 zu Gent die Vermählung Maximilians mit Maria durch Procura, am 20. Aug. durch den jungen Erzherzog selbst vollzogen. Damit beginnt der neue Aufschwung des habsburgischen Hauses, von dem indeß auf den alten Kaiser kein Schimmer mehr zurückfiel.

    Seitdem die böhmischen Händel ruhten, wandte Matthias von Ungarn seine Waffen gegen Oesterreich, von einer starken Partei im Lande gerufen. 1477 rückte er ein, berannte Wien, eroberte 40 Städte und Flecken und ließ sich in Niederösterreich huldigen. Nach einer vieljährigen gräulichen Verwüstung der österreichischen Lande durch ungarische und böhmische Haufen nahm Matthias am 1. Juni 1485 auch Wien durch eine lange Aushungerung, während deren der Kaiser nicht die mindeste Anstalt zur Hülfe traf, vielmehr in Graz mit ruhiger Ergebung, ja mit einer gewissen Schadenfreude der Bedrängniß seiner Hauptstadt zuschaute. Matthias behielt seine Residenz in Wien als Herr des Landes unter der Enns bis zu seinem Tode am 6. April 1490. Der Kaiser kam nach dem Verlust des besten Theils seiner Erblande wie ein Flüchtling ins Reich, ließ sich von den Städten und Abteien aufnehmen und beschenken und wartete das weitere in Nürnberg ab. Seine erbärmliche Lage rief aber die Reichsstände zum Eingreifen auf, unter Führung des alten Albrecht Achilles und des Erzbischofs Berthold von Mainz. Am 16. Febr. 1486 wurde Maximilian zu Frankfurt zum römischen König gewählt. Nur der Kaiser selbst hatte der Wahl widerstrebt, Maximilian mußte ihm urkundlich versprechen, sich jeder Einmischung in die Reichsregierung zu enthalten. Da aber F. die von den Kurfürsten begehrte Reichsreform hartnäckig weigerte, versagten ihm die Kurfürsten auch jede Beihülfe zur Wiedereroberung Oesterreichs. Dem Plan der baierischen Herzoge, auch den Rest der österreichischen Lande an sich zu reißen, trat rettend seit 1487 der schwäbische Bund entgegen, den der Kaiser auf einem Nürnberger Reichstage nur sanctionirte. Am 19. Aug. 1490 zog Maximilian auch wieder in Wien ein.

    F. verbrachte seine letzten Lebensjahre, fern von Reich und Politik, im Schlosse von Linz, mit Beten, Goldmachen und astrologischen Träumen beschäftigt, in denen er die große Zukunft des habsburgischen Hauses verfolgte. Er starb am 19. August 1493, im 78. Lebensjahre, nach Amputation eines Fußes an Ruhr. Seine Leiche wurde später in der Wiener Stefanskirche unter prächtigem Grabmal beigesetzt.

    • Literatur

      Ueber die chronistischen Quellen vgl. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen, 2. Aufl. Urkundliches Material veröffentlichte Chmel in verschiedenen Editionen der Wiener Akademie. Chmel, Regesta Friderici IV. Wien 1838. Fr. Kurz, Oesterreich unter Kaiser Friedrich IV., 2 Bde., Wien 1812. Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs IV., 2 Bde. (bis 1452), Hamburg 1840.

  • Autor/in

    G. Voigt.
  • Zitierweise

    Voigt, G., "Friedrich III." in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 448-452 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535773.html#adbcontent

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