Lebensdaten
um 1420 – 1496
Geburtsort
bei (in?) Cilli (Celje, Slowenien)
Sterbeort
Konstanz
Beruf/Funktion
kaiserlicher Rat ; Protonotar ; Bischof von Konstanz
Konfession
-
Normdaten
GND: 136428754 | OGND | VIAF: 80773514
Namensvarianten
  • Thomas Preloga
  • Thomas Prelager
  • Thomas Berlokar
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Zitierweise

Thomas Berlower, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136428754.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    T. immatrikulierte sich 1446 an der Univ. Wien, wurde dort an der Artistenfakultät am 4. 1. 1449 zur Determination und am 9. 4. 1451 zur Inceptio, am 2. 6. 1455 zur Regenz zugelassen und las im folgenden Studienjahr 1455/56 über „De anima“. Im Sommersemester 1455 schrieb er sich an der Wiener Juristenfakultät ein und wurde am 13. 9. 1466 in Padua zum Dr. iur. can. promoviert, wird später (seit 1476?) aber auch als Dr. utr. iur. genannt. 1470 erscheint T. erstmals als ksl. Beauftragter, als er im Zuge des Kanonisationsprozesses des Babenberger Mgf. Leopold III. an der Kurie in Rom weilte. Für die folgenden beiden Jahrzehnte sind weitere Romaufenthalte bezeugt. Seit 1471 ist T. in der (österr.) Kanzlei Ks. Friedrichs III. nachweisbar. Im selben Jahr stellte er dessen damals 12jährigen Sohn Maximilian zwei Handschriften mit antiken und humanistischen Texten, die wohl als stilistisch-rhetorische Vorbilder dienen sollten, zur Verfügung (cvp. 3210 u. 3462, Österr. Nat.bibl. Wien). In welchem Umfang T. damals auch als Erzieher Maximilians tätig war, ist offen, doch dürfte er dem künftigen Kaiser nach Ausweis der genannten Handschriften als erster oder einer der ersten humanistisches Bildungsgut nahegebracht haben. In der Folgezeit stieg T., der als Protonotar (seit 1473?) und 1481 auch als „osterichscher cantzler“ bezeugt ist, zu einem der wichtigsten Räte und Diplomaten Friedrichs III. auf; er gehörte „zu dem über die ksl. Politik mitentscheidenden Personenkreis“ (Heinig). 1473 begleitete er den Kaiser zum Treffen mit Hzg. Karl d. Kühnen von Burgund in Trier und ging als Gesandter zum ungar. Kg. Matthias Corvinus nach Preßburg. Seit den frühen 1470er Jahren ist er als Beisitzer des ksl. Kammergerichts nachgewiesen und galt insbesondere als Spezialist für die ungar. Belange (Friedensverhandlungen in Gmunden u. Korneuburg 1477); mehrfach vertrat er Friedrich III. auf österr. Landtagen und war maßgeblich an deren Vorbereitungen beteiligt. Seine einflußreiche Stellung beim Kaiser brachte T. bald wichtige Pfründen ein: 1473 erhielt er die Propstei am Konstanzer Dom, die er im Streit mit dem Augsburger Dompropst Hzg. Johann v. Bayern ( 1486) vorübergehend wieder abgeben mußte, dann aber bis zu seinem Lebensende und auch als Bischof von Konstanz behielt. 1474 verschaffte ihm der Kaiser die päpstl. Provision auf die Propstei des Frankfurter Bartholomäusstifts, auf die er aber schon 1475 resignierte. 1480 wurde T. auf die Dompropstei von St. Stephan in Wien investiert und war somit erster Wiener Dompropst, damit gleichzeitig auch Kanzler der Wiener Universität. Am 22. 3. 1491 zum Bischof von Konstanz gewählt, resignierte er auf die Wiener Propstei, ist aber auch weiterhin, obwohl er die Kanzlei Friedrichs schon 1483 verlassen hatte, in Diensten des Kaisers und seines Sohnes Maximilian nachweisbar. Die Wahl zum Konstanzer Bischof war zweifellos von Friedrich betrieben worden, der sich davon eine Stärkung des habsburg. Einflusses in Südwestdeutschland versprach.

    T.s Zeit als Bischof steht im Zeichen der von seinen Vorgängern ererbten Verschuldung des Bistums; diese konnte er bis zu seinem Tod zwar abbauen, mußte dafür aber auf die von ihm angestrebte Reform zur Hebung der sittlichen und moralischen Zustände des Klerus verzichten, wie er sie in einem Hirtenbrief 1495 scharf kritisiert hatte. Eine moderne Biographie fehlt bisher; sie müßte u. a. das Verdikt Seufferts untersuchen, T. sei ein Mann „ohne große Gesamtideen“ und damit auch für die (angebliche) Passivität des Kaisers mitverantwortlich gewesen.

  • Quellen

    Qu Acta Facultatis Artium III (Archiv d. Univ. Wien, Cod. Ph. 8) fol. 11v, 47r/v, 52r, 83v; Tabulae codicum manu scriptorum praeter graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum Bd. 2: Cod. 2001–3500, 1868, S. 233, 294–97; Die Matrikel d. Univ. Wien, 1. Bd. 1377–1450, 1956, S. 249; G. Pengo (Hg.), Acta graduum academicorum gymnasii Patavini ab anno 1461 ad annum 1470, 1992, S. 220; S. Matiasovits (Hg.), Die Matrikel d. jurid. Fak. d. Univ. Wien II (im Druck); Regg. Imp. Friedrich III.

  • Literatur

    L J. Schlecht, Pius III. u. d. dt. Nation, Mit e. Anhang ungedr. Briefe u d. Lobgedichte d. Engelbert Funk, 1914;
    V. O. Ludwig, Der Kanonisationsprozeß d. Mgf. Leopold III. d. Hl., 1919, S. 215;
    H. Göhler, Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkap. z. hl. Stephan in seiner persönl. Zus.setzung in d. ersten zwei Jhh. seines Bestandes 1365–1554, Diss. Wien 1932, S. 87–89, Nr. IX;
    A. Braun, Der Klerus d. Bm. Konstanz im Ausgang d. MA, 1938, S. 176–80 u. 191;
    H. Fichtenau, Die Lehrbücher Maximilians I. u. d. Anfänge d. Frakturschr., 1961, S. 11–15;
    F. Unterkircher, Die datierten Hss. d. Österr. Nat.bibl. v. 1451 bis 1500, 1974, S. 68 u. 80;
    G. Rauch, Pröpste, Propstei u. Stift v. St. Bartholomäus in Frankfurt, 9. Jh. bis 1802, 1975, S. 85–87, 412;
    K.-F. Krieger, Die Reise d. Speyrer Domvikars Bernhard Russ an d. Ks.hof in Wien (1482), in: Archiv f. mittelrhein. KGesch. 38, 1986, S. 175–223, bes. S. 201 mit Anm. 19;
    B. Degler-Spengler, in: Helvetia Sacra I/2, Das Bm. Konstanz, Das Ebm. Mainz, Das Bm. St. Gallen, 1993, S. 371–76 u. 804 f.;
    P.-J. Heinig, Ks. Friedrich III. (1440–1493), Hof, Reg. u. Pol., 1997, S. 612–618 u. 1740 (ältere L);
    P. Uiblein, Die Kanonisation d. Mgf. Leopold u. d. Wiener Univ., in: Jb. d. Stiftes Klosterneuburg, N. F. 13, 1986, S. 21–58, Wiederabdr. in: ders., Die Univ. Wien im MA, 1999, S. 489–536, bes. S. 492 Anm. 14;
    P. Simoniti, Humanismus b. d. Slovenen, Sloven. Humanisten bis z. Mitte d. 16. Jh., hg. u. bearb. v. M. Wakounig, 2008, S. 181–87 u. 342 (Übers. aus d. Slowen., 1979);
    Gatz III; HLS

  • Autor/in

    Martin Wagendorfer
  • Zitierweise

    Wagendorfer, Martin, "Thomas Berlower" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 178-179 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136428754.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA