Lebensdaten
um 1440 – 1502
Geburtsort
Salzburg
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
kaiserlicher Protonotar ; Leiter der Reichskanzlei unter Kaiser Friedrich III.
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Waldner, Johannes
  • Waldner, Johann
  • Waldner, Johannes

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Waldner, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138555.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Kürschner in S.;
    M N. N.;
    Schw Agathe ( Heinrich Kanzler, Bürger in S.);
    unehel. S N. N., wurde v. d. Fam. Rehlinger in Augsburg aufgezogen;
    N Virgil Kanzler ( 1503), 1491 Dompropst in W.

  • Biographie

    Wie W. an den Hof Ks. Friedrichs III. kam, ist ebenso unbekannt wie sein Bildungsweg. Seit 1467 ist er in der ksl. Kanzlei nachweisbar; im Herbst 1471 nennen ihn die Akten des Regensburger Christentags in führender Position. Mit W.s Aufstieg in der Kanzlei Friedrichs III. unmittelbar zu verknüpfen, ist seine seit 1469 belegbare Tätigkeit als Schreiber des kgl. Kammergerichts. Seit Juli 1472 mit dem Titel eines Protonotars bezeugt, übernahm W. nach dem Tod Ebf. Adolfs von Mainz (6. 9. 1475) im Rang eines Vizekanzlers die Leitung der röm. Kanzlei. Bis zum Tod Friedrichs III. 1493, also fast 20 Jahre lang, führte W. die Kanzlei: ein Laie nicht-adliger Herkunft – wie bereits Kaspar Schlick (um 1395/96–1449) am Anfang der Regierungszeit Friedrichs III. und wie Ulrich Weltzli in deren Mitte. Den offiziellen Titel eines Kanzlers hat W., obwohl er von manchen Petenten so angeredet wurde, nie erlangt. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle bezeichnete sich W. auch nach der Übernahme der Kanzleileitung weiterhin als „Protonotar“ oder als „Sekretär“. Die Stadt Augsburg titulierte ihn mehrfach als „der Römischen Kanzlei Statthalter“. W. gehörte – auch wenn seine Bezeichnung mit dem Titel eines „Rates“ erst 1481 belegbar ist – im letzten Drittel der Herrschaft Friedrichs zum engsten Beraterkreis des Kaisers. Auf besondere Weise im Besitz des Vertrauens des Herrschers, wußte man im Reichsgebiet um seine Stellung. Quer durch alle Stände wandte man sich in den verschiedensten Angelegenheiten an ihn. Ein besonderer Knotenpunkt innerhalb des höfischen Systems Friedrichs III. zeigt sich mit dem mächtigen Reichsprokuratorfiskal Johann Keller ( 1489). Unzählige Male wurden W. und Keller von ihrer beider Klientel im Reich gemeinsam angeschrieben und um Unterstützung ihrer jeweiligen Anliegen gebeten. Die wichtigsten Schnittstellen zeigen sich v. a. in ihrem Interesse an den Reichsstädten Nördlingen und Nürnberg, für deren Interessenswahrnehmung sich W. einsetzte. Als Keller 1489 starb, trat W. dessen Erbe als Reichspfleger von Weißenburg und Donauwörth an. Gelegentlich fungierte er auch als Orator des Kaisers. Nach dem Tod Friedrichs III. 1493 und der Übernahme der Römischen Kanzlei durch den Mainzer Ebf. Berthold von Henneberg übertrug Maximilian W. die Leitung der österr. Kanzlei. Obwohl W. auch Maximilian wertvolle Dienste leistete, wurde er, alt geworden, im Rahmen der höfischen Strukturen des neuen Monarchen zunehmend an den Rand gedrängt. Von Vorwürfen belastet, nahm sich W., möglicherweise um einem Verfahren wegen Hochverrats zuvorzukommen, in seinem schloßähnlichen Privathaus in der Wiener Kärntnerstraße unter spektakulären Umständen das Leben. Bereits im April 1502 befahl Kg. Maximilian seinen Räten die umfangreiche Hinterlassenschaft W.s an Bargeld, Kleinodien und Silbergeschirr zu schätzen, zu inventarisieren und in Beschlag zu nehmen. Die Besitzungen betrachtete Maximilian aufgrund des Selbstmords als dem Reich „heimgefallen“ und ließ sie einziehen.

    Eine Zeitlang noch wurde das Anwesen in Wien als „Waldner-Haus“ bezeichnet, erst durch die eigenwillige Bemalung im Auftrag Maximilians erhielt es den Namen „Hasenhaus“, unter dem es bis zu seiner Demolierung Mitte des 18. Jh. bekannt war.

  • Literatur

    |K.-F. Krieger, Die Reise d. Speyerer Domvikars Bernhard Ruß an d. Ks.hof in Wien, in: Archiv f. mittelrhein. KGesch. 38, 1986, S. 175–223;
    P.-J. Heinig, Ks. Friedrich III. (1440–1493), Hof, Reg. u. Pol., Bd. 1, 1997, S. 721–31;
    J. Schwarz, Ein Salzburger Kürschnersohn am Wiener Ks.hof, Biogr. Skizzen zu J. W., in: Salzburg Archiv 30, 2005, S. 45–64;
    ders., J. W. (ca. 1430–1502), Ein ksl. Rat u. d. Reich im ausgehenden 15. Jh., Habil.schr. Mannheim 2007;
    ders., Der Freund Sachsens, J. W. ( 1502) u. d. Wettiner, in: König, Fürsten u. Reich im 15. Jh., hg. v. F. Fuchs, P.-J. Heinig u. J. Schwarz, 2009, S. 75–99;
    ders., Von d. Mitte an d. Rand, J. W. (ca. 1430–1502) in d. Netzwerken d. Höfe Ks. Friedrichs III. u. Maximilians I., in: Grenzen d. Netzwerks, hg. v. K. Hitzbleck u. K. Hübner, 2014, S. 113–36;
    ders., Zwei Reformverlierer am ksl. Hof um 1500, Andreas Jamometic´ u. J. W., in: Reformverlierer 1000–1800, hg. v. A. Bihrer u. D. Schiersner, 2016, S. 97–132;
    ders., J. W., Maximilian u. Tirol, in: Maximilian I. u. d. Humanismus in Tirol, hg. v. F. Fuchs u. M. Wagendorfer, 2019 (in Vorbereitung).

  • Autor/in

    Jörg Schwarz
  • Zitierweise

    Schwarz, Jörg, "Waldner, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 313-314 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138555.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA