Lebensdaten
1698 – 1762
Geburtsort
Zell unter Welsberg (Pustertal)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118760955 | OGND | VIAF: 13103130
Namensvarianten
  • Troger, Paul
  • Trogger, Paul

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Zitierweise

Troger, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760955.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas (1664–1720), Schneider u. Mesner in Z., S d. Johann (1606–74), Müller in Z., u. d. Maria Mau(e)rer (vor 1644–69);
    M Maria (1663–1718), aus Welsberg, T d. Jakob Pracher (n. 1630–94), aus|Welsberg, Chirurg in Z., u. d. Elisabeth Auer ( n. 1663);
    4 B Andreas (1688–1745), Schneider in Welsberg, Josef (1690–1758), salzburg. Hofkellermeister, Anton (1692–1770), Schneider in Welsberg, Franz (* 1697/98), Schlossermeister in Salzburg, 2 Schw Maria (* 1694), Anna (* 1702, Andreas Mayr, 1690-um 1755, salzburg. Hoflauten- u. Geigenmacher);
    1) Wien 1741 Anna Maria (1716–50), T d. Anton Schraub, Grundbuchschreiber in Wien, u. d. Anna Maria N. N., 2) Wien 1753 Franziska Schasser (1722–91), aus Deutschmetz (Südtirol), T d. Johann Baptist Karl v. Schasser, Landrichter, u. d. Elisabeth Theresia Mor v. Sonnegg.

  • Biographie

    Leben und Werk T.s sind gut dokumentiert, einzig über seine Jugendjahre und Ausbildung gibt es unterschiedliche Überlieferungen: Nach den von Anton Roschmann 1742 zusammengetragenen Nachrichten über Tiroler Künstler ging T. zunächst bei dem in Welsberg ansässigen Maler Matthias Durchner in die Lehre und wurde danach zu Giuseppe Alberti nach Cavalese geschickt, um die Malerei in der Praxis zu erlernen. Glaubhafter ist allerdings der in T.s Nachruf 1762 überlieferte Bericht, T. sei aufgrund der Bedürftigkeit seiner Eltern in die Dienste der Grafen Firmian getreten, die als eine der einflußreichsten Familien im tirol.-trientin. Raum T. eine Ausbildung zum Maler ermöglichten. Ob zwei Freskenzyklen in der Casa Ress in Cavalese und im Palazzo Comunale in Mezzocorona (ehemals Palazzo Firmian) T. zugeschrieben werden können, ist jedoch nicht gesichert. Übereinstimmend erwähnen die genannten Berichte, daß T. nach der ersten Ausbildung in seiner Heimat zu einem bisher nicht identifizierten Grafen Giovanelli in Venedig ging, wo er die Grundlagen in der Malerei erwarb. Seine ersten dokumentierten Werke – eine Anbetung des Kindes 1720 in Brixen und eine Kreuzabnahme 1722 in Kaltern – zeigen die Kenntnis der venezian. Kunst, insbesondere Giambattista Piazzettas, und der röm. Barockmaler Carlo Maratta und Francesco Trevesani. Einen weiteren Aufenthalt in Italien – seit 1723 oder 1724 – ermöglichte ihm ein Stipendium des Gurker Fürstbf. Jakob I. Maximilian Gf. Thun (1681–1741). In Rom entstanden v. a. Zeichnungen, zu einem großen Teil Nachzeichnungen nach Werken der röm. Barockmalerei, und Radierungen; in T.s Nekrolog erwähnte Gemälde in Bologna und Padua sind dagegen heute nicht mehr nachweisbar. Wahrscheinlich ist auch ein Aufenthalt in Neapel, denn T.s späteres Werk verrät die Kenntnis der in Neapel und Bologna gepflegten Helldunkel-Malerei.

    1726 dürfte T. aus Italien zurückgekehrt sein, denn in diesem Jahr schuf er das Ignatiusaltarbild in der Jesuitenkirche in Klagenfurt für den Gurker Fürstbischof, dem T. auch seinen ersten großen Auftrag als Freskomaler verdankt. Im Auftrag des ehemaligen Salzburger Domherrn malte er in Auseinandersetzung mit Johann Michael Rottmayrs (1654–1730) Kuppeldekoration in der Salzburger Dreifaltigkeitskirche (1697) die Kuppel der Kajetanerkirche 1728 mit der „Glorie des hl. Kajetan“ aus; hierfür entlehnte T. einzelne Figurengruppen aus röm. Fresken, näherte sich in der koloristischen Wirkung aber der venezian. Malerei an.

    Zusammen mit dem Bildhauer Georg Raphael Donner (1693–1741) siedelte T. 1728 nach Wien über, wo ihn zunächst Gf. Gundacker von Althan (1665–1747) beschäftigt haben soll. Er schrieb sich dort an der Akademie ein, um nach dem Modell zu zeichnen, und bemühte sich um Aufträge, doch dominierten in Wien Rottmayr und Daniel Gran (1694–1757) das Geschehen. Vielleicht durch die Vermittlung Althans wurde T. die Ausmalung der Institutskirche der Engl. Fräulein in St. Pölten übertragen, die am Beginn seines Aufstiegs zum Maler der niederösterreich. Stifte steht. Die Arbeiten für die Augustinerchorherrenkirche in St. Andrä an der Traisen 1730/31 machte T. über die Landesgrenzen hinaus bekannt, es folgte 1731 die Ausmalung des Festsaales im Prämonstratenserstift Hradisch bei Olmütz. Höhepunkte seines Schaffens sind die Ausstattung des neuerbauten Marmorsaales und der Bibliothek im Benediktinerstift Melk, wo T. nach Rottmayrs Tod dessen Nachfolger wurde, und 1733 die Kuppelfresken in der Benediktinerabtei Altenburg, an denen erstmals sein aus Tirol stammender Gehilfe Johann Jakob Zeiller beteiligt war. In Altenburg war T. auch in den folgenden Jahren tätig (Marmorsaal 1736, Treppenhaus 1738, Bibliothek 1742), bis er 1739 zusammen mit Johann Baptist Bys die Decke der sog. Kaiserstiege im Benediktinerstift Göttweig mit dem Fresko der „Apotheose Ks. Karls VI.“ ausmalte.

    In den 1730er Jahren stand T. vornehmlich in den Diensten der niederösterr. Stifte, dabei zumeist unterstützt durch den bolognes. Architekturmaler Gaetano Fanti, der die illusionistische Scheinarchitektur malte; auch 1740 traten beide gemeinsam auf, als T. im Auftrag der Nikolai-Bruderschaft mit den Deckengemälden in St. Niklas auf der Landstraße seine einzigen Fresken in Wien schuf (1784 zerstört). Die Kriegsereignisse nach dem Tod Karls VI. 1740 wirkten sich für T. v. a. im Rückgang von Aufträgen für große Freskenprogramme aus. Zwar wurde er nach wie vor|von den niederösterr. Stiften beschäftigt (Choru. Langhausfresken in St. Ignatius/Raab, 1744 u. 1746; Kolomanisaal in Melk, 1745), doch nahm in den 1740er Jahren die Altarbildmalerei einen relativ breiten Raum in seinem Schaffen ein. T.s letzter großer Auftrag führte ihn in seine Südtiroler Heimat, wo er in Brixen nach langwierigen Verhandlungen im Juli 1748 die Freskierung der Gewölbe begann und 1750 vollendete.

    In den 1750er Jahren wurde T. nur noch einmal in Maria Dreieichen zu einem größeren Freskoauftrag herangezogen, auch weil er sich kaum noch als Maler betätigte. Stattdessen bekleidete er verschiedene Posten an der Akademie (1751 Assessor, 1754 Rektor), von der er sich 1759 endgültig zurückzog.

    T. ist der bedeutendste und einflußreichste österr. Maler und Zeichner in der ersten Hälfte des 18. Jh., der die Traditionen der ital. Helldunkel-Malerei selbständig weiterführte. Die starke, an Francesco Solimena und Piazzetta orientierte Farbigkeit der Frühzeit weicht v. a. in den 1740er Jahren einem kühleren, silbrigen Kolorit, in dem sich plastische und dekorative Tendenzen miteinander verbinden. Im Gegensatz zu den eher klassisch gesinnten Rottmayr und Gran ist in T.s Werk eine Steigerung zu visionär-expressiver Wirkung erkennbar, die für die nächste Generation österr. Maler wie Josef Ignaz Mildorfer (1719–75), Johann Jakob Zeiller (1708–83) oder Martin Knoller (1725–1804), die zu seinen Schülern gehörten, aber auch für Johann Bergl (1718–89) und Franz Anton Maulbertsch (1724–96) vorbildlich wurde.

  • Werke

    Weitere W u. a. Christus am Kreuz, Ein Knecht reicht d. essiggetränkten Schwamm, Öl/Lwd., 1722 (Kaltern, Kalvarienbergkirche);
    Kampf u. Sieg d. Hercules Christianus, Deckenfresken, 1732/33 (Zwettl, Zisterzienserabtei, Bibl.);
    Harmonie zw. Glaube u. Wiss., Deckenfresko, 1735 (Seitenstetten, Benediktinerabtei, Marmorsaal);
    Wunderbare Brotvermehrung, Deckenfresko, 1738 (Geras, Prämonstratenserchorherrenstift, Marmorsaal);
    Pietà, Öl/Lwd., undat. (Wien, Wien Mus.).

  • Literatur

    L ADB 38;
    R. Jacobs, P. T., 1930;
    W. Aschenbrenner u. G. Schweighofer, P. T., Leben u. Werk, 1965 (Qu, Stammtafel, W-Verz., Bibliogr., Ill., P);
    J. Ringler, P. T.s Herkunft u. bürgerl. Existenz, in: Veröff. d. Mus. Ferdinandeum 31, 1951, S. 567–81;
    J. Kronbichler, P. T. (1698–1762), 2012 (Qu, W-Verz., Ill., P u. Bibliogr.);
    Zum 250. Todestag d. Barockmalers P. T. (1698–1762), Der Schlern, Monatszs. f. Südtiroler Landeskde. 86, H. 7/8, 2012;
    ThB (W-Verz.);
    Dict. of Art (L);
    H. Schöny, Wiener Künstler-Ahnen, I, 1970, S. 67 f.;
    BBKL XII; Hist. Lex. Wien (P).

  • Porträts

    P Selbstbildnis, Öl/Lwd., um 1728 (Innsbruck, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum); Selbstbildnis, Öl/Lwd., um 1750 (ehem. Privatbes.), Abb. in: Aschenbrenner/Schweighofer (s. L), Abb. 57 u. 109, u. Kronbichler (s. L), Abb. S. 16 u. 160.

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Troger, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 437-439 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760955.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Troger: Paul T., Maler, wurde am 30. December 1698 zu Zell bei Welsberg im Pusterthal als Sohn des Schneiders und Meßners Andreas T. geboren. Er zeichnete schon als Knabe aus angebornem Trieb und ohne jede Anleitung mit solchem Geschick, daß durchreisende Fremde, vermuthlich die gräfliche Familie Firmian, auf ihn aufmerksam wurden und ihn sammt seinem älteren Bruder Joseph zur weiteren Ausbildung in der Kunst mit sich nahmen. T. wurde auf Verwendung des Grafen Lactanz v. Firmian, eines eifrigen Kunstmäcens, zuerst Schüler des Malers Gius (Joseph) Alberti in Fleims (1664—1730) und kam dann, von dem Grafen Firmian unterstützt, nach Bologna, Venedig und schließlich (c. 1728) nach Wien, wo er schon als fertiger Künstler auftrat und sich bald einer großen Beliebtheit und zahlreicher Bestellungen erfreute. Zum Kammermaler ernannt, war er nach dem Tode van Schuppen's in den Jahren 1754—1757 Rector der Wiener Akademie. Er starb am 20. Juli 1762 in Wien. Obwohl T. seinen ständigen Wohnsitz in Wien hatte, war er doch viel unterwegs, um den massenhaften Aufträgen, die aus seinem Heimathlande an ihn gelangten, genügen zu können. Er malte in Oel und| al fresco Altarblätter in der Art der damaligen Italiener, portraitirte auch und radirte nebenbei kirchliche und weltliche Darstellungen, Bildnisse und Landschaften. Seine Hauptwerke haben wir in Trient, Brixen, wo er die Fresken im Dome für 10 000 fl. fertigte, in Innsbruck, Mölk, Maria-Taferl und Göttweih zu suchen. In Wien findet man Gemälde von seiner Hand in St. Ulrich, in St. Lorenz am Schottenfeld und in der Mariahilferkirche. Alle diese Bilder zeichnen sich durch eine bedeutende Technik und vorzügliches Colorit aus und erinnern an die Art der Caracci und Guercinos. T. hat zahlreiche Schüler gebildet, unter denen Martin Knoller der bedeutendste war. In der kaiserlichen Galerie in Wien wird „ein Christus auf dem Oelberg“ von Troger's Hand aufbewahrt. Die Sammlung der Wiener Akademie besitzt eine „Heilige Magdalena“ und das Ferdinandeum zu Innsbruck eine „Einbalsamirung des Leichnams Christi“.

    • Literatur

      Vgl. Wurzbach XLVII, 227—232, der das Todesjahr Troger's fälschlich mit 1777 angibt. — Carl v. Lützow, Geschichte der k. k. Akademie der bildenden Künste. Wien 1877. S. 30, 31, 33. —
      Derselbe, k. k. Akademie der bildenden Künste. Wien 1889. S. 284, —
      Die historische Ausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien 1877. Wien 1877. S. 154—157. — Eduard v. Engerth, Kunsthistor. Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. Gemälde. Beschreibendes Verzeichniß Wien 1886. III, 246, 247.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Troger, Paul" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 633-634 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760955.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA