Lebensdaten
1894 – 1969
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Hollywood (Kalifornien, USA)
Beruf/Funktion
Filmregisseur ; Filmproduzent ; Drehbuchautor
Konfession
-
Normdaten
GND: 118753630 | OGND | VIAF: 71422909
Namensvarianten
  • Sternberg, Jonas (eigentlich)
  • Stern, Jonas
  • Sternberg, Josef von (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Sternberg, Josef von (Pseudonym), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753630.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moses S. oder Stern, Kaufm., ging 1901 mit seiner Familie in d. USA, um sich dort geschäftlich zu etablieren, kehrte aber 1904 n. Wien zurück;
    M Serafina Singer;
    1) 1926 1930 Riza Royce (1903/ 08–80), aus Lancaster (Pennsylvania), Schausp., 2) 1945 1947 Jean Avette McBride, 3) 1948 Meri Otis Wilner († 1969), Kunsthist.;
    S aus 3) Nicholas (* 1951), Kameramann, Stief-T aus 3) Catherine.

  • Biographie

    S. brach die Schule ab und kam, nachdem die Familie 1901–04 bereits in New York gelebt hatte, 1908 mit seiner Mutter und den Geschwistern erneut in die USA. Er erwarb die amerik. Staatsbürgerschaft und fand 1911 eine feste Anstellung in einer Filmreparaturwerkstatt, die im Filmverleih „World Film Corporation“ aufging. S. wurde mit der Untertitelung und dem Schnitt von Filmen betraut. 1917–19 diente er in der amerik. Armee. Es folgten verschiedene Assistenzen, u. a. 1922 in den Londoner Twickenham-Studios. 1923, wieder in Hollywood, fand er ein Auskommen als Regieassistent und legte sich den Künstlernamen „Josef von Sternberg“ zu. Ein Jahr später realisierte er nach einem eigenen Drehbuch seinen ersten Film, das realistische Elendsmelodram „The Salvation Hunters“; ein Vertrag mit der Metro-Goldwyn-Mayer war die Folge. Wegen Unstimmigkeiten – S. beharrte auf seinen Konzeptionen, die denen des Studios entgegenstanden – wurde der Vertrag nach einem Jahr wieder gelöst. Der von Charlie Chaplin angeregte Film „A Woman at the Sea“ (1926) wurde nicht veröffentlicht.

    1927 schloß S. mit Paramount einen Vertrag. Mit „Underworld“, nach einem Drehbuch von Ben Hecht, drehte er 1927 einen der ersten Gangsterfilme. Sowohl der kritische Blick auf das organisierte Verbrechen als auch die von Fatalismus geprägte Inszenierung machten S. zu einem gefragten Regisseur. Es folgte „The Last Command“ (1928) über einen ehemaligen zaristischen General, der sich in Hollywood als Komparse durchschlagen muß, mit dem dt. Schauspieler Emil Jannings (1884–1950) in der Hauptrolle, der dafür 1928 als erster den Schauspieler-„Oscar“ erhielt. In „The Docks of New York“ (1928) thematisierte S. stimmungsvoll und sentimentalisch die Liebe zwischen einem Seemann und einer Prostituierten.

    Auf Wunsch von Jannings reiste S. 1929 nach Deutschland, um dort einen Tonfilm zu realisieren. Mit dem Ufa-Produzenten Erich Pommer (1889–1966) und Carl Zuckmayer (1896–1977) als einem der Drehbuchautoren verfilmte er unter dem Titel „Der blaue Engel“ Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“, eine Satire auf den preuß.-wilhelmin. Sittenkodex. Die weibliche Hauptrolle spielte die bis dahin noch weitgehend unbekannte Marlene Dietrich (1901–92), die als Tingeltangel-Sängerin „Lola Lola“ über Nacht zum Star wurde und mit ihrem Regisseur 1930 nach Hollywood aufbrach. Mit ihr entstanden bei der Paramount sechs Filme, zunächst das Wüstenmelodram „Morocco“ (1931), das bereits alle stilistischen Merkmale von S.s Inszenierungen enthält: insbesondere subtile Licht- und Schattenwirkungen, ganz darauf abgestellt, die mondäne Erotik seiner Protagonistin hervorzuheben. S. erwies sich als Regisseur eines sublimierten Kitsches, eines Kinos von kunstvoller Künstlichkeit, ästhetisch extravagant und von zwielichtiger Dialektik. „Dishonored“ (1931), „Shanghai-Express“ (1931), „Blonde Venus“ (1932), „The Scarlet Empress“ (1934) und „The Devil is a Woman“ (1934/35), alle diese Filme mit Dietrich sind durchzogen von erotischen Suggestionen; eine inszenierte Überwirklichkeit wird kinematographisch von einer fließenden Langsamkeit der Kamera getragen.

    Den Plan, 1933 noch einmal in Deutschland zu drehen, gab S. nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten auf. 1935 löste er nach finanziellen Mißerfolgen seinen Vertrag mit Paramount und wechselte zur Columbia, eine Zusammenarbeit, die ebenfalls in einem Mißerfolg endete. Das Angebot der österr. Regierung 1937/ 38, in seinem Geburtsland als Filmbeauftragter zu agieren, das er gerne angenommen hätte, lehnte er nach dem „Anschluß“ Österreichs ans Dt. Reich ab. In diesen Jahren verschlechterte sich S.s gesundheitlicher Zustand; künstlerische Erfolge wollten sich nicht mehr einstellen, seine Reputation sank. Für das „Office of War Information“ drehte er 1943 den Dokumentarfilm „The Town“ über den Alltag einer amerik. Kleinstadt.

    1948 zog S. nach New York und distanzierte sich von seinen bisherigen Filmen. „Jet Pilot“, für die RKO (Radio-Keith-Orpheum) Pictures von Howard Hughes 1950 gedreht, wurde sein einziger Farbfilm. S. kündigte einen neuen künstlerischen Aufbruch an. 1952 begannen die Dreharbeiten zu „The Saga of Anathan“ in Japan, den er als sein künstlerisches Vermächtnis begriff: Fast stumm, schwarz-weiß erzählt S. in höchster Stilisierung, als ein visuelles Poem, von einer Gruppe japan. Soldaten, die es nach dem Ende des 2. Weltkriegs auf eine Insel verschlägt, wo sie sich in eine Frau verlieben und sich ihretwegen bekämpfen und töten. Doch die Zeit des künstlerischen Autokraten S. war vorbei; erst in den 1960er Jahren wurde seinen Filmen wieder Aufmerksamkeit zuteil.

  • Auszeichnungen

    A Filmband in Gold f. langj. u. hervorragendes Wirken im dt. Film (1963).

  • Werke

    Weitere W u. a. The Dragnet, 1928;
    Thunderbolt, 1929;
    The Case of Lena Smith, 1929;
    An American Tragedy, 1931;
    Crime and Punishment, 1935;
    The King Steps out, 1936;
    I, Claudius, 1937 (unvollendet);
    Sergeant Madden, 1939;
    The Shanghai Gesture, 1941;
    Macao, 1952;
    Schr.:
    Fun in a Chinese Laundry, 1965, dt. u. d. T. Ich – J. v. S., Erinnerungen, 1967, Neuübers. u. d. T. Das Blau des Engels, 1991.

  • Literatur

    u. a. R. Laffont, J. v. S., Souvenirs d`un montreur d`ombres, 1965;
    H. G. Weinberg, J. v. S., 1966;
    A. Goetz u. H. W. Banz (Hg.), J. v. S., Eine Darst., 1966;
    J. Baxter, The Cinema of J. v. S., 1971;
    ders., V. S., 2010 (P);
    G. Buttafava, J. v. S., 1977;
    P. Baxter (Hg.), S., 1980;
    ders., Just Watch!, S., Paramount and America, 1993;
    P. Mérigau, J. v. S., 1983;
    C. Zucker, The Idea of the Image, J. v. S.`s Dietrich films, 1988;
    A. Horwath u. M. Omasta (Hg.), J. v. S. The Case of Lena Smith, 2007;
    Munzinger;
    Personenlex. Österr. (P);
    Österreicher in Hollywood (P);
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Fernsehdok.:
    B. Gavin, The World of J. v. S., 1967;
    D. Thompson, J. v. S., The Man who made Dietrich, 1994;
    E. Patalas u. F. Grafe, Meister d. Szene, 1994.

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Sternberg, Josef von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 295-296 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753630.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA