Sternberg, Carl
- Lebensdaten
- 1872 – 1935
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Annenheim (Kärnten)
- Beruf/Funktion
- Mediziner ; Pathologe ; Arzt ; Histologe
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 139126449 | OGND | VIAF: 4618072
- Namensvarianten
-
- Sternberg, Carl
- Sternberg, Karl
- sthernberg, carl
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
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Genealogie
Aus Beamtenfam.;
V N. N.;
M N. N.; ledig. -
Biographie
S. besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und studierte seit 1890 an der dortigen Universität Medizin. Noch vor der Promotion 1896 beschrieb er, unterstützt von dem Pathologen →Richard Paltauf (1858–1924), zwei histopathologische Fälle (Spontangangrän, Skelettmetastasierung). Die klinische Ausbildung setzte S. in der Rudolfstiftung fort und trat 1898 dort eine Stellung als Prosekturadjunkt bei Paltauf an. Bevorzugte Fragestellungen betrafen die pathologische Anatomie, Bakteriologie und Immunologie. Aufgrund einer experimentellen Arbeit über die Tumorpathogenität der Hefen erhielt er 1902 die Lehrbefugnis für Pathologische Anatomie an der Univ. Wien. 1906 übernahm er die Prosektur des Mähr. Landeskrankenhauses in Brünn, wurde 1908 zum tit. Professor und 1914 zum ao. Professor an der Univ. Wien ernannt. Gleichzeitig lehrte er als Honorardozent für Mykologie an der Dt. TH in Brünn. Während des 1. Weltkriegs fungierte S. als Oberstabsarzt, Vorsitzender einer Sanitätskommission und Armeeprosektor in Südtirol. Nach dem Krieg kehrte er zunächst nach Brünn zurück, entschied sich 1920 für die Prosektur am Rainerspital in Wien, später am Krankenhaus Wieden und übernahm 1920 auch die Leitung des pathologisch-anatomischen Instituts der Wiener Allgemeinen Poliklinik. 1926 erhielt er eine o. Professur an der Univ. Wien.
Bereits zu Beginn seiner klinischen Laufbahn stellte S. 1898 eine Fallstudie zur „Pseudoleukämie“ (Morbus Hodgkin, Paltauf-Sternberg-Krankheit, Lymphogranulomatose) vor, deren gemeinsames pathologisches Merkmal große mehrkernige Riesenzellen (Sternberg-Riesenzelle) waren. Da alle Patienten auch an Tuberkulose gelitten hatten, glaubte S. zunächst an eine infektiöse Ätiologie. 1899 berichtete er über dieses von ihm neu definierte Krankheitsbild in einem Sammelreferat über lymphatische Primärerkrankungen. Morbus Hodgkin gilt heute als bösartige Neubildung, obwohl bei manchen Lymphomen eine Infektion durch Viren nicht auszuschließen ist. S. war wohl nicht der Erstbeschreiber (W. S. Greenfield 1878) der lymphatischen Riesenzelle, trug aber durch die bildliche Darstellung der histologischen Befunde wesentlich zur Diagnostik des Morbus Hodgkin bei.
Bis 1914 untersuchte S. bevorzugt hämatologische Erkrankungen (lymphat. u. akute myeloische Leukämie, Kaposi-Sarkom, Lympho-, Leukosarkomatose, Lymphogranulomatose, Chlorom, Myelom) und Mechanismen der Krebsentstehung, bis 1920 infektiologische Fragestellungen (Pilze, Bakterien) und forschte anschließend wiederum auf den Gebieten Infektiologie, Hämatologie sowie Onkologie (Ovarialtumoren). Zeitgenossen bezeichneten ihn als „Fanatiker der Wissenschaft“, der mehr als 40 000 Obduktionen selbst durchführte. S. war eine international anerkannte Instanz für pathologisch-diagnostische Fragestellungen und trug wesentlich|zur Erforschung und Differenzierung hämatologischer Erkrankungen bei.
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Auszeichnungen
A Titel Prof. ordinarius publicus (1922);
Mitgl. d. Leopoldina (1925). -
Werke
mehr als 160 Publl., u. a. Ein Fall v. Spontangangrän auf Grund e. Gefäßerkrankung, in: Wiener Klin. Wschr. 8, 1895, S. 650–55 u. 687–89;
Über d. akute myeloische Leukämie, ebd. 24, 1911, S. 1623–37;
Ein Fall v. Sklerosierung d. ganzen Skelettes b. malignem Ovarialtumor, in: Jb. d. Wiener. K. K. Krankenanstalten 5, 1898, T. 2, S. 47–53;
Über e. eigenartige unter d. Bilde d. Pseudoleukämie verlaufende Tuberculose d. lymphat. Apparates, in: Zs. f. Heilkde. 19, 1898, S. 21–90;
Universelle Primärerkrankungen d. lymphat. Apparates, in: Zbl. f. Grenzgebiete d. Med. u. Chirurgie 2, 1899, S. 1–65;
Experimentelle Unterss. über pathogene Hefen, in: Btrr. z. Pathol., Anatomie u. Allg. Pathol. 32, 1902, S. 1–105;
Pathol. d. Primärerkrankungen d. lymphat. u. hämatopoet. Apparates einschließl. d. normalen u. patholog. Morphol. d. Blutes samt e. Technik d. Blutunters., 1905;
Über d. Einfluß v. Licht, Luft u. Feuchtigkeit auf d. Vorkommen v. Mikroorganismen in d. Außenwelt, in: Wiener Med. Presse 47, 1906, S. 2565–74;
Über das Sarcoma multiplex haemorrhagicum (Kaposi), in: Archiv f. Dermatol. u. Syphilis 111, 1912, S. 331–40;
Geschwülste d. Eierstocks, in: J. Halban u. L. Seitz (Hg.), Biol. u. Pathol. d. Weibes, Bd. 5/2, 1926, S. 675–798;
Lehrb. d. allg. Pathol. u. d. patholog. Anatomie, 1928, ²1933;
Lymphogranulomatose u. Reticuloendotheliose, in: Ergebnisse d. Allg. u. Patholog. Anatomie 30, 1936, S. 1–76. -
Literatur
J. W. v. Jauregg, in: Wiener Klin. Wschr. 48, 1935, S. 1122 f.;
R. Maresch, ebd., S. 1311–13;
L. Aschoff, in: Btrr. z. Pathol. u. Anatomie 96, 1935, H. 1;
R. Paltauf, in: Verhh. d. Dt. Patholog. Ges. 29, 1937, S. 417–25 (W-Verz.);
G. Schmidt, Zur Kenntnis d. österr. Pathologen C. S., in: Der Pathologe 13, 1992, S. 296–300 (W-Verz., P);
Fischer;
Jb. d. Wiener Ges., 1929;
Hist. Lex. Wien;
ÖBL;
Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
Kreuter, Neurologen;
Biogr. Enz. Med. -
Autor/in
Eberhard J. Wormer -
Zitierweise
Wormer, Eberhard J., "Sternberg, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 296-297 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139126449.html#ndbcontent