Lebensdaten
wohl 1876 – 1937
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schauspielerin ; Regisseurin ; Kabarettistin ; Kabarettleiterin
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117341150 | OGND | VIAF: 2004149068358265730007
Namensvarianten
  • Vallentin, Rosa (eigentlich)
  • Roth, Rosa (verheiratete)
  • Singer, Rosa (verheiratete)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Valetti, Rosa, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117341150.html [04.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Felix Vallentin ( 1911, jüd.), Holzhändler, Fabr. in Charlottenburg;
    M N. N.;
    B Hermann Vallentin (1872–1945), Schausp., Kabarettist, Autor (s. Wi. 1928 u. 1939; BHdE II);
    1) N. N., 2) Ludwig Roth (1890–1968), Schausp., 3) Karl Singer, Journ.;
    1 T Lisl (1914–2004, Felix Bernstein, 1904–80, aus Galatz, Moldau, bis 1938 Leiter d. MGM-Verleihs in W., emigrierte in d. USA, techn. Berater f. Filme in Hollywood, zuletzt in Frankfurt/M.), Schausp., Kabarettistin (beide s. L).

  • Biographie

    V., aus vermögendem Haus, setzte wie ihr Bruder Hermann den Wunsch, zur Bühne zu gehen, gegen den Willen der Eltern durch. Sie nahm heimlich Schauspielunterricht, nannte sich Rosa Valetti und gab ihr Debüt als Darstellerin auf Berliner Vorstadtbühnen. Dieser erste Kontakt mit einem Arbeiterpublikum wurde prägend für ihre weitere Laufbahn. Während eines Paris-Aufenthalts lernte sie in den Montmartre-Kneipen den Chansonnier Aristide Bruant und die legendäre „La Pétroleuse“ kennen, die sie mit der Kunst des Chansons vertraut machte. Zurück in Berlin, spielte V. an verschiedenen Bühnen, darunter am Residenz-Theater, und leitete dieses während des 1. Weltkriegs für den zum Militär eingezogenen Eugen Robert (1877–1944). Nach Kriegsende wechselte sie zum Kabarett, trat zunächst in Max Reinhardts „Schall und Rauch“, später in der „Rakete“ und mit ihrem Bruder Hermann im eigenen „Cabaret Größenwahn“ auf. Hier wurde sie bald als „Rote Rosa“ zum Inbegriff des linksengagierten Kabaretts der frühen Zwanziger Jahre, für dessen politisch-literarisches Programm ihr Kurt Tucholsky („Rote Melodie“, „Das Gesetz“) und Walter Mehring („Berlin simultan“) zur Musik von Friedrich Hollaender die Chansontexte schrieben. V. gelang es, ihr Kabarett zum Forum für neue Talente wie Kate Kühl (1899–1970) und Blandine Ebinger (1899–1993) zu machen; diese trug hier ihre von Hollaender verfaßten „Lieder eines armen Mädchens“ vor. V.s Vorhaben, das Milieu-Chanson nach franz. Vorbild in der dt.sprachigen Kabarettszene heimisch werden zu lassen, war weniger erfolgreich, auch wenn Ferdinand Hardekopf (1876–1954) mehrere Bruant-Lieder ins Deutsche übertrug.

    Nachdem V. aus wirtschaftlichen Gründen das „Größenwahn“ bald wieder aufgeben mußte, gründete sie noch weitere Berliner Kabaretts: 1922 die „Rampe“, 1924 die „Comedia Valetti“, in dem sie vornehmlich in Kurzszenen und Einaktern auftrat, und 1928 das „Larifari“. Zwischenzeitlich war sie weiterhin auf Berliner Bühnen als Charakterdarstellerin präsent, so als Mrs. Peachum in der Uraufführung von Brecht/Weills „Dreigroschenoper“ (1928). Auch auf der Leinwand war sie in mehr als 80 Stumm- und Tonfilmproduktionen zu sehen. Zu ihren bekanntesten Film-Rollen gehören die in „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931) und in „Der blaue Engel“ (1929/30), in dem Regisseur Josef von Sternberg sie als Frau des Varietédirektors Kiepert Hollaenders Kabarett-Song der Guste singen ließ. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 ein Auftrittsverbot über V. verhängt hatten, ging sie nach Wien, wo sie am Theater in der Josefstadt spielte (1933–35); sie unternahm Gastspielreisen nach Prag und trat 1936 in Palästina mit einem Programm hebr. Lieder auf.

    In Berlin konnte sie nur noch im Theater des Jüd. Kulturbunds auftreten, u. a. in Produktionen wie Noel Cowards „Weekend“ und Bruno Franks „Sturm im Wasserglas“. Im Juli 1937 verabschiedete sich V. von ihrem Berliner Publikum mit einem „Bunten Abend“, auf dem sie Chansons, kleine Sketche und Gedichte vortrug. Wenige Monate später starb sie, kränkelnd und mittellos, in Wien. Walter Mehring (1896–1981) schrieb ihr im Pariser Exil einen Nekrolog, der ihren Kampf gegen die „Menschheitswürger“ rühmte.

  • Auszeichnungen

    A R.-V.-Str. in Berlin-Mahlsdorf.

  • Werke

    Weitere W u. a. Filme: Frau Potiphar, 1911;
    Das Laster, 1915;
    Othello oder: Das Verhängnis e. Fürstenhauses, 1918;
    Wanderratten, 1918;
    Die lachende Maske, 1918;
    Die rote Katze, 1921;
    Zwischen Morgen u. Morgen, 1924;
    Die Moral d. Gasse, 1925;
    Tartüff, 1925;
    Spione, 1928;
    Das brennende Herz, 1929;
    Asphalt, 1929;
    Das Ekel, 1931;
    Ehe mit beschränkter Haftung, 1931;
    Das Geheimnis d. roten Katze, 1931;
    Die unsichtbare Front, 1932;
    Skandal in d. Parkstraße, 1932;
    Liliom, 1934.

  • Literatur

    L W. Mehring, R. V., in: Neues Tage-Buch, 5. Jg., Nr. 52, v. 25. 12. 1937;
    R. V.s „Größenwahn“, in: H. Greul, Bretter, die d. Zeit bedeuten, Bd. 1, 1971, S. 197 ff. (P);
    H. Bemmann, Berliner Musenkinder-Memoiren, 1981, S. 87–94;
    dies., R. V. – „ein herrlicher alter Kasten“, in: dies., „In mein’ Verein bin ich hineingetreten“, Kurt Tucholsky als Chanson- u. Liederdichter, 1989, S. 121–26, erneut in: Chanteusen, Stimmen d. Großstadt, hg. v. S. Renken, 1997, S. 43–49 (P);
    Kämpferische Kleinkunst – R. V.s „Cabaret Größenwahn“, in: K. Budzinski, Pfeffer ins Getriebe, 1982, ²1984, S. 121–25 (P);
    M. Herrmann-Neiße, Die Kabaretts d. R. V., in: K. Völker (Hg.), Kabarett, 1988, S. 36–38;
    V. Kühn, Kleinkunststücke, Bd. 2, Hoppla, wir beben, 1988;
    BHdE II;
    CineGraph;
    Metzler Kabarett-Lex. (P);
    Hdb. d. dt.sprach. Exil-Theaters;
    Kulturlex. Drittes Reich;
    Personenlex. Film; K. Weniger, „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“, Lex. d. aus Dtld. u. Österr. emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945, 2001 (auch zu Lisl Valetti u. Felix Bernstein).

  • Autor/in

    Volker Kühn †
  • Zitierweise

    Kühn, Volker, "Valetti, Rosa" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 704-705 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117341150.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA