Lebensdaten
1862 – 1938
Geburtsort
Schweinfurt
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118691414 | OGND | VIAF: 93730220
Namensvarianten
  • Fischer, Theodor
  • Fischer, Theodore

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Fischer, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118691414.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferd. (1809–69), Kaufm., Handelsger.rat, Mitgl. d. Landrats u. Stadtrats, S d. Gg. Andreas (1773–1845), Kaufm. u. Gründer d. Leihbibl. in Sch., u. d. Kirchners-T Maria Barb. Seiffert;
    M Friederike (1822–95), T d. Kaufm. Joh. Gg. Wirsing in Sch. u. d. Indigogroßkaufm.-T Anna Dor. Schmidt;
    Würzburg 1893 Therese (* 1870), T d. Notars Eugen Huberti u. d. Clara Wilkens;
    S Wilh. ( 1945), Dr.-Ing., T Lore (⚭ Robert Wetzel, * 1898, Prof. d. Anatomie), Bildhauerin.

  • Biographie

    F. verlor früh seinen Vater und wuchs ernst und schweigsam heran. Nach humanistischer Bildung studierte er 1880-86 Architektur an der TH München und ging dann mit warmer Empfehlung von F. Thiersch zu P. Wallot in das Reichstags-Baubüro. Ab 1889 war er als Freischaffender – mit Architekt Reuter – in Dresden und trat 1892 bei G. Seidl in München ein. Hier wurde er 1893 von der Stadt in das Hochbauamt berufen und zum Vorstand des Stadterweiterungsamtes ernannt. Nun begann F. das große Werk neuer Baulinienpläne für das gesamte Stadtgebiet unter den leitenden Gedanken zunehmenden Verkehrs und räumlicher Erscheinung der Bebauung, zugleich mit deren Zonung nach Bauhöhen und Bebauungsdichte sowie Stufung der Straßenbreiten. Daneben schuf er in einem neuen Gestalten Marksteine im Schulbau, 3 Brücken von vollendeter Form, den Bismarckturm, die Erlöserkirche. 1901 wurde F. Honorarprofessor an der TH München und im Herbst des gleichen Jahres ordentlicher Professor der Baukunde an der TH Stuttgart. Damit wurde der Grund gelegt zu einer Lehr- und Bautätigkeit von führendem Wert und Bestand in einer Reihe vortrefflicher Bauten, voran im Schwäbischen, ferner am Rhein und in Hessen, und zu der angesehenen „Stuttgarter Schule“ der Architekten. Krönung dieser Zeit sind in Stuttgart die Kunsthalle und in Jena die Universität.

    1908 folgte F. dem Ruf an die TH München als Lehrer der Baukunst und des Städtebaues und entfaltete eine reiche Bautätigkeit bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs. Der Deutsche Werkbund sah F. in den Gründungsjahren als einen der Ersten in seinen Reihen, der Münchner Bund an seiner Spitze. Der Krieg lähmte Bau- und Lehrtätigkeit. Idealprojekte befaßten sich mit der Zukunft der beiden Pinakotheken und anderen Problemen und Stadtgebieten. Der Jugend an der Front widmete F. „6 Vorträge über Stadtbaukunst“ (1920), denen 1934 2 Vorträge über Proportionen folgten, gleich knapp und gedanklich wie sprachlich vollendet. 1920 gründete F. in München eine Gesellschaft zur Erforschung der Proportionsgesetze. Als erster rief er die Architektenabteilungen aller deutschen Hochschulen nach dem Krieg zu einer Zusammenkunft nach Bamberg, und unter seinem Vorsitz entwickelte sich eine vielseitige und wertvolle Beratung der Erziehung zum Architekten mit dem Ziel einer gemeinsamen Studienreform. – In der Nachkriegszeit entwickelte F. aus dem Gebot der Typisierung im Wohnungsbau mit seiner Siedlung „Alte Haide“ im Norden Münchens eine erste Wohnungsanlage im Zeilenbau, in kluger Besinnung auf raumbildende Momente; im Süden der Stadt folgte eine größere Wohnhausgruppe in Zeilen, die sich, mit dort gegebenen Mitteln, über das starre Schema erhebt. Im neuen Ledigenheim im Westen Münchens bildete F. fast ablesbar aus dem Organismus des Hauses dessen strenge und fesselnde Gestalt. Am Abend des Bauschaffens steht ein stiller sakraler Zentralbau, die schöne Kirche im Wald von Planegg. – Den Ehrendoktor verlieh ihm die TH Stuttgart 1922 „als dem deutschen Baumeister, der die Baukunst vom Formalismus befreit und sie in Wort und Beispiel zurückgeführt hat zu Innerlichkeit und Wahrheit“.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Jena).

  • Werke

    Weitere W u. a. Erste Münchener Zeit, 1896-1901: Haimhauserschule;
    Höhere Töchter- u. Gewerbeschule Luisenstr.;
    Volks- u. Gewerbeschule am Elisabethplatz;
    Max-Josephs-Brücke;
    |Prinzregentenbrücke;
    Wittelsbacher-Brücke;
    Marionettentheater;
    Stuttgarter Zeit, 1902-08: Kirche in Gaggstadt;
    Erlöserkirche in Stuttgart;
    Pfullinger Hallen u. Aussichtsturm;
    Arbeiterkolonien in Gmindersdorf u. Langensalza;
    Haus Gminder in Fischbach am Bodensee;
    Cornelianum Worms, vollendet 1911;
    Garnisonskirche Ulm, vollendet 1911;
    Siegle-Volkshaus in Stuttgart, 1912;
    Zweite Münchener Zeit, 1909-38:
    Volksschule in Lana/Südtirol;
    Landesmus. Kassel;
    Neues Mus. Wiesbaden;
    Kleinwohnungsbauten u. Reiheneinfamilienhäuser in München-Laim (T. G. Neuwestend);
    Postgebäude Hall/Tirol;
    Polizeidirektion München, vollendet 1914;
    Stadttheater Heilbronn;
    Privathäuser u. a. in Tübingen, München, Nürnberg, Obersendling, Nördlingen;
    Arbeiterkolonie Limburger Hof b. Ludwigshafen;
    Altersheim u. Kinderkrippe in Gmindersdorf;
    Sparkasse Würzburg;
    Ev. Kirche in Gauting;
    Baulinien- u. Bebauungspläne:
    München, Pasing, Bad Kissingen, Stuttgart, Ludwigsburg, Eßlingen, Reutlingen, Aalen, Konstanz, Pforzheim, Durlach, Dortmund, Meran;
    Generalbaulinienpläne:
    Ansbach, Augsburg, Aschaffenburg, Schweinfurt, Dinkelsbühl, Rothenburg, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Lindau, Tölz. – Schrr.: Stadterweiterungsfragen, 1903;
    Für d. Dt. Baukunst, = Flugschr. d. Münchner Bundes, H. 2, 1917;
    Die Erziehung z. Architekten, 1919;
    Gegenwartsfragen künstler. Kultur, 1931, ²1947;
    Goethes Verhältnis z. Baukunst, 1932, ²1948;
    Gedanken z. neuen künstler. Form, in: Jubiläums-H. d. Kunstver. Augsburg, 1933;
    Ges. Aussprüche aus Schrr. u. Reden, in: Geistiges München 4, 1946.

  • Quellen

    Qu.: Nachlafl TH München, dort Gesamtverz. d. Werke u. Schrr.

  • Literatur

    O. Aufleger, Th. F., e. Auswahl seiner öffentlichen u. Privatbauten in München u. Umgebung, mit Geleitwort v. P. Rée, 1904 (Tafelwerk m. guten Aufnahmen);
    J. Baum, Die Pfullinger Hallen, 1912;
    ders., Th. F.s Kirchenbauten in Württemberg, o. J.;
    H. Karlinger, Th. F., ein dt. Baumeister, mit Geleitwort v. J. Popp, 1932;
    Peter Mayer, Th. F., Stil u. Persönlichkeit, in: Das Werk 26, H. 3, 1939;
    ThB;
    Vollmer.

  • Porträts

    Selbstbildnis, Öl (im Bes. v. Frl. Sulger-Gebing, München 19, Zuccalistr. 13);
    Lith. v. K. Bauer (im Bes. v. L. Wetzel, Tübingen);
    Bronzebüste v. Th. Georgii (Hochhaus d. Stadt München).

  • Autor/in

    Hermann Leitenstorfer
  • Zitierweise

    Leitenstorfer, Hermann, "Fischer, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 206-207 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118691414.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA