Lebensdaten
1893 – 1970
Geburtsort
Bad Oberdorf bei Hindelang (Allgäu)
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Wechs, Thomas

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Zitierweise

Wechs, Thomas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139450.html [04.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fridolin (1863–1938), selbst. Zimmermeister in B. O., S d. Thomas (1828–1916), selbst. Zimmermann, u. d. Therese Kaufmann (1829–1911);
    M Karolina Fink (1864–1926);
    Schw Antonia (Toni) (1900–56, Josef Gaßner, 1898–1954, aus Zaißberg b. Rosenheim, Reichsbahnbeamter), Mundartdichterin;
    Marie (1892–1972), T d. Johann Nepomuk Wolf (1862–1918), städt. Bauinsp. in A., u. d. Maria Danner (1865–1932), Näherin;
    1 S Thomas jun. (1929–2012), Architekt in A., Mitarb. v. W., führte mit diesem dessen letztes Werk, d. Diözesan-Exerzitienhaus St. Paulus, Leitershofen, 1957–69, aus, baute 1960–62 d. Kard. Wendel Haus d. Kath. Ak. München (s. W, L), 1 T Hildegard (* 1922), Oberstudienrätin in A. u. H.

  • Biographie

    Aufgewachsen in einer Handwerkerfamilie, erfuhr W. in seiner Jugend entscheidende Prägungen für sein späteres Werk. Nach dem Besuch der Werktagsschule (1899–1906) in Bad Oberdorf absolvierte er eine Zimmermannslehre im väterlichen Betrieb und erhielt damit die Basis für die Auseinandersetzung mit regionaler Baukultur und materialgerechten Bauweisen. Parallel zur Lehre besuchte W. zunächst die Sonntagsschule (1906–08), danach die Städtische Bauschule in Augsburg (1911 Gesellenprüfung, 1913 Abschlußprüfung) und ging im Herbst 1913 zum Studium der Architektur an die TH München. 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, erlitt er während der vierten Flandernschlacht im Frühjahr 1918 eine schwere Verwundung, an deren Folgen er zeitlebens litt. Ende 1918 bis 1921 setzte er das Studium bei Theodor Fischer (1862–1938) fort, dessen Bemühen um die Vereinbarkeit von Tradition und Moderne er als Leitgedanken übernahm. Hinzu trat eine tiefe Verwurzelung im kath. Glauben; für den Sakralbau suchte er nach einer Ausdrucksform, die den Menschen „über die materielle Welt hinaushebt“ (Brief v. 8. 8. 1953 im Nachlaß).

    1921 wurde W. unter Robert Vorhoelzer (1884–1954) für das Baureferat des Reichspostministeriums München tätig, das mit radikal modernen Postbauten Aufsehen erregte, 1922 ließ er sich als freier Architekt in Augsburg nieder. Große Beachtung fand W.s neuartige Gestaltung eines Kriegerdenkmals in München (vor d. damaligen Armeemus., heute Bayer. Staatskanzlei, 1923–25) in Zusammenarbeit mit dem Architekten Eberhard Finsterwalder (1893–1972). Mit den Wohnanlagen Schubert- und Lessinghof (1928–31) in Augsburg, die er als Ensemble aus geschwungenen und linearen Baukörpern, mit glatten Fassaden und Flachdach konzipierte, verwirklichte er Ideen des Bauhauses und erwarb damit überregionale Anerkennung.

    In der Zeit des Nationalsozialismus als Vertreter einer „bolschewistischen“ Architekturauffassung diffamiert und nicht bereit, der NSDAP beizutreten, erhielt W. nach 1933 kaum noch öffentliche Aufträge. Es gelang ihm jedoch, sich im Kirchenbau zu profilieren: 1934 schuf er mit der Heilig-Kreuz-Kirche in Oberpfaffenhofen bei Weßling einen ebenso schlichten wie in der Ausführung aus reinem Beton spektakulären Bau. Zu den Ausnahmeerscheinungen im dt. Kirchenbau vor 1945 zählt die Augsburger Kirche St. Wolfgang (1934), die W. mit sichtbarem Skelettrahmen und Backsteinfüllmauerwerk errichtete. Als Konzession an die 1936 verordnete „anständige Baugesinnung“ entstanden St. Josef in Lindau-Reutin (1938) und St. Jodok in Bad Oberdorf (1938) mit dezidiert „heimatlichen“ Motiven.

    1939 einberufen, leistete W. Kriegsdienst zunächst beim Luftschutzwarndienst, später als Baureferent beim Luftgaukommando München; 1946 kehrte er nach Augsburg zurück, wo es ihm bis 1948 gelang, als Baureferent der Regierung von Schwaben für Neubau oder Wiederherstellung von ca. 6000 Wohnungen zu sorgen.

    Seit der Mitte der 1950er Jahre bis zum Ende seiner Schaffenszeit widmete sich W. ausschließlich dem Kirchenbau. Dabei galt ihm neben der von Theodor Fischer zumal im Landkirchenbau geforderten Traditionsverbundenheit – den Einsatz innovativer Bautechnologien keineswegs ausschließend – eine harmonische Einbettung des Gebäudes in die Umgebung als oberstes Gestaltungsprinzip.

    Die ersten Kirchen der Nachkriegszeit wie St. Maria, Hilfe der Christen (1951–53) in Stadtbergen, Mariä Himmelfahrt in Memmingen (1953–56) und Herz-Jesu in Kaufbeuren (1954–57) zeichnen sich durch Monumentalität und die Dominanz vertikaler Akzente aus. Der liturgischen Reformbestrebung, Gemeinde und Presbyterium zusammenzuführen, entsprach W. mit der Konzeption der Sektorenkirche, bei der es ein konzentrisch in Kreissegmente oder trapezförmige Abschnitte differenzierter Raum den Gläubigen ermöglicht, als „Circumstantes“ den Altar zu „umstehen“. Erstmals in der Kirche Maria Königin des Friedens in Lindau-Zech (1954–58) realisiert, fand dieser Bautyp seinen Höhepunkt im reinen Zentralbau der Augsburger Don-Bosco-Kirche (1960–62). Das aus einer mächtigen Betonkuppel mit zwei vorgesetzten pyramidalen Türmen komponierte Gebäude ging als „Meisterwerk sakraler Raumgestaltung“ (W. Nerdinger) in die Architekturgeschichte ein. W. gilt neben Dominikus Böhm (1880–1955) als einer der bedeutendsten Sakralarchitekten des 20. Jh.

  • Auszeichnungen

    |seit d. 1920er J. Mitgl. d. Bunds Dt. Architekten (BDA), d. Freunde d. Bauhauses, d. Freunde d. TU|München u. d. Dt. Ges. f. Christl. Kunst;
    Vorstand d. Augsburger Verkehrsver., d. Augsburger Akad. Architektenver. u. d. Literar. Ges. Augsburg;
    Gründungsmitgl. d. Augsburger Bunds f. Gestaltung (1931);
    Ehrenmitgl. d. Ak. d. Bildenden Künste München (1963);
    bayer. Verdienstorden (1964);
    päpstl. Silvesterorden (1968);
    – Thomas-Wechs-Architekturpreis (seit 2000).

  • Werke

    Weitere W über 300 Arbb. u. a. Postdienstgebäude, Bad Hindelang, 1922–23;
    Postkraftwagenhalle, ebd., 1927–29;
    Konzeption e. Kleinwohnung, Ausst. „Heim u. Technik“, München, 1928;
    Stadionhalle, Memmingen, 1928–29;
    Wohnhaus W., Augsburg, 1929–31;
    Wohnhaus Baron v. Külmer, Augsburg-Haunstetten, 1933–34;
    Wohn- u. Atelierhaus Fritz Koelle, München-Geiselgasteig, 1936–37;
    Kath. Stadtpfarrkirche St. Judas Thaddäus, Augsburg, 1937–55;
    Kath. Pfarrkirche Christkönig, Weßling, 1937–39;
    Kath. Pfarrkirche St. Johann Baptist, Althegnenberg, 1938–39;
    Porenbetonwerk-Siedlung, Emmering, 1948–49;
    Kath. Stadtpfarrkirche St. Ägidius, Neusäß, 1951–53;
    Kath. Stadtpfarrkirche Hl. Geist, Augsburg-Hochzoll, 1953–55;
    Kath. Stadtpfarrkirche St. Josef, der Arbeiter, Senden-Ay, 1956– 60;
    Diözesan-Exerzitienhaus St. Paulus, Leitershofen, 1957–69;
    Teilnahme an Wettbewerben: Internat. Wettbewerb f. d. Sitz d. Völkerbundes, Genf, 1926–27;
    Wettbewerb Fest- u. Ausst.halle, Augsburg Stadtgarten, 1935–37;
    Projektstudie f. e. amerik. Wohnsiedlung, Augsburg-Pfersee, 1947–48;
    Wettbewerb ECA-Wohnungsbau-Sonderprogramm, Entwürfe f. Wohnsiedlungen in München-Milbertshofen u. Kaufbeuren-Neugablonz, 1951;
    Wettbewerb Neubau d. Dt. Botschaft b. Hl. Stuhl in Rom, 1965;
    Schr.: Die Stadt Ypsilon, Gedanken u. Skizzen, 1957;
    Nachlaß: Architekturmus. Schwaben, Augsburg;
    – zu Thomas jun.: Friede ist möglich, Biogrr. u. Initiativen aus zwei J.tausenden, 1999.

  • Literatur

    |A. u. M. Gaenßler, Die Moderne in Bayern 1920–1960, Architekton. Konzepte u. Details 3, Th. W. 1893–1970, in: Detail, Zs. f. Arch. + Baudetail, H. 1, 1992, S. 13–15;
    A. Fackler, in: W. Haberl (Hg.), Lb. Bayer. Schwaben 14, 1993, S. 353–73;
    B. Wolf, Wohnarchitektur in Augsburg, Kommunale Bauten d. Weimarer Rep., in: Schrr. d. Architekturmus. Schwaben 2, hg. v. W. Nerdinger, 2000, S. 133–47;
    W. Nerdinger (Hg.), Th. W. 1893–1970, Architekt d. Moderne in Schwaben, 2005 (W-Verz., P);
    M. Würmseher, Kirchenbau im Bm. Augsburg, 1945–1970, 2007;
    Augsburger Stadtlex. (P);
    – zu Thomas jun.: Baumeister d. Friedensmus. (…) gestorben, in: Augsburger Allgemeine v. 20. 9. 2012;
    Mitt. v. U. Berktold, Bad Hindelang.

  • Porträts

    |Bronzebüste v. F. Koelle, 1938 (Kunstslgg. u. Museen Augsburg), Abb. in: Augsburger Stadtlex.

  • Autor/in

    Barbara Wolf
  • Zitierweise

    Wolf, Barbara, "Wechs, Thomas" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 520-522 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139450.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA