Hollaender, Felix
- Lebensdaten
- 1867 – 1931
- Geburtsort
- Leobschütz (Oberschlesien)
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Redakteur ; Theaterkritiker ; Regisseur ; Dramaturg
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 116961805 | OGND | VIAF: 102457033
- Namensvarianten
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- Hollaender, Felix
- Holender, Feliks
- Hollanders, F.
- Hollanderschen, Felix
- Holländer, Felix
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
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Genealogie
V Siegmund (1824–88), Dr. med., Arzt in L., dann in B.;
M Renette Danziger;
B Gustav (s. Gen. 2), →Victor (s. 2);
- ⚭ 1) 1894 (⚮ ca. 1913) Johanna N. N., 2) ca. 1913/14 Gina Meyer, Schauspielerin;
3 S, 1 T aus 1), 1 S aus 2). -
Biographie
H. verlebte seine Jugend in Berlin, wohin die Eltern trotz bedrängter finanzieller Lage übersiedelt waren, um den begabten Kindern eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. In dem autobiographischen Roman „Unser Haus“ (1911) hat H. später seine Familie und sich selbst geschildert und damit ein typisches Bild des aufstrebenden deutschen Judentums aus dem 19. Jahrhundert gegeben. Durch den vielseitig interessierten Vater wurde er während der Gymnasialzeit zur Beschäftigung mit antiker wie zeitgenössischer Literatur angeregt und nach dem Abitur (1886) mit O. Brahm bekanntgemacht; Theodor Wolff, Osborn und Dessoir waren ihm schon aus der Schulzeit bekannt als Mitbegründer der Jugendzeitschrift, in der seine ersten schriftstellerischen Versuche erschienen. Er studierte dann bei →Erich Schmidt, Paulsen, →Dilthey und →Simmel und suchte gleichzeitig in den freien Diskussionen des „Ethischen Clubs“ die eigene Weltanschauung zu begründen. Auch mit allen Literaten, Kreisen und Organen, die sich für die naturalistische Bewegung engagierten, hatte er schon als Student Kontakt.
1891 erschien H.s erster Roman, „Jesus und Judas“, der wie die meisten seiner Bücher einen aktuellen Stoff behandelte: das Elend des Proletariats, mit dem ein aus bürgerlichem Milieu stammender Student mit „stolzem Jesusbewußtsein“ (A. von Hanstein) konfrontiert wird. Die Unfähigkeit des Helden, seine Sympathie für die sozialdemokratische Partei offen zu bekennen und sich dadurch eine Existenz im Arbeitermilieu zu sichern, bewirkt, daß er nicht nur an den bestehenden Zuständen nichts ändert, sondern an ihnen zerbricht. Es ist H. gelungen, in dem Helden Karl Struck zugleich den Typus aller jener Menschheitsbeglücker der 90er Jahre darzustellen, die, ohne zureichende Kenntnis der wirklichen Verhältnisse und ohne Befähigung, mit bestem Willen und hohen Idealen soziale Fragen zu lösen suchten, so daß der Roman noch heute lesbar ist. Es folgte der Roman „Magdalena Dornis“ (1892), in dem sich H. mit dem aktuellen Problem der „Frau“ auseinandersetzt. Durch den Erfolg dieser Bücher ermutigt, brach H. sein Studium ab, um zu reisen und zu schreiben, mußte jedoch 1894 in Berlin eine neue finanzielle Sicherung seiner Existenz suchen. Es gelang die Gründung der „Welt am Montag“, die er mit Alfred Plötz herausgab und an der F. Oppenheimer, K. Eisner (pseudonym), die Brüder Hart, G. Landauer, G. Bernhard, S. Lublinski und A. Kerr mitarbeiteten. A. Eloessers Urteil über den besten Roman H.s, „Das letzte Glück“ (1900), hat bis heute Bestand und ist auch für alle späteren Werke gültig. Er nannte ihn „ein … Buch …, das sich durch seinen rücksichtslosen Bekenntnisdrang mit Strindbergs Beichten vergleichen kann“. H. hat mit dieser Schilderung eines Künstlers, der aus hemmenden Lebensverhältnissen ausbricht, um ein letztes Glück zu finden, sein eigenes Schicksal vorgeformt. „Der Weg des Thomas Truck“ (Roman, 1902) ist ein mit allen Tendenzen, Lehren und Anschauungen der Epoche überladenes Zeitgemälde, das Lublinski als neuen „Grünen Heinrich“ pries, dessen Erfolg jetzt aber nur noch literarhistorisch verständlich ist, wie überhaupt die unterhaltende Darstellung des Aktuellen fast allen Büchern H.s breite Wirksamkeit und hohe Auflagen sicherte.
Als Dramatiker debütierte H. 1890 mit Szenen aus einem Schauspiel „Katzengold“ im „Zuschauer“. „Die heilige Ehe“, ein zeitgenössisches Problemstück über die freie und die gesetzmäßige Bindung, verfaßte er 1892 zusammen mit Hans Land. Mit Lothar Schmidt schrieb er die Tragikomödie Ackermann (1903, 1902 aufgeführt), die →Max Reinhardt gewidmet war. Die lange Periode freundschaftlicher Zusammenarbeit mit Reinhardt begann 1902, als H., neben →Arthur Kahane, sein Dramaturg wurde; 1913, mit H.s kurzfristiger Übernahme der Intendanz am Schauspielhaus Frankfurt/Main und den folgenden Reisen nach Italien und Amerika, wurde sie unterbrochen. 1920-24, als Reinhardt seine Arbeit auf Wien konzentrierte, übernahm H. die Leitung der 3 Berliner Reinhardt-Bühnen. Anschließend war er Theaterkritiker des Berliner „8-Uhr-Abendblatts“. Er schrieb vor allem über expressionistische Stücke, die er förderte, aber auch unbestechlich kritisierte.
H. hat etwa 50 Inszenierungen selbst verantwortet, hat Strindberg durchgesetzt und Shaw mit „Candida“ 1904 in Deutschland uraufgeführt. „Er war es, der Reinhardts große Allüren unterstützte, und er war es, der ihn als Fürsten auf einen Thron setzen wollte … Er führte … Max eine Menge fähiger Maler und Musiker zu“ (Tilla Durieux). Er hat Gertrud Eysoldt zum Durchbruch verholten und Hedwig Wangel entdeckt. Doch macht das allein seine Leistung nicht aus, denn nach den Worten G. Hauptmanns war H. ein Mann, „der gern in der Stille, man möchte fast sagen im Schatten wirkte. Man wird in ein Dunkel eindringen müssen, wenn man sein ganzes fruchtbares Wirken ans Licht ziehen will“.
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Werke
Weitere W Romane: Frau Ellin Röte, 1896;
Sturmwind im Westen, 1896;
Erlösung, 1899;
Der Baumeister, 1904;
Traum u. Tag, 1905, u. d. T. Die Kastellanin, 1919;
Charlotte Adutti, 1907;
Agnes Feustels Sohn, 1908;
Der Eid d. Stephan Huller, 1912;
Der Tänzer, 1914;
Briefe d. Fräulein Brandt, 1918;
Salomons Schwiegertochter, 1920;
Der Demütige u. d. Sängerin, 1925;
- Novellen u. Erzz.: Pension Fratelli, 1896;
Die Witwe, 1907;
- Ges. Romane, 6 Bde., 1924-26, hrsg. v. Willi Flemming (mit Einl. n. authent. Information durch H. v. dems.). -
Literatur
F. H., † 29.5.1931, Aus d. Nachrufen, o. J. (Privatdruck, danach d. Zitate v. Eloesser u. G. Hauptmann);
T. Durieux, Eine Tür steht offen, Erinnerungen, 1954, S. 50 f.;
H. D. Kenter, Der Freund Max Reinhardts, Zum 100. Geb.tag F. H.s, in: Die Welt v. 15.11.1967;
- P. Heinze, Gesch. d. Dt. Lit. v. Goethes Tod b. z. Gegenwart, ²
1903, S. 481;
A. v. Hanstein, Das jüngste Dtld., 2 J.-zehnte miterlebter Lit.gesch., 1905, S. 238 f., 240 f.;
Soergel I (P);
Kosch, Lit.-Lex.;
G. v. Wilpert, Literatur in Bildern, Dt. Dichterlex., 1963. -
Autor/in
Renate Heuer -
Zitierweise
Heuer, Renate, "Hollaender, Felix" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 534-535 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116961805.html#ndbcontent