Lebensdaten
1912 – 1985
Geburtsort
Altona bei Hamburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118616420 | OGND | VIAF: 100287763
Namensvarianten
  • Springer, Axel Cäsar
  • Springer, Axel C.
  • Springer, Axel
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Springer, Axel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616420.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hinrich (1880–1949), aus A., Druckereibes. u. Verl., Bes. d. 1789 gegr. Verlags Hammerich & Lesser, verlegte u. a. d. „Altonaer Nachrr.“, S d. Johann Carl Theodor (1843–84), aus A., Musiklehrer, u. d. Catharina Wrede (1844–1920);
    M Ottilie (1881–1960), aus H., T d. Heinrich Müller (1851–1905) u. d. Catharina Meyer (1854–1915);
    1 Schw Ingeborg (1909–89), Hausfrau;
    1) Hamburg 1933 1938 Martha Else (1913–2007, 2] Friedrich Funke, Kaufm. in H.), aus H., T d. Eduard Meyer (1885–1952, luth.), Bauuntern. in H., u. d. Mary Seldis (1889–1989, jüd.), im Ghetto Theresienstadt inhaftiert, 2) Hamburg 1939 1951 Erna (gen. Kathrin) (1908–69, 1] Camillo Holm, Reeder), aus B., T d. Oskar Küster u. d. Bertha Beilfuß, 3) Hamburg 1953 1962) Rosemarie (* 1920|, 1] Horst-Herbert Alsen, 1918–2001, Zementindustr.), aus Danzig, T d. Werner Lorenz (1891–1974), aus Grünhof b. Stolp (Pommern), 1933 Mitgl. d. Preuß. LT u. d. RT (NSDAP), hamburg. Staatsrat, SS-Obergruppenführer u. Gen. d. Waffen-SS, Leiter d. Volksdt. Mittelstelle, Bevollmächtigter f. internat. Beziehungen b. Stellv. d. Führers, 1948 in d. Nürnberger Prozessen zu 20 Jahren Haft verurteilt, 1955 entlassen (s. Biogr. Lex. Drittes Reich; Lilla, MdR), Dressurreiterin, nahm u. a. 1960 an d. Spielen d. 17. Olympiade teil, 4) Zürich 1962 1966 Helga Babette Ilse Luise Ludewig (* 1928, 1] Horst-Herbert Alsen, s. o.), 5) Berlin 1978 Friede (* 1942), aus Oldsum (Föhr), Hauptgesellschafterin, stellv. Aufsichtsratsvors. d. Axel Springer AG, Verdienstorden d. Landes Berlin 1988, Gr. BVK 1996 mit Stern 2008, Leo-Baeck-Preis 2000, Bayer. Verdienstorden 2004, Innovationspreis d. dt. Wirtsch. 2005, Dr. h. c. d. Ben-Gurion-Univ., Israel, 2002 (s. Munzinger; L), T d. Erich Riewerts (1913–93), Gärtnermeister in Oldsum, u. d. Elise Hassold (1915–2008);
    1 T aus 1) Barbara Choremi (* 1933), 1 S aus 2) Axel (Ps. Sven Simon) (1941–80), Fotojournalist, 1976–80 Chefredakteur d. Ztg. „Welt am Sonntag“, Gründer e. Fotoagentur, 1 S aus 4) Nicolaus (* 1962).

  • Biographie

    Als einziger Sohn eines Verlegers wurde S. frühzeitig mit dem Pressewesen vertraut. Nach seiner Schulzeit in Altona (ohne Abitur) durchlief er eine Ausbildung als Drucker, Setzer und Journalist und trat nach einem Volontariat bei der „Bergedorfer Zeitung“ 1932–33 in den väterlichen Betrieb „Hammerich & Lesser“ ein. Von Herbst 1933 bis zur behördlich angeordneten Schließung Ende Mai 1941 war er dort für die „Altonaer Nachrichten“ als Redakteur, seit 1937 als stellv. Chefredakteur, tätig. Bis Kriegsende arbeitete S., dem es aufgrund einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung gelungen war, ausgemustert zu werden, in der Buchproduktion von „Hammerich & Lesser“ (Einstieg als Teilhaber 1943). Anfang Dez. 1945 erhielt er, als unbelastet eingestuft, von den brit. Besatzungsbehörden in Hamburg verschiedene Lizenzen zur Wiederaufnahme der Verlagstätigkeit. 1946 erschienen die „Nordwestdeutschen Hefte“ mit Rundfunkbeiträgen des NWDR sowie die illustrierte Radiozeitschrift „Hörzu“, im selben Jahr erfolgte die Gründung der „Axel Springer GmbH“. 1948 startete S. gemeinsam mit dem Verleger John Jahr sen. (1900–91) die Frauenzeitschrift „Constanze“. Die „Axel Springer GmbH“ durchlief einen schnellen Aufstieg mit der einträglichen „Hörzu“ und den beiden von S. konzipierten Zeitungen „Hamburger Abendblatt“ (1948) und „Bild“ (1952). Die überregionale Ausweitung gelang 1953 durch den Erwerb des in Hamburg, Essen und Berlin ansässigen Verlagshauses „Die Welt GmbH“ aus brit. Hand. So kamen „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ und „Das Neue Blatt“ zum Unternehmen. Drei Jahre später beteiligte sich S. an der Berliner „Ullstein AG“, zu der u. a. die „Berliner Morgenpost“,|„BZ“ sowie die Buchverlage „Ullstein“ und „Propyläen“ gehörten. Ende 1959 übernahm er den traditionsreichen Presseverlag komplett.

    Auf diese Weise und durch „Bild am Sonntag“ (1956) innerhalb eines Jahrzehnts zum erfolgreichsten Zeitungsverleger der jungen Bundesrepublik avanciert, verfolgte S. seit Ende der 50er Jahre verstärkt auch politische Ziele. An der Spitze seiner Agenda stand die Wiedervereinigung Deutschlands. Um dieses Ziel zu erreichen, reiste er Anfang 1958 auf Anregung des „Welt“-Chefredakteurs Hans Zehrer (1899–1966) zu Nikita Chruschtschow nach Moskau und legte ihm einen Plan vor, der ein geeintes demokratisches und entmilitarisiertes Deutschland vorsah. Die rüde Zurückweisung durch Chruschtschow förderte S.s Frontstellung gegen UdSSR und DDR. Seit 1959 ließ er im kriegszerstörten Berliner Zeitungsviertel ein Verlagshochhaus mit Druckerei errichten; seine Blätter verfolgten einen vehement DDR-kritischen, antikommunistischen Kurs. In den 60er Jahren baute S. das Unternehmen zum Konzern aus, der in Hamburg, Berlin, Essen und an zahlreichen Redaktions- und Druckereistandorten über 12 000 Mitarbeiter beschäftigte. Als besonders effizient erwies sich der Aufbau eigener Vertriebsnetze, u. a. für die Sonntagsblätter. Hingegen mißlangen seit den frühen 60er Jahren wiederholte Versuche, gemeinsam mit anderen Zeitungsverlagen oder allein ins Fernseh- und Filmgeschäft einzusteigen sowie Standbeine in anderen Formen der elektronischen Medien zu schaffen. Die 1966 gestiftete „Goldene Kamera“ der „Hörzu“ entwickelte sich indes zu einem der attraktivsten dt. Fernsehpreise.

    1967 verlegte S. den Hauptsitz seiner Unternehmen nach Berlin, obwohl die Mehrzahl der Redaktionen und Mitarbeiter in Hamburg tätig war. Als Konservativer mit politischem Sendungsbewußtsein ließ er v. a. die DDR und die neue Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt attackieren. Seit 1967 wurde S. wegen der Auflagendominanz seiner Zeitungen in West-Berlin sowie der bundesdt. Verbreitung von „Bild“, „Welt“, der Sonntagstitel und einer Reihe von Zeitschriften aber auch massiv kritisiert. In der Verlagsbranche gehörten Rudolf Augstein (1923–2002) („Der Spiegel“) und Gerd Bucerius (1906–95) („Die Zeit“) zu seinen entschiedensten Gegnern. Für die linksorientierte Studentenbewegung bildeten S. und seine Verlage die Zielscheibe radikaler, z. T. gewalttätiger Angriffe. Sie sah in ihm einen Hauptvertreter des pro-amerik. „Establishments“ und einen bedrohlichen Medienlenker. Im Abschlußbericht der Bundestags-Kommission (Mai 1968) zur Untersuchung der Konzentration im dt. Pressewesen wurde zwar kein Medienhaus explizit genannt, jedoch der Eindruck vermittelt, daß die Meinungsfreiheit gefährdet sei, wenn ein Verlag einen Anteil von über 20% an der verbreiteten Auflage von Zeitungen oder Zeitschriften besaß. Um seinen Kritikern entgegenzutreten, entschloß sich S. daher noch im selben Jahr zum Verkauf von sieben Zeitschriften (u. a. „Eltern“, „Kicker“, „Bravo“, „Twen“, „Das neue Blatt“), erreichte jedoch keine Imageverbesserung des v. a. auf Zeitungen basierten Verlags. Zahlreiche Schriftsteller und Journalisten, etwa Heinrich Böll, Günter Grass und Günter Wallraff, wandten sich gegen Stil und Inhalt von „Bild“, die in den 70er Jahren zeitweise täglich über 5 Mio. Käufer fand.

    Als Boulevardzeitung mit der europaweit größten Verbreitung wurde „Bild“ zum Synonym für S., dessen persönliche Stärke die des „Blattmachers“ und zeitkritischen Autors war. Allein seine ureigensten Schöpfungen „Hamburger Abendblatt“ und „Bild“ machten den hochtalentierten Journalisten vermögend. Sein Instinkt für befähigte Chefredakteure und Manager sowie für die Chancen des Pressemarktes führte ihn zu außergewöhnlichem wirtschaftlichen Erfolg: Mit Eduard Rhein (1900–93, „Hörzu“), Peter Boenisch (1927–2005, „Bild“), Claus Jacobi (* 1927, u. a. „Welt am Sonntag“), Herbert Kremp (* 1928, „Die Welt“) und Günter Prinz (* 1929, „Bild“) in den verantwortlichen Positionen stieg der Umsatz des Verlagshauses enorm, 1970 erreichte er erstmals 1 Mia. DM. S., in seinen jungen Jahren unpolitisch, wurde bis auf eine Anwärterschaft im NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps) weder Parteigänger des Nationalsozialismus, noch folgte er politischen Wortführern. Mitte der 50er Jahre verschrieb er sich der Förderung der dt. Einheit, die zeitlebens sein höchstes Ziel blieb. Aber erst nach dem gescheiterten Besuch bei Chruschtschow 1958 bildete sich bei ihm mit der antikommunistischen Westorientierung eine eindeutig konservative Überzeugung heraus. Auch seine bis dahin erkennbare Nähe zur Astrologie trat nun in den Hintergrund. Seit 1966 widmete S. seine politische Arbeit zusätzlich der Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen. Dafür verfaßte er zahllose Artikel, hielt Reden in Deutschland, Israel und den USA und engagierte sich durch umfassende Spenden. Durch sein außergewöhnliches Eintreten für Israel hatte er als Verleger eine Sonderstellung inne.|Nach dem Tod von S. im Sept. 1985 waren die Anteile der „Axel Springer AG“ in und außerhalb seiner Familie gestreut. Erst seit 2003 verfügt seine Witwe Friede Springer über die Aktienmehrheit.

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Temple Univ., Philadelphia 1971;
    Bar-Ilan-Univ., Ramat-Gan 1976;
    Hebrew Univ., Jerusalem 1976;
    Boston Univ. 1981);
    Honorary Fellow d. Weizmann Inst. of Science, Rehovot (1969);
    Jakob-Fugger-Medaille f. hervorragende Verdienste um d. Zss.wesen (1977);
    Gr. BVK mit Stern u. Schulterband (1977);
    bayer. Verdienstorden (1977);
    Ullstein-Ring d. dt. graph. Industrie (1977);
    American Friendship Medal d. Freedom Foundation, Valley Forge (1978);
    Leo-Baeck-Medaille d. Leo-Baeck-Inst., New York (1979);
    Ernst-Reuter-Plakette (1982);
    Heinrich-Stahl-Preis d. Jüd. Gde. Berlin (1982);
    Guardian of Jerusalem (1983);
    Goldmedaille d. Verbandes d. isr. Tagesztg.verleger (1985);
    Hamburger Bürgerpreis (posthum 1990).

  • Werke

    Von Berlin aus gesehen, Zeugnisse e. engagierten Deutschen, 1972;
    Aus Sorge um Dtld., Zeugnisse e. engagierten Berliners, 1980;
    An meine Kinder u. Kindeskinder, Auszüge aus e. Niederschr., Privatdr. 1981, erweitert ²1985;
    Reden wider den Zeitgeist, 1993 (posthum).

  • Literatur

    Friede Springer (Hg.), A. S., Die Freunde dem Freund, 1986;
    G. Naeher, A. S., Mensch, Macht, Mythos, 1991;
    H. Lohmeyer, S., Ein dt. Imperium, 1992;
    M. Jürgs, Der Fall A. S., Eine dt. Biogr., 1995;
    M. Döpfner (Hg.), A. S., Neue Blicke auf den Verleger, Eine Ed. aktueller Autorenbtrr. u. eigener Texte, 2005;
    C. Jacobi, Der Verleger A. S., Eine Biogr. aus der Nähe, 2005;
    H.-P. Schwarz, A. S., Die Biogr., 2008, ²2008, Tb. 2009 (P);
    C. Jacobi, in: L. Gall (Hg.), Die gr. Deutschen, 1995, S. 515–34;
    LGB²;
    Internat. Freimaurerlex.;
    Hamburg. Biogr. III (P);
    Hamburg-Lex. (P);
    zum Verlag:
    H. D. Müller, Der Springer-Konzern, Eine krit. Studie, 1968;
    C. Jacobi, 50 J. A. S. Verlag 1946–1996, 1996;
    G. Kruip, Das „Welt“-„Bild“ d. A. S. Verlags, Journalismus zw. westl. Werten u. dt. Denktraditionen, 1999;
    LGB²;
    Qu
    Untern.archiv Axel Springer AG, Berlin.

  • Porträts

    Öl/Karton v. P. Litvinovsky (Berlin, Axel Springer AG, Untern.archiv);
    Öl/Lwd. v. B. Borchert, 1984 (Berlin, Axel Springer AG, Journalistenclub);
    Bronzebüste v. K. Arentz, 1986/87 (mehrere Exemplare in Verlagshäusern u. Druckereien d. Axel Springer AG, Berlin, Hamburg, Ahrensburg, Kettwig sowie in Jerusalem, Konrad Adenauer Conference Centre).

  • Autor/in

    Erik Lindner
  • Zitierweise

    Lindner, Erik, "Springer, Axel" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 759-761 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616420.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA