Lebensdaten
1890 – 1980
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Journalist ; Chefredakteur
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1017447063 | OGND | VIAF: 220133471
Namensvarianten
  • Michael, Rudolf Franz Heinrich
  • Archiangelus
  • Michael, Rudolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Michael, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1017447063.html [28.04.2024].

CC0

  • Seit 1919 als politischer Journalist aktiv, arbeitete Rudolf Michael während der Weimarer Republik als Chefredakteur des „Hamburgischen Correspondenten“ und saß für die Deutsche Volkspartei (DVP) in der Hamburger Bürgerschaft. In der NS-Zeit war er Innenpolitikchef beim „Hamburger Fremdenblatt“, ehe ihn Axel Springer (1912–1985) 1948 in seinen Verlag holte. Von 1952 bis 1958 war Michael erster Chefredakteur der „Bild“-Zeitung.

    Lebensdaten

    Geboren am 6. Mai 1890 in Hamburg
    Gestorben am 5. August 1980 in Hamburg
    Grabstätte Friedhof in Hamburg-Groß Flottbeck
    Konfession evangelisch
  • Lebenslauf

    6. Mai 1890 - Hamburg

    Von - Bis - Ort

    Ereignis

    Institution

    1900 - 1909 - Hamburg

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Johanneum (Realgymnasium)

    1909 - 1912 - Halle an der Saale

    Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie (ohne Abschluss)

    Universität

    Juni 1913 - November 1913 - Hamburg

    Volontär

    Hamburger Fremdenblatt

    1913 - 1914 - Berlin-Lichterfelde

    freier Schriftsteller

    Zeitungskorrespondenz Kühl

    1914 - 1918 - Ostfront; Westfront

    Kriegsdienst (Schreiber, Offiziersanwärter)

    Deutsches Heer

    1919 - 1924 - Hamburg

    Politikredakteur

    Hamburgischer Correspondent

    1.12.1924 - 31.12.1930 - Hamburg

    Chefredakteur

    Hamburgischer Correspondent

    1924

    Mitglied

    Deutsche Volkspartei (DVP)

    Oktober 1924 - Dezember 1929 - Hamburg

    Abgeordneter der DVP

    Bürgerschaft

    1.1.1930 - 1944 - Hamburg

    Redakteur

    Hamburger Fremdenblatt

    1.5.1937 - Hamburg

    Mitglied (rückwirkend; Antrag auf Aufnahme 29.12.1937)

    NSDAP

    1.9.1944 - Mai 1945 - Hamburg

    Redakteur

    Hamburger Zeitung

    Dezember 1945 - Januar 1946 - Hamburg

    Mitglied im Planungsteam für eine Modellzeitung der britischen Besatzungszone

    1946 - 1948 - Hamburg

    Entnazifizierungsverfahren

    Fachausschuss 7

    2.8.1948 - Januar 1949

    Berufsverbot

    Januar 1949 - 1952 - Hamburg

    Ressortleiter Allgemeines

    Hamburger Abendblatt (Zeitung)

    1.10.1952 - 1958 - Hamburg

    Chefredakteur

    Bild

    1956 - 1958 - Hamburg

    Chefredakteur

    Bild am Sonntag

    1958 - 1960 - Hamburg

    freier Autor

    Bild; Bild am Sonntag

    1963 - 1980 - Hamburg; Rottach-Egern

    Ruhestand

    5. August 1980 - Hamburg
  • Genealogie

    Vater Paul ChristophHeinrich Michael gest. 1942 Kaufmann
    Großvater väterlicherseits N. N. Michael Zollbeamter
    Mutter Auguste Michael, geb. Ziegler 1867–1943
    Bruder Walter Michael geb. 29.1.1898
    Heirat 22.5.1917 in Hamburg
    Ehefrau Käthe Francis Michael, geb. Hoppe 7.11.1895–6.8.1980 evangelisch
    Schwiegervater Carl August Hoppe Kaufmann in Stade bei Hamburg; gest. in Hamburg
    Schwiegermutter Ida Margarete Fischer 12.1.1863–21.10.1928 aus Stade bei Hamburg; gest. in Hamburg
    Sohn Hans-Joachim Michael geb. 18.4.1921
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Michael, Rudolf (1890 – 1980)

    • Vater

      Paul Michael

      gest. 1942

      Kaufmann

      • Großvater väterlicherseits

        Michael

        Zollbeamter

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      Auguste Michael

      1867–1943

      • Großvater mütterlicherseits

      • Großmutter mütterlicherseits

    • Bruder

      Walter Michael

      geb. 29.1.1898

    • Heirat

      in

      Hamburg

      • Ehefrau

        Käthe Michael

        7.11.1895–6.8.1980

        evangelisch

  • Biografie

    Michael besuchte seit 1900 in Hamburg die traditionsreiche Gelehrtenschule Johanneum, wo er 1909 sein Abitur ablegte. Ein im selben Jahr begonnenes Jura- und Philosophiestudium in Halle an der Saale, Kiel und Berlin brach er 1912 ab, als sein Vater aus wirtschaftlichen Gründen in die USA auswanderte und sich das Studium nicht mehr finanzieren ließ. Zum 1. Juni 1913 begann Michael ein Volontariat beim liberal orientierten „Hamburger Fremdenblatt“, das ihm nach wenigen Monaten infolge der Forderung einer Gehaltserhöhung gekündigt wurde.

    Im Ersten Weltkrieg als Einjährig-Freiwilliger an der Ost- und Westfront eingesetzt, wurde Michael im Juli 1918 verwundet und auf Heimaturlaub geschickt. Seine Erfahrung der Novemberrevolution hielt er in der Schrift „Aus stürmischen Tagen. Revolutionserinnerungen eines Hamburgers“ (1919) fest. Seit dem 1. Mai 1919 arbeitete er als politischer Redakteur bei der Tageszeitung „Hamburgischer Correspondent“, deren Chefredaktion er am 1. Dezember 1924 übernahm. Für die Deutsche Volkspartei (DVP) wurde Michael im Oktober 1924 in die Hamburger Bürgerschaft gewählt, stieg im Februar 1928 zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden auf und war im selben Jahr an den Verhandlungen zur Bildung einer Großen Koalition von SPD, DVP und Deutscher Demokratischer Partei beteiligt.

    In dieser Zeit entstand ein enges Vertrauensverhältnis zu Außenminister Gustav Stresemann (1878–1929), dessen Angebot, die Schriftleitung der Berliner Tageszeitung „Tägliche Rundschau“ zu übernehmen, Michael jedoch ablehnte. Seine politische Karriere endete Ende 1929, als er als leitender Redakteur für Innenpolitik zum „Hamburger Fremdenblatt“ wechselte, wo er bis zur kriegsbedingten Einstellung der Zeitung im August 1944 tätig blieb. Ende 1937 beantragte Michael die Mitgliedschaft in der NSDAP, in die er rückwirkend zum 1. Mai 1937 aufgenommen wurde.

    1938 ging Michael auf eine vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda initiierte und finanzierte Weltreise, die ihn von Genua aus über Ägypten, Indien, Singapur, Manila, Hongkong, Japan, Shanghai, Peking bis in die USA führte und deren Erlebnisse er 1940 in „Roman einer Weltreise“ verarbeitete. Das Buch bot den Lesern ein stark vorurteilsgeprägtes Bild der bereisten Länder und erschien im Mai 1944 als Sonderausgabe für Wehrmachtssoldaten. Der im November desselben Jahres erfolgte Auftrag von Reichsdramaturg Rainer Schlösser (1899–1945), ein äquivalentes Europäisches Reisebuch zu schreiben, wurde kriegsbedingt nicht realisiert. Von September 1944 bis April 1945 verfasste Michael als Redakteur der von Gaupresseamtsleiter Hermann Okraß (1905–1972) geführten „Hamburger Zeitung“ Artikel im Sinne der NS-Durchhaltepropaganda.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg war Michael Redakteur im Planungsteam der Modellzeitung für die britische Besatzungszone, die später den Namen „Die Welt“ erhielt, ehe er sich im Juli 1946 vor einem deutschen Entnazifizierungsausschuss verantworten musste. Im September 1946 wurde ihm vom für Kultur und Presse zuständigen Fachausschuss 7 mit der Begründung, „seit 1933 an hervorragender Stelle als politischer Leitartikler im Sinne des Nationalsozialismus tätig“ gewesen zu sein, Berufsverbot auferlegt, Michaels Vermögen und Konten wurden gesperrt. Schon vor der erfolgreichen Berufung gegen das Urteil im Januar 1949 arbeitete er seit Oktober 1948 – zunächst inoffiziell – als Reporter für das von Axel Springer (1912–1985) gegründete „Hamburger Abendblatt“.

    Im Frühjahr 1952 wurde Michael von Springer zu den Planungen für die Gründung eines bundesweiten Boulevardblatts hinzugezogen, die seit Juni 1952 unter dem Titel „Bild“ erschien. Als die Zeitung kurz nach dem Start den erwarteten Erfolg vermissen ließ, wurde Michael zum 1. Oktober 1952 als ihr erster Chefredakteur eingesetzt. Unter ihm entwickelte sich die „Bild“ zur meistverkauften deutschen Tageszeitung mit einer 1958 erreichten Auflage von 2,9 Millionen verkauften Exemplaren täglich. Michael stellte „Bild“ von einer Foto-Zeitung zur illustrierten Text-Zeitung um, deren prägendes Element die überdimensionierte Überschrift war. Er legte das Blatt auf eine kurze, anschauliche und unmittelbare Sprache fest und setzte Springers ursprüngliches Konzept einer möglichst unpolitischen Tageszeitung um, die ihre Leser nicht erziehen, sondern unterhalten wollte.

    Gegen eine mögliche Atombewaffnung der Bundesrepublik, die von der Regierung Konrad Adenauer (1876–1967) im Zuge der Wiederbewaffnung forciert wurde, schrieb die „Bild“-Redaktion 1957/58 wiederholt an. Springer sah die Chance, über eine klare Anti-Atomwaffen-Haltung das Ansehen der Zeitung zu steigern, begann, sich in die tägliche Redaktionsarbeit einzumischen, und forderte zugleich einen vehement antikommunistischen und DDR-kritischen Kurs seiner Zeitung. Michael, seit April 1956 zusätzlich Leiter der „Bild am Sonntag“, beharrte demgegenüber auf einer weitgehend unpolitischen Linie der „Bild“-Zeitung und geriet so zunehmend in Konflikt mit Springer.

    Seit Oktober 1958 im Ruhestand, erhielt Michael 1963 von Springers Generalbevollmächtigtem Christian Kracht (1921–2011) den Auftrag, eine Unternehmensgeschichte des Axel-Springer-Verlags zu schreiben, der sich wegen Uneinigkeiten über die konkrete Umsetzung jedoch zerschlug. Seinen Lebensabend verbrachte er in Hamburg sowie in seinem Gästehaus in Rottach-Egern am Tegernsee.

  • Auszeichnungen

  • Quellen

    Nachlass:

    Axel Springer Verlag Unternehmensarchiv, Hamburg, Personenablage Michael, ASV-UA.

    Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg. 11/M 4-6 NL Rudolf Michael.

    Weitere Archivmaterialien:

    Staatsarchiv Hamburg, 135-1 Staatliche Pressestelle I-IV; 135-1 V Staatliche Pressestelle V; 211-11 Staatskommissar für die Entnazifizierung und Kategorisierung.

  • Werke

    Die Hamburgische Universität. Kritische Randbemerkungen zum Antrag des Senats an die Bürgerschaft vom 20. Dezember 1912, 1913.

    Aus stürmischen Tagen. Revolutionserinnerungen eines Hamburgers, 1919. (unter dem Pseudonym Archiangelus) (Onlineressource)

    Roman einer Weltreise, 1940.

  • Literatur

    Jürgen Fromme, Zwischen Anpassung und Bewahrung. Das „Hamburger Fremdenblatt“ im Übergang von der Weimarer Republik zum Dritten Reich, 1981.

    Uwe Teuchert, Die Gleichschaltung der Hamburger Tageszeitungen 1933. Eine Untersuchung der Intervention des NS-Regimes im Pressebereich. Vorstufen, Praxis und Auswirkungen, unveröff. Dipl.-Arbeit, Universität Hamburg, 1984.

    Claus Jacobi, 50 Jahre Axel Springer Verlag. 1946–1996, 1996.

    Wilke Thomssen, Die Schein-Öffentlichkeit der Bild-Zeitung der 50er Jahre. Soziologische Analyse eines Zeitzeugen von 1960, 2002.

    Lutz Hachmeister, Das Problem des Elite-Journalismus, in: ders./Friedemann Siering (Hg.), Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945, 2002, S. 7–34.

    Christian Sonntag, Medienkarrieren. Biografische Studien über Hamburger Nachkriegsjournalisten 1946–1949, 2006.

    Karl Christian Führer, Erfolg und Macht von Axel Springers „Bild“-Zeitung in den 1950er-Jahren, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 4 (2007), H. 3. (Onlineressource)

    Karl Christian Führer, Medienmetropole Hamburg. Mediale Öffentlichkeiten 1930–1960, 2008.

    Hans-Peter Schwarz, Axel Springer. Die Biografie, 2008.

    Christian Sonntag, Rudolf Michael. Vom Kaiserreich zur Bild-Zeitung. Ein deutsches Journalistenleben im 20. Jahrhundert, 2014.

  • Porträts

    Fotografie, Abbildung in: Franz-Josef Wagner, Rudolf Michael. Erster Chefredakteur der BILD-Zeitung, Bild v. 27.11.1976.

    zahlreiche Fotografien in: Axel Springer Verlag Unternehmensarchiv, Hamburg: Personenablage Michael, ASV-UA.

  • Autor/in

    Christian Sonntag (Bad Bentheim)

  • Zitierweise

    Sonntag, Christian, „Michael, Rudolf“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1017447063.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA