Lebensdaten
1810 – 1874
Geburtsort
Stavenhagen (Mecklenburg-Schwerin)
Sterbeort
Eisenach
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118599976 | OGND | VIAF: 22192693
Namensvarianten
  • Reuter, Heinrich Ludwig Christian Friedrich
  • Reuter, Friedrich
  • Reuter, Fritz
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Orte

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Zitierweise

Reuter, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599976.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Johann (1776–1845), Bgm., Stadtrichter, Notar, Landwirt in St. (s. L), S d. Joachim Friedrich (1743–99), Pastor in Demen, u. d. Maria Fanter;
    M Johanna Louisa Sophia (1787–1826), T d. Bgm. u. Stadtrichters Nikolaus Gottfried Bernhard Ölpke u. d. Maria Sophia Moll;
    Urur-Gvv Christian (s. 1);
    Roggenstorf b. Grevesmühlen (Meckl.-Schwerin) 1851 Luise (1817–94, s. L), T d. Pastors Wilhelm Gottlieb Peter Kuntze (1778–1863) u. d. Wilhelmine Caroline Christiane Scharff (1794–1859); kinderlos.

  • Biographie

    R. besuchte nach Privatunterricht seit 1824 das Gymnasium in Friedland (Meckl.-Strelitz), wo ihn u. a. Karl Horn (1794–1879), der Mitbegründer der Urburschenschaft in Jena 1815, unterrichtete. 1828 wechselte er nach Parchim und erhielt 1831 das Reifezeugnis. Von seinem Vater gedrängt, studierte der nach einem bild- oder baukünstlerischen Beruf strebende R. Jura, seit 1831 in Rostock, seit 1832 in Jena. Den Idealen bürgerlicher Freiheiten und nationaler Einheit folgend, wurde er hier Mitglied der Burschenschaft, und zwar der F'raktion der „Germanen“, trat aber aus, als sich Ende 1832 deren Radikalisierung abzeichnete. Gleichwohl wurde R. ein Opfer der „Demagogenverfolgung“: 1833 in Berlin inhaftiert und der Umsturzabsicht bezichtigt, wurde er 1837 zum Tode verurteilt und zugleich zu 30 Jahren Festungshaft begnadigt, die wenig später auf acht Jahre ermäßigt wurde (Haftorte: Berlin, Silberberg, Groß Glogau, Magdeburg, Graudenz u. Dömitz), 1840 im Rahmen einer Amnestie entlassen.

    Die Wiederaufnahme des Studiums in Heidelberg blieb erfolglos. Mühsame Selbst- und Berufsfindung versuchte R. v. a. in der Landwirtschaft, unterstützt von ihm freundschaftlich zugetanen Gutspächtern. Zu selbständiger Existenz fand er seit 1850 als Privatlehrer und Redakteur im vorpomm.-preuß. (Alten-) Treptow. Im Umkreis der Vorgänge von 1848 hatte er Kontakte zu Liberalen gewonnen, u. a. zu Hoffmann v. Fallersleben, und war tätiges Mitglied der Reformvereinsarbeit in Mecklenburg. Neben literarischen Versuchen betätigte R. sich publizistisch und politisch als Kritiker der feudalaristokratischen Zustände in Mecklenburg – ein bleibendes Thema auch seiner Dichtung. Die 1853 erschienenen schwankartigen Gedichte „Läuschen un Rimels“ und die Versdichtung „De Reis' nah Belligen“ (1855) brachten ersten Erfolg. R. zog 1856 nach Neubrandenburg, wo Stadt, Natur und Freunde – bes. das Bruderpaar Pastor und Präpositus Franz (1805–75) und der Privatgelehrte Ernst Boll (1817–68) – R. für eine freie Schriftstellerexistenz ideale Bedingungen boten. Mit hochdt. Bühnenwerken fand R. wenig Resonanz. Seinen wachsenden Ruhm begründeten die Versepen „Kein Hüsung“ (1857) und „Hanne Nüte“ (1860) sowie v. a. die Prosawerke „Ut de Franzosentid“ (1859), „Ut mine Festungstid“ (1862), „Ut mine Stromtid“ (3 Bde., 1862–64). 1863 zog R. nach Eisenach. Es erschienen die Romane „Dörchläuchting“ (1866), „De Reis' nah Konstantinopel“ (1868). „De Urgeschicht von Meckelnborg“ blieb Fragment (postum 1874). Gedichtsammlungen (1864, 1870, 1871) verarbeiteten u. a. aktuelle politische Vorgänge. Seit 1859/60 war R. Mitglied im Dt. Nationalverein. Im Wirken Bismarcks und in der dt. Einigung sah er seit 1866 Jugendideale verwirklicht. Nicht frei von nationalistischem Überschwang, hielt er an liberal-demokratischer Gesinnung fest. 1868 bezog der – nach eigenen Aussagen – bestverdienende dt. Schriftsteller eine am Wartburgberg von Ludwig Bohnstedt konzipierte aufwendige Villa. Besuche u. a. von Karl Gutzkow, Hans Christian Andersen, Theodor Fontane zeigten die Verehrung, deren R. sich erfreute. Seit der Haftzeit litt er an einer periodischen Alkoholkrankheit und in deren Folge seit 1870 unter einem Herzleiden.

    Zusammen mit Klaus Groth (1819–99) und John Brinckman (1814–70) begründete R. die neuniederdt. Dichtung. Seine zeitweise beispiellose Wirkung gründet in seiner Kunst der Menschen- und Landschaftsschilderung sowie in einer Poetologie, die bes. die einfachen Menschen, auch die Schwachen und Unterliegenden, zu würdigen und zur Eigeninititative für Befreiung, Nächstenliebe und Gerechtigkeit zu ermuntern suchte. Sensibel reagierte R. auf Zeittendenzen und bediente auch Publikumserwartungen nach Unterhaltung. Einem oberflächlichen Fortschrittsglauben verwehrte er sich aufgrund eigener Erfahrungen und seines liberalen Protestantismus. Hier lag auch die Quelle für den Humor in R.s Schaffen, mit dem er zu einem der größten Humoristen der dt. Literatur wurde. Sein Werk zeigt Traditionen mündlichen Erzählens ebenso wie komplexe literarische Strukturen. Mit oftmals virtuosen Verknüpfungen der Sozialsituationen und des Sprachverhaltens seiner Gestalten nahm R. Elemente der literarischen Moderne vorweg. Seine Werke wurden ins Hochdeutsche und in viele andere Sprachen, bis ins Japanische, übertragen. R.s literaturgeschichtlichen Rang belegt auch sein Einfluß u. a. auf Theodor Fontane, Thomas Mann, Walter Kempowski und Uwe Johnson.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Rostock 1863);
    Christoph-August-Tiedge-Preis (1867);
    Ehrenmitgl. d. Ges. d. „Nedderlandsche Letterkunde“ (1869);
    bayer. Maximiliansorden (1872);
    Museen u. Gedenkstätten u. a. in Stavenhagen, Eisenach, Dömitz, Neubrandenburg;
    Fritz Reuter-Ges. seit 1960 (Sitz: Lübeck, seit 1991: Neubrandenburg).

  • Werke

    W Volksausg., 7 Bde., 1877/78;
    hg. v. H. Jahnke u. A. Schwarz, 15 Bde., 1905;
    hg. v. C. F. Müller, 18 Bde., 1905;
    hg. v. W. Seelmann u. H. Brömse, 12 Bde., 1936/37;
    hg. v. K. T. Gaedertz u. C. W. Neumann (eingel. v. H.-J. Gernentz), 8 Bde., 1954;
    hg. v. K. Batt, 9 Bde. (Briefe u. Geneal. in Bd. 8, Biogr. in Bd. 9), 1966/67, unveränd. Nachdr. 1990. – Briefe: Briefe v. F. R. an seinen Vater aus d. Schüler-, Studenten- u. Festungszeit (1827–1841), 2 Bde., hg. v. F. Engel, 1896/98;
    F. R.s Briefe, Ges.ausg. in e. Bd., hg. v. O. Weltzien, o. J. [1913];
    F. R. u. F. Peters, Erste vollst. Ausg. d. Briefe R.s an Peters, hg. v. W. Finger, 1935;
    Briefe F. R.s an seinen Verleger D. C. Hinstorff, hg. v. A. Hückstädt, 1971. – Hg.: Unterhaltungsbl. f. beide Meckl. u. Pommern, 1855/56, Nachdr. hg. v. A. Hückstädt, 1989. – Bibliogr.: A. Hückstädt u. W. Siegmund, F. R., Wiss. Bibliogr. zu Leben, Werk u. Wirkung, 1982. |

  • Quellen

    Qu: Goethe u. Schiller-Archiv, Weimar (W-Mss., Briefe, Bilder); Fritz-Reuter-Lit.mus., Stavenhagen (dass, sowie Slg. v. Bilddok., W-Ausgg., Sekundärlit.); Landeshauptarchiv Schwerin; Reuter-Wagner-Mus., Eisenach.

  • Literatur

    ADB 28;
    O. Glagau, F. R. u. seine Dichtungen, 1875;
    K. T. Gaedertz, Aus F. R.s jungen u. alten Tagen, 3 Tle., 1897, 1901;
    A. Wilbrandt. R., 1895;
    G. Figge, F. R., Eine aktenmässige Darst. seines Prozesses u. seiner Auslfg., 1942;
    F. R., Eine FS z. 150. Geb.tag, hg. v. R.-Komitee d. DDR, 1960;
    K. Batt, F. R., Leben u. Werk, 1967, ²1974, Nachdr. 1990;
    W. Finger-Hain, R. als Zeichner u. Maler, 1968;
    ders., F. R. i. d. Weltlit., 1970;
    H. C. Christiansen, F. R., 1975;
    M. Töteberg, F. R., 1978;
    A. Hückstädt, F. R. im Urteil d. Lit.kritik seiner Zeit, 1983;
    ders., Wenn e. Augen hat zu sehen …, F. R., Sein Leben in Bildern u. Texten, 1986 (P);
    ders., Reisen zu R., 1990;
    ders., Georg Johann R., Stavenhagens tüchtiger Bgm., Mecklenburgs genialer Landwirt, F. R.s strenger Vater, 1999;
    U. Bichel, F. Minssen u. H. de Voss (Hg.), Vom Reichtum d. Erzählens, F. R. 1810-1874, 1985;
    Ch. Bunners, F. R. u. d. Protestantismus, 1987;
    W. Beutin, Der Demokrat F. R., 1995;
    G. Osmann u. M. Günther, „… daß ich immer Farbe gehalten habe …“, Zeugnisse aus F. R.s Eisenacher|Zeit, 1997;
    C. Nenz, Auf immer u. ewig Dein F. R., Aus d. Leben d. Luise R., 1998;
    dies., F. R. Leben, Werk u. Wirkung, 2001 (P);
    HRG;
    BBKL (L);
    Biogr. Lex. Mecklenburg (L, P);
    Metzler Autoren Lex. (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ – Zahlr. Aufss. in: Btrr. d. F. R.-Ges., seit 1989. – Zur Fam.: F. Latendorf, Zur Erinnerung an F. R., 1879;
    Dt.GB 57, 1928, S. 369-87 (P), 74, 1931, S. 311 f.

  • Porträts

    Selbstbildnisse als Schüler, ca. 1825 (Stavenhagen), als Student in Jena, 1832 (Weimar), als Festungsgefangener, 1837 (Stavenhagen);
    Aquarelle (F. u. Luise R.) v. Th. Schloepke, 1860 (Eisenach);
    Ölgem. v. Th. Schloepke, 1866 (Stavenhagen);
    Lichtbild, um 1869 (ebd.);
    R. auf d. Totenbett, Lichtbild v. C. Jagemann, 1874 (ebd.);
    Grabanlage in Eisenach v. Baumeister W. Kyllmann u. Bildhauer B. Afinger, 1875.

  • Autor/in

    Christian Bunners
  • Zitierweise

    Bunners, Christian, "Reuter, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 462-464 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599976.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Reuter: Heinrich Ludwig Christian Fritz R. ist am 7. November 1810 in Stavenhagen geboren. Sein Vater. Friedrich R., war fast 40 Jahre hindurch Bürgermeister und Stadtrichter des kleinen mecklenburgischen Städtchens und hat unter dem schweren Drucke der französischen Herrschaft, als namentlich die Continentalsperre den Handel lähmte, durch Festigkeit, unermüdlichen Fleiß und aufmunternde, anregende Thätigkeit als Landwirth dem Gemeinwesen treffliche Dienste geleistet. In der „Franzosentid" schildert Fritz den Vater als den furchtlos entschlossenen Mann, den „krätigen Kirl", der, wenn er einmal etwas für recht erkannt hatte, so „steinpöttig" war, wie ein richtiger Mecklenburger nur sein kann, aber auch bereit, trotz dem französischen Auditeur, seinen Bürgern beizustehen, und wenn soviel Franzosen im Lande wären, daß man „Schweine damit füttern könnte“. Er schreibt im „grisen Röckschen“ hinter dem Gerichtstisch, daß ihm die Finger knacken, während Rathsherr Heise die „Würde und den Glanz besorgt". „Luth, lach hei düchtig, äwer lach hei fix tau"! Im Gefühl seiner Kraft spricht er nicht gern von einer Noth, solange er sich selbst helfen kann. Mecklenburgischer Frohsinn ist ihm so fremd wie das Verständniß für litterarisches Genießen, selten hat „Vatting de korte Jack an“. So wirkt er auch in der Erziehung des Knaben belehrend, nicht unterhaltend und schickt mit eiserner Zähigkeit den aus der Haft entlassenen 30jährigen Fritz nach Heidelberg, um die gehaßten Rechte zu studiren. In glücklicher Ergänzung stand diesem klugen und charaktervollen aber nüchternen Manne die Frau Johanna, Tochter des Bürgermeisters Oelpcke, geb. 1790 zu Tribsees, zur Seite. Schwere Krankheit hatte den Körper gelähmt, aber in stiller Ergebung ertrug sie ihr Leid. Fritz rühmt ihren lebendigen Geist und ihr lebhaftes Vorstellungsvermögen. Ihre Liebe für deutsche Dichtung hat sie auf den Knaben übertragen, in wehmüthiger Freude erinnert sich dieser der abendlichen Plauderstunden, in denen sie mit dem ehrwürdigen Amtshauptmann Weber Gedanken und Erfahrungen, Lust und Leid austauschte. Vom bedeutsamsten Einfluß auf die Ausbildung der lebendigen Phantasie Reuter's in ihrer Richtung auf die naive Vermenschlichung der Natur wurde der Onkel aller Stavenhagener Kinder, der Rathsherr Herse, der unermüdliche Spielgefährte und Spielerfinder, der Romantiker und Märchenbildner des Städtchens, der Deuter der Vogelstimmen: Hürt Ii woll: Rathsherr Hers' — kumm hir her! — kumm hir her! — Scheit mi dod! — Ick bim hir. — Wo's Grischow? u. s. w. selbst ein Stück Wahrheit und Dichtung, voll kindlicher Naivetät und Einfalt des Herzens. Bedeutsam für die hervorragendste Begabung Reuter's, das Belauschen der Natur, ihr Erfassen mit der ganzen Kraft des Herzens, war die Vaterstadt selbst. Die Abgeschlossenheit und Begrenztheit der Heimath ließen ihm auch das Kleine bedeutungsvoll erscheinen und Leben gewinnen, und die behagliche, epischtreue Malerei seiner Stimmungsbilder in „Kein Hüfung“ und „Hanne Nüte“ sind aus dieser Schule hervorgegangen, wie seine menschlichen Gestalten die Züge der Menschen tragen, die seine Kinderzeit belebten.

    Der Jugendunterricht Reuter's war ein durch die Umstände gebotenes unmethodisches Durcheinander wunderlichster Art. Auf die Mädchenschule bei Mamsell Schmidt, wo Fritz, ein körperlich zartes Kind, als „Eule unter den Krähen“ saß, von den „kleinen, gebildeten Megären“ fortwährend gepeinigt, folgten alle möglichen und unmöglichen Privatlehrer, auf den gestrengen candidatus theologiae die Gelehrtenschulen zu Friedland und Parchim. In Friedland lebte er vom Herbste 1824 bis Ostern 1828, wo er das Parchimer Gymnasium bezog, Die Parchimer Zeit nennt R. den schönsten Abschnitt seiner Jugendzeit, doch gilt diese Erinnerung wohl vorwiegend der Persönlichkeit seiner Lehrer Gesellius und Zehlicke, denn „das schrecklich roth perlustrirte Exercitium“,|diese Illustration des namentlich den sprachlichen Unterricht beherrschenden Formalismus, verfolgte ihn noch später in seinen Träumen. Ein Musterschüler ist R. nie gewesen, selbst seine Primanerzeugnisse zeigen, daß seine innerlich reiche, zum phantasievollen Ausschmücken des Lebens geneigte Natur des Zwanges benöthigte. Neigung und Abneigung tritt deutlicher hervor, der Entwurf der Aufsätze ist besser als die Ausführung, Zehlicke redet von dem prächtigen Thor zu einem herrlichen Bau, hinter dem ein Schilderhaus steht. Mathematik und Zeichnen sind bevorzugte Disciplinen. Dem mit ererbtem Geschicke geführten Zeichenstift liefert der immer mehr hervortretende neckische aber stets liebenswürdige Humor den Stoff, freilich nicht immer zum Ergötzen der Lehrer, die von Störungen reden. Diese ausgesprochene und späterhin noch eifrig betriebene Lust am Zeichnen hat ihm das geistige Auge geschärft, während ihn sein Herz vor der einseitigen Auffassung der Schwächen seiner Mitmenschen bewahrte. So hat er „die Erinnerungsschachtel mit den gutherzigen, blauäugigen Jungen mit einem schiefen Zahn im Oberkiefer“, von der er in einem Briefe an Vincke spricht, sammeln gelernt. In diese Schulzeit füllt die eifrige Lectüre Walther Scott's, von dem er in einem Briefe an Dörr sagt, daß er von allen Schriftstellern den größten Einfluß auf ihn geübt habe. Auf einem Ausfluge erzählt er den lauschenden Kameraden in packender Anschaulichkeit den Ivanhoe, wohl möglich, daß den heranreifenden Jüngling der Kampf der unterdrückten sächsischen Bauern gegen die normannischen Ritter zu einem Vergleiche mit den heimathlichen Zuständen aufforderte. Daß er offene Augen hatte, zeigt ja schon der erste schriftstellerische Versuch des 12jährigen Knaben, dem auf seiner Reise nach Braunschweig die Eigenart des hannöverschen Bauern aufgefallen war. In die Parchimer Schulzeit fällt endlich auch, wie billig, die erste Freundschaft, die erste Liebe und das erste Gedicht, aber auch die ersten bitteren Tropfen in den Lebenskelch, der Tod der heißgeliebten Mutter und Onkel Herse's. Im October 1831 bezog R. die Universität Rostock, um, dem Zwange des Vaters folgend, der ihm den Malerberuf verfügte, die Rechte zu studiren. Was der junge Student darunter verstand, erzählt er im Eingange seiner Reis' nach Constantinopel, jedenfalls haben ihn die Institutionen des Professors Elvers weniger begeistert, als die Vorlesung Fritzsche's über Aristophanes. Auch die Lectüre Shakespeare's scheint in diese Zeit zu fallen, soweit studentischer Uebermuth und das frohe Gefühl, dem Schulzwange entlaufen zu sein, ihn dazu kommen ließ. Hier, stärker aber in Jena, das er schon im zweiten Semester (Ostern 1832) besuchte, wirkten nun die allgemeinen Zeitverhältnisse auf den Jüngling ein. Wenn Goethe es als die Hauptaufgabe der Biographie hinstellt, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt und ihn begünstigt, wie er sich seine Welt- und Menschenansicht daraus bildet und wie er sie als Künstler. Dichter, Schriftsteller wieder nach außen abspiegelt, so gilt dies für R. in Bezug auf seine engere und weitere Heimath. Auf die mühselige Erweckung der socialen Lebensthätigkeit des deutschen Volkes und die dadurch ermöglichten Freiheitskriege war eine starke rückläufige Bewegung erfolgt, in der sich der Absolutismus mit dem Feudalismus und der das Mittelalter idealisirenden Romantik die Hand reichte. Die erwerbenden Classen der Gesellschaft verfielen wieder in politische Lethargie, aber die in den Kämpfen gereiften, ideellen Zielen nachstrebenden Professoren und Studenten der Universitäten, die Jenenser voran, stifteten zur Verwirklichung ihrer Reformbestrebungen die allgemeine deutsche Burschenschaft (s. A. D. B. XV, 66 ff., Art. Kamptz). Weniger die harmlos verlaufende Wartburgfeier als die Ermordung Kotzebue's und die Kundgebung der süddeutschen Liberalen auf dem Hambacher Feste am 27. Mai 1832 gaben den Regierungen und dem Bundestage die gewünschte Veranlassung die|bekannte Demagogenhetze in Scene zu setzen. Den eigentlichen Rechtstitel der weitgehendsten Verfolgung aber gab der Frankfurter Putsch vom 3. April 1833, und mit einem nur durch das Bewußtsein ihrer Schwäche erklärlichen Groll ergriffen die Regierungen neben den Schuldigen auch die unreifen und schuldlosen Schwärmer, unter ihnen auch den schon vor dem Putsch von dem besorgten Vater nach Hause berufenen R. (Ostern 1833).

    Die preußischen Richter Dambach, v. Tzschoppe, v. Kleist haben sich das traurige Verdienst erworben, Reuter's und seiner Genossen Proceß zu einer Haupt- und Staatsaction aufzubauschen. Am 31. October 1833 erfolgte Reuter's Verhaftung in Berlin, wohin er sich zur Fortsetzung seiner Studien begeben hatte. R. wurde nicht an Mecklenburg ausgeliefert, sondern nach drei qualvollen Jahren der Ungewißheit in der Hausvoigtei und in den Casematten preußischer Festungen, wegen versuchten Hochverraths zum Tode verurtheilt und zu dreißigjähriger Festungshaft begnadigt. Seine mecklenburgischen Kameraden von Jena her waren mit höchstens einem Jahre abgekommen, einer studirte schon wieder, als er noch in der Untersuchungshaft saß. Am 15. November 1834 verließ R. Berlin; im Februar 1837 wurde er von Silberberg nach Glogau, von da nach 6 Wochen nach Magdeburg gebracht. Dreimal verlangte die mecklenburgische Regierung vergeblich seine Auslieferung. In der Zelle ohne Licht mit der „Luftheizung“ wurde aus dem „rothbackigen, frischen Jungen das bleiche Steinbild"; „was Räubern und Mördern zu gute kam, uns wars abgeschnitten, in 4 Jahren hat keiner was vom christlichen Gottesdienst oder einem Priester gesehen"; „der eine bekam Tuberkeln, der andere Rückendarre, Schwindsucht. Leber- und Augenleiden, ein anderer verfiel in Wahnsinn". Endlich sieht das Ministerium ein, daß sie auch Menschen sind, „wenn ok man swartroth-goldne“. Auf dem Wege nach Graudenz hatte er noch einmal die Qualen der Berliner Hausvoigtei zu leiden. Im Februar 1838 hat er hier unter „Onkel Dambach“ vier Nächte bei starker Kälte in ungeheizter Zelle hungernd auf dem Fußboden zugebracht. Graudenz mit seinem menschenfreundlichen Befehlshaber bildet den Uebergang zu dem gemüthlichen Dömitz in Mecklenburg. Bei der Amnestie, die Friedrich Wilhelm IV. nach dem Tode seines Vaters (7. Juni 1840) erläßt, wird R. vergessen und endlich von Paul Friedrich auf eigene Hand freigelassen.

    „Und pflückt ich von den Disteln Feigen So denk, verwunden ist das Leid!“

    steht über der „Festungstid“, die er 22 Jahre nach seiner Freilassung herausgab, in der er diese Leidenszeit schildert. Sieben schwere Jahre lagen hinter ihm, und, sagt er, „in dese Johre was nicks gescheihn mi vörwarts tau helpen in de Welt, un wat sei mi maeglich nützt hewwen, dat lag deip unnen in'n Harten begrawen unner Haß und Fluch un Grugel. Ick müggt nich doran rögen, t' was as süll ick Gröwer upriten un süll minen Spaß mit Dodenknaken bedriwen“. Er sieht den gleichaltrigen Freund im Amte und Familienkreise, ihm ist zu Muth, als ob er mit schmutzigen Stiefeln in eine reine Stube hineingetreten ist. Die Oede packt ihn, der Vater ist ihm fremd geworden, er hat sich gewöhnt den Sohn so anzusehen, wie er sich selbst ansah, als ein Unglück. „Ich stand nicht mehr in seinem Rechenexempel“. Dazu kam als schrecklichste Folge der Festungszeit jene Erkrankung der Magennerven, die Neurose, mit ihrem unüberwindlichen Reiz nach Spirituosen, die mit der größten Energie nur hinauszuschieben, nicht zu überwinden ist. Noch im Alter hat der Aermste darin weniger die physische Folge seiner Leidenszeit als ein sittliches Laster gesehen und unendlich schwer an der „frevelhaften Lust“ getragen, wie ein Brief an|Vincke zu erkennen gibt. Daran scheitert der letzte Versuch des Vaters, ihn im Herbste 1840 in Heidelberg zum Studium der Rechte zurückzuführen. R. wird 10 Jahre Oekonom, aber dem mittellosen, verkannten Manne, „dem Keiner hilft, aus dem Nichts wird“, dem nur der treue aber selbst mittellose Fritz Peters die Freundeshand reicht, kann auch die Landwirthschaft kein Brot bieten. Hier aber, in Demzin bei Malchin, lernt er seine künftige Frau Luise Kunze, eine Predigerstochter kennen, die bei einem Prediger in der Nachbarschaft als Erzieherin lebte. 1844 finden wir ihn bei Fritz Peters in Thalberg bei Treptow. 1845 stirbt sein Vater. Die Thalberger Wasserkur heilt sein Leiden nicht, ohne festes Lebensziel bleibt er bei dem Freunde bis 1850. Seiner Luise zu Gefallen, die ihm im Frühjahr 1851 die Hand reicht, wird er mit 40 Jahren Privatlehrer in Treptow, die Stunde zu 2 Groschen, aber in den Wehtagen der furchtbaren Krankheit, während die Seele sich in schlaflosen Nächten klärend emporrang, ging ihm das Bewußtsein seines dichterischen Berufes auf, ihm und der treuen Frau, die ihm in entsagungsvoller Liebe die Hand gereicht, zum Heile. Wie mußte nun der Dichter R. die gewonnene Welt- und Menschenkenntniß widerspiegeln? Man könnte das Bild a priori construiren, selten sind Ursache und Wirkung in klarere Beziehungen getreten. R. thut sich Unrecht, wenn er sagt: „die Leute wundern sich, wie einer Demokrat werden kann. Als wir eingesperrt wurden, waren wir es nicht, als wir herauskamen, waren wir's Alle.“ Er ist im Grunde seines Herzens ein königstreuer Mann geblieben und hat sich später durch die Bitterkeit seiner Erfahrungen mit Preußen den Blick für Preußens nationale Aufgabe nicht trüben lassen, aber er hat seine Waffe, den Humor, mit der ganzen Kraft seines Geistes als Kämpfer für die sociale und Politische Freiheit seines kleineren und größeren Vaterlandes geschwungen. Wie aus jeder Noth für den, der ein Bildner ist, auch ein segensreiches Gebilde hervorgehen kann, hat er auch aus den Festungsjahren sittliche Früchte gezogen. Eine eigene Philosophie hat er sich herausgebildet, aus dem kindlichen Gottvertrauen erwuchs ihm der unerschütterliche Glaube an die ausgleichende Gerechtigkeit. So schreibt er seiner Luise: „Je mehr Kummer Du jetzt erduldest, desto weniger hast Du vor Dir. Einem jeden Menschen ist sein Maß von Freude und Kummer gesetzt". Auch der Dichter als Schilderer des Lebens hat Gewinn daraus gezogen. Zu der natürlichen Anlage das Leben von der angenehmen, heiteren Seite zu erfassen ist die Schärfung des Blickes für die Nachtseiten der Noth und des Elends gekommen; die vorhandene Beobachtungsgabe für das Kleinste ist geschärft worden. Auf der anderen Seite aber mußte die Schärfe der Satire sich erst wieder zu der Milde des Humors abklären, die verbitternde Erkenntniß des Widerspruchs zwischen Ideal und Wirklichkeit geläutert werden. Daß ihm das schwer geworden ist, wer wollte es verkennen, aber der reine Genuß der Dichtung wird uns öfter getrübt durch diese Erinnerungen. So stört in der schönen, tief empfundenen lyrischen Partie in Hanne Nüte, Fritzens Abschied von Dürten, der Kampseston für den „dummen Bur und die Neihmamsell". Ferner in der Abschiedsscene zwischen Hanne Nüte und dem Pastor das Schwanken des Pastors zwischen der Bewunderung der reinen schönen Natur und ihrer Verurtheilung als Theilhaberin menschlicher Verderbtheit, das fast an die Caricatur streift. Wiederum aber hätte der Dichter ohne jene Noth kaum den kraftvollen Gegensatz des bittern Elends der armen Marie in „Kein Hüfung“ zu der Fülle des sie umgebenden Erntesegens gefunden, wie überhaupt die elementare Leidenschaftlichkeit dieser „mit seinem Herzblute im Dienste der leidenden Menschheit“ geschriebenen Dichtung nur aus dem starken Quell solcher Erfahrung hervorbrechen konnte. Bezeichnend hat er dies Werk seinem Vorbild der Jugend, Ernst Moritz Arndt, zugesandt.

    Trotz seines vorgerückten Alters ist R. weder die Erkenntniß seines Berufes noch die Eigenart seiner dichterischen Begabung und der Mittel sie zur Darstellung zu bringen rasch aufgegangen. Der Grund dafür liegt sowohl in dem durch den Druck der Verhältnisse gegebenen Mangel an Selbstgefühl, wie in der noch stürmenden, weil zu frischen und unobjectivirten Gewalt des gesammelten Erfahrungsstoffes. Endlich war es auch, wie er selbst sagt, seine Art, einen zu bearbeitenden Stoff erst Jahre lang mit sich herumzutragen. Außer einigen lyrischen Versuchen voll Byron’schen Weltschmerzes und Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies der Kindheit sind seine ersten Pläne Entwürfe geblieben; 1845 begann er seine Reise nach Belgien und schrieb seine Stromtid, beide hochdeutsch, die Stromtid als „lästiges Fragezeichen“ für sein Pult. Um dieselbe Zeit erschien seine scharfe Satire auf die Beschränktheit, Frömmelei und den Uebermuth der mecklenburgischen Feudalen: Ein gräflicher Geburtstag (Graf Hahn) namenlos im mecklenburgischen Volksbuche (Jahrg. 1846 und 1847). Namentlich der Schluß derselben athmet die unüberwundene Bitterkeit und klingt an die Schärfe Moscherosch’scher und Logau’scher Epigramme an. Da zeigte ihm Klaus Groth's 1852 in niederdeutscher Mundart erschienener Quickborn den Weg, den er fortan gegangen ist, und in dem sich der Norden unseres Vaterlandes mit dem schon im Anfange unseres Jahrhunderts in der mundartlichen Dichtung unter Hebel, Sailer, Arnold, Castelli und Holtei vorangeschrittenen Süden und Osten berührte.

    Noch wagte sich aber R. mit keinem größeren Werke hinaus, sondern die am 18. Octbr. 1853 erschienenen „Läuschen und Rimels“ mußten erst das Eis brechen. Wir müssen es uns versagen, das Glück zu beleuchten, das der Erfolg dieser „Congregation kleiner Straßenjungen“ in ihrer Urwüchsigkeit und Naturwahrheit in das bisher so sorgenschwere Haus des Dichters gebracht hat. Die Gewalt, die der beengende Rhythmus des Verses darin dem nach behaglicher Breite verlangenden Stoffe anthut, weist schon darauf hin, daß der Prosaroman Reuter's eigentlichstes Feld werden sollte.

    Der erste bildnerische Griff in den Stoff hinein, der der Satire den Mund verschloß und dem Humor die Schwingen löste, war „De Reis' nah Belligen“ (1855). Wie die Landwirthschaft den Dichter körperlich gesund gemacht hat, so hat die Anschauung des urwüchsigen, kindlich einfältigen Bauersmannes auch die seelischen Wunden geheilt, und wenn der Humor sich in dieser Dichtung öfter etwas allzu drastisch Luft macht, so vergißt man diese gesunde Reaction der sich selbst wiederfindenden Natur Reuter's gern neben der unwiderstehlichen Komik der bildungsbedürftigen, mit dem Muth eines Kolumbus und den Vorräthen einer Polarexpedition ausrückenden Bauern und ihren in glücklicher Steigerung geschilderten Schicksalen. Ja, dies Werk eröffnet in seinen Stimmungsbildern und Charakterzeichnungen, Gegensätzen und psychologischen Motiven eine Perspective auf die meisten typischen Gestalten der Reuter’schen Dichtungen, Witt-Jochen Nüßler, Dürten-Fiken, den Pastor u. a. In einer darauf folgenden Reihe kleinerer hochdeutscher Schriften läßt uns der Dichter in die Genesis seiner größeren Werke hineinschauen. Sie erschienen in dem ein Jahr durch von ihm geführten, am 1. April 1855 zuerst herausgegebenen „Unterhaltungsblatte für beide Mecklenburg und Pommern“. In „Meine Vaterstadt Stavenhagen“ kehren wir ein in die kleine Welt, die ihn nicht wieder losgelassen hat; die „Memoiren eines alten Fliegenschimmels“ sind bedeutsam für die sich in R. vollziehende Wandlung, weil der Ton geistvoller Satire darin immer mehr verklingt neben der gemüthvollen Versenkung in das fremde Leid, und wenn der Dulder auch nur das geplagteste aller Thiere ist. Auch die Skizzen zu der prächtigsten Schöpfung des Reuter’schen Humors, freilich ohne die Vertiefung|der Stromtid, tauchen in dem Gewande der ureigensten sprachlichen Schöpfung des Dichters, im „Missingsch" in den Briefen des „immeritirten Inspektors“ Bräsig und dem stark possenhaften „Abendteuer des Entspectors Bräsig“ vor uns auf. In Neu-Brandenburg, wo R. die fruchtbarsten Jahre seines Schaffens 1856—1863 verlebte, entstanden seine Hauptwerke: „Kein Hüfung" (1857); „Ut de Franzosentid" (1860); „Hanne Nüte" (1860); „Ut mine Festungstid" (1862) und der Anfang von „Ut mine Stromtid" (1862). Zugleich erschien 1861 „Schun-Murr", eine Sammlung kleinerer Schriften. „Kein Hüfung" ist die leidenschaftlichste und gewaltigste seiner Dichtungen, der letzte entscheidende Kampf des mit dem an sich selbst empfundenen Wehe der Menschheit sich abfindenden Dichters, das Gewitter mit all seiner dämonischen aber läuternden Urgewalt — schade nur, daß es in ein Wetterleuchten hinausläuft. Die Erfindung ist einfach und nur zu mecklenburgisch-lebenswahr; der vom Gutsherrn mit Füßen getretene, von der frömmelnden Herrin in seinen heiligsten Gefühlen verhöhnte Leibeigene, das die Liebe des Herrn abweisende, dem Knecht sich hingebende Mädchen, die Seelenqual der nach einem Obdach ringenden Liebenden und der schonungslose Mißbrauch des Buchstabenrechtes zur teuflischsten Rache. Der bis aufs Blut gereizte, geistig wie körperlich mißhandelte Knecht ersticht den Herrn in überwallender Leidenschaft — soweit ist alles psychologisch wahr. Johann ist kein Mörder. Marie sagt sich das selbst: „Hei was lein Mürder!“, aber sie versagt dem Geliebten nicht nur die Begleitung in das Land der Freiheit, sie nimmt nicht einmal Abschied. Daniel, der Richter der Dichtung, verweigert ihm die Geliebte und gesteht sich doch selbst: „mit mi hadd't just so warben künnt“. Diese Schwäche der Composition kommt offenbar noch aus Rechnung des unüberwundenen Leides des Dichters, der sich in Johanns Leid noch nicht genug gethan hatte, der auch Marie noch zertreten und im Wahnsinn untergehen läßt. Wohl verdanken wie dem Fehler die wunderbar schöne. Shakespearesche Meisterschaft zeigende Wahnsinnsscene, aber der Schluß ist Raisonnement. Von vollendeter Schönheit sind die einzelnen Stimmungsbilder; die Sonntagsruhe im Stalle, der Sonnenaufgang sind Schilderungen ersten Ranges, bei deren Auffassung sich Maler- und Dichterauge vereinigt haben:

    „Un as sei upgeiht in ihr Pracht Wakt Schall un Farw ut Slap un Nacht —“

    unwillkürlich klingt Ariel's Gesang im Faust an und die altgermanische Vorstellung vom tönenden Lichte (sonum insuper emergentis [solis] audiri —). Wie schön ist endlich im vierten Gesange das Hohelied der Arbeit! Zu solcher dichterischen Kraft hat sich R. nicht wieder aufgeschwungen, und seine Vorliebe für dies den schmerzlichsten Ton des Leides erklingen lassende Selbstporträt ist erklärlich genug. Die Franzosentid ist der erste größere Prosaroman, in dem der Dichter die Grenzen des engeren Vaterlandes überwand. Der große geschichtliche Hintergrund, der überall glücklich hindurchscheint, die warme Vaterlandsliebe, der Aufbau der Handlung, die reizvolle Mischung von Scherz und Ernst, die eigenartige und glücklich getroffene Widerspiegelung eines weltbewegenden Gedankens in der kleinen Stavenhagener Welt lassen dies Werk als das schönste erscheinen, wenn die Schönheit in der Gesetzmäßigkeit beruht. Es hat Reuter's Ruhm begründet.

    Die Vogel- und Menschengeschichte „Hanne Nüte un de lütte Pudel“ wirkt wieder weniger als Ganzes als durch die Schönheit der einzelnen Theile. Das Vorbild des alten Thierepos von Reineke Voß hat der Dichter nicht zum Vortheil der Dichtung verlassen. Dadurch, daß er die menschlich denkenden, empfindenden und handelnden Thiere und zwar als Vorsehung gesteigert neben die Menschen stellt, zwingt er uns zur Vergleichung und reißt uns aus der Fabel, wenn wir uns eben in dieselbe eingelebt haben. So müssen uns die|Thiere wie altkluge Kinder erscheinen, so gemüthvoll die Stimmungsbilder an sich betrachtet sind. Kräftiges Gepräge aber zeigen die menschlichen Charaktere, vor allem der alte Schmied. Es weht uns wie altgermanische Heldenkraft an bei der Betrachtung dieses kernigen Mannes, der seinen Abschiedsschmerz wie den Jammer um sein schwer verklagtes Kind unter dröhnendem Hammerschlage bezwingt, hart und weich zugleich wie sein Eisen. Stark aber versöhnter als in Kein Hüfung klingt auch hier das eigene Leid des Dichters durch: Das Gefühl des Verlassenseins: „Kein Moders Leiw is, de em höllt, kein Vadders Hand hei faten kann". Die Noth und Angst des unschuldig Verklagten: „Uns' Herrgott in den Himmel swiggt, und möglich ist nah lange Pin, denn kann dat sin, dat hei för di Erbarmen kriggt un dat hei gnedig hürt di an. Nu sitt du man!“ Bemerkenswerth ist endlich der sich in Hanne Nüte's Lied: Ick weis einen Eikbom, de steiht an de See — aussprechende Stolz auf die bewahrte Eigenart der niederdeutschen Sprache, „dies einfache, treuherzige Kind, dessen Reinheit und Biederkeit“ der Dichter begreifen gelehrt hat. — Die Festungstid ist zum Glück keine Geschichte der Festungszeit, sondern eine Illustration zu dem Goethe’schen Spruche: ist Not vorüber, sind die Nöthe süß. Werthvoll ist sie, abgesehen von der Kunst der Erzählung für die Erkenntniß des Gemüthes Reuter's und als culturgeschichtliche Skizze, wie denn überhaupt unser Dichter für einen künftigen Culturhistoriker unseres Jahrhunderts eine bedeutsame Quelle werden dürfte. Die geistige Herwandtschaft mit dem Liebling des reiferen Mannes, mit Boz, zeigt die Stromtid am deutlichsten. Das Problem dieses epischen Prosaromans ist ein ganz modernes: die Ueberwindung und Versöhnung der ständischen Gegensätze innerhalb der menschlichen Gesellschaft auf dem Boden der reinen Menschlichkeit. Der Dichter von Kein Hüfung, der Kehrseite der Stromtid, hat überwunden und der Humorist kommt zur vollen Geltung. Nicht sowohl die Noth als die überwältigende Erkenniniß wahrhafter Nächstenliebe in dem von ihm aufs schwerste gemißhandelten Hawermann bricht in Axel das Eis ständischer Vorurtheile. Axel fehlt aus Vorurtheil, der Herr in Kein Hüfung aus Vorurtheil und Böswilligkeit. Darum ist diese Gestalt in der Stromtid getheilt in Axel und Pomuchelskopp; beiden gegenüber steht die Idealgestalt Franzens, des Edelmanns von Geburt und Gesinnung. Bedeutsam ist die Aufgabe, die der Dichter der Frau zuweist: während Axel als einzigen Ausweg aus Noth und Schande den Selbstmord zu erkennen glaubt, sucht und findet Frida das Menschenherz. Die Handlungen der Hauptgestalten sind im Ganzen durch eine treffliche Charakterzeichnung innerlich begründet, doch tritt, dem Epos zum Trotz, der Dichter zuweilen in Form einer naiven Controverse mit einer psychologischen Analyse aus dem Rahmen der Dichtung heraus. So sagte er, als Hawermann sich in verletztem Ehrgefühl von einem Brandmal gezeichnet wähnt: „Dat was nu, bi Licht beseihn, pure Unverstand, un Männigein ward hie mit Recht seggen: wat tred hei nich mit sin gaud Gewissen fri un frank vor de Welt un trotzte gegen ehre Laegen?“ u. s. w. Bei Jung Jochen sind die Farben zu stark aufgetragen, und bei der hochdeutsch redenden, etwas madonnenhaften Luise tritt das Anpassungsbedürfniß des Dichters stark hervor, aber das sind gegenüber dem Ganzen verschwindende Einzelheiten. Schwerer wiegt der Mangel an Einheit der Zeit, denn der Dichter zwingt uns im 4. Capitel, uns die Menschen 11 Jahr älter vorzustellen.

    Die köstlichste Gestalt der Reuter’schen Humors ist Onkel Bräsig, der Mann, der sich in seinem Leben nie geschämt und gefürchtet hat, wie der alte Amtshauptmann Weber, der drollige, allezeit heitere Onkel Herse mit der komisch-ernsten Hans Quastsnatur, der Schalk mit dem treuesten Herzen, der überall thätige Vermittler, ja der naive Vermittler des naiven Dichters in der|durch ihn hergestellten Einheit des Ortes der Dichtung. Der mit behaglicher Breite sich „weiter schiebende“ Roman umfaßt alle Stände der mecklenburgischen Gesellschaft in getreuer Darstellung und hat als socialer Roman culturgeschichtliche Bedeutung. An kunstvollem Aufbau übertrifft ihn die Franzosentid, an dichterischer Leidenschaft Kein Hüfung, in seiner Charakterzeichnung, seinem Vorwurf, seiner in Thränen lachenden Darstellung steht er an erster Stelle.

    Hier sei es mir vergönnt noch auf eine besondere dichterische Stärke Reuter's hinzuweisen, auf seine nach Homer's Vorbilde und mit Homer's Kraft ausgeführten Vergleiche. Von ihnen nenne ich nur in Hanne Nüte: die Schnitter und die Kraniche, die weinende Nacht, der Winter als Weber; in der Franzosentid: das Leben als Wasserlauf, das Glück und die Kette. Aus den übrigen Schriften: Dorf- und Landmädchen, die Gräber und die Treibbeete, die sociale Noth und die kranke Tanne u. s. w.

    In die Zeit seines Brandenburger Schaffens gehört auch ihrem Werthe nach noch die 1859—62 geschriebene „Urgeschicht von Meckelnborg“ hinein, in der der Humorist allerdings vor dem Satiriker zurücktritt. Nachdem beginnt der vom Dichter selbst erkannte Niedergang seiner schöpferischen Kraft. Der harten Nöthigung seines Lebens hatte er in seinen Hauptwerken Ausdruck verliehen, die bequeme Muße des Eisenacher Lebens hat nur schwächere Wiederholungen hervorgebracht, R. war eben eine Natur, die ohne den Druck der Verhältnisse nichts geleistet hätte. 1858 feierte er in Jena die 300jährige Jubelfeier der Universität, und es beginnt die Zeit des Lebensgenusses im Reisen und in der Anknüpfung freundschaftlicher Beziehungen. 1861 führt ihn eine größere Reise durch Deutschland nach Thüringen; in Leipzig lernt er Julian Schmidt kennen, besucht Jacob Grimm in Berlin. 1863 verleiht ihm die Rostocker Universität den Doctor h. c., im Sommer desselben Jahres siedelte er nach Eisenach über, wo er sich am Fuße der Wartburg sein neues Heim erbaute. Im Frühjahre 1865 unternahm er seine Reise nach Constantinopel, auf die erst 1868 sein gleichnamiges Werk folgte, während 1866 sein „Dörchläuchting“ vorangegangen war. Die Selbstkritik des Dichters, der seinen Leserkreis nicht „mit überreifen Birnen tractiren will“, erspart sie dem Biographen; R. hat sich auch über die Schwäche seiner Lustspiele nicht getäuscht. Eine besondere Gunst des Himmels war es, daß der alte Burschenschafter die Gestaltung der Ideale, um die er gelitten und gerungen hatte, die Einigung Deutschlands, noch erleben durfte. 1868 bezog er seine Villa, in der er noch 6 Jahre lebte, aber leider die schönste Frucht des Alters, die geistige, geklärte Freude des Rückblickes auf das Erstrebte und Erreichte, nicht rein genießen konnte. Sein alter, in den Jahren seines besten Schaffens auch mit besserem Erfolge durch den Willen gebändigter Feind, die periodische Trunksucht, ließ ihn und die Seinen durch ihn und um ihn das Schwerste leiden, und es ist eine traurige Thatsache, daß seine geistige wie körperliche Kraft daran zu Grunde gegangen ist. Rückkehrende Klarheit des Geistes und innige Dankbarkeit war der letzte Lohn für die aufopfernde Pflege der Gattin; mit Dankesworten auf den Lippen ist R. am 12. Juli 1874 sanft gestorben. Unter den düungesäeten Humoristen Deutschlands steht er an erster Stelle, als plattdeutscher Dichter hat er uraltes Volksthum vor dem Untergange bewahrt.

    • Literatur

      Fritz R. Sein Leben u. s. Werke von H. Ebert, Güstrow 1874. — Glagau, Fritz R. u. seine Dichtungen, Berlin 1875. — Fr. Reuter's Leben u. Werke von Ad. Wilbrandt, in der Volksausgabe, Wismar 1883. —
      Latendorf, Zur Erinnerung an Fr. R., Pösneck 1880. —
      Trinius, Erinnerungen an Fr. R., Wismar 1886. —
      Bärwinkel, Ueber den religiösen Werth von Fr.|Reuter's Stromtid, Erfurt 1876. — Illustrationen von Hiddemann, F. und H. Lüders, Beckmann, Speckter.

  • Autor/in

    Bo, ë, ß.
  • Zitierweise

    Boëß; Gaedertz, Karl Theodor, "Reuter, Fritz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 319-327 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599976.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Reuter: Heinrich Ludwig Christian Friedrich (Fritz) R. (siehe A. D. B. XXVIII, 319 ff.). Das Leben und Schaffen unseres größten deutschen Humoristen und Dialektdichters, des Verfassers der „ollen Kamellen“, ist im Laufe der letzten Jahrzehnte systematisch erforscht und in einer Reihe von Quellenschriften klargelegt worden. Dadurch erscheint es angezeigt, aus diesem neuen Material hier einige berichtigende und ergänzende Zusätze zu dem schon 1889 gedruckten biographischen Artikel zu geben. Zu Stavenhagen, einem ackerbautreibenden Städtchen des östlichen Mecklenburg-Schwerin, verlobten sich seine Eltern Freitag den 19. Januar 1810 und heiratheten bereits Freitag den 23. Februar: der dortige Bürgermeister und Stadtrichter Johann Jakob Friedrich Georg Reuter, geboren 1776 als Sohn des Pastors zu Nehmen in Mecklenburg, und Johanna Luise Sophie Oelpke, geboren 1787 *)nicht 1789, wie ich auf Grund mehrerer Stavenhagener Urkunden annehmen mußte und obendrein von dem Geistlichen zu Tribsees aus dem Kirchenbuche bestätigt erhielt. Erneute Nachforschung ergab, daß dort die über der Seite stehende Jahreszahl durch ihre undeutliche Schreibung irregeführt hat. als Tochter des Stadtrichters (nicht Bürgermeister) zu Tribsees in Vorpommern. Als ihr gemeinsamer Geburtstag wurde stets der 25. Juli (Jakobitag) gefeiert **)Der Vater war nach dem Kirchenbuche zu Dehmen am 26. Juli um 1 Uhr Morgens zur Welt gekommen; sein eigener Bruder, Pastor zu Pokrent, gibt in der von ihm geschriebenen Familienchronik als Datum den 25. Juli an, desgleichen Fritz Reuter selbst in Gedichten und Briefen, sogar in seinem Testament.. Am 7. November desselben Jahres erblickte ihr erster Sohn Fritz das Licht der Welt; ein zweites Knäblein starb frühzeitig. Außer der Ehe erzeugte der Vater zwei — späterhin legitimirte — Mädchen: Lisette (geb. 1809) und Sophie (geb. 1814).

    Schon am 19. Mai 1826 entschlief die trotz großer körperlicher Schwäche und schwerer Leiden unermüdlich sorgende Mutter. Ihre wahrhaft rührende|Erscheinung, tritt uns in „Franzosentid“ und „Schurr-Murr“ ungemein sympathisch entgegen; die Stärke ihrer Seelenkräfte, ja ihr Martyrium leuchtet aus den Aufzeichnungen des würdigen Amtshauptmanns Joachim Weber und seiner herzensguten Frau Agneta ("Neiting") hell hervor, mitgetheilt im 3. Bande „Aus Reuters jungen und alten Tagen“. Von der Mutter erbte der Dichter das tiefe, gemüthvolle Empfinden und den Sinn für schöne Litteratur. In überall bekundeter zärtlichster Liebe hing er ihr an. Auch für den harten Vater hegte er innige Gefühle und hielt sein Andenken heilig; als höchstes Gesetz galt ihm die Pietät. In das traurige, durch Mißhelligkeiten und Mißverständnisse oft äußerst gespannte Verhältniß der im Wesen und Temperament grundverschiedenen Charaktere gewähren meist recht unerquickliche, aber für Eltern und Erzieher lehrreiche, zur Warnung dienende Einblicke die beiden Bände „Briefe von Fritz Reuter an seinen Vater aus der Schüler-, Studenten- und Festungszeit (1827 bis 1841)“. Das Wissenswertheste und allgemein Interessante daraus bietet der „Reuter-Kalender auf 1907“, völlig hinreichend, einerseits um des Sohnes Individualität und Innenleben begreifen zu lernen, andererseits um eine anschauliche Vorstellung zu erhalten von allen wichtigeren Ereignissen, persönlichen wie politischen, zumal während der Untersuchungshaft in der Berliner Stadt- und Hausvogtei und während der Festungsjahre auf Silberberg, zu Glogau, Magdeburg, Graudenz und Dömitz. Wir ersehen, daß er schon als Schüler und Student, noch mehr als Staatsgefangener mit Lust und Geschick zeichnete, besonders ähnlich porträtirte; ein Maler zu werden, war sein Wunsch, doch wollte der strenge Vater nichts davon wissen, der Sohn sollte dereinst sein Amtsnachfolger werden. Auch offenbart sich hier, in der Jugend- und Festungszeit, mehrfach das poetische Talent desselben, ja bisweilen — sogar in der trostlosen Einsamkeit und Finsterniß des Kerkers — ein göttlicher, unter Thränen lächelnder Humor, nicht etwa, was bei so kläglicher Lage nahe läge, Galgenhumor. Erschütternd wirkt während der Gefangenschaft der beständige Kampf um den Beruf nach der immer von neuem erhofften Begnadigung. Ihm ist das vom Vater aufgedrungene Studium der Jurisprudenz verleidet; da er nicht Künstler werden darf, möchte er sich der Landwirthschaft widmen. Noch von der Festung aus, nach der anläßlich der Thronbesteigung des Königs Friedrich Wilhelm IV. verkündeten Amnestie von Preußen vergessen, von seinem Landesherrn Großherzog Paul Friedrich in Freiheit gesetzt, schrieb er am 1. August 1840: „Ich habe derweilen Gedichte gemacht, und das hat mir viel Ruhe verschafft. Meine gewöhnliche Beschäftigung ist die Landwirthschaft und soll's, wenn Gott will, auch bleiben mein Lebenlang; ich mache mir keine poetische Vorstellung von meiner Zukunft, sondern eine vernünftige, und denke mit Goethe: Tages Arbeit, Abends Gäste, saure Wochen, frohe Feste, sei mein künftig Zauberwort“. Doch als er am 25. August, aus Dömitz entlassen, durch die Haide fürbaß schritt, verzagte er wieder, weil er des Vaters starren Sinn kannte, und als er an einen Scheideweg kam, fragte er sich: welcher Weg ist der rechte? Ergreifend ist dieser bange, verzweiflungsvolle Augenblick von ihm geschildert. Und wirklich, der Dreißigjährige muß nochmals auf die Universität als Rechtsbeflissener! In Tübingen abgewiesen — die interessante Originaleingabe, eine Art Lebenslauf, befindet sich facsimilirt auf vier Folioseiten im 2. Bande „Aus Reuters jungen und alten Tagen“ —, winkte ihm in Heidelberg volle, tolle Burschenlust, bis er zusammenbrach, um erst wieder auf dem Lande, auf heimischer Scholle, körperlich wie geistig zu genesen: im Sommer und Herbst 1841 in dem idyllischen Kirchdorfs Jabel bei dem prächtigen Oheim Pastor Ernst Reuter mit seinen sieben hübschen, heiteren Töchtern, sowie im Verkehr mit dem originellen Küster Suhr, dann Anfang 1842 bis Weihnachten 1845 auf dem gräflich Hahn’schen Gute Demzin bei dem feingebildeten Pächter Franz Ruft, Vater der „lütten Druwäppel Lining un Mining“, endlich auf dem vorpommerschen Gute Thalberg bei dem Schwager seines früheren Lehrherrn, Fritz Peters, bald seinem „besten" Freunde, dessen Gast er schon im Herbst 1843 gewesen war; dort blieb er bis 1847, in den Jahren 1848 und 1849 nur mit Unterbrechungen. Demzin und Thalberg bedeuten die Hauptstationen seiner „Stromtid". Aus dem hageren, mageren Studiosus, dem halbverhungerten Staatsverbrecher war inzwischen eine „wohlthuendere Erscheinung" geworden: ein kräftiger, robuster, blühend aussehender Oekonom in Leinwandkittel, mit Strohhut und Stulpenstiefeln, durch seine Hülfsbereitschaft und Leutseligkeit, seinen Frohsinn und seine Herzensfreundlichkeit beliebt bei Alt und Jung als „Onkel", das leibhaftige Abbild des „Entspekter“ Bräsig. Der tiefe Trunk frischer Luft und die Arbeit, die Umgebung färbten ihm die Backen roth; er segnete die Landwirthschaft, sie hatte ihm neuen Muth in die Adern gegossen, ihn, wie er selbst sagt, gesund gemacht. Gesund, ja, hätte nicht längst eine, wie sich später herausgestellt hat, unheilbare Krankheit ihn ergriffen, derentwegen er vielfach, nicht nur von den Alkoholgegnern, förmlich geächtet worden ist, die sein Ansehen so geschädigt haben, daß mancher sich nicht entschließen kann, des „Säufers“ Schöpfungen zu lesen. Daher erscheint es eine Pflicht der Menschlichkeit und Gerechtigkeit, auch an dieser Stelle den wunden Punkt klarzulegen. Man denke: im November 1834 war der Burschenschafter auf die hohe (2100 Fuß über der Meeresfläche) Felsenfestung Silberberg in Schlesien transportirt worden. Auf dem Donjon befanden sich die achtzehn Fuß dicken, salpeterigen Kasematten. Die rauhe Luft, neun Monate harter Winter, selbst im Sommer bisweilen armdicke Eiszapfen, — was Wunder, wenn die schon durch die lange Untersuchungshaft (zwei Jahre hinter durch Blechkästen verdeckten Fenstern in dunklen, dumpfen Zellen!) geschwächte Gesundheit der Jünglinge noch schlimmer wurde! Was Wunder, wenn die Aermsten, bis in die Knochen verfroren, starrend vor Frost, durch geistige Getränke ihre Glieder etwas zu erwärmen suchten! Daß sie, bei täglich nur fünf Silbergroschen Verpflegungsgeld und mit geringer Zulage von Hause, gezwungen waren, sich mit gewöhnlichem Fusel zu begnügen! Dazu kam die Weltabgeschiedenheit und seelische Niedergeschlagenheit. Welches Schicksal wartete ihrer? Monat auf Monat verstrich, Jahr auf Jahr — erst im Januar 1837 erfuhren sie ihr trauriges Loos. In solcher miserablen Lage Lethe zu trinken — danach lechzten sie, so vergaßen sie wenigstens für Augenblicke ihre Qual. Nicht R. allein that dies, auch andere Genossen seiner einsamen Haft auf schnee- und eisbedeckter Felsenwand; einer von ihnen, ein nachmals hervorragender Mann, schrieb einen erschütternden Brief an seine Angehörigen und verschwieg nicht den in der Noth und Verzweiflung, in Zug und Kälte erwählten Sorgenbrecher, wie er zur Flasche habe greifen müssen. Aus dem Leiden wurde allmählich eine Leidenschaft, vielleicht nur vorübergehend, hätte die Freiheit ihnen bald gewinkt; da aber das Gegentheil der Fall, so ward sie zum Bedürfniß, und selbst eiserne Willensstärke hätte nicht vermocht, den nach und nach unbezwingbar gewordenen Trieb später gänzlich auszurotten. R. hat dagegen angekämpft mit aller sittlichen Kraft; und wurde er rückfällig, so bedingte dies die krankhafte Disposition seiner Magennerven, woran er zuerst auf dem Silberberg schrecklich litt. Ihn einen Säufer — Quartalsäufer — nennen, von einem Laster reden, das können nur Böswillige oder Ignoranten. Inniges Mitleid muß uns erfüllen, wenn wir den|genialen, gutherzigen Mann dem seit der Festungszeit ihn dämonisch verfolgenden Feinde unterliegen sehen, den er oft für Monate, ja bisweilen für ein halbes Jahr siegreich aus dem Felde geschlagen hatte. Nach seiner Ueberwindung fühlte er sich, wie von einer Krankheit genesen, gleichsam neu geboren und schritt frisch und fleißig an die Arbeit, Versäumtes nachzuholen. Wäre er ein Trinker gewesen in dem Sinne, daß er immer trank, wie hätte er, bereits vor seiner Verheirathung, ein so geregeltes Leben führen, ein so musterhafter, erfolgreicher Lehrer sein können, der auch in Leibesübungen, Turnen und Schwimmen, unterrichtete, an dem seine Schüler wie Schülerinnen sammt und sonders mit schwärmerischer Liebe hingen?! Und vollends seine launigen, gemüthvollen Briefe, seine köstlichen Gelegenheitsgedichte, seine unsterblichen Werke — sie sollte, sie könnte ein Säufer geschrieben haben? Nein, durch und durch moralisch, verdient Fritz Reuter auch als Mensch unsere vollkommene Achtung; sie für ihn zu beanspruchen, ist eine Ehrenpflicht. Sein einziger — Makel war jenes von den feuchten Festungskasematten überkommene Leiden, gegen das der davon in Zwischenräumen Heimgesuchte tapfer anging. Ein angesehener Mediciner schreibt mir dazu: „Wir Aerzte stellen diese Passion unter die sensiblen Magenneurosen, die durch den Nervus vagus das Hirn vorübergehend afficirt. Ja, vorübergehend; denn ein Hirn, das unter einer permanenten Alkoholnarkose wie bei einem Gewohnheitstrinker (chronischer Alkoholismus) steht, kann unmöglich solche Geistesproducte zuwege bringen, geschweige solches Gedächtniß für die Erinnerungen aus allen Zeiten seines Lebens haben. Das weiß auch wohl heute jeder bei einigem Nachdenken. Und doch kann man sehr häufig unter den Halbgebildeten die Anschauung vertreten sehen, daß R. gerade seine poetischsten, besten Sachen im Rausche — »Saufkoller« bezeichnet unser Volk diesen Zustand — verfaßt hätte. Nein, die armen Gefangenen tranken aus Verzweiflung, ihre Leiden und die ungerechte Beraubung ihrer Freiheit sich vergessen zu machen, und hatten dann meistens nichts anderes — aus Geldmangel — sich zu leisten, als den »kühlen Branntewein«, der damals noch ungefähr 35 Prozent Alkoholgehalt hatte“.

    Diese Vertheidigung, zuerst veröffentlicht in meiner biographischen Skizze Reuter's als Einleitung meiner Gesammtausgabe seiner Werke, wird gewiß ein milderes Urtheil bei den Fanatikern herbeiführen, zumal wenn man bedenkt, daß selbst seine reine Liebe zu Luise, die ihn zum glücklichsten der Sterblichen machte, ihn von Zeit zu Zeit wieder fehlen ließ. „Wenn das wahr ist, daß dieser Zustand ein körperlicher“, schrieb er nach einem Anfall ihr als Bräutigam, „so ist es gewiß schlimm, daß er noch einmal wiedergekehrt ist; aber nicht so schlimm, als wenn er früher wiedergekehrt wäre, und lange nicht so schlimm, als hätte er noch länger auf sich warten lassen. Vielleicht würde er gerade durch die Ehe, als Ehe, geheilt; gewiß ist es aber, daß er im Abnehmen ist und aufhören wird“. Ja, im Abnehmen wohl, doch aufhören leider nicht, weil pathologisch unmöglich. Luise Kuntze (nicht Kunze), geboren am 9. October 1817 als Tochter des Pastors zu Roggenstorf bei Dassow, mit der er er sich im Mai 1847 verlobte, am 16. Juni 1851 verheirathete, wurde sein guter Genius. „Alles für meine Luise“ und „Alles durch meine Luise!“ lautete fortan sein Wahlspruch.

    „Ich denke dein, wie eines schönen Bildes, Geschaffen einst in Gott geweihter Stunde; In deinem Auge nichts als Hohes, Mildes, Und ewige Verzeihung in dem Munde. Und was in meinem Herzen Trotz'ges, Wildes Mich selbst gestört, entflieht im Hauch; die Wunde Sie schließt sich, und ich eil' mit scheuem Beben An deiner Hand hinauf zu neuem Leben“ —

    so sang er in einem seiner Braut gewidmeten Gedichte, das mit den Versen schließt:

    „Du solltest sein in meiner Brust der Hort, Du solltest lösen meines Lebens Frag', Dich sollte ich auf Erden wiederfinden Und deine Liebe mich von Fehl entsünden.“

    Die dreiundzwanzig Jahre ihrer harmonischen, kinderlosen Ehe trübten nur die periodisch, freilich in immer größeren Pausen auftretenden Rückfälle, unter denen Beide gleich sehr litten. „Ich bin aber wie ein Gummiball, wenn Schweres überwunden, bin ich wieder die glücklichste, stolzeste Frau im Besitz meines Reuter“, dies charakteristische Bekenntniß der treu fürsorgenden Lebensgefährtin zeugt auch von ihrem heiteren Temperament, das vortrefflich zu dem fröhlichen Sinn des Humoristen paßte. Und stolz — ja, das durfte sie wohl auf ihn sein.

    Niemand, selbst nicht seine Luise, hatte ahnen können, daß der von dem eigenen Vater aufgegebene, unter Curatel gestellte, ja der Zinsen seines kleinen Capitals im Fall seiner Heirath für verlustig erklärte „verlorene Sohn“ einst ein weltberühmter Mann werden würde. Sie hat alle Phasen, alle Leiden und Freuden mit ihm durchgemacht, die bescheidenen Anfänge, unter mannichfachen Enttäuschungen, unter Angst und Entbehrungen, die ersten schriftstellerischen Erfolge, klopfenden Herzens, strahlenden Auges, bis der Verfasser der „ollen Kamellen“ einen Siegeszug sondergleichen unternahm, fast einzig dastehend in der deutschen Dichtung, in der Litteraturgeschichte des In- und Auslandes.

    Es erübrigt, auf die verschiedenen Schöpfungen hier nochmals näher einzugehen; sind sie doch Gemeingut unseres Volkes geworden, sowie, auch durch Uebersetzungen, der Gebildeten fremder Nationen. Ueber ihre Entstehung, Gestaltung, Bedeutung und Aufnahme berichten ausführlich dreizehn Einleitungen in meiner Gesammtausgabe. Doch müssen ein paar Punkte nachdrücklich hervorgehoben werden. Der neuerdings wieder mit Macht auftauchenden Mythe, durch Klaus Groth zur plattdeutschen Poesie gekommen zu sein, ist Fritz Reuter selbst schon energisch entgegengetreten, indem er u. a. erklärte: „Mir mag bei meinen »Läuschen un Rimels« manches genützt haben, was Groth beim »Quickborn« gemangelt hat; ich rechne dazu eine 48jährige Uebung in der Sprache, die Gewohnheit, darin zu denken, welches jener, wie er selber eingesteht, erst später mühsam erlernt hat, und dann, daß ich schon lange vor dem Erscheinen des »Quickborn«, also vor den ersten Versuchen in der neuen plattdeutschen Literatur, plattdeutsch geschrieben und gedichtet habe". Bereits 1847 — volle fünf Jahre vor Veröffentlichung des „Quickborn" — erschien, bruchstückweise, ein plattdeutsches Gedicht: die nachmalige „Reis' nah Belligen". Was die „Läuschen un Rimels“ betrifft, so sollen die Stoffe nach einer jüngst erklungenen Mähr, den „Fliegenden Blättern“ entlehnt sein, sind aber meist uralten Datums, im Volksmunde geläufig, und waren theils schon dem jungen R. bekannt, theils ihm jetzt zugetragen worden. An diese „Entdeckung“ reiht sich eine andere, ebenso laut verkündete: uns soll bisher eine ganze Seite von „Kein Hüsung“ unterschlagen sein, sie steht im ersten Druck (1857), fehlt in der zweiten Auflage und in allen folgenden! Nun, R. wußte wohl, was er that, als er die Streichung der vier Strophen im|"De Klag“, sowie am Schluß, auch sonstige kleinere Aenderungen eigenhändig vornahm, wie das noch erhaltene Exemplar beweist. Außerdem muß sich doch der gesunde Menschenverstand sagen, daß der Dichter oder wenigstens einer seiner kritischen Freunde solche „Nachlässigkeit“ des Verlegers resp. Setzers und Correctors bemerkt und alsbald verbessert hätte, noch dazu bei seiner Lieblingsdichtung!

    Ende Juni 1863 waren Fritz und Luise Reuter nach Eisenach übergesiedelt, wo sie das obere Stockwerk eines hübschen, dem Baurath Dittmar gehörenden Schweizerhauses am Wege zur Wartburg, beim Predigerplatz, bewohnten, bis sie Ostern 1868 die eigene stattliche Villa am Fuße des Hainsteines, Eingang des Hellthales, bezogen. Dort, in den traulichen Räumen und in dem von ihm selbst angelegten und gepflegten Garten, seinem „Sanssouci“, verlebte der Dichter sechs schöne Jahre, von denen die herrlichsten 1870/71 waren für ihn, den alten Burschenschafter, brachten sie ihm doch die endliche Erfüllung seines Jugendtraumes: ein geeintes deutsches Vaterland, Kaiser und Reich. Da ertönte sein Schwanensang: „Ok 'ne lütte Gaw' för Dütschland“. Am 12. Juli 1874 entschlief Fritz Reuter; zwanzig Jahre später, am 9. Juni, folgte ihm seine Luise. Beide ruhen in einer Ehrengruft auf dem neuen Eisenacher Friedhofe, die ein künstlerisches Denkmal von Afinger schmückt. Mit Schmerz vermißten die Besucher bisher die sinnigen, von dem Dichter selbst verfaßten Grabschriften, die aber, nach mir gewordener Mittheilung des Generalbevollmächtigten der Erben, Rath Walther, nunmehr dort eingemeißelt werden; für Fritz Reuter die trostvoll-gläubigen Verse

    „Der Anfang, das Ende, o Herr, sie sind Dein, Die Spanne dazwischen, das Leben war mein, Und irrt' ich im Dunkeln und fand mich nicht aus, Bei Dir, Herr, ist Klarheit, und licht ist Dein Haus;“

    für Luise Reuter der kurze, innige Spruch:

    „Sie hat im Leben Liebe gesäet, Sie soll im Tode Liebe ernten."— — —

    Des Dichters Wittwe hat bekanntlich der deutschen Schillerstiftung testamentarisch die Villa nebst Inventar vermacht. Ich schrieb alsbald an Paul Heyse und erbot mich, dort eine Sammelstätte für Reuter-Reliquien zu errichten. Heyse gab meinen Brief an den Verwaltungsrath weiter und erwiderte mir am 13. Juni 1894 u. a.: „Für heute kann ich nur sagen, daß ein ähnlicher Vorschlag bisher nicht aufgetaucht ist, meines Bedünkens aber sich wohl hören läßt“. Leider ließ indessen die Schillerstiftung darauf nichts von sich hören, veräußerte vielmehr Villa Reuter an die Stadt Eisenach, hauptsächlich auf Betreiben des dahin übergesiedelten Lexikographen Geh. Hofrath Joseph Kürschner, dem vor allem daran lag, für die Oesterlein’schen Richard Wagner-Andenken Dach und Fach zu finden. Der Kaufpreis war ein ungemein geringer: 32 000 Mark; — der Wittwe waren wiederholt 90 000 Mark für Haus und Garten, ohne Mobiliar u. s. w., angeboten worden. Eine Auction der, wie es heißt, „entbehrlichen“ Möbel und Einrichtungsstücke brachte ungefähr 13 000 Mark, eine willkommene Summe zum Umbau, sowie zur Aufstellung der Wagnersachen. So wurde denn drei Jahre nach dem Tode der Testamentarin ein — was weder sie, noch ihr Gatte sich wohl je haben träumen lassen — „Reuter- und Wagner-Museum“ eröffnet. Darin ist dem großen niederdeutschen Volksschriftsteller und Humoristen, dem Hausherrn, nur ein Altentheil gegönnt, im wesentlichen sein Studir- und Sterbezimmer. „Eine kunstgeschichtliche Barbarei“ hat Wilhelm Wendlandt diese seltsame Vereinigung (Berliner Signale, 1898) genannt und seine Stimme|dagegen erhoben. In des Dichters Landen ist inzwischen von dem Unterzeichneten die Begründung eines mecklenburgischen Reuter-Museums ins Auge gefaßt worden. Denn die Erinnerungszeichen an und von Fritz Reuter (Handschriften, Briefe, Bücher, Bilder, Mobilien, Gebrauchsgegenstände u. s. w.) sind zahlreich, interessant und werthvoll. Das hat schon die zu seinem dreißigsten Todestage (12. Juli 1904) von mir veranstaltete Gedächtnißfeier und Ausstellung in der Aula der Universität zu Greifswald — wenn auch nur in kleinem Maßstabe — gezeigt. Hoffentlich bringt der bevorstehende hundertste Geburtstag (7. Nov. 1910) nach der einen oder anderen Seite eine wünschenswerthe Verwirklichung meines Planes, sei es für Eisenach oder Schwerin. Fritz Reuter ist groß genug, um, wie Goethe, Schiller, Körner und andere Geistesheroen, ein eigenes Museum zu erhalten, das eine hohe litterar- und culturhistorische Bedeutung beanspruchen und sich großer Volksthümlichkeit zu erfreuen haben dürfte; jedenfalls ein höher einzuschätzendes, beredteres Denkmal für sein Leben und Schaffen, sein Land und seine Sprache, seine Freunde und Festungsgefährten, als die ihm errichteten stummen Statuen.

    Reuter's Werke sind nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist, neben den ursprünglichen Hinstorff’schen Editionen, in vielen neuen Ausgaben verbreitet worden, theils kritisch durchgesehen, mit Biographien, Einleitungen und Anmerkungen (u. a. von Gaedertz, Müller, Seelmann), theils in Volksausgaben (u. a. von Weltzien) und Nachdrucken, auch in hochdeutschen Uebersetzungen (u. a. von Heidmüller). Zu der schon in der Allgem. Deutschen Biographie (1889) verzeichneten Reuter-Litteratur — eine vollständige Bibliographie bieten die Jahrbücher des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung — seien hier die nachstehenden, zumeist illustrirten Schriften angereiht: Gaedertz, Reuter-Galerie 1884, 2. Aufl. 1885. — Derselbe, R.-Reliquien 1885. — Derselbe, R.-Studien 1890. — Derselbe, Aus Fr. R.'s jungen und alten Tagen 1896, 3. Aufl. 1899; neue Folge 1897; dritter Band 1901. — Derselbe, Fürst Bismarck und Fr. R. 1898. — Derselbe, Im Reiche R.'s 1905. — Derselbe, R.'s Leben und Schaffen 1906. — Raatz, Wahrheit und Dichtung in R.'s Werken 1895. — Engel, Briefe von Fr. R. an seinen Vater, 1. u. 2. Aufl. 1898. — Warncke, Fr. R. Woans hei lewt un schrewen hett, 1899, 2. Aufl. 1906. — Reuter-Kalender Jahrg. 1 flg., 1907 flg.

  • Autor/in

    Karl Theodor Gaedertz.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA