Lebensdaten
1884 – 1966
Geburtsort
Biesenbrow (Uckermark)
Sterbeort
Bad Doberan
Beruf/Funktion
Journalist ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Welk, Emil (bis 1927)
  • Trimm, Thomas (Pseudonym)
  • Welk, Ehm
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Zitierweise

Welk, Ehm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140283.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 15. Jh. als Büdner, Bauern u. Garnweber in d. wend. Lausitz ansässiger Fam.; V Gottfried (1847–1938), Landwirt, Milchkühler in B., S d. Gottfried (1822–59), Tischler, Leineweber in Groß-Klessow (Spreewald), u. d. Christiane N. N.; M Caroline Wilhelmine Auguste Wall (1848–1920), T e. Schäfers aus Pommern; 1) Geestemünde 1908 1921 Käthe Levy, T e. Schiffswrack- u. Zigarrenhändlers in Geestemünde, 2) Berlin 1924 Agathe (1892–1974, 1] Otto Hofmeister, 1879–1922, Leiter e. Betriebs f. opt. Geräte in Braunschweig), Schriftst. (s. L), T d. Otto Lindner (1860–1902), Brauereidir. in Berlin, u. d. Clara Castorf; 1 T aus 1) Käthe-Marie (* um 1909 / 10).

  • Biographie

    W. besuchte 1890–98 die einklassige Schule in Biesenbrow und erhielt danach wohl Privatunterricht, bevor er 1900 in Stettin eine kaufmännische Lehre begann, die er vermutlich auch abschloß. Seit 1904 arbeitete er als Redakteur für norddt. Zeitungen und war 1905 bei der „Provinzial-Zeitung“ in Bremerhaven jüngster Chefredakteur im Dt. Reich. 1910–19 war er, 1915–17 durch Kriegsdienst in Mazedonien und einen Lazarettaufenthalt unterbrochen, Chefredakteur des „Braunschweiger Allgemeinen Anzeigers“ und 1919 / 20 in gleicher Funktion bei der linksliberalen „Braunschweigischen Morgenzeitung“ (DDP-Mitgl. bis 1922). Für das „Leipziger Tageblatt“ arbeitete er 1920–22 als Leitartikler. Seine Kritik an antidemokratischen Äußerungen von Kollegen in der konservativen Presse zog 1922 den Ausschluß aus dem Reichsverband der Dt. Presse nach sich mit der Begründung, er habe sich „als ungeeignet erwiesen, mit so angegriffenen Kollegen noch fernerhin in der Organisationsgemeinschaft belassen zu werden“. Nach ausgedehnten Reisen, die ihn in die USA und nach Südamerika führten, zog er 1924 nach Berlin, wo er 1927 Redakteur, ein Jahr später Chefredakteur der auflagenstarken Wochenzeitung „Die Grüne Post“ wurde. Wegen seines Offenen Briefes an Joseph Goebbels („Herr Reichsminister, ein Wort, bitte!“, 1934), in dem er die NS-Pressezensur kritisierte, wurde die Zeitung für drei Monate verboten und W. im KZ Oranienburg inhaftiert, nach massiven Protesten ausländischer Journalisten jedoch nach einer Woche wieder entlassen. Danach übersiedelte er nach Lübbenau im Spreewald, 1940 nach Neuenkirchen bei Stettin und widmete sich ganz seiner schriftstellerischen Arbeit. Da ihm die Schrifttumskammer das „Schreiben unpolitischer Bücher“ nach eigener Aussage genehmigt hatte, konnten seine Werke in der NS-Zeit erscheinen. 1945 trat W. der KPD, später der SED bei und war in der Sowjet. Besatzungszone Mitbegründer des Kulturbundes. W. initiierte 1946 die Einrichtung von Volkshochschulen in Mecklenburg und war für drei Jahre Direktor jener in Schwerin, bevor er sich 1950 in Bad Doberan niederließ.

    Der Schriftsteller W. trat in der Weimarer Republik v. a. als Dramatiker hervor. Seine zeitpolitischen Theaterstücke „Gewitter über Gottland“ (1926, UA Berlin 1927, Regie: E. Piscator) und „Kreuzabnahme“ (1927, UA Mannheim 1927), in der Tolstoi und Lenin gegenübergestellt werden, erregten Aufsehen und wurden kontrovers diskutiert. Besondere literarische Bekanntheit erlangte er mit seinem Episodenroman „Die Heiden von Kummerow“ (zuerst 1937, Verfilmung DDR/ BRD 1967). Er bildet mit den ebenfalls bereits in der NS-Zeit erfolgreichen Romanen „Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer“ (zuerst 1938) und „Die Gerechten von Kummerow“|(zuerst 1943, Verfilmung DDR 1982) die „Kummerow“-Trilogie, in der W. autobiographische Aufzeichnungen seines Vaters und eigene Kindheitserlebnisse verarbeitete. Mit seinen volkstümlich-humoristischen, aber nicht idyllisierenden Schilderungen dörflichen Lebens in Pommern steht W., ohne Zugeständnisse an die NS-Ideologie gemacht zu haben, in der Tradition der niederdt. Realisten Fritz Reuter (1810–74) und Wilhelm Raabe (1831–1910). Seine in der DDR entstandenen Prosawerke, etwa der umfangreiche Roman „Im Morgennebel“ (1953, hg. v. K. Reich 1983) und die skurrilen Seefahrergeschichten „Mutafo, Das ist das Ding, das durch den Wind geht“ (1954, ⁹1995) erreichten nicht die Popularität der „Kummerow“-Trilogie, die v. a. in der DDR, aber auch nach der Wende 1989 / 90 hohe Auflagen erreichte, in zahlreichen Neuausgaben erschien und bis heute besonders in Ostdeutschland als Jugendbuch große Resonanz findet.

  • Auszeichnungen

    |Ernst-Moritz-Arndt-Preis (1944);
    Nat.preis d. DDR (1961);
    Ehrenbürger v. Bad Doberan u. Angermünde (1954);
    Dr. phil. h. c. (1956) u. Prof. (1964) d. Univ. Greifswald;
    VVO (1959);
    Verlagsbuchhandlung E. W., Angermünde (seit 1949);
    E. W.-Haus, Bad Doberan (1979, Arb.zimmer W.s, Dauerausst., Begegnungsstätte);
    E. W.-Lit.mus. Angermünde (1974, seit 2005 E. W.- u. Heimatmus.;
    Dauerausst.);
    Alte Dorfschule, Angermünde-Biesenbrow (1984, Dauerausst.);
    Oberschule „E. W.“, Lübbenau (2001);
    Mittelpunktbibl. „E. W.“, Berlin-Hellersdorf;
    E.-W.-Str., Lübbenau, Groß Klessow u. Berlin-Kaulsdorf;
    Volkshochschule „E. W.“, Schwerin (1986);
    E. W.-Lit.preis (1992).

  • Werke

    Weitere W Belg. Skizzenbuch, 1913;
    Michael Knobbe […], 1931;
    Die schwarze Sonne, 1933;
    Schwarzbrot, 1934;
    Der hohe Befehl […], 1939, 1957, ⁴1989 hg. u. m. e. Nachw. v. K. Reich;
    Die wundersame Freundschaft […], 3 Bde., 1940, 1982, ²1988, 1997;
    Die Fanfare im Pariser Einzugsmarsch, Eine preuß. Novelle, 1942;
    Die stillen Gefährten, 1943;
    Der Nachtmann, 1950, 1968, 101987;
    Mein Land, d. ferne leuchtet, 1952, 141988, 2013;
    Der Hammer will gehandhabt sein, 1958;
    Geliebtes Leben, Gedanken u. Gedichte v. E. W., hg. v. Agathe Lindner-Welk, 1959;
    Der wackere Kühnemann […], 1959;
    Werke in Einzelausgg., 9 Bde., 1964–66;
    Grand oder Das gr. Spiel […], hg. v. K. Reich 1971;
    Der Pudel Simson, 1971, Tb. 1978;
    Erzz., russ. 1984;
    Geliebtes Leben, Gedanken u. Ansichten […], E. W., hg. v. K. Reich u. E.-M. Elsner, 2006;
    Der Schatz, mit Ill. v. J. Grambow, 2012;
    Hg.: Der dt. Wald, Sein Leben u. seine Schönheit, Ein Führer durch d. Wälder, 1935;
    Tiere, Wälder, Junge Menschen […], 1952;
    Filmmss.: Kein Hüsung, 1954;
    Fam. Benthin (mit J. R. Becher, S. Dudow u. K. Barthel), 1959;
    Nachlaß: Ak. d. Künste, Berlin.

  • Literatur

    | W. Grossmann, Die Kummerow-Romane v. E. W., in: German Quarterly 1, 1957, S. 37–44;
    E. Krull, Auf d. Suche n. Orplid, Stud. z. Romanschaffen E. W.s, 1959;
    E. W. z. 80. Geb.tag, 1964;
    P. Anderle, in: ders. (Hg.), Mitteldt. Erzähler, Eine Stud. mit Proben u. Porträts, 1965, S. 37–40;
    K. Reich, E. W. Stationen e. Lebens, 1976, ⁷1988 (P);
    ders., E. W. u. seine Leser, in: NDL 8, 1984, S. 117–31;
    ders., E. W., d. Heide v. Kummerow, d. Zeit, d. Leben, 2008 (W, L, P);
    Begegnungen mit E. W., hg. v. Rat d. Kr. Angermünde, 1984;
    I. Gerlach, E. W., „Im Morgennebel“, Entstehung u. Rezeption, in: Braunschweig. Jb. 75, 1994, S. 191–208;
    R. Rösler u. M. Schürmann (Hg.), … damit ich nicht noch mehr als Idylliker abgestempelt werde, E. W. im lit. Leben Mecklenburg-Vorpommerns n. 1945, 1998;
    dies. (Hg.), Die Gesch. war e. Anfang, Neue Btrr. zu E. W.s „Heiden v. Kummerow“, 2005;
    K. Schoss, „Kummerow im Bruch hinterm Berge“, E. W. u. sein Romanzyklus (1937–1943), 1999;
    M. Schürmann, Agathe Lindner-Welk (1892–1974), in: Bad Doberaner Jb., 1999, S. 47–57;
    dies., Der Hammer will gehandhabt sein, Unterss. z. lit. Nachkriegsschaffen E. W.s (1945–1966), 2001;
    M. Friske, Kummerow im Bruch hinterm Berge, E. W.s Biesenbrower Land, 2002, ²2010 (P);
    E. Vahlefeld, Das ird. Paradies hat in Vorpommern gelegen, Auf d. Spuren E. W.s in Pommern, in: Pommern, Zs. f. Kultur u. Gesch. 1, 2009, S. 39–42;
    J. Frohn, Lit.austausch im geteilten Dtld. 1945–1972, 2014, S. 97 f.;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes, 1984, S. 86 f.;
    Biogr. Lex. Drittes Reich;
    Wer war wer DDR;
    Grewolls, Meckl.-Vorpommern (P);
    Biogr. Lex. Mecklenburg II (P);
    Bremerhavener Persönlichkeiten;
    Braunschweiger Stadtlex., Erg.bd.;
    KLL;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Dokumentarfilm: Ch. Lehmann, Im Bruch hinterm Berge, E. W. u. Biesenbrow, DEFA, 1978.

  • Porträts

    |Gem. v. A. Quensen (?), 1920, u. v. J. Daehmcke, 1929;
    Farbskizze v. A. Doneff, o. J.;
    Zeichnung, um 1930, u. Karikatur, um 1954, v. W. Steinert;
    Porträtplastik v. R. Schmidt, o. J. (E. W.- u. Heimatmus., Angermünde);
    Betonrelief mit Motiven aus d. „Heiden v. Kummerow“ v. dems., 1969 (E. W.-Haus, Bad Doberan);
    Zeichung v. H. Wilke, o. J., alle Abb. in: K. Reich, E. W., 1976;
    Briefmarke d. Dt. Post d. DDR (1974).

  • Autor/in

    Thomas Diecks
  • Zitierweise

    Diecks, Thomas, "Welk, Ehm" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 731-732 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140283.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA