Lebensdaten
1847 – 1906
Geburtsort
Halberstadt
Sterbeort
Zwickau
Beruf/Funktion
Arbeiterdichter
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 135826616 | OGND | VIAF: 74402913
Namensvarianten
  • D. Ch. (Pseudonym (= Deutscher Chansonnier))
  • Deutscher Chansonnier (Pseudonym)
  • Lepp, Adolf
  • mehr

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Zitierweise

Lepp, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135826616.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1822-56), Zigarrenarbeiter in H.;
    M Karoline Adam (1825-1904);
    1) 1872 Auguste ( 1882), T d. Webermeisters Seydel, 2) Ida Beger, Wwe e. Dachdeckergesellen;
    6 K aus 1) (3 früh †), 2 K aus 2).

  • Biographie

    L. konnte in seiner Kindheit wegen Krankheit und Heimarbeit nur insgesamt ein Jahr die Schule besuchen. Er wurde Zigarrenarbeiter wie sein Vater, bis er – wegen Teilnahme an einer Landeskonferenz des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 1869 – vom Fabrikanten entlassen und auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Während seiner Gesellenwanderung bis 1875 veranstaltete er auch Arbeiterversammlungen. 1871 wurde er dabei wegen „freigeistiger“ Äußerungen gegen die Kirche in einer solchen Versammlung zu vier Wochen Haft verurteilt. Während L. sich anschließend als wandernder Hausierer durchschlagen mußte, agitierte er weiter für den Allgemeinen Deutschen Tabakarbeiter-Verein und für die Sozialdemokraten. In den Versammlungen trug er seine Gedichte vor und sang die eigenen sozialkritischen Lieder zur Gitarrenbegleitung seiner Frau. Nach einem Leben voll Armut und Krankheit, dem Tod von drei Kindern und der ersten Frau, stellten sich nach dem Erfolg seiner Gedichtveröffentlichungen seit 1894 ein bescheidener Wohlstand (eigenes Spielwarengeschäft) und Muße für seine Dichtung ein. Aber schon 1903 erkrankte er an TBC, an der er nach drei Jahren starb.

    L. schrieb über 2 000 Gedichte und Lieder: Politische Gelegenheitsgedichte („Gruß an den Parteikongreß 1874“, „Zum Feldzug gegen die Herero“), sozialkritische und satirische Dichtung („Elegie eines Zeitungsbogens“, „Die wilden Franzosen“), sozial-programmatische Schriften und Utopie-Dichtung („Ilin“) sowie autobiographische Gedichte („Wo wohnt Lepp?“). In Prosa veröffentlichte er Autobiographisches: eine „Autobiographische Skizze“ (in: Deutsche Arbeiterdichtung, 1893, S. 125-44) sowie „Der Spottvogel im Käfig“ (1899), eine teilweise an den von L. verehrten Fritz Reuter erinnernde Erzählung. „Die Corruption in der Provinz“, eine umfangreiche Autobiographie liegt noch unveröffentlicht im Nachlaß (Akademie der Wissenschaften der DDR).

    Einfluß auf seine Dichtung hatten Schiller, die Vormärz-Dichter, Beranger und die zeitgenössischen Arbeiterdichter. Funktion und Verbreitung der Dichtungen L.s sind für die Arbeiterliteratur der Epoche vor 1914 charakteristisch. Er verfaßte sie meist für Versammlungen von Arbeiter-Vereinen, der SPD oder von Gewerkschaften sowie, besonders am Anfang, für proletarische Familienfeiern. Weite Verbreitung fand L.s Dichtung durch die regionalen und überregionalen Zeitungen der Arbeiterbewegung. Furcht vor dem Staatsanwalt veranlaßte Partei- und Gewerkschaftspresse, manche Gedichte L.s nicht zu drucken, teilweise wurden die satirisch treffendsten Strophen unterdrückt, so daß die vollständigen Gedichte erst seit der|Veröffentlichung aus dem Nachlaß (1976) bekannt geworden sind. Zu Lebzeiten L.s erschienen zwei Anthologien der Arbeiter-Dichtung, die zahlreiche Gedichte von ihm aufnahmen. Die auflagenstarken „Stimmen der Freiheit“ schätzten L. als bedeutendsten Arbeiterdichter des 19. Jh. ein und räumten ihm unter den 38 vertretenen Schriftstellern mit 40 Gedichten den größten Raum ein.

    L. wurde nicht, wie viele andere Arbeiterdichter vor 1914, zum Funktionär der Arbeiterbewegung; stets nur nebenberuflich Schriftsteller, verlor er niemals die tatsächliche Arbeitswelt, Elend und Hunger aus den Augen. Um so erstaunlicher ist es, daß die Verlage der Sozialdemokratie vor 1914 kein einziges selbständiges Buch L.s herausgaben. So mußte „Wilde Blumen, Ein frischer Liederstrauß, dem Volke gewidmet“, 1889 im Selbstverlag erscheinen. Ursache dafür war die Auffassung, daß es keine eigene proletarische Kultur geben könne. Resigniert äußerte L. gegenüber Rudolf Lavant 1903: „Die Partei kann mich nicht gebrauchen.“

  • Werke

    Weitere W u. a. Ein dt. Chansonnier, Aus d. Schaffen A. L.s, 1976 (W-Verz.). - In Anthologien: Dt. Arbeiter-Dichtung I, hrsg. v. J. H. W. Dietz, 1893, S. 151-91;
    Stimmen d. Freiheit, hrsg. v. K. Beißwanger, 1900 (mit kurzer Autobiogr., P); Von unten auf, hrsg. v. F. Diederich, II, 1911; N Berlin, Zentralarchiv d. Ak. d. Wiss. d. DDR.

  • Literatur

    E. Klaar, in: Süddt. Postillon 26, 1907, Nr. 3, S. 18-20 (P);
    F. Vassen, Soz.demokrat. Bildungsbegriff u. proletar. Lit., Gesprochenes Wort“ u. „Autobiogr. Erzählen“ b. A. L., in: Arbeiterbewegung u. kulturelle Identität, hrsg. v. P. E. Stüdemann u. M. Rector, 1983, S. 52-73;
    Lex. sozialist. dt. Lit. v. d. Anfängen bis 1945, 1963;
    Lex. dt.sprachiger Schriftsteller, ²1974.

  • Porträts

    (in Fam.bes., Rügen).

  • Autor/in

    Rainer Noltenius
  • Zitierweise

    Noltenius, Rainer, "Lepp, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 306-307 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135826616.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA