Lebensdaten
1521 – 1597
Geburtsort
Nijmwegen
Sterbeort
Freiburg (Schweiz)
Beruf/Funktion
Jesuit ; Kirchenlehrer ; Heiliger ; Provinzial des Jesuitenordens
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118518836 | OGND | VIAF: 59109589
Namensvarianten
  • Canis, Petrus
  • Kanis, Petrus
  • Kanies, Petrus
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Zitierweise

Canisius, Petrus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518836.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jak. Canis (Kani[e]s, Kanijs, nicht: Hondt), Bürgermeister v. Nijmwegen;
    M Ägidia van Houweningen; Halbbruder Theodorich (1535 [1532]-1606), SJ, Theol. in Wien, München, Dillingen, Ingolstadt u. Luzern, Vizeprovinzial des Ordens für Bayern;
    N Heinr. (ca. 1557-1610), Dr. iur utr., Prof. für kanonisches Recht in Ingolstadt (Summa juris can. cum concordatis Germaniae, Ingolstadt 1594, Antiquae lectiones, Ingolstadt 1601-08), Historiker, Jak. (1584–1647), SJ, Prof. der Philos. in Dillingen, Prediger u. Hagiograph.

  • Biographie

    C. studierte an der Universität Köln und wurde dort 1540 Magister artium. Schon in den ersten Kölner Jahren wurde er durch den brabantischen Priester Nikolaus van Esch mit der Devotio moderna bekannt, geriet dann unter den Einfluß der Mystik des Kartäusers Justus Landsberg und der Beghine Maria von Osterwijk und erlebte eine „Bekehrung“, noch ehe er in Mainz den Jesuiten Peter Faber kennen lernte und am 8.5.1543 in die Gesellschaft Jesu eintrat. Die Fortsetzung der theologischen Studien in Köln wurde zeitweise dadurch unterbrochen, daß er beim Fürstbischof von Lüttich und bei Kaiser Karl V. im Auftrage des Kölner Klerus gegen den protestantisch gewordenen Kölner EB Hermann von Wied wirkte. Während eines zweijährigen Aufenthaltes in Italien nahm er (April/Mai 1547) an dem nach Bologna verlegten Trienter Konzil teil und war über ein Jahr Dozent der Rhetorik in Messina. Nach Ablegung der feierlichen Profeß am 4.9.1549 wurde er in bewußter Parallele zur Sendung des heiligen Bonifazius nach Deutschland zurückgeschickt und stand während des folgenden Menschenalters dort in der ersten Reihe der katholischen Reformer.

    Auf Wunsch Herzog Wilhelms IV. von Bayern ging er zunächst 1549-52 als Professor und Vizekanzler an die Universität Ingolstadt, die nach dem Tode Ecks an Bedeutung verloren hatte, dann holte ihn König Ferdinand I. für vier Jahre nach Wien und Prag, 1559-68 wirkte er als Domprediger in Augsburg und|erfüllte dort die katholische Gemeinde wieder mit neuem Leben; 1571-77 war er Hofprediger Erzherzog Ferdinands in Innsbruck. In all diesen Stellen und auf seinen zahlreichen Reisen war seine Hauptaufgabe stets die Seelsorge: Predigt, Beichtstuhl, Religionsunterricht. Am 7.6.1556 wurde er außerdem zum ersten Provinzial der neuerrichteten Oberdeutschen Provinz des Jesuitenordens ernannt und gründete während der 13 Jahre seiner Amtszeit zahlreiche Niederlassungen, unter anderem die Kollegien in Ingolstadt, Dillingen, Innsbruck und München. Parallel mit dieser Tätigkeit im Orden und in der Seelsorge liefen zahlreiche kirchenpolitische Aufträge. 1557 nahm er an dem ergebnislosen Religionsgespräch von Worms teil, 1565 überbrachte er vielen deutschen Bischöfen die amtliche Ausgabe der Dekrete des Konzils von Trient mit der Mahnung, sie durchzuführen. Als Begleiter der jeweiligen Legaten und Nuntien nahm er an den Reichstagen von Regensburg 1556 und 1576, von Augsburg 1559 und 1566 sowie am polnischen Reichstag von Petrikau 1558 teil. In zahlreichen Briefen und Gutachten deckte er offen und mutig die Schäden des kirchlichen Lebens auf und hielt auch mit abweichenden Ansichten nicht zurück, indem er zum Beispiel den Index Pauls IV. als undurchführbar bezeichnete. Siebenmal reiste er nach Rom.

    1580 wurde C. von seinem Nachfolger im Provinzialat, P. Hoffaeus, nach Freiburg in der Schweiz geschickt, wo der Schweizer Nuntius Giov. Franc. Bonhomini eine Jesuitenniederlassung wünschte. C. war bei Herzog Wilhelm V. von Bayern mißliebig geworden, weil er sich für die Versetzung von dessen Beichtvater Mengin eingesetzt hatte. In Freiburg hat er, der Seelsorge und Schriftstellerei lebend, sich bis zu seinem Tode aufgehalten.

    Die schriftstellerische Tätigkeit des C. diente ausschließlich der Verteidigung der katholischen Lehre und der Seelsorge. Noch in die Kölner Zeit fällt die Herausgabe der Predigten Johann Taulers (1543), der Werke Cyrills von Alexandrien (1546) und Leos des Großen (1546/47). Seine wirklich große Tat sind die drei Katechismen: der Große Katechismus mit 211 Fragen, der unter dem Titel „Summa doctrinae christianae“ 1555 in Wien erschien und im Jahr darauf ins Deutsche übersetzt wurde, war für Geistliche und gebildete Laien bestimmt. Ihm folgten 1556 der Kleine Katechismus mit 59 Fragen und „Kurzen Gebetlen für die Einfältigen“ und 1558 der sogenannte Mittlere Katechismus mit 122 Fragen, der für den Gebrauch in Lateinschulen bestimmt war und als der beste unter den dreien gilt. Als C. starb, lagen die Katechismen in über 200 Ausgaben vor. Als Ergänzung des Großen Katechismus war das gemeinsam mit Peter Bouys verfaßte Opus catechisticum (1569/70) gedacht, eine Sammlung von Belegstellen aus der Heiligen Schrift, den Vätern und den Konzilien für die Hand des Katecheten. Die Bücher über Johannes den Täufer (1571) und über die Gottesmutter Maria (1577) wuchsen aus der Arbeit an der Widerlegung der Magdeburger Centurien heraus, mit denen Pius V. C. betraut hatte. Weite Verbreitung fanden seine Gebetbücher, insbesonders die für Lateinschüler bestimmten „Lectiones et precationes ecclesiasticae“ (1556) und das in Freiburg verfaßte „Manuale Catholicorum“ (1587), das 40 Ausgaben erlebte.

    C. wurde am 20.11.1864 selig-, am 21.5.1925 heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben; sein Fest wird am 27. April gefeiert.

  • Werke

    Weitere W Petri Canisii Epistulae et Acta, hrsg. v. O. Braunsberger, 8 Bde., 1896-1923 (P) (dort I, S. 5-31, d. Selbstbiogr. [um 1570 vf.], S. 31-52 d. geistl. Testament [um 1596 vf.]); Verz. b.
    Sommervogel II, Sp. 617-88, VIII, Sp. 1974-83;
    Schottenloher, Nr. 2605-727.

  • Literatur

    ADB III (W);
    L. v. Pastor, Gesch. d. Päpste seit d. Ausgange d. MA, 1886-1932, Bd. 7-9;
    Duhr I;
    O. Braunsberger, P. C., ³1921 (P);
    J. Metzler, P. C., 1925 (P, L);
    W. Schäfer, P. C., Kampf eines Jesuiten um d. Reform d. kath. Kirche Dtld. s, 1931;
    J. Brodrick, Saint P. C., SJ, 1521-97, 2 Bde., New York 1950;
    LThK (auch f. B Theodorich);
    Dict. Hist. Géogr. XI, 1949 (auch f. Theodorich u. Jak.). - Zu N Heinr.: ADB III;
    LThK;
    Dict. Hist. Géogr. XI, 1949.

  • Porträts

    Zahlr. Stiche (Kupf.-Kab. Dresden, Veste Coburg).

  • Autor/in

    Hubert Jedin
  • Zitierweise

    Jedin, Hubert, "Canisius, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 122-123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518836.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Canisius: Peter C., war am 8. Mai 1521 zu Nymwegen den Eheleuten Jakob Kanes und der Aegidia Hovignan aus Herzogenbusch geboren, 1597. Der Vater war vermögend und bekleidete hohe städtische Aemter. Die Mutter starb frühe und von des Vaters zweiter Frau Wendeline van dem Berg wurde der talentvolle Knabe zu geistlicher Zucht und tiefer Frömmigkeit angeleitet. In einem Alter von 14 Jahren kam er nach Köln, um unter Leitung des Canonisten und Professors Andreas Herll Humaniora und dann Jurisprudenz zu studiren. Am 18. Jan. 1535 wurde er in die philosophische Facultät aufgenommen (18. Jan. 1535, Petrus Kanes de Novimagio, ad artes, juravit et solvit). Seine Studien, die er am Montaner-Gymnasium machte, wurden geleitet vom Professor Nicolaus v. Esche, einem Manne, dem es mehr darum zu thun war, auf das Gemüth, als auf den Geist seiner Zöglinge zu wirken. So blieb der junge Kanes den humanistischen Studien entfremdet, dagegen wurde er für ein contemplatives Leben angeregt. Am 2. Nov. 1536 wurde er Baccalaureus, am 3. Febr. 1538 Licentiat und am 25. Mai 1540 Magister. Nachdem er mit Rücksicht auf den Wunsch seines Vaters zu Köln und Löwen einige Zeit Vorlesungen über bürgerliches und canonisches Recht gehört hatte, entschloß er sich, die Theologie zu seinem Lebensberuf zu wählen. Besonders angezogen fühlte er sich von dem jungen Orden der Gesellschaft Jesu. Einer der begabtesten, frömmsten und glaubenseifrigsten Mitglieder dieser Genossenschaft hatte sich entschlossen, sich nach Köln zu begeben, um mit der ganzen Kraft seiner Beredsamkeit und dem vollen Eifer seiner römisch-kirchlichen Gesinnung den Bestrebungen des reformfreundlichen Erzbischofs Hermann und dessen Rathgebers Hermann Bucer entgegenzuarbeiten. Es war dies Peter Faber aus Savoyen, der in Paris zum Lehrer den Franciscus Xaverius gehabt hatte und ein Mitschüler des Ignatius v. Loyola gewesen war. C. begab sich nach Mainz, um sich der Leitung dieses glaubenseifrigen Gottesgelehrten anzuvertrauen. Faber nahm den für die Zwecke des Jesuitenordens im höchsten Grade begeisterten C. freundlich auf und ließ von demselben als dem ersten Deutschen das Ordensgelübde in seine Hand ablegen. Das Vermögen des C. sollte die Mittel bieten, um dem jungen Orden eine feste Niederlassung in der Stadt Köln zu verschaffen. Auf Veranlassung Faber's langten den Sommer 1543 noch neun Genossen der Gesellschaft Jesu an, von denen sechs bereits den Magistergrad erlangt hatten; sechs davon ließen sich am 28. Juni in der theologischen, die drei andern in der artistischen Facultät einschreiben. Sofort bezogen sie zu gemeinschaftlichem Leben ein von C. erworbenes Haus. Der Rath aber glaubte zu dieser Gründung eines neuen klösterlichen Conventes nicht schweigen zu sollen. Die Geistlichkeit, die sich unter Berufung auf ihre Steuerfreiheit beharrlich weigerte, sich an den schweren städtischen Lasten zu betheiligen, hatte es nicht verstanden, sich die Sympathien des Rathes und der Bürgerschaft zu erwerben. Der Rath wollte nicht die Hand dazu bieten, die große Masse des in todter Hand ruhenden Eigenthums zu vermehren und die schon übergroße Zahl der Bettelmönche zur Belästigung der städtischen Einwohnerschaft noch zu erhöhen. Darum ließ er dem Faber bedeuten, den neuen Convent wieder aufzulösen. Dieser und seine Genossen erwiderten, daß sie nichts Neues Willens seien vorzunehmen, sie hätten nur die Absicht, sich der alten christlich-katholischen Religion gemäß zu verhalten, und alles, was sie thäten, geschehe mit besonderer Bewilligung der päpstlichen Heiligkeit, weshalb sie bäten, sie in ihrem geistlichen Vornehmen nicht zu hindern. Der Rath ließ sich durch diese Vorstellung nicht bestimmen, den abschlägigen Bescheid zurückzunehmen. Dem C. erklärte er, daß es bei der einmal getroffenen Entscheidung sein Bewenden habe, und daß die Jesuiten, „im Fall sie sich ungehorsam erzeigen sollten“, aus der Stadt würden verwiesen werden. Bei der Universität fanden die Jesuiten statt Schutz und Förderung nur Anfeindung und Bekämpfung. Die Professoren erkannten in dem neuen Orden, mit seiner strengen systematischen Gliederung und absoluten Unterordnung unter den Willen des Generals und des Papstes eine Institution, welche mit der historischen Entwicklung der Universität bald in Conflict gerathen mußte. Darum sperrten sie|sich gegen jede Bemühung, Einfluß auf die Leitung der Universität zu gewinnen, und erklärten die päpstlichen Privilegien, worauf sie sich beriefen, für erdichtet. C., der die Priesterweihe genommen und in der Kirche des Klosters Groß-Nazareth seine Primiz gefeiert hatte, trat als Prediger mit vielem Geschick und großem Erfolge gegen die neue Lehre in die Schranken; die Kirche St. Maria in cap., wo er gewöhnlich predigte, gewann rasch einen gewaltigen Zulauf. Seinen eindringlichen, von einer feurigen Beredsamkeit und heiligen Begeisterung getragenen Reden war es zu verdanken, daß in einem großen Theil der vornehmen Jugend die Anhänglichkeit an den katholischen Glauben gefestigt und die Lust, in die rasch aufblühende Gesellschaft Jesu einzutreten, geweckt wurde. Nicht weniger als auf der Kanzel bemühten sich C. und seine Genossen in dem Beichtstuhl, in den Familien und bei verschiedenen Mitgliedern der Geistlichkeit und der Universität für die Vertheidigung und Erhaltung des alten katholischen Glaubens und Kirchenthums. Bald gelang es dem C., das Mißtrauen, welches die Universität gegen ihn hegte, zu überwinden und seine Aufnahme in den akademischen Lehrkörper durchzusetzen. Am Montaner-Gymnasium hielt er Vorlesungen über das Evangelium des Matthäus und in der Theologen-Schule über die Briefe des Apostels Paulus an Timotheus. Bei den feindseligen Maßregeln, welche um diese Zeit von Seiten der Universität und Geistlichkeit gegen den Erzbischof Hermann vorgenommen wurden, ist der Einfluß des C. nicht zu verkennen. Von der Universität und dem Clerus ließ er sich nach Lüttich schicken, um durch den dortigen Fürstbischof, den Erzherzog Georg von Osterreich, den Kaiser zum Einschreiten gegen Hermann v. Wied zu bestimmen. Bei dieser Sendung bewährte er sich als einen gewandten Diplomaten. Das veranlaßte den Kölner Klerus, den C. bald mit einer directen Sendung an den Kaiser zu betrauen. Hier bedurfte es keiner großen Mühe, um der Sache der kirchlichen Reaction zum Sieg zu verhelfen. Auch ohne die Zureden des C. würde der Kaiser dem Papste zum Sturz des Erzbischofs Hermann die Hand gereicht haben. Der Cardinal Otto von Augsburg würdigte das Talent und den kirchlichen Eifer des C. in richtiger Weise; er glaubte dem alten Kirchenthum keinen unwesentlichen Dienst zu leisten, wenn er denselben als seinen Theologen auf das Concil nach Trient schickte. Hier fand er aus seinem Orden die Patres le Jay, Laynez und Salmeron. Nur kurze Zeit weilte er in Trient; schon am 11. März 1547 wurde das Concil nach Bologna verlegt. Auch dahin begab sich C. Bald aber wurde er von Ignatius abberufen, und er begab sich erst nach Florenz, dann nach Rom. Die Prüfungen, denen er von Ignatius in Rom unterworfen wurde, waren strenge, aber er bestand sie glänzend; die totale Selbstverleugnung, welche der General von ihm wie von jedem andern Ordensmitglied verlangte, entsprach ganz dem innern Wesen des C. In Sicilien sollten zwei Collegien auf den Wunsch des Vicekönigs vom Jesuitenorden übernommen werden. Bevor Ignatius seine Leute hiezu auswählte, forderte er seine Hausgenossen auf, ihm ihre Gesinnung über gewisse, schriftlich vorgelegte Fragen zu erkennen zu geben. C. erklärte: „Soviel und wie immer auch ich die Vorlage meines geistlichen Vaters und Vorgesetzten überlege, so finde ich mich fürs erste gleich geneigt zu beidem, ob er mich für immer hier im Hause bleiben heiße, oder nach Sicilien oder nach Indien oder sonst wohin schicke. Sodann, wenn es mich nach Sicilien zu gehen trifft, erkläre ich einfach, daß es mir ganz genehm sein wird, zu welchem Amt oder Dienst immer ich dort verwendet werde, sei es als Koch oder als Gärtner oder als Pförtner, als Schüler oder aber als Professor in jeder beliebigen, wenn auch mir fremden Wissenschaft. Und mit dem heutigen Tage verspreche ich heilig, ohne Rücksicht, mich in Zukunft um nichts zu kümmern, was je zur Wohnung, zur Beschäftigung und verwandten Annehmlichkeiten irgendwie in Beziehung stehen könnte, indem ich ein für alle Mal dergleichen Anliegen und jegliche Fürsorge überhaupt meinem Vater in Gott, dem hochwürdigen General, überlasse. Wie ich mich ihm auch bezüglich der Verfügung sowol über die Seele als den Leib, selbst dem Verstand und dem Willen nach in jeder Hinsicht vollständig unterwerfe, in Demuth anbiete und mit Vertrauen anempfehle, in Jesus Christus unserm Herrn.“ Er wurde als Professor der Rhetorik für das neu zu gründende Collegium in Messina bestimmt. Mit dem Segen und den Ermahnungen des Papstes reiste er am 18. März 1548 in Begleitung von 11 Genossen nach Messina ab. Ein Jahr lang wirkte er mit glänzendem Erfolge auf Sicilien, dann wurde er vom General nach Rom zurückgerufen. Hier erhielt er den Auftrag, sich als Lehrer der Theologie nach Ingolstadt zu begeben. Herzog Wilhelm von Baiern hatte sich von Ignatius Jesuiten für einige theologische Lehrstühle an dieser Universität erbeten. Ignatius ging bereitwillig auf dieses Ansuchen ein und schickte neben Claudius und Alfons Salmeron den Pater C. nach Baiern. Bevor dieser dahin abging, legte er am 7. Sept. 1549 die feierlichen Gelübde in die Hände des Generals ab. Was Ignatius und C. gehofft, ging nicht in Erfüllung: es gelang nicht, Ingolstadt im vollen Sinne zu einer Jesuitenuniversität umzugestalten. Der Orden erhielt nur einen Theil der theologischen Facultät und erst nach langen Kämpfen die philosophischen Lehrstühle, wozu später auch noch der des Kirchenrechtes kam. — Am 18. Oct. wurde C. gegen den Wortlaut der Statuten zum Rector gewählt. Nur ungern verstand er sich dazu, das Rectorat zu übernehmen. Sein besonderes Augenmerk richtete er auf die Erzeugnisse der Presse; er setzte es durch, daß der Verkauf aller verdächtigen und dem katholischen Glauben gefährlichen Bücher verboten wurde. Auf Ansuchen des Königs Ferdinand begab sich C. mit Zustimmung des Papstes und Ignatius' nach Wien, um hier dem Verfall der katholischen Kirche entgegenzuarbeiten und die Geistlichkeit zu Zucht und Sitte zurückzuführen. Im März 1552 langte er mit seinem Gefährten Nicolaus Gaudamus in Wien an. Nachdem er ein Jahr lang akademische Vorlesungen gehalten hatte, wurde er dem Körper der Universität einverleibt, und es wurden ihm und seinem Genossen die in Verfall gerathenen Bursen zur Beaufsichtigung und Wiederherstellung der Disciplin übergeben. Auf das Wiener Volk gewann C. bald durch seine Predigten in der Dominicanerkirche einen großen Einfluß. Bald erhielt er vom Magistrat die Kirche Maria zur Wiege für seine Predigten überwiesen. Sein Glaubenseifer trieb ihn dazu, auch auf verschiedenen Missionsreisen in einer Menge der in den österreichischen Herzogthümern verwaisten Kirchen das Wort Gottes zu verkünden. C. gewann bald einen ungemessenen Einfluß auf den Fürsten, in dessen Hand damals das Hauptgewicht für die Entscheidung über die fernere öffentliche Stellung der Kirche nicht nur im österreichischen Gebiete, sondern im ganzen deutschen Reiche lag. Von Tag zu Tag steigerte sich das Vertrauen des Königs Ferdinand in den Pater C.; keine wichige Frage im kirchlichen Leben wurde ohne seine Zustimmung entschieden. Er gab den Anstoß dazu, daß ein Convict für Studenten und ein Seminar zur Bildung eines tüchtigen Klerus gegründet wurden. Alle Mühe gab er sich, daß strebsame junge Oesterreicher in das Collegium Germanicum nach Rom geschickt wurden, um nach Absolvirung ihrer theologischen Studien den Geist der Jesuiten und der römischen Curie nach Deutschland zurückzutragen. Auch auf Böhmen richteten die Jesuiten ihre Blicke; hier winkte ihnen ein fruchtbares Feld ihrer Thätigkeit. C. begab sich im Mai 1555 nach Prag, um den Boden für seine und seiner Genossen Wirksamkeit vorzubereiten. Seine Aufnahme bei den Katholiken am Hofe, bei der Geistlichkeit, beim Adel und beim städtischen Magistrat erfüllte ihn mit den schönsten Hoffnungen. Alle Vorbereitungen zur Gründung|eines förmlichen Jesuiten-Collegiums wurden getroffen. Die Hussiten geriethen darüber in große Sorge, und sie äußerten die Befürchtung, „die Jesuiten möchten durch Zänkereien und Disputationen den religiösen Frieden stören“. „Nicht zum Disputiren“, ließ ihnen C. sagen, „werden die Jesuiten kommen, sondern um Allen ohne Unterschied durch Unterricht der Jugend ihre Dienste anzubieten.“ Am 21. April 1556 langten 12 Jesuiten in Prag an; am 7. Juni eröffneten sie ihre Schule und bald sahen sie ihre Classen angefüllt. Bald eröffneten sie auch ein Convict für Knaben aus den höheren Ständen und ein Seminar für arme Studenten der Theologie. Nachdem er das Prager Collegium in guten Gang gebracht hatte, begab sich C. auf den Wunsch des Herzogs Albrecht nach Ingolstadt zurück, um auch die philosophische Facultät im Sinne der Jesuiten umzugestalten. Trotz aller Bemühungen aber, Ingolstadt ganz nach dem Muster des Collegii Germanici umzuformen und den Jesuiten vollständig in die Hände zu spielen, vermochte C. dieses Ziel nicht zu erreichen. Die Gesammtcorporation der Universität und besonders die juristische Facultät setzte solchen Bestrebungen einen energischen, vielfach auch erfolgreichen Widerstand entgegen. Durch den. muthvollen Kampf, welchen die Universität gegen die Bestrebungen des Jesuiten-Ordens zu führen hatte, wurde eine Menge edler Kräfte vergeudet, welche unter andern Verhältnissen Besseres hätten leisten können. Sobald der Jesuiten-Orden sich in Baiern. Osterreich und Böhmen festgesetzt hatte, entschloß sich Ignatius, die im deutschen Reiche bestehenden Häuser seines Ordens in einen engern Verband zu bringen. Die Collegien zu Wien, Prag und Ingolstadt wurden zur oberdeutschen Provinz vereinigt und C. wurde zum Provinzial dieses Ordensgebietes bestimmt. Mit der Uebernahme dieses Amtes trat C. in eine ganz andere und umfangreichere Wirksamkeit. Seine Thätigkeit erhielt von jetzt ab eine generellere, auf den Geist des ganzen deutschen Volkes und Reiches gerichtete Bedeutung. Es gelang ihm, einen nicht unwesentlichen Einfluß auf den Gang der Kirchenpolitik des deutschen Kaisers zu gewinnen, allerwärts den vermittelnden Elementen hindernd in den Weg zu treten und den Segen des Religionsfriedens illusorisch zu machen. Am Cardinal Otto von Augsburg gewann er ein gefügiges Werkzeug, um dem deutschen Reiche die Wohlthaten des Religionsfriedens zu entziehen. Seinem Eifer gelang es, auf dem Reichstage zu Augsburg sowol durch Kanzelreden wie durch Privatgespräche die katholischen Stände für den Geist der Versöhnung und Duldung unzugänglich zu machen. Nochmals wollte man es bezüglich der Religionsfrage mit einem Colloquium versuchen. Bei der Bestellung der Collocutoren wurde C. von katholischer Seite an erster Stelle gewählt. Vor dem Beginn des Religionsgespräches in Worms, 1557, begab sich C. zur Theilnahme an der Wahl eines neuen Ordensgenerals nach Rom. Doch die Wahl wurde vertagt, und C. kehrte mit Erlaubniß des Papstes nach Deutschland zum Religionsgespräch zurück. Auf katholischer Seite nahmen Theil: Michael Helding, Bischof von Merseburg, Canisius, Johann Delphius, Weihbischof von Straßburg, Jodocus Tiletanus, Mart. Rithovius, Fried. Staphylus, von protestantischer: Melanchthon, Schnepf, Brenz, Pistorius, Karg und Rungius. — C. zerstörte durch seine Rede bei allen Theilnehmern jede Illusion über die Möglichkeit eines Ausgleichs der dogmatischen Gegensätze. Das Colloquium löste sich ohne Ergebniß auf.

    Von Worms begab sich C. auf die dringende Einladung seiner Freunde nach Köln. Hier hofften die Jesuiten nach der Entsetzung des Rectors Leichius in den Besitz der Kronenburse zu gelangen. Der Rath sollte jetzt endlich dem Ansuchen des Papstes, den Jesuiten die Ertheilung von Jugendunterricht zu gestatten, Folge geben'. Auf Anstehen des Rathes hatte C. wiederholt „die Superintendenten der „fraternitas Jesu“, die beim Papst in sonderlichem Ansehen|standen“, gebeten, beim Papst die Erneuerung verschiedener Universitätsindulte zu befürworten. Hierfür sollte sich der Rath dadurch dankbar beweisen, daß er den Jesuiten die Leitung der Kronenburse übertrug. Dem Einfluß und der Beredsamkeit des C. gelang es, die Frage über die Kronenburse im Sinne der Jesuiten zur Erledigung zu bringen. Von Köln begab sich C. zuerst nach Worms zurück, dann nach Straßburg, um auch für die Straßburger Diöcese ein Collegium seines Ordens zu gründen. Erst im J. 1586 konnte dieses Collegium in Freiburg eröffnet werden. Von Straßburg begab sich C. nach Baiern, wo er sich mit den Statuten für die von Herzog Albrecht in Aussicht genommenen Collegien in München und Landshut beschäftigte. Im Frühjahr 1558 begab er sich nach Rom, um sich an der Wahl des Ordensgenerals zu betheiligen. Noch ehe die Geschäfte der General-Congregation erledigt waren, erhielt er vom Papste den Auftrag, den nach Polen gesandten Nuntius zu begleiten, um auf dem polnischen Reichstage der Gefahr, welche der Alleinberechtigung der katholischen Religion in Polen drohte, entgegenzuarbeiten. Anfangs Februar 1559 begab er sich auf den Wunsch des Kaisers nach Augsburg auf den Reichstag. Hier hatte C. nicht den geringsten Theil daran, daß die katholischen Stände sich unter der Losung: allgemeines Concil! sammelten und daß die Bischöfe sich trennten mit dem Entschlusse, in ihren Diöcesen Reformationssynoden zu veranstalten. Nach dem Schluß des Reichstages wurde dem C. die durch den Tod des Dr. Faber erledigte Domkanzel übertragen. Von Augsburg aus besuchte er regelmäßig die zu seinem Provinzialat gehörigen Collegien. Wegen seiner genauen Kenntniß der deutschen Verhältnisse wurde er vom Papste wie vom Kaiser für ganz besonders geeignet gehalten, den Vätern des am 18. Jan. 1562 wieder eröffneten Concils berathend zur Seite zu stehen. Nur zwei Monate verweilte er in Trient, Zeit genug, um manches Mitglied in der unversöhnlichen Gesinnung zu bestärken. Mit aller Entschiedenheit erklärte er sich gegen die Concession des Laienkelches. Ihm ist es hauptsächlich zu verdanken, daß Ferdinand den Plan, die deutsche Kirche gegen den Willen des Concils und des Papstes zu reformiren, nicht zur Ausführung brachte. Als Mitglied der bezüglichen Commission wußte er das ganze Project zum Falle zu bringen.

    Im J. 1564 wurde in Dillingen ein Jesuiten-Collegium gegründet und bald darauf die Dillinger Akademie ganz in die Hände der Jesuiten gegeben. C. war es hauptsächlich, der es durchgesetzt hatte, daß Deutschland in dieser Anstalt ein treues Abbild des Collegii Germanici in Rom erhielt.

    Im Sommer 1565 begab sich C. nach Rom zur Theilnahme an der Wahl eines neuen Ordensgenerals. Sobald das Wahlgeschäft beendigt war, erhielt er vom Papst Pius IV. den Auftrag, die Promulgation der Trienter Beschlüsse in den einzelnen deutschen Bisthümern zu betreiben. Vom neuen Ordensgeneral Franz Borgias erhielt er zugleich den Auftrag zur Visitation für die österreichische, die ober- und niederdeutsche Provinz. Gegen Ende September trat er seine Reise nach Deutschland an; er ging zuerst nach Dillingen, dann nach Würzburg und von da nach Köln. In Köln hatte er die Genugthuung, daß der Rath bereitwillig alles zu thun versprach, was der Papst zur Erhaltung des katholischen Charakters dieser alten Rheinstadt verlangte. Die Universität gelobte, sich gewissenhaft nach den Vorschriften des Tridentinums zu richten, und die theologische, sowie die artistische Facultät schrieben sofort die Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses als Vorbedingung für die Erlangung der akademischen Grade vor. Weiter begab sich C. nach Düsseldorf, Osnabrück, Mainz, Trier etc. Durch ihn wurde der Convent der katholischen Reichsstände bestimmt, sich für die Annahme des Tridentinums geneigt zu erklären und sich|zur Ausführung dessen, was eben möglich war, zu verstehen. Der Cardinal Otto von Augsburg publicirte auf Betreiben des C. die Trienter Beschlüsse in seiner Diöcese. Ebenso wurden von C. die Bischöfe von Constanz, Würzburg und Straßburg zur Annahme des Tridentinums angegangen. Nicht überall fand er willfähriges Gehör. „Man muß es schwer beklagen“, schrieb er, „daß unsere Katholiken immer noch nicht ernstlich daran denken, den Zorn Gottes zu besänftigen, noch auch, wie der Klerus reformirt werde, der seine Krankheiten nicht mehr tragen kann und doch auch keine Heilmittel anwenden will.“

    Schon öfters hatte C. den Wunsch geäußert, das Provinzialat niederlegen zu dürfen; 1569 gab endlich der General seine Zustimmung dazu. C. konnte für sich den Ruhm in Anspruch nehmen, dem Jesuitenorden in Deutschland Bahn gebrochen und diese spanische Schöpfung auf deutschen Boden verpflanzt und zu kräftigem Wachsthum gebracht zu haben. Er zog sich nach Dillingen, später nach Innsbruck zurück und beschäftigte sich fortan nur mit Predigten, religiösen Uebungen und polemischen wissenschaftlichen Arbeiten. Die letzten siebenzehn Jahre seines wechselvollen und thatenreichen Lebens verbrachte er in Freiburg im Uechtland, in der Schweiz; das dortige Jesuiten-Collegium, in welchem er bis zu seinem Tode unter dem Titel „Prediger“ lebte, war gleichfalls seine Stiftung. Auch hier ließ er die allgemeinen Angelegenheiten der katholischen Kirche nicht aus den Augen und er sandte ein Gutachten über die Mittel, durch welche die katholische Kirche in Deutschland gefördert werden könne, nach Rom. Er starb am Tage des hl. Thomas in einem Alter von 76 Jahren, von denen er 54 dem Orden der Jesuiten angehört hatte. Am 11. Febr. 1623 wurden seine Gebeine erhoben und in der neuen Kirche des Collegiums zum hl. Michael beigesetzt. Am 20. Nov. 1864 wurde er von Papst Pius IX. selig gesprochen.

    Unter den Schriften des Petrus C. nimmt den ersten Rang ein: „Summa doctrinae christianae per quaestiones catecheticas luculenter tradita.“ Die erste Ausgabe dieses so berühmt gewordenen Katechismus erschien 1554 ohne Namen des Autors. Bald kamen Abdrücke in Wien, Antwerpen, Paris und Venedig heraus. Im letztern wurde der Name des Verfassers genannt. Im J. 1559 erschien in Köln ein Auszug zum Gebrauch für den Jugendunterricht. Zwei Jahre später besorgte C. selbst einen solchen Auszug: „Institutiones christianae sive parvus catechismus catholicorum auctore d. Petro Canisio.“ C. selbst gab im J. 1566 die „Summa doctrinae“ in vermehrter und verbesserter Auflage heraus. Die an den Kölner Rath gerichtete Widmung ist vom 8. Sept. 1566. Es dauerte nicht lange, so war dieser Katechismus in die meisten europäischen Sprachen übersetzt. Mehr polemischer Natur ist das gegen die Magdeburger Centuriatoren gerichtete Werk „Ueber die Entstellungen des Wortes Gottes"; in diesem Werke versucht C. eine gedrängte Widerlegung aller Hauptlehren der Protestanten. Der Titel ist: „Commentariorum de verbis dei corruptelis liber primus, in quo de sanctissimi praecursoris domini Joannis Baptistae historia evangelica, cum adversus alios hujus temporis sectarios, tum contra novos ecclesiasticae historiae consarcinatores sive centuriatores pertractatur“, Dilingae 1571. Im Jahre 1577 erschien zu Ingolstadt:,;De Maria virgine incomparabili et dei genitrice sacrosancta libri quinque.“ Weiter erschien von ihm: „Manuale catholicorum in usum pie precandi collectum“, Ingolstadt 1587; „Institutiones et exercitiamenta christianae pietatis“, 1592; Epistolae et evangelia per totum annum secundum missale Romanum"; „Notae in evangelicas lectiones, quae per totum annum dominicis diebus in ecclesia catholica recitantur“ u. a.

    • Literatur

      Florian Rieß, Der selige Petrus Canisius; Dorigny, La vie du R. P. Pierre Canisius, 1692; Lebensgesch. des ehrw. Vaters Pet. Canisius, 1826; Leben des großen köln. Jesuiten Pet. Canisius, 1844; Ennen, Geschichte der Stadt Köln, Bd. IV; Crombach, Annales metr. eccl. Colon. (Handschr.)

  • Autor/in

    Ennen.
  • Zitierweise

    Ennen, Leonhard, "Canisius, Petrus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 749-756 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118518836.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA