Lebensdaten
1724 – 1795
Geburtsort
Lübben (Niederlausitz)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Buchhändler ; Buch- und Zeitungsverleger in Berlin
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 140135723 | OGND | VIAF: 103436391
Namensvarianten
  • Voß, Christian Friedrich (ADB)
  • Voss, Christian Friedrich
  • Voß, Christian Friedrich (ADB)
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Voss, Christian Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140135723.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg(e) ( 1732), Buchhändler, gründete 1693 e. Buchhandlung in L., Ratsverwandter, Stadtrichter u. Vorsteher d. Hospitals z. Hl. Geist in L.;
    M Maria Dorothea N. N.;
    B George Matthaeus (1714–87), Buchhändler, Verl., Bgm. u. Hospitalvorsteher in L., poln. u. kfl. sächs. Akzisekommissarius, 1775 v. Kf. Friedrich August III. v. Sachsen als bes. konstituierter Lehnsträger f. d. Stadt Lübben mit d. freien Gericht u. Lehngut belehnt, Johann Gottlob (* 1717), Buchhändler, Verl., Bgm. in L.;
    1748 Dorothea Henrietta (1731–77), T d. (Johann) Andreas Rüdiger (1683–1751), Buchhändler, Ztg.verl. in B. (s. NDB XII* u. 22*), u. d. Johanna Le Plat;
    S Christian Friedrich (1755–95, Anna Rosina Schramm, 1795, Erbin ihres Mannes), Buchhändler, Verl. in B., 1779 als Gesellschafter in d. väterl. Fa., d. er 1791 übernahm (s. NDB 22*), Ernst Ludwig (* 1759), preuß. Hptm., Artilleriekpt., Polizeidir. in Züllichau, T Carolina Louysa Henriette (* 1749, N. N. Flör[ic]ke, Buchdruckereibes.), Maria Friederica (1753–1828, Karl Gotthelf Lessing, 1740–1812, Schriftst., ab 1779 Münzdir. in Breslau, s. NDB 14);
    E Christian Friedrich Lessing (1780–1850), Drucker, Verl. d. „Vossischen Ztg.“ (s. NDB 14);
    Schwager Johann Adam Rüdiger (1723– 51), Verlagsbuchhändler in B. (s. LGB²), Johann Heinrich Rüdiger (erw. 1738–65), Verlagsbuchhändler in Danzig u. Stettin;
    Schwager d. Ehefrau Johann Jacob Korn (1702–56), Buchhändler in Breslau (s. NDB XII).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Stadtschule in Lübben absolvierte V. eine Lehre in der Berliner Verlagsbuchhandlung des Johann Andreas Rüdiger, für die er insgesamt acht Jahre lang tätig war. Nachdem er – wohl durch Vermittlung Rüdigers – ein entsprechendes Privileg erlangt hatte, richtete er 1746 in Potsdam eine eigene Sortimentsbuchhandlung sowie einen Verlag ein. Auf Rüdigers Betreiben wurde V. – gegen den Widerstand der Kurmärk. Kriegs- und Domänenkammer sowie der dort ansässigen Buchhändler – im selben Jahr auch für Berlin privilegiert. Der Schwerpunkt seiner buchhändlerischen und verlegerischen Tätigkeit lag nun in Berlin, auch wenn die Potsdamer Firma bis 1784 bestand. Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1751 erbte V. die bei Rüdiger verlegte „Berlinische privilegierte Zeitung“ und erhielt die Bestätigung des Zeitungsprivilegs für sich und seine Erben. Im selben Jahr gingen auch Verlag und Buchhandlung seines verstorbenen Schwagers Johann Adam Rüdiger in V.s Firma auf. Durch sein umsichtiges unternehmerisches Handeln nahmen Zeitung, Buchverlag und Sortiment in den folgenden Jahrzehnten starken Aufschwung. Seit 1790 zog sich V. zugunsten seines gleichnamigen Sohns, der schon seine Lehrzeit im väterlichen Betrieb absolviert|hatte und seit 1779 auch finanziell an der Firma beteiligt war, aus dem Geschäftsleben zurück. 1790 verkaufte er dem Sohn Verlag und Sortiment, 1791 das Zeitungsprivileg.

    V. verstarb zwei Tage nach seinem Sohn. In der Folge entwickelte sich zwischen seinen Erben und der Witwe des Sohns ein langandauernder Rechtsstreit um die Firma und das Zeitungsprivileg. Bei der Versteigerung des Zeitungsprivilegs 1801 erhielt ein von Maria Friederica Lessing, einer Tochter von V., angeführtes Bieterkonsortium den Zuschlag; bis zum Verkauf der Mehrheitsaktien 1911 erschien die Zeitung im mehrheitlichen Eigentum der „Vossischen Erben“. 1913 / 14 erfolgte die Übernahme durch den „Ullstein Verlag“. Das als „Vossische Zeitung“ berühmt gewordene liberale Blatt wurde 1934 von den Nationalsozialisten verboten.

    V. entwickelte seine Firma zu einem der führenden Verlage der literarischen und philosophischen Aufklärung in Deutschland, zu dessen Autoren u. a. Moses Mendelssohn, Johann Jakob Engel, Christian Fürchtegott Gellert, Gotthold Ephraim Lessing, Jean Paul, Karl Wilhelm Ramler und Johann Wilhelm Ludwig Gleim zählten. Für den wirtschaftlichen Erfolg entscheidend war v. a. die langfristige Bindung populärer belletristischer Autoren an den Verlag. Diese gelang V. nicht zuletzt durch seine Korrespondenz- und Beziehungsnetzwerke sowie durch enge Freundschaften mit Autoren der Aufklärung in Preußen. V. verlegte einige Schriften Friedrichs II. (z. B. 1760 „Poësies diverses“). 1787 erwarben er und Georg Jakob Decker (1732–99) die nachgelassenen literarischen Handschriften des Königs und brachten seit 1788 eine Gesamtausgabe der Werke Friedrichs II. heraus.

    Den Buchbesprechungsteil seiner Zeitung baute V. im Zusammenwirken mit Redakteuren, wie den Brüdern Gotthold Ephraim und Karl Gotthelf Lessing, Christlob Mylius (1722–54) und Karl Philipp Moritz (1756–93, „Das Volksblatt als Ideal einer vollkommenen Zeitung“, 1784) zum Prototyp des dt. Zeitungsfeuilletons aus. Die Produktion des Verlages umfaßte bis 1791 ohne Kommission mindestens 700, meist hervorragend ausgestattete Titel. Darunter waren zahlreiche fremdsprachige, besonders franz. Werke, fallweise Musikalien und eine geringe, aber bedeutende Zahl von Zeitschriften, wie etwa die von Mylius redigierten „Physikalischen Belustigungen“ und der „Wahrsager“. Die größeren verlegerischen Projekte der letzten Jahre trugen bereits die Handschrift des Sohns. Hervorzuheben sind hier die auf Versöhnung zwischen Konfessionen und Kriegsparteien abzielende, aber organisatorisch und wirtschaftlich gescheiterte Zeitschrift „Friedenspräliminarien“ sowie eine auf dem Buchmarkt erfolgreiche populärwissenschaftliche Sammlung von Reiseberichten „Magazin von merkwürdigen neuen Reisebeschreibungen aus fremden Sprachen übersetzt“ (1790–1839).

    Nach seiner Etablierung in Berlin entwickelte sich V. zu einem Wortführer der Berliner Verleger und Buchhändler. In dieser Eigenschaft wandte er sich entschieden gegen den im 18. Jh. geläufigen Nachdruck und warb bei anderen Buchhändlern und bei der preuß. Regierung für die „Deutsche Buchhandelsgesellschaft“, die der Leipziger Verleger Philipp Erasmus Reich (1717–87) als Initiative zur Disziplinierung v. a. der süddt. und österr. Nachdrucker 1765 ins Leben gerufen hatte.

  • Literatur

    |ADB 40;
    K. Binder v. Krieglstein, Die Vossische Buchhandlung in Berlin 1693–1903, 1903;

    A. Buchholtz, Die Vossische Ztg., Geschichtl. Rückblicke auf drei Jhh., 1904 (P) ;

    R. Schmidt, Vossische Buchhandlung, in: ders. (Hg.), Dt. Buchhändler, dt. Buchdrucker, Bd. 6, 1908, S. 1008-10, Nachdr. 1979;

    A. Georgi, Die Entwicklung d. Berliner Buchhandels bis z. Gründung d. Börsenver. d. dt. Buchhändler 1825, 1926;
    K. Bender, Die Vossische Ztg., in: H. D. Fischer (Hg.), Dt. Ztgg. d. 17. bis 20. Jh., 1972, S. 25–40;
    J. Koppatz, Buchhändler C. F. V. in Potsdam, Aus d. Lebensgesch. d. Begründers d. „Vossischen Zeitung“, in: Potsdam im Spiegel, 1973, S. 7–9;
    I. Waßer, in: H.-D. Fischer (Hg.), Dt. Presseverl. d. 18. bis 20. Jh., 1975, S. 40–47;
    U. Hentschel, „Ich glaube es muß nicht damit gesäumt werden, denn an Concurrenten wird es nicht fehlen.“, Eine Reise-Slg. d. Vossischen Verlages auf d. lit. Markt am Ausgang d. 18. Jh., in: Leipziger Jb. f. Buchgesch. 4, 1994, S. 135–53;
    W. Tripmacker, Potsdamer Verlagsgeschichte(n), Drei Jhh. Buchherstellung in d. Residenz-, Bez.- u. Landeshauptstadt, 2008;
    LGB²;
    Qu Geh. StA Preuß. Kulturbes. Berlin.

  • Porträts

    |Ölgem. v. A. Graff (Tallinn, Eesti Kunstimuuseum);
    Einblattdruck (Staatsbibl. Preuß. Kulturbes., Berlin).

  • Autor/in

    Christof Capellaro
  • Zitierweise

    Capellaro, Christof, "Voss, Christian Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 128-129 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140135723.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA